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Veröffentlicht am 24.10.2017

Wenn man seinem eigenen Verstand zu misstrauen beginnt

Die stille Kammer
1

Es ist noch nicht lange her, dass Susan frühzeitig aus der psychiatrischen Abteilung von Oakdale entlassen wurde. In der sie saß, weil sie vor 4 Jahren ihren eigenen Sohn ermordet hatte. Oder etwa doch ...

Es ist noch nicht lange her, dass Susan frühzeitig aus der psychiatrischen Abteilung von Oakdale entlassen wurde. In der sie saß, weil sie vor 4 Jahren ihren eigenen Sohn ermordet hatte. Oder etwa doch nicht? Als eines Tages ein Brief auf ihrer Fußmatte liegt, in dem ein Foto eines kleinen Jungen ist, kommen daran erhebliche Zweifel auf. Denn auf der Rückseite steht der Name ihres Sohnes: Dylan. Und so begibt sich Susan auf die Suche nach der Wahrheit, und sie deckt tiefere Abgründe auf, als sie zu fürchten wagte.

Der Thriller steigt rasant ein und hält diese Spannung und dieses Tempo bis zum Schluss. Dabei springt er zwischen zwei Handlungssträngen: Dem von Susan, ihrer Vergangenheit und Gegenwart, und dem von Jack, der in den 80er Jahren beginnt und in der Gegenwart endet. Bis zum Schluss weiß man nicht, um wen es sich bei Jack handelt, und rätselt eifrig mit, welche Rolle er wohl in Susans Geschichte spielen mag. Und auch sonst gibt es so einige Irrungen und Wirrungen, die den Leser köstlich an der Nase herumführen, bis schließlich in einem spektakulären Höhepunkt alles ans Licht kommt - und das beinahe auch noch zu spät...

"Die stille Kammer" hat alles, was ein Psychothriller braucht - ein großes, ungelöstes Geheimnis in der Vergangenheit und noch mehr Geheimnisse in der Gegenwart, jede Menge Spannung, die einen an den Nägeln kauen und bis tief in die Nacht hinein lesen lässt, Verzweiflung, Angst - aber auch Freundschaft, große Gefühle und ein Happy End. Was will man mehr?

Da fällt es einem dann auch leicht, darüber hinwegzusehen, dass Susan vielleicht etwas zu naiv geraten und der deutsche Titel nicht wirklich passend gewählt ist.

Auf jeden Fall ein Buch, das sich zu lesen lohnt!

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  • Figuren
Veröffentlicht am 16.10.2017

Solider Thriller mit gewissen Längen

Sie zu strafen und zu richten
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Detective Corrigan muss in einem neuen Fall all sein Können unter Beweis stellen: Ein "Rächer des Volkes" entführt MitarbeiterInnen des Finanzsektors und stellt sie auf der Internetplattform "Your View" ...

Detective Corrigan muss in einem neuen Fall all sein Können unter Beweis stellen: Ein "Rächer des Volkes" entführt MitarbeiterInnen des Finanzsektors und stellt sie auf der Internetplattform "Your View" für ihre (angeblichen) Verbrechen während der Bankenkrise, die einige "Normalbürger" vieles gekostet hat, vor "Gericht". Die Jury sind die Zuschauer des Live-Streams, die per Voting entscheiden können, ob sie die Person für schuldig halten oder nicht. Die Strafe ist denkbar drastisch: Wer für schuldig befunden wird, wird getötet. Doch auch die anderen Entführungsopfer kommen nicht gänzlich ungestraft davon...
DI Corrigan steht also mächtig unter Druck, die Chefetage will Ergebnisse sehen, die Politik mischt sich ein, und irgendwie scheinen ihn diesmal seine Fähigkeiten im Stich zu lassen, denn er findet einfach nicht in den Kopf des Mörders hinein...

Der Thriller startet mit der Hinrichtung des ersten Opfers und damit einem mehr als fulminanten Auftakt, der leider mehr verspricht, als er letztendlich halten kann. Immer wieder hat das Buch mit gewissen Längen zu kämpfen, die leider trotz spannender Passagen hartnäckig zurückkehren, wenn auch gegen Ende etwas weniger. Auch werden teilweise Handlungsstränge und Ansatzpunkte für die Ermittlungen eröffnet, die dann nicht weiterverfolgt werden und ins Leere verlaufen.
Bis auf die wirklich wichtigen Hauptcharaktere sind die einzelnen Akteure leider etwas schwach herausgearbeitet, hier ist viel Potenzial für wirklich griffige unnd spannende Charaktere verschenkt worden.

Aber der Thriller hat auch seine Stärken: Der Schreibstil ist äußerst flüssig und angenehm und das Lesen macht - vor allem in den spannenden Passagen - durchaus Spaß. Die Handlung ist bis auf ein paar kleine Schwächen solide ausgearbeitet und definitiv etwas für Spürnasen: Gegen Ende überrascht das Buch mit einer gelungenen Wendung, doch der Autor streut geschickt immer wieder Hinweise ein, mit deren Hilfe man sich irgendwann ganz gut selbst zusammenreimen kann, wer sich hinter der Maske des Rächers verbirgt - ohne aber zu viel vorwegzunehmen, denn es macht ja auch Spaß, mitzufiebern und herauszufinden, ob man richtig liegt.

Alles in allem wurde hier also zwar Potential verschenkt, ich würde diesen Thriller aber dennoch zumindest als leichte Urlaubslektüre oder etwas in der Art weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 08.07.2017

Rasanter Thriller mit einem Hang zum Phantastischen

Ich bin die Nacht
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Aus eigener Sicht ist Francis Ackerman junior der geborene Serienkiller, und in der Tat scheint er damit nicht falsch zu liegen. Bei seinen Morden hat er eine Eigenheit entwickelt, an der er stets festhält: ...

Aus eigener Sicht ist Francis Ackerman junior der geborene Serienkiller, und in der Tat scheint er damit nicht falsch zu liegen. Bei seinen Morden hat er eine Eigenheit entwickelt, an der er stets festhält: bevor er zuschlägt, zwingt er seine Opfer zu einem grausamen Spiel um ihr Leben, das sie nicht gewinnen können.

"Ich bin die Nacht" ist ein Thriller, der es einem nicht leicht macht, sich ein abschließendes Urteil über ihn zu bilden.
Er ist rasant, gekonnt erzählt und hält seine Spannung bis zum Schluss. Cross hat es geschafft, dass man sowohl mit der Hauptperson Marcus und den Opfern mitfiebert, als auch von Ackerman nicht nur fasziniert ist, sondern auch ihn retten möchte - erst vor seinem grausamen Vater, dann vor sich selbst. Und immer wieder weckt er die Hoffnung, dass Ackermans Opfer vielleicht gewinnen und davonkommen können, nur um sie dann auf grausame Weise wieder zu zerschlagen - meist nicht direkt erzählt, sondern auf Umwegen (z.B. als Meldung in den Nachrichten), was mir persönlich sehr gut gefallen hat.
Und doch, auch Ackerman ist nicht "unfehlbar", er ringt mit seinem Gewissen, und durchlebt die meiner Meinung nach stärkste Charakterentwicklung - eine wirklich gelungene Figur.
Auch Marcus' scheinbar ausweglose Situation fehlt es nicht an Spannung: er kann niemandem trauen, der Feind ist scheinbar überall - eine Verschwörung gigantischen Ausmaßes.
Das Ende weckt bei mir eher gemischte Gefühle. Einerseits ist es tatsächlich mal eine Auflösung der etwas anderen Art, was prinzipiell reizvoll sein kann. Andererseits hätte ich mir doch etwas mehr Realismus und etwas weniger Idealismus gewünscht - die Auflösung wirkt auf mich etwas übertrieben und auch an den Haaren herbeigezogenen.

Dennoch halte ich "Ich bin die Nacht" für ein absolut empfehlenswertes Buch, das einen von der ersten Seite an mitreißt und auch den Rest der Reihe recht vielversprechend aussehen lässt.

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  • Figuren
  • Handlung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 05.06.2017

Katz und Maus

Nur ein kleiner Gefallen - A Simple Favor
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Zunächst kurz zum Inhalt: Die umwerfende, selbstbewusste Karrierefrau Emily und die schüchterne Hausfrau und Bloggerin Stephanie könnten unterschiedlicher nicht sein, und doch verbindet sie die Mutterschaft ...

Zunächst kurz zum Inhalt: Die umwerfende, selbstbewusste Karrierefrau Emily und die schüchterne Hausfrau und Bloggerin Stephanie könnten unterschiedlicher nicht sein, und doch verbindet sie die Mutterschaft und eine enge Freundschaft. Stephanie blickt zu Emily auf, und so hat sie auch kein Problem damit, ihr einen Gefallen zu tun und auf Emilys Sohn Nicky aufzupassen. Doch dann kehrt Emily nicht zurück, um ihn abzuholen, und das Geschehen nimmt seinen Lauf: Emily bleibt immer länger verschwunden, die Suche scheint im Sande zu verlaufen. Was ist passiert? Ist ihr etwas zugestoßen? Oder ist sie vielleicht freiwillig untergetaucht?

Tanja Gekes Stimme ist perfekt für dieses Hörbuch, jeder Charakter erhält seine eigene, zu ihm passende Färbung.
Zunächst wird die Geschichte aus Stephanies Sicht und teilweise in ihrem Blog erzählt. Sie wirkt sowohl in dem Blog als auch in ihrer eigenen Perspektive eher naiv und blauäugig. Besonders interessant wird es hier, als sie anfängt, im Blog nicht mehr ganz die Wahrheit zu sagen...
Als Emilys Perspektive hinzukommt, gewinnt das Hörbuch an Fahrt - nach und nach erfährt man, was wirklich passiert ist, und doch lässt man sich immer wieder auf falsche Fährten locken und von den Charakteren, vor allem Emily, überraschen. Darcy Bell spickt dieses Buch mit psychologischen Rafinessen, die einen immer wieder aufkeuchen lassen. Interessant finde ich auch, dass man für keinen der erwachsenen (erzählenden) Charaktere Symapthien entwickelt, was doch recht ungewöhnlich ist.
Bei Emilys Mann Sean und Stephanie gelingt ihr die Charakterführung leider (zumindest gegen Ende) nicht ganz so gut, andererseits passen sie perfekt als Bauernopfer in Emilys Vorhaben.
Das Hörbuch endet mit einem recht rasanten und offenen Ende, das den Leser einerseits etwas unzufrieden zurücklässt, andererseits aber auch perfekt zum Buch passt - nur selten entwickelt sich überhaupt etwas so wie man es erwartet oder sich wünscht.

Alles in allem handelt es sich um einen eher leichten, unterhaltsamen Thriller, den man sich auch gut nebenher anhören kann, ohne sofort den Faden zu verlieren. Trotz kleiner Mängel ist die Geschichte spannend und durchaus weiterzuempfehlen.

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  • Erzählstil
Veröffentlicht am 15.04.2017

Krimi mit einer großen Portion Romantik

Angst in deinen Augen
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Zum Inhalt:
Erst wird Nina am Hochzeitstag von ihrem Verlobten sitzen gelassen, und dann wird auch noch ein Attentat auf die Kirche verübt, in der sie heiraten wollte. Zum Glück ist Detective Sam Navarro ...

Zum Inhalt:
Erst wird Nina am Hochzeitstag von ihrem Verlobten sitzen gelassen, und dann wird auch noch ein Attentat auf die Kirche verübt, in der sie heiraten wollte. Zum Glück ist Detective Sam Navarro zur Stelle, um sich auf die nervenaufreibende Suche nach dem Täter zu machen. Was zunächst aussieht wie ein Zufall, wird schnell zu einem Katz-und-Maus-Spiel, denn der Täter scheint es gezielt auf Nina abgesehen zu haben, zu der sich Sam auf unerklärliche Weise hingezogen fühlt. Und zu allem Überfluss scheint er es bei dem Attentäter auch noch mit einem Toten zu tun zu haben...

Alles in allem ein Krimi mit allem was es braucht, einem geheimnisvollen Attentäter, dessen nervenaufreibender Verfolgung, einigen Wendungen und außerdem einer verbotenen Liebe. Obwohl die Story durchaus solide und unterhaltsam ist, schafft die Autorin es aber leider nicht, die immer wieder gut aufgebaute Spannung aufrecht zu erhalten. Und auch die Liebesgeschichte erinnert eher an einen Liebesroman für Teenager und wirkt etwas unreif erzählt. Insgesamt also eher ein etwas schwächerer Gerritsen-Krimi, daher auch nur drei Sterne.