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Veröffentlicht am 04.04.2019

Fesselnd, gut inszeniert aber zu schnell zu Ende

Das Ambrosia-Experiment
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Das Ambrosia-Experiment von Volker Dützer ist ein sehr spannendes Buch, das ich vermutlich auch ohne den "Druck" einer schnellen Leserunde in nur 3 Tagen verschlungen hätte.

Entgegen dem Titel, der eigentlich ...

Das Ambrosia-Experiment von Volker Dützer ist ein sehr spannendes Buch, das ich vermutlich auch ohne den "Druck" einer schnellen Leserunde in nur 3 Tagen verschlungen hätte.

Entgegen dem Titel, der eigentlich nur das Motiv für die Handlungen darstellt, haben wir es hier einerseits mit den skrupellosen Machenschaften mächtiger Personen zu tun. Diese entführen Menschen und fügen Ihnen großes Leid zu, nur um ihr eigenes Leben zu verlängern bzw. zu forschen und Geld zu verdienen. Doch diese Taten bilden andererseits auch den Rahmen für eine psychisch gestörte Person (Jule), die sich im Laufe der Geschichte aufgrund mangelnder Alternativen (und natürlich der Liebe wegen) ihrer Probleme entledigt und zur Heldin aufschwingt. Daneben spielt dann ein Polizist, bei dem ich am Anfang dachte, es wird eine Mischung aus Schimanski und James Bond - doch glücklicherweise fällt er gar nicht so sehr aus der typischen Polizistenrolle und wird mir als zweite Hauptfigur sehr sympathisch.

Insgesamt baut Volker Dützer eine gute Idee in eine spannende Story mit sehr prägnanten Charakteren, die mich als Leser sehr gut mitnimmt. Da verzeihe ich dann auch gern die Fülle an unwahrscheinlichen Zufällen und so kleine Logikfehler wie das zweimalige Aufmachen der Motorhaube. Auch das Einbauen von Symbolen wie geisterhafte Sichtungen Jules oder einen Hund, der sich zu den beiden hinzieht machen die Geschichte eigentlich rund und spannend. Ich habe immer wieder gewartet, welche Bedeutung diesen Punkten zukommt. Doch leider wurde ich genau hier enttäuscht. Während der Hund erwartungsgemäß zwischen gut und schlecht unterscheiden kann und auch noch zum kleinen Helden aufschwingt (danke, dass er überlebt), übernehmen die geisterhaften Erscheinungen keine echte Rolle, sondern Verschwinden einfach und werden (Logik-Fehler) obwohl nur im Kopf von Jule existent auch vom Hund und einer weiteren Person wahrgenommen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass sie tatsächlich einen aktiven Part übernehmen und vielleicht an der ein oder anderen Stelle warnen und sich dann ganz verabschieden. Sehr gut gemacht war dagegen die Symbolik des Autos, das wie bei Transformers irgendwie ein eigenes Leben zu haben scheint und weiß, wann es anspringen oder kaputt sein muss.


Leider kippt die Geschichte im zweiten Drittel. Jules Entwicklung geht viel zu schnell, als dass es glaubwürdig in das Buch passen würde, der "Schurke im Hintergrund" ist sehr schnell für den Leser zu entlarven (eigentlich fast schon in dem Moment, als Jule ihn ins Spiel bringt) - hat aber eigentlich keine Bedeutung und füllt lediglich noch gefühlte zehn weitere Seiten. Das Ende lässt vermuten, dass der Verlag schnelle Ergebnisse brauchte. Der Anfang einer Verfolgungsjagd endet gleich zu Beginn durch einen an den Haaren herbeigezogenen Hubschrauberabsturz, das über dem Helden Prinz schwebende Damoklesschwert verschwindet einfach aufgrund fehlender DNA-Spuren, der hinterhältige weitere Schurke stirbt fast sofort als er enttarnt worden ist und der eigentliche Titel (das Experiment) wird nur am Rande tatsächlich erläutert. Hier hätte ich mir die Qualitäten eines James Rollins gewünscht, der aktuelle technologische oder medizinische Kenntnisse tatsächlich einsetzt und auch im Epilog erläutert. Den Teil in der Klinik, die Suche nach einem Gegenmittel für Prinz und auch die Entwicklung Jules hätte ich mir sehr viel ausführlicher gewünscht.

Zusammenfassend halte ich das Buch also für eine spannende Lektüre, die durchaus das Zeug für einen Mehrteiler gehabt hätte. Die sehr spannende Handlung sollte inhaltich aufgrund sehr vieler Zufälle vom Leser nicht hinterfragt werden. Auch wenn das Ende sehr plötzlich kommt und ich das Gefühl hatte, hier eine Abkürzung genommen zu haben, kann ich das Buch insgesamt empfehlen.. Aufgrund der Abkürzung und der Oberflächlichkeit, mit der das eigentliche Thema behandelt wird, wird es jedoch leider für mich nicht zu den Top-Titeln gehören.

Trotzdem an dieser Stelle ein dickes Dankeschön an Volker Dützer, der mit diesem Buch auf jeden Fall meine Lesewelt bereichert hat.

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