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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.11.2020

Schräges Bühnenstück

Die Djurkovic und ihr Metzger
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„Die Djurkovic und ihr Metzger“ ist Band 8 der Krimireihe um Restaurator Willibald Adrian Metzger von Autor Thomas Raab. Eine schicksalhafte Wende legt Willibalds Welt in Scherben.

Beim Shopping kurz ...

„Die Djurkovic und ihr Metzger“ ist Band 8 der Krimireihe um Restaurator Willibald Adrian Metzger von Autor Thomas Raab. Eine schicksalhafte Wende legt Willibalds Welt in Scherben.

Beim Shopping kurz vor seiner Hochzeit trifft Willibald Adrian Metzger ausgerechnet auf Heribert Senekowitch. Vierzig Jahre haben sich die beiden nicht gesehen. Das kann kein gutes Omen sein.

Der Dialog am Anfang lässt Fragen aufkommen. Was ist da im Gange? Handlungswechsel, Willibald macht sich schweren Herzens auf den Weg, einen neuen Anzug zu kaufen. In den alten passt er nicht mehr rein. Was ist ein U-Hakerl? Wer die Krimireihe nicht kennt, für den sind Sprache und Erzählstil anfangs schräg bis verwirrend. Unspektakuläre Szenen ufern aufgrund des Slangs schon mal auf mehrere Seiten aus. Ein Ruhepol in dem etwas chaotischen Verlauf ist Willibalds bester Freund Hausmeister Petar Wollnar. Er behält den Überblick, hält sich aber leider manchmal in entscheidenden Momenten zu sehr zurück. Willibalds bald Angetraute Danjela hat mit Sprache und schlagfertiger Art Unterhaltungswert. Bald läuft alles aus dem Ruder. Rückblicke geben Hinweise auf Geheimnisse aus der Vergangenheit. In diesem Krimi zeigen Frauen Kante und den Männern wo es lang geht. Plötzlich steht alles Kopf und Willibald kapiert die Welt nicht mehr. Nicht nur für ihn wird es brenzlig. Neben anderen Ausschweifungen hat die Geschichte auch einige Seitenhiebe gegen Mensch und Gesellschaft parat. Sie werden in die Länge gezogen und bremsen die Geschichte aus. Was humorvoll gemeint ist, will sich nicht so richtig einpassen. Viel zu kurz kommt die Spannung. Es lässt sich Einiges vorausahnen. Ohne den schrägen Erzählstil wäre die Geschichte innerhalb weniger Seiten abgehandelt. Die Charaktere haben zu wenig Tiefe. Es fällt schwer, mit irgendjemanden mitzufiebern. Willibald ist eher ein Spielball. Petar läuft ihm den Rang ab. Der Unterhaltungswert des Skurrilen kommt nicht richtig durch. Zum Schluss gibt es zwar kleine Überraschungen, aber auch deren Intensität wird ausgeschaltet.

Das Cover wirkt durch das verschlissene Sofa und den Titel schräg und hat Sarkasmus parat. Durch das rote Möbelstück fällt es ins Auge. „Die Djurkovic und ihr Metzger“ ist eher etwas für Hardcore-Fans der Krimireihe und scheidet die Gemüter. Wer einen rasanten, packenden Krimi erwartet liegt hier falsch. Sprache, Handlungskauderwelsch und Erzählstil sind Geschmackssache.

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Veröffentlicht am 21.11.2020

Spiel mit dem Feuer

Dark
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„Dark“ ist das neueste Werk von Krimiautorin Candice Fox. Ihre „Hades und Eden“-Trilogie wurde 2014 und 2015 mit dem Ned Kelly Award ausgezeichnet.

Die ehemalige Ärztin Blair Harbour arbeitet seit ...

„Dark“ ist das neueste Werk von Krimiautorin Candice Fox. Ihre „Hades und Eden“-Trilogie wurde 2014 und 2015 mit dem Ned Kelly Award ausgezeichnet.

Die ehemalige Ärztin Blair Harbour arbeitet seit ihrer Gefängnisentlassung in der Tankstelle eines gefährlichen Clans. Sie versucht alles, um einen guten Kontakt zu ihrem Sohn Jamie aufzubauen, der bei einer Pflegefamilie lebt. Ein Mädchen auf der Flucht und eine spontane Tat ändern alles.

