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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.10.2017

Roman oder doch ein Ratgeber?

Die Verseflüsterin
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Marcus ist in einem Alltagstrott gefangen. Er arbeitet in einer IT-Firma und führt mit seiner Frau Isabelle eine Beziehung, die vom tagtäglichen Einerlei besteht. Jeden Tag erlebt er dasselbe und ist nicht ...

Marcus ist in einem Alltagstrott gefangen. Er arbeitet in einer IT-Firma und führt mit seiner Frau Isabelle eine Beziehung, die vom tagtäglichen Einerlei besteht. Jeden Tag erlebt er dasselbe und ist nicht so recht glücklich. Als er einen Zettel mit einer Botschaft an seiner Windschutzscheibe findet fängt er an sein Leben langsam aber sicher zu verändern.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht wie ich dieses Buch einordnen soll, denn nach dem eher interessanten Einstieg entwickelt es sich schnell und sehr deutlich in einen Lebensratgeber, der als Roman verkleidet ist. Es ist nicht das was ich mir erhofft habe und geht mir wirklich zu sehr in die Richtung eines Sachbuchs, auch wenn vieles ziemlich interessant ist. Es wird ein Problem erkannt, Marcus bekommt Hilfestellung dabei was er machen könnte und nachdem er es auch tut wird alles gut. In dieser Geschichte sind viele Tipps zur Selbstfindung, Kommunikation sowie Entspannungs- und Achtsamkeitstechniken zu finden, die man natürlich auf das eigene Leben anwenden kann. Schnell sieht man Marcus eine Veränderung an und auch seiner Frau gefällt es, die beiden kommen mehr aus sich heraus, verbringen mehr Zeit miteinander und finden wieder zu sich. Und als man sich endlich an diesen Handlungsstrang gewöhnt hat, kommt auf den letzten 80 Seiten nochmal eine andere Handlung hinzu, es nimmt einen dramatischen Zug an und es geht mehr um Schuld, Vergebung und das Leben seiner Mutter.
Insgesamt wirken die Dialoge, Personen und auch die Geschichte sehr konstruiert. Als hätte man die Handlung um die ganzen Lebenstipps aufgebaut. Vielleicht hilft es einigen Lesern aber dafür hätte man es noch etwas ausführlicher machen sollen, denn es hüpft doch sehr von einem Geschehen ins nächste. Ich konnte keinen richtigen Bezug zu den Charakteren oder der Handlung aufbauen, teilweise habe ich sogar Zeilen übersprungen ohne irgendwas zu verpassen.
Und dennoch war es ein leicht zu lesendes Buch mit einer einfachen Sprache und manchmal poetischen Ansätzen. Man hätte aber vielleicht etwas mehr aus den Charakteren machen müssen, denn so ist es weder ein richtiger Roman noch ein Ratgeber. Eher eine Mischung die beidem nicht wirklich gerecht wird.

Veröffentlicht am 16.10.2017

Verspricht wundervolle Lesestunden

Cyberworld 1.0: Mind Ripper
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Der 16jährige Zack sowie die gleichaltrigen Zwillinge Jemma und Jamie lieben es durch die CyberWorld zu surfen, es ist eine wundervolle Möglichkeit der realen Welt zu entfliehen und in der virtuellen Abenteuer ...

Der 16jährige Zack sowie die gleichaltrigen Zwillinge Jemma und Jamie lieben es durch die CyberWorld zu surfen, es ist eine wundervolle Möglichkeit der realen Welt zu entfliehen und in der virtuellen Abenteuer aller Art bestreiten, gerade die Fantasy Spiele haben es ihnen angetan. Vor allem Jamie, der an seine Krücken und den Rollstuhl angewiesen ist, genießt es sich dort wieder ganz normal fühlen zu dürfen.
Als aber beim Spielen innerhalb kurzer Abstände drei Jungs ins Koma fallen wird deutlich, dass von der C-World doch eine gewisse Gefahr ausgeht.


Nadine Erdmann hat mit diesem Reihenauftakt einen regelrechten Pageturner erschaffen, eine spannende und mitreißende Geschichte zwischen der Wirklichkeit und der virtuellen Welt.
Dadurch dass das Buch im Jahr 2038 spielt hat sich nicht nur die Spielwelt weiterentwickelt, selbst für den Alltag gibt es technische Hilfsmittel. Und dennoch ähnelt das Leben in naher Zukunft doch sehr unserem jetzigen.
Es macht Spaß der Erzählweise der Autorin zu folgen, sie schafft es einen in den Bann zu ziehen und alles absolut authentisch und realistisch wirken zu lassen. Gerade die Abschnitte in denen unsere drei Protagonisten ein Spiel spielen wecken in einem die Lust mitzumachen, nur einmal mit ihnen das Schwert zu schwingen um Bösewichte zu bekämpfen oder Quests zu erfüllen. Die Atmosphäre, die bei diesen Settings entsteht lässt einen geradezu schaudern, man bekommt jedes Mal das Gefühl, dass etwas Schlimmes passieren könnte, es wirkt einfach so real. Der Übergang von Realität zu der C-World ist absolut gelungen und gut umgesetzt und ich muss sagen, dass mir beide Welten und die ganze Umsetzung gefallen.
Es ist schön Jemma, Jamie und Zack in den Games zu begleiten aber auch zu erleben wie sie sich im realen Leben durchschlagen und mit Problemen umgehen. Die Freundschaft zwischen ihnen ist stark und gerade das macht dieses Buch zu etwas Besonderen. Es baut darauf auf und man spürt die enge Verbindung zwischen diesen drei Teenagern, die schon ewig besteht. Nichts bringt sie so leicht auseinander, sie geben sich Halt und kennen sich nur allzu gut. So können Jemma und Zack ziemlich gut mit den Stimmungsschwankungen von Jamie umgehen, der oft über seine Situation frustriert ist. Nach einem schlimmen Ereignis hat er nämlich Probleme schmerzfrei über den Tag zu kommen und gerade Jemma und Zack, sein Freund, der ihn so liebt wie er ist, sind ihm eine große Unterstützung.
Ich mag alle drei Protagonisten, sie sind verschieden und haben so ihre Macken aber gerade dadurch wirken sie absolut authentisch. Für ihr Alter wirken sie teilweise erwachsen, es ist interessant ihre Diskussionen zu verfolgen. Ich konnte ihre Beweggründe stets verstehen auch wenn ich selber manchmal etwas anders entschieden hätte. Auch die anderen Charaktere konnten mich in jeder Hinsicht überzeugen.
Was den Fall angeht will ich eigentlich nicht zu viel verraten, man sollte lieber selber erleben in welche Richtung es sich entwickelt und sich überraschen lassen.


Ein Jugendbuch, das nicht davor scheut wichtige Themen anzusprechen, voller Überraschungen, Gefühle und nicht erwarteter Wendungen ist, nie langweilig wird und durch glaubwürdige Charaktere überzeugen kann. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung. Dieses Buch wird für einige unterhaltsame Stunden sorgen.

Veröffentlicht am 09.10.2017

Sehr ungewöhnlich

Im Rausch der Stille
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Ein irischer Freiheitskämpfer fasst den Entschluss aus seinem Land zu flüchten und nimmt für ein Jahr den Posten als Wetterbeobachter auf einer weit entfernten, einsamen Insel an. Doch schon am ersten ...

Ein irischer Freiheitskämpfer fasst den Entschluss aus seinem Land zu flüchten und nimmt für ein Jahr den Posten als Wetterbeobachter auf einer weit entfernten, einsamen Insel an. Doch schon am ersten Abend muss er um sein Leben kämpfen und der frühere Wetterbeobachter will ihm erst keine Zuflucht in dem soliden Leuchtturm gewähren. Als sich dies ändert, verteidigen beide gemeinsam den Turm mit allem was sie haben.

Ein Kampf ums Überleben beginnt, eine einseitige Liebe entfacht und es stellt sich die Frage ob die Meeresungeheuer einem Menschen doch ähnlicher sind als gedacht.

Meine Meinung:

Bizarr ist das erste Wort, das mir zu diesem Roman einfällt. Sprachlich gesehen ist es wirklich top, aus der Ich-Perspektive bildhaft erzählt und trotz einigen eher langweiligen Passagen sehr flüssig zu lesen. Aber selbst diese Abschnitte sind nötig, da das Leben auf der Insel manchmal eben nichts anderes bietet, der namenlose Protagonist nichts anderes machen kann außer tagein, tagaus immer wieder die gleichen Aufgaben zu verrichten und auf den Angriff der Ungeheuer zu warten. Außerdem kann man so die Charakterentwicklung des namenlosen Protagonisten besser verfolgen.

Von der Insel ist kein Entkommen möglich und so hat er es mit dem einzigen anderen Menschen darauf nicht einfach. Denn Batís Caffó ist ein unfassbar unsympathischer Charakter, dem es Spaß bereitet die Wasserwesen zu töten, je schrecklicher deren Tod, desto besser. Jedes Mal aufs Neue müssen die beiden den Leuchtturm verteidigen wenn es dunkel wird und sie kommen. Dabei lassen sich die Wesen manche Nächte sogar aus was bei den Männern regelrecht zur Verzweiflung führt. Die ganze Stimmung bringt der Schreibstil sehr gut rüber.

So sympathisch der Protagonist mir am Anfang auch war und ich seine Ideen gut fand, gegen Ende hat er bei mir durch seine veränderte Art ein paar Sympathiepunkte verloren.

Neben den zwei Männern lebt im Leuchtturm noch das Froschmädchen Aneris, das sozusagen das Eigentum von Batís ist mit dem er sich immer wieder vergnügt. Und bald verspürt auch unser Erzähler eine Leidenschaft ihr gegenüber, die er nicht zügeln kann. Eine sehr skurrile Situation und es ist schrecklich wie die beiden Männer dieses Wesen manchmal behandeln und doch auch nicht verwunderlich, dass sie ihren Frust, Unmut und die ganze Wut an jemandem auslassen müssen. Bedauerlicherweise trifft es dann den Schwächsten, wobei sie die Chance hätte wegzulaufen.

Das Ende ist leider offen, sodass ich nicht recht wusste was ich nun davon halten sollte.

Fazit:

Insgesamt ist das Buch vor allem, wie schon erwähnt, bizarr, auch wenn ich die Situation mit der verlassenen Insel eigentlich recht gut finde. Nur hätte ich mir mehr Antworten erhofft um das alles begreifen zu können. Die Emotionen und Handlungen jedoch waren größtenteils sehr nachvollziehbar, wenn man sich die Mühe macht sich in die Person rein zu versetzen.

Veröffentlicht am 09.10.2017

Die Geschichte eines Serienmörders

Still Chronik eines Mörders
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"Aus liebenden Herzen wurden betrogene eines Tages, verletzte und wurden sie es nicht, kam irgendwann das Sterben der einen und ließ die anderen als Fragende, Verlorene, zurück. Verloren, weil in Karls ...

"Aus liebenden Herzen wurden betrogene eines Tages, verletzte und wurden sie es nicht, kam irgendwann das Sterben der einen und ließ die anderen als Fragende, Verlorene, zurück. Verloren, weil in Karls Augen eines nicht begriffen werden wollte: Der Tod war alles, nur keine Beraubung."

Die Handlung:
Karl Heidemann wird mit einem übersensiblen Gehör geboren, sodass ihm die normalsten alltägliche Geräusche Schmerzen bereiten. Als sein Vater durch Zufall entdeckt, dass er erst in der Stille aufhört zu schreien und zu weinen, bekommt Karl ein eigenes kleines Reich im Keller, in dem er mehrere Jahre freiwillig ohne Bezug zu anderen Menschen aufwächst.
Nach einem Ereignis durch das Karl den Tod als etwas Friedvolles und Erlösendes wahrnimmt ist er so fasziniert, dass es ihn nicht mehr loslässt.
Als Jugendlicher lässt er eine nicht enden wollende Spur von Leichen zurück und ist auf der Flucht bei der ihm so manches widerfährt. Selbst er selber gerät in Lebensgefahr.

"Und während die Zeit verlässlich tat, was sie einzig und allein auch konnte, nämlich vergehen, wuchs Karl in seinem Gehege heran wie ein Bewohner des städtischen Zoos, gefüttert, beobachtet, abgegrenzt. Mit nur einem Unterschied: Er war frei."

Meine Meinung:
Solch ein Meisterwerk schon zu Beginn des Jahres lesen zu können ist Balsam.
Es ist ein unglaublich gut, fast schon poetisch geschriebenes Buch in dem viele Stilmittel vorkommen, die Atmosphäre vom Anfang bis zum Ende stimmt und der zum nachdenken und diskutieren einlädt. Hier ist kein Wort zu viel oder zu wenig, die ausdrucksvolle Sprache und das Leben von Karl fesseln ans Buch und lassen einen nicht mehr los. Und auch wenn eine gewisse Distanz im Erzählstil besteht, ist es schwer vom Buch nicht eingenommen zu werden.
Auch wenn Karl sich zu einem Serienmörder entwickelt, wurde er mir nie unsympathisch. Durch ihn bekommt man eine ganz andere Sicht auf die Welt, den Tod und die Gemeinschaft. Man kann ihn und seine Handlungen verstehen, seine Gefühle und Gedanken nachempfinden.
Karl ist unglaublich klug und hat sich als Kind schon vieles selber beigebracht und doch hat er nie etwas so Normales gemacht wie mit anderen Kindern zu spielen oder ist ins Kindergarten oder die Schule gegangen. In seinem schützenden Kellerzimmer war er vor allem sicher und hat so leider viel Lebenswichtiges nicht gelernt. Sein einziger Freund ist gleichzeitig sein Nachbar und Lehrer. Es fällt Karl schwer Gefühle nachzuvollziehen, er versteht auch die Menschen nicht, so wie diese auch ihn nicht verstehen können. Und auch wenn vor allem seine Mutter immer um etwas Zuneigung von ihm gekämpft hat, so hat er ihr verweigert diese verweigert und ließ die Umarmungen eher mit Widerwillen über sich ergehen. Es fällt ihm nicht leicht Nähe zuzulassen, erst mit einer ganz besonderen Person ändert sich das alles und er kann ab dann endlich die ganzen Gefühle nachempfinden.
Mit der Zeit lernt Karl mit seinem scharfen Gehör umzugehen und diesen sogar für seine Zwecke zu benutzen um sich beispielsweise auf seiner Flucht einen Vorteil zu verschaffen oder Gespräche über mehrere Meter entfernt abzuhören.
Und auch wenn man schon von der ersten Seite an weiß wie die Geschichte endet, ist der Weg den man mit Karl beschreitet faszinierend und führt über Jahre hinweg. Es ist unglaublich wie vieles in diesem Roman angesprochen wird und wie viel Wahrheit in den Worten tatsächlich steckt.
Mit Karl Heidemann bekommen wir keinesfalls einen typischen Serienmörder, von ihm kann man vieles lernen und dadurch auch das eigene Leben mit anderen Augen betrachten. Aber natürlich sind seine Taten furchtbar und zum Teil auch unentschuldbar, das kann man nicht bestreiten.
Doch ist nicht nur er in dieser Geschichte ein gut ausgearbeiteter Protagonist, auch die Nebencharaktere glänzen jeder auf eine andere Weise. Hier stimmt einfach das Gesamtpaket, das Cover mit eingeschlossen. Und weshalb das „t“ im Titel einem Kreuz gleicht wird man auch im Buch erfahren.

Fazit:
Mein erstes Highlight in diesem Jahr, das ich absolut weiterempfehlen kann. Dieses Buch bietet so viel mehr als es verspricht. Eine vom Anfang bis zum Ende hin faszinierende und spannende Geschichte die einen in ihren Bann zieht unterlegt mit wundervollen Zitaten.

Veröffentlicht am 09.10.2017

Gelungener Roman

Die Schuld der anderen
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Dem Journalist Marc Rappaport lässt der nun scheinbar nach 27Jahren gelöste Mord an Emilie Thevenin keine Ruhe. Er will weiterforschen, in Erfahrung bringen was es für einen Grund hätte haben können eine ...

Dem Journalist Marc Rappaport lässt der nun scheinbar nach 27Jahren gelöste Mord an Emilie Thevenin keine Ruhe. Er will weiterforschen, in Erfahrung bringen was es für einen Grund hätte haben können eine gerade mal 19jährige Prostituierte umzubringen. Er hat im Gefühl, dass dahinter viel mehr stecken könnte und beginnt nach Absprache mit Pierre, seinem Freund und Chef, für diese Geschichte genauere Nachforschungen anzustellen, worunter vor allem seine Beziehung leidet. Die Recherchen jedoch bringen reichlich Schockierendes ans Licht und damit auch einige Schwierigkeiten, womit nicht mal Marc hätte rechnen können.

Meine Meinung:
Ein Roman, der uns einen Blick auf die französische Gesellschaft gewehrt. Eine Autorin, deren gute Recherchen einfach nur überzeugen und Charaktere, die authentischer und interessanter nicht sein könnten. Zusammen ergibt es ein tolles, informatives Buch, das mich am Ende sprachlos zurück gelassen hat.
Gila Lustiger hat einen Schreibstil bei dem es trotz der vielen Informationen nicht langweilig wird, außerdem erklärt sie selbst die komplexeren Passagen wunderbar, sodass keine Verständnisprobleme aufkommen. Besonders positiv ist mir auch die Schilderung der Umgebung, der Orte aufgefallen sowie die Gabe der Autorin dem Leser die Atmosphäre näher zu bringen.
Obwohl der Mord an Emilie Thevenin im Vordergrund steht wird im Zusammenhang ebenso viel von der Politik und der Wirtschaft Frankreichs erzählt und auch kritisiert. Dieser Roman ist tatsächlich nicht nur ein Krimi, sondern gleichermaßen ein Polit- und Wirtschaftsthriller. Es werden gewiss auch einige Unterschiede zu Deutschland bewusst. Mich hat vor allem die Sicht auf Affären und generell Beziehungen, Sexualität verblüfft.
In ‚Die Schuld der anderen’ werden so unglaublich viele Themen und Bereiche angesprochen, dass es für manche vielleicht überladen wirken könnte, doch Gila Lustiger weiß gekonnt die eigentliche Geschichte nicht aus den Augen zu lassen und hat ein besonderes Talent dafür alles logisch miteinander zu verknüpfen und stetig Spannung aufzubauen. Keine Seite ist zu viel. Es bereitet Vergnügen mehr zu erfahren, ob es nun um das Leben der Reichen geht, Prostitution, Bandenkriege, Korruption, Ungerechtigkeit gegenüber Arbeitern, Jugendkriminalität oder das Leben im Altenheim, man bekommt einen glaubhaften Blick auf die Zustände und ich kann wahrlich behaupten, dass ich einiges dazu gelernt habe.
Der Fall rund um Emilies Tod ist nicht einfach und so lernen wir mit Marc, wegen des häufigen Reisens, viel über Frankreich kennen und auch Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und jeder von ihnen bringt Marc mit neuen Hinweisen ein Stück näher an sein Ziel.
Mit Marc Rappaport bekommt man einen vielschichtigen Charakter aus dem ich nur schwer schlau wurde. Jedes Mal wenn ich der Meinung war ich hätte ihn endlich durchschaut, machte er mir ein Strich durch die Rechnung und lehrte mich eines Besseren. Er ist kein einfacher Protagonist, das bekommt auch seine Freundin Deborah des Öfteren zu spüren, und doch ist er interessant und sympathisch. Außerdem mag ich seine Art zu denken, es gab immer wieder Sätze, die für mich herausgestochen sind. Er lebt für seine Arbeit als Journalist, auch wenn seine Familie der Meinung ist er hätte viel mehr erreichen und sogar das Unternehmen seines verstorbenen Großvaters übernehmen können. Doch ist er wirklich gut in dem was er tut und weiß wie er sich in seinem Beruf den Menschen gegenüber verhalten muss um an die wichtigen Informationen für seine Schlagzeilen zu kommen. Er gibt nicht auf und setzt alles daran die Machenschaften in diesem Fall aufzudecken.
In diesem Roman gibt es viele Rückblenden mit dessen Hilfe man mehr über Marc, seine Sicht auf die Dinge und seine Familie erfährt. Besonders im Fokus steht dabei seine Beziehung zum verstorbenen Großvater und auch dass er Jude ist spielt eine gewisse Rolle, