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Lunamonique

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.03.2021

Durchwachsen mit effektvollen Wendungen

Geiger
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„Geiger“ bildet den Auftakt zur Geiger-Trilogie von Gustaf Skördeman. Ein Mordfall gibt Rätsel auf und setzt nicht nur das Ermittlerteam in Gang.

Kriminalkommissarin Anne Torhall bekommt es mit einem ...

„Geiger“ bildet den Auftakt zur Geiger-Trilogie von Gustaf Skördeman. Ein Mordfall gibt Rätsel auf und setzt nicht nur das Ermittlerteam in Gang.

Kriminalkommissarin Anne Torhall bekommt es mit einem mysteriösen Fall zu tun. Das Opfer war allseits beliebt. Handelt es sich um einen schrecklich aus dem Ruder gelaufenen Raubüberfall? Sara war mit Anne auf der Polizeischule und kennt das Opfer. Sie stößt auf eine Spur. Ist an ihrer Theorie etwas dran?

Der Einstieg überrascht und erscheint eines Thriller nicht würdig, bis es zu einer schockierenden Wende kommt. Mit der zerstörten Idylle wird ein packender Effekt erzielt. Das Ermittlerteam ist ungewöhnlich. Sara wäre normalerweise nicht am Fall beteiligt. Sie geht einen eigenwilligen Weg, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Der Leser ist den Ermittlern voraus. Perspektivwechsel ermöglichen Einblicke in die Flucht des Täters. Undurchsichtig bleiben die Hintergründe und ein heimtückischer Plan. Der Plot ist raffiniert gestrickt und setzt auf abrupte Wendungen, die sich nicht vorausahnen lassen. Kaltblütigkeit und weder Zweifel noch Reue. Worin liegt das Motiv? Anfangs fällt es bei der ansteigenden Anzahl der Charaktere nicht immer leicht den Überblick zu behalten. Auch der Erzählstil erschwert zeitweise den Durchblick. Es lässt sich aber alles schnell aufdröseln. Puzzlestücke und Raffinesse überzeugen. Persönliches kommt mit einer schicksalhaften Trio-Freundschaft und Saras Familienproblemen ins Spiel. Die Arbeit bei der Sitte setzt ihr zu. Ihre Ausraster sorgen für Spannung mit dem Kollegen. Ist Sara den Herausforderungen gewachsen? Das Thema „Manipulation“ fließt auf geschickte Weise ein. Mit Abstand offenbart die Vergangenheit unangenehme Wahrheiten. Im letzten Buchdrittel bleibt eine wichtige Akteurin zu sehr außen vor. Der Plot konzentriert sich auf eine Hauptfigur. Mit ihren Alleingängen überschreitet Sara Grenzen. Die Komplexität des Verwirrspiels wird erst im letzten Buchdrittel deutlich. Die Spannung steigt. Ein Paukenschlag folgt dem Anderen. Ein paar Schippen zu viel fürs Ende. Anhaltende Dramatik und Wendungen wirken zu konstruiert.

Das Cover setzt auf den Titel. Ein Wort, das den roten Faden für die Geschichte bildet. „Geiger“ kann nicht vollends überzeugen. Wichtige, aber langatmige Informationen bremsen das Tempo aus. Gut gelungen ist der Fokus auf weibliche Charaktere. Ein heimtückischer Plan hat einige Überraschungen parat. Offen bleibt wo Band 2 und 3 ansetzen wollen. Der Auftakt wirkt abgeschlossen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.11.2020

Ausgrenzungen

Fast ein neues Leben
1

„Fast ein neues Leben“ von Redakteurin und Autorin Anna Prizkau behandelt die Themen „Immigration und Integration“ auf eindringliche und ungewöhnliche Weise.

„Eine Familie kommt aus ihrem alten Land nach ...

„Fast ein neues Leben“ von Redakteurin und Autorin Anna Prizkau behandelt die Themen „Immigration und Integration“ auf eindringliche und ungewöhnliche Weise.

„Eine Familie kommt aus ihrem alten Land nach Deutschland. Dort passiert Unvorstellbares und Unverständliches - zumindest für die Tochter der Einwanderer. Sie, die Ich-Erzählerin, wächst auf im neuen Land, doch die Geschichten über das alte lassen sie nicht los. Sie wird erwachsen in dem Gefühl, immer eine Fremde zu bleiben, niemals dazuzugehören.“

Zwölf Erzählungen in der Ich-Perspektive gewähren Einblicke in die Gefühlswelt der namenlosen Hauptfigur. In „Thanky Panky“ und „Kleine verlorene Alla“ durchschaut die Hauptfigur mehr als die jeweiligen Betroffenen. Diese beiden Erzählungen haben trotz der Problematiken mehr Leichtigkeit als die nachfolgenden. Der Erzählstil ist nüchtern. Die spürbare Distanz und treffsichere Sprache sorgen für Intensität. Es geht um Liebe in ihren Facetten, Zuversicht und Hoffnung und unterschiedliche Perspektiven. Wahrheiten schmerzen und sind manchmal nicht erwünscht. In „Dramatikerin“ spielen Farblosigkeit und Tristesse eine Rolle. Beschreibungen wie „altes und neues Land“, „graues Zimmer“ und der Ordner „Kaputt“ stechen heraus. Mitgefühl kommt auf mit der Frau, die in dieser Trostlosigkeit und scheinbaren Aussichtslosigkeit feststeckt. Das offene Ende lässt Raum für Spekulationen. Jede Erzählung regt zum Nachdenken an. Das Unverständnis für fehlende Väter berührt. Das neue Land mit seinen Eigenarten und Regeln ist so seltsam. Die Geschichten vermitteln einen anderen Blick auf unseren Alltag, Lebenssituationen und Herausforderungen. In „Drei Mütter“ geht es um Schuld, Verrat, eine falsche Freundschaft, Manipulation, aber auch um auffällige, eigentlich banale Unmöglichkeiten. Anderssein trifft auf ungeahnte Widerstände. Das Unglück hat seinen variantenreichen Auftritt. Das Glück ist eher klein, zerbrechlich und wird tief erschütternd. Entscheidungen werden zum Balanceakt. Immer geht es auch ums Verschweigen, Verstecken, eine Fassade aufrechtzuerhalten, mit der alle leben können. Weinen findet im Verborgenen statt. Auch in den letzten Erzählungen stecken Schwermut, Verzweiflung und die Versuche einer Flucht, die am Ende auf irgendeine Weise scheitert.

Das Cover fällt mit der ungewöhnlichen Schwarz-Weiß-Gestaltung aus dem Rahmen und setzt damit Titel und Inhalt auf eigenwillige Art in Szene. „Fast ein neues Leben“ imponiert mit Sprache und Intensität, bringt aber auch mit der anhaltenden, ausufernden Schwermut an die Grenzen. Kein Buch für jemanden, der schon in angeschlagener Gemütslage ist und etwas zum Aufmuntern sucht. Literatur, die der Gesellschaft den Spiegel vorhält und den Finger in Wunden legt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.06.2020

Temporeicher Pageturner

Der Würfelmörder (Ein Fabian-Risk-Krimi 4)
1

„Der Würfelmörder“ ist Band 4 der Thrillerreihe um Kommissar Fabian Risk von Autor Stefan Ahnhem. 2016 wurde er für den Roman „Herzsammler“ mit dem Krimi-Publikumspreis des Deutschen Buchandels MIMI ausgezeichnet.

Steckt ...

„Der Würfelmörder“ ist Band 4 der Thrillerreihe um Kommissar Fabian Risk von Autor Stefan Ahnhem. 2016 wurde er für den Roman „Herzsammler“ mit dem Krimi-Publikumspreis des Deutschen Buchandels MIMI ausgezeichnet.

Steckt hinter einem schrecklichen Mord Rassismus und Fremdenfeindlichkeit? Kommissar Fabian Risk ist beurlaubt. Auch Kripochefin Astrid Tuvesson plant ein paar Wochen auszusteigen. Sverker „Klippan“ Holm hat so seine Probleme mit der neuen Führungsposition. Ausgerechnet jetzt geschehen weitere Morde.

Der Einstieg sorgt für eine beklemmende Atmosphäre. Wird Spannung verschenkt, weil der Täter schon im Prolog entlarvt wird? Mit einem neuen Opfer wird die psychische Gewalt perfekt inszeniert. Derweil übernimmt Fabian Risk heimliche Ermittlungen seines verstorbenen Kollegen, und die haben es in sich. Das Tempo des Thriller ist von Anfang an auf einem anhaltenden hohen Niveau. Immer wieder überschlagen sich die Ereignisse. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen. Es gibt keine Verbindungen zwischen den Opfern. Ein Spiel des Grauens, das der Täter auf die Spitze treibt. Wie er seine Opfer aussucht, ist eine originelle Art der Willkür, die Gänsehaut verursacht. Es kann jeden treffen, und das Schicksal verschont mit Hohn. Einzelheiten, die zu Entscheidungen führen, sind einerseits etwas langatmig, andererseits wird damit der Wahnsinn des Mörders unterstrichen. Das Katz- und Mausspiel hat längst begonnen. Kriminalinspektorin Irene Lilja zeigt Biss, Eigensinn und Sturheit bei den Ermittlungen. Kommt sie dem Täter nahe oder ist sie auf der falschen Spur? Die Zwistigkeiten im Ermittlerteam nerven zeitweilig. Dabei könnte ein Team aus unterschiedlichen Talenten dem Serienmörder wirklich gefährlich werden. Mit Alleingängen und intelligenten bis unberechenbaren Gegnern wächst die Spannung. Alles steuert auf Eskalationen zu. Hauptfiguren werden zu Hilflosigkeit verdammt. Die Gefahren sorgen für Intensität und packende Szenen. Der Thriller hat zahlreiche originelle Facetten. Das Wagnis, gleich auf mehrere Brandherde zu setzen, geht auf. Ein Pageturner, der eine ebenso packende Fortsetzung verspricht.

Mit dem grellen Hintergrund springen Titel und Details ins Auge. Das Cover stimmt auf einen ungewöhnlichen Thriller ein. „Der Würfelmörder“ übertrifft die Erwartungen mit einem explosiven Erzählstil und drohenden, verstörenden Katastrophen. Sehr empfehlenswert!

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  • Cover
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Veröffentlicht am 22.05.2020

Fesselnd und emotional

Lips Don't Lie
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In „Lips don't lie“ von Autorin Ginger Scott kämpft eine rebellische Protagonistin gegen das Schicksal an und sieht das Gute in Jemanden, der sich längst verloren glaubt.

„The more you love, the less ...

In „Lips don't lie“ von Autorin Ginger Scott kämpft eine rebellische Protagonistin gegen das Schicksal an und sieht das Gute in Jemanden, der sich längst verloren glaubt.

„The more you love, the less you fear. Tristan ist seit dem Tod seines Vaters Mitglied in der FiftySeven, der gefährlichsten Gang in Millers, Arkansas. Wer dabei ist, gehorcht. Wer austreten will, stirbt. Alle Hoffnungen auf eine bessere Zukunft hat Tristan längst aufgegeben - bis Riley in sein Leben tritt. Doch er darf ihr seine Gefühle niemals zeigen, denn wer ihm etwas bedeutet, wird zur Zielscheibe der Gang.“

Der Prolog macht eine verhängnisvolle Nähe und Bewunderung greifbar, eine Hauptfigur, die in viel zu jungen Jahren zum Spielball geworden ist. „Tristans Geschichte ist nicht nur ausgedacht. Teile davon sind sehr real, basieren auf einigen tragischen Lebensgeschichten, von denen ich viele persönlich kenne. Manchmal werden gute Menschen in schlimme Dinge verwickelt und manchmal gibt es keine Wahl.“ Das Thema „Gangmitglieder“ wird in eine mitreißende, fesselnde Geschichte verpackt. Die Ich-Perspektiven ermöglichen viel Nähe zu den beiden Hauptfiguren. Tristan und Riley und ihre Emotionen stehen im Mittelpunkt des Romans. „Ich habe Angst vor ihr. Aber noch mehr Angst um sie.“ Eine anhaltende, unterschwellige Bedrohung sorgt für Spannung. Tristan kämpft ums Überleben. Er kann sich keine Träume und Sehnsüchte erlauben. Er muss funktionieren, darf keine Schwächen zeigen. Frust, Angst, Verzweiflung, Hass, Wut, die Gefühle fahren Achterbahn. Es geht um Freundschaft und Liebe. Der kleinste Fehler kann den Tod bedeuten.
Auf der einen Seite die taffe Rebellin, auf der anderen Seite ein sympathischer Gangster, der längst an seinem Weg zweifelt. Haben die beiden eine Chance? Nicht ausgebaut werden rätselhafte Geschehnisse. Das Lauernde wird nicht völlig ausgespielt. Zwei Persönlichkeiten sorgen für Atmosphäre und rührselige bis herzergreifende Szenen. Eine gemeinsame Leidenschaft ermöglicht ungewöhnliche Kulissen und Szenen. Das Düstere wirkt filmreif und real. Etwas zu kurz kommen die Nebenfiguren. Die Intensität leidet darunter nicht. Im letzten Buchdrittel nimmt die Geschichte Fahrt auf. Wendungen und Showdown sind anders als erwartet. Manches rührt zu Tränen. Die Verwicklungen sind gelungen.

Der Titel lässt den Inhalt nicht erahnen. Mit wenigen Mitteln erregt das Cover Aufmerksamkeit. Es wirkt anziehend und modern. „Lips don't lie“ist eine ungewöhnliche und herzerwärmende Liebesgeschichte, die in einer düsteren Welt voller Fallstricke spielt. Mehr Packendes wäre möglich gewesen. Der Fokus auf Tristan und Riley geht auf. Eine Geschichte, die man nicht so schnell vergisst. „Und jetzt bin ich der Kerl, der ihr hilft. Genau in dieser Minute habe ich zwei Wege betreten – und ich darf nicht zulassen, dass sie sich kreuzen. Die Kollision würde tödlich enden.“

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Veröffentlicht am 22.05.2020

Fesselnder Pageturner

Nur einen Herzschlag entfernt
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"Nur einen Herzschlag entfernt" ist nach "Sweet Thing" und "Dieser eine Augenblick" das neueste Werk von Schriftstellerin und Drehbuchautorin Renée Carlino.

Mitbewohnerin Cara drängt ihre beste Freundin ...

"Nur einen Herzschlag entfernt" ist nach "Sweet Thing" und "Dieser eine Augenblick" das neueste Werk von Schriftstellerin und Drehbuchautorin Renée Carlino.

Mitbewohnerin Cara drängt ihre beste Freundin Emiline "All die Straßen auf unserem Weg" von Autor J. Colby zu lesen. Der Bestseller hat sie begeistert. Kaum ist Emiline in die ersten Zeilen vertieft, schlägt ihr Herz schneller. Das Buch handelt von ihrer Kindheit. Nur einer kann es geschrieben haben: Jackson Fisher. Vor zwölf Jahren hat sie ihre erste große Liebe das letzte Mal gesehen.

Die Idee zur Geschichte ist originell. Eine große Liebe, die zerbricht und ein Buch, das alle Erinnerungen an damals wieder zum Leben erweckt. Was ist passiert? Der Grund für das Ende bildet ein Rätsel und den roten Faden der Geschichte. Emiline zweifelt an ihrer Beziehung zu Trevor. Sind sie sich wirklich nahe und vertraut oder kennen sie sich eigentlich nicht wirklich? Das Buch platzt in Emilines aufgeräumtes Leben wie ein Tsunami und stellt alles auf den Kopf. Will sie sich der Vergangenheit stellen? Kann sie ihre Wut auf den Verfasser in den Griff kriegen? Wie die Hauptfigur fiebert auch der Leser mit, wie und wo Emiline und Jackson alias Jason genannt Jase aufeinander treffen. Die Liebesgeschichte der beiden fesselt von der ersten Sekunde an. Mit den Romanausschnitten entwickelt sich das Buch zum Pageturner. Fast gerät die Hauptgeschichte dabei ins Hintertreffen. "Warum hat Jase dieses Buch geschrieben? Warum erzählt er es aus meiner Perspektive? Hat er gehofft, ich würde es lesen?" Das Eintauchen in die Vergangenheit der beiden rührt bald zu Tränen. Unfassbar, was die Zwei erlebt haben und welche Hindernisse ihnen in den Weg gelegt wurden. Die Intensität der Liebesgeschichte erinnert an Filme wie "Love Story". "Es ist einfach nicht möglich, jemanden aus tiefster Seele zu hassen, wenn man ihn nicht auch wenigstens ein bisschen liebt." Emiline kämpft mit ihren Gefühlen und muss sich ihrer Vergangenheit stellen, auch wenn das alte Wunden wieder aufreißt. "Warum hat er mich nicht gesucht? Will ich überhaupt gefunden werden?" Jase bringt mit seinem Auftauchen und seiner besonderen Art auch Humor ins Spiel. In seinem Roman vermischen sich Wahrheit und Fiktion. Kann Emiline ihm verzeihen?

Die verschwommene Lichterszene auf dem Cover und der kreative Titel stimmen auf eine romantische Geschichte ein. Die Farbwahl unterstreicht die Atmosphäre. "Nur einen Herzschlag entfernt" übertrifft alle Erwartungen. Das Thema "Erste große Liebe" wird auf originelle, herzergreifende und erschütternde Weise umgesetzt. Ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen mag und mindestens zu einer zweiten Lektüre animiert. Sehr empfehlenswert!

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