Der direkte Einstieg mit einer Bedrohung ist sehr gelungen. Es fällt leicht mit Blair mitzufiebern. Ihr Gegner steht unter Strom und ist unberechenbar. Eine Entscheidung überrascht. Handlungswechsel, Detective Jessica Sanchez wird wegen einem Erbe von ihren Kollegen gemobbt. Auch hier ist die drohende Eskalation greifbar. Unfassbar, welche Ausmaße Hass und Neid annehmen. Die Geschichte wird einerseits in der Ich-Perspektive aus Sicht von Blair erzählt und spaltet sich in zwei Handlungsstränge auf. Das vermisste Mädchen bildet den roten Faden. Was ist mit ihr geschehen? Briefe sind Puzzlestücke, die nach und nach etwas erahnen lassen. Im Fokus des Krimis stehen vier sehr gegensätzliche Frauen, die ein Interesse entwickeln, den Vermisstenfall gemeinsam zu lösen. Drei der Hauptfiguren haben etwas auf dem Kerbholz und sind Ex-Sträflinge. Das Eskalationspotential ist nicht nur wegen Marotten und Eigenarten hoch. Es spielen noch andere mit, die im Dunkeln bleiben und eine Gefahr für alle bedeuten. Besonders unberechenbar ist die Mutter des vermissten Mädchens. Sneak klaut selbst in heiklen Situationen. Auch dank ihr nimmt die Action zu, und es wird immer wieder brenzlig. Rechtsmediziner Diggy ist einer der wenigen sympathischen, männlichen Charaktere und steht Jessica zur Seite. Überraschende Wendungen sind gut inszeniert und steigern die Konflikte. Für eine Prise Humor sorgt ein kleiner, tierischer Akteur. Er wird perfekt in die Geschichte eingebunden und hat filmreife Auftritte. Alles steuert auf einen Showdown zu, der auch in mehrere Handlungen gesplittet ist. Gier, Kaltblütigkeit und Gnadenlosigkeit überschreiten Grenzen. Ein Twist sorgt für eine effektvolle Überraschung. Fesselnd bis zum Schluss.

Das Cover setzt auf Autorinnenname und Titel und zieht die Blicke aufs Buch. Die Szenerie unterstreicht die düstere, lodernde Atmosphäre. „Dark“ konzentriert sich auf die weiblichen Hauptfiguren und einen rätselhaften Fall und hat einen hohen Unterhaltungswert. Jede spielt auf ihre Weise mit dem Feuer und überschreitet Grenzen. Alle haben viel zu verlieren. „Endstation Gefängnis“ bildet das Damoklesschwert. Empfehlenswert für alle Thrillerfans, auch wenn manche Schwäche und mancher Hass/Wahnsinn etwas drüber sind. Die Fortsetzung mit einem ungewöhnlichen Ermittlerteam ist möglich.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.11.2020

In geheimer Mission

Ein weißer Schwan in Tabernacle Street
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„Ein weißer Schwan in Tabernacle Street“ ist Band 8 der Kultreihe um Polizist und Zauberlehrling Peter Grant von Autor Ben Aaronovitch.

Der 28jährige Peter Grant ist suspendiert und bewirbt sich um einen ...

„Ein weißer Schwan in Tabernacle Street“ ist Band 8 der Kultreihe um Polizist und Zauberlehrling Peter Grant von Autor Ben Aaronovitch.

Der 28jährige Peter Grant ist suspendiert und bewirbt sich um einen Job bei Serious Cybernetics Corporation. Internet-Genie Terrence Skinner arbeitet an einem Geheimprojekt. Als Mitarbeiter der Sicherheitsabteilung versucht Peter herauszufinden was dahinter steckt.

Peters Suspendierung stellt Fragen auf. Der Rätsel wird nicht gleich aufgelöst. Kniffelig sind auch seine privaten Herausforderungen. Wer mit einer Flussgöttin zusammenlebt, hat es so schon nicht einfach. Jetzt kommt noch ein erschwerendes Detail hinzu. Die Dialoge zwischen Peter und Beverly Brook sind sehr unterhaltsam. Bei seinem neuen Job stößt Peter auf Ungereimtheiten. Das Mysteriöse wird gut ausgespielt und zum roten Faden der Geschichte. Nicht nur der Leiter der Einheit Spezielle Analysen Detective Chief Inspector Thomas Nightingale steht Peter zur Seite. Der neue Fall ist größer als gedacht. Wer ist der Strippenzieher im Hintergrund? Unter den Gegnern ist eine übermächtige Meistermagierin. Perfekt und sehr effektvoll inszeniert sind die überraschenden, abrupten Wendungen. Es geht ums nackte Überleben, aber auch hier kommt die Selbstironie nicht zu kurz. Der humorvolle Erzählstil ist unschlagbar. Peters Gedanken bringen zum Schmunzeln. Auch Haushälterin Molly sorgt mit ihren eigenwilligen Auftritten wieder für Lacher. Ihre Schwester Fingerhut spielt eine wichtige Rolle. Das Thema „Künstliche Intelligenz“ wird in eine originelle Geschichte verpackt. Das technische Drumherum ufert teils etwas aus. Verrat, Finten, schräge Details und explosive Wahrheiten, für Abwechslung ist gesorgt. Etwas zu kurz wird der Showdown abgehandelt. Effekte und eigenwillige Tricks sind gelungen.

Das Cover hat Seriencharakter. Autorenname, Titel und Details ziehen alle Blicke aufs Buch. „Ein weißer Schwan in Tabernacle Street“ ist nicht der beste Band der Kultreihe, der Unterhaltungswert ist trotzdem hoch. Für Fans ein absolutes Muss. Die Neugierde auf Band 9 und Peters besondere private Herausforderungen sind geweckt.

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Veröffentlicht am 11.11.2020

Verhängnisvolle Geheimnisse

Die Erben von Seydell - Das Gestüt
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„Die Erben von Seydell - Das Gestüt“ bildet den Auftakt zur Trilogie von Autorin Sophie Martaler. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich ein nicht namentlich genanntes Autorenduo.

London 1947, nach der Beerdigung ...

„Die Erben von Seydell - Das Gestüt“ bildet den Auftakt zur Trilogie von Autorin Sophie Martaler. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich ein nicht namentlich genanntes Autorenduo.

London 1947, nach der Beerdigung ihres Ehemannes Hugh erfährt Elisabeth Clarkwell von seinem folgenschweren Laster. Sie besucht ihren schwerkranken Onkel Robert in Norfolk. Er hat all die Jahre ein Geheimnis bewahrt. Was hat es mit dem Brief auf sich?

Elisabeths brenzlige Situation und ein Entschluss bilden die Basis für die Saga und Rückblicke. Der zweite Handlungsstrang beginnt im August 1889 in der Lüneburger Heide. Luises Geständnis bringt Alexander aus dem Gleichgewicht. Im Zentrum stehen das Gestüt Seydell und eine Liebesgeschichte. Die eigensinnige und temperamentvolle Luise erinnert ein bisschen an Scarlett O’Hara aus „Vom Winde verweht“. Auch sie steht zwischen zwei sehr gegensätzlichen Männern. Alexander hat ein Händchen für Pferde, ist sympathisch und beliebt. Ausgerechnet sein jähzorniger, hinterhältiger und brutaler Bruder Ludwig soll das Gestüt erben. Ihm geht es nur um Macht und Ansehen. Die drohenden Eskalationen und verhängnisvolle Geheimnisse sorgen für Spannung. Über lange Strecken liegt der Fokus auf diesem Teil der Geschichte. Luises Entwicklung überrascht. Sie wird mehr und mehr zur taffen Kämpferin. Die Herausforderungen wachsen, Heimlichtuereien und Raffinesse nehmen zu. Die Frauen stehen im Mittelpunkt der Saga. Auch Elisabeth braucht einen Plan, um sich aus der Misere zu retten. Für Atmosphäre sorgen Gestütskulissen in unterschiedlichen Ländern, Traditionen und Pferde mit viel Anmut und Persönlichkeit. So manche schicksalhafte Wende erschüttert und berührt. Im letzten Buchdrittel dreht die Geschichte noch einmal auf. Elisabeth trifft auf erbitterten Widerstand. Luise kann ihr Temperament nicht in Zaum halten. Die Dramatik nimmt zu. Der Cliffhanger ist sehr gelungen, die Neugierde auf Band 2 geschürt.

Cover und Titel stimmen auf eine schicksalhafte, fesselnde Geschichte ein. Die Details passen gut zum Inhalt und sorgen für Atmosphäre. „Die Erben von Seydell – Das Gestüt“ entführt in eine andere Zeit und verknüpft originelle Ideen mit historischen Daten und Fakten zu einer mitreißenden Trilogie. Rätsel, Geheimnisse und drohende Eskalationen halten die Spannung hoch. Die Vorgeschichte überzeugt in Band 1 mehr. Eine Leseprobe am Ende des Buches verspricht eine interessante Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 07.11.2020

Perfide Abgründe

Amissa. Die Verlorenen
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„Amissa – Die Verlorenen“ bildet den Auftakt zur Thrillerreihe um die Privatermittler Jan und Rica Kantzius von Autor Frank Kodiak. Frank Kodiak ist das Pseudonym von Andreas Winkelmann.

Ex-Polizist ...

„Amissa – Die Verlorenen“ bildet den Auftakt zur Thrillerreihe um die Privatermittler Jan und Rica Kantzius von Autor Frank Kodiak. Frank Kodiak ist das Pseudonym von Andreas Winkelmann.

Ex-Polizist Jan Kantzius und seine Frau Rica werden in dramatische Ereignisse verwickelt. Schnell ist klar, dass mehr hinter den grauenvollen Entwicklungen stecken muss. Sie beginnen auf eigene Faust zu ermitteln und treffen auf einen alten Bekannten.

Der direkte Einstieg sorgt für Spannung und katapultiert innerhalb weniger Zeilen in die Geschichte. Handlungswechsel, ein Familienstreit eskaliert. Eine schreckliche Zeit der Selbstvorwürfe und des Wartens beginnt. Im Dunkeln bleiben die Zusammenhänge. Spekulationen werden angeheizt. Die Irrwege sind gut inszeniert. Nur ein Schicksal ist sicher, aber auch hier gibt es kein vollständiges Bild. Der Jagdinstinkt bei Jan und Rica ist geweckt. Sie sind ein interessantes Ermittlerpaar. Der Fokus liegt auf Liebe und Vertrauen. Was ist in der Vergangenheit passiert? Andeutungen weisen auf schlimme Erlebnisse hin, die beide zusammengeschweißt hat. Ihre Gegenspieler agieren kaltblütig und gewissenlos. Das Ausmaß ist noch nicht abzusehen. Es lässt sich aber erahnen. Der ermittelnde Hauptkommissar Arthur König, Spitzname King Arthur, ein Ex-Kollege von Jan, schmeißt ihnen Knüppel in den Weg. Die Zwistigkeiten sorgen für eine zusätzliche Baustelle, die ihnen immer wieder das Leben erschwert. Perspektivwechsel und Rückblicke erzählen von den Opfern und ihr Martyrium. Der Kampf ums Überleben ist noch nicht vorbei. Dieses Fünkchen Hoffnung lodert wie ein Feuer und steigert die Spannung. Jan und Rica stoßen in ein Wespennest und geraten immer mehr in Gefahr. Nur langsam setzt sich das Puzzle zusammen. Rica überrascht mit ihrem Hackertalent. Die beiden sind ein eingespieltes Team und haben noch ein paar Trümpfe in der Rückhand. Die Zeit drängt. Das Grauen nimmt zu. Der Showdown zum Ende wird zu schnell abgehandelt. Hier wäre mehr nervenaufreibende Spannung drin gewesen. Die Kulisse ist gut gewählt und untermalt Entsetzen und Aussichtslosigkeit. Eine in sich schlüssige und realitätsnahe Geschichte, die teils ein Quäntchen zu viel verrät.

Der Cover setzt auf Autorenname und Titel. Die Neugierde auf den Thriller ist geweckt. „Amissa – Die Verlorenen“ ist ein gelungener, fesselnder Auftakt. Ein bisschen Luft nach oben bleibt noch für die Folgebände. Die Entdeckungen aus Band 1 werden das eingeschworene Ermittlerteam noch länger beschäftigen.

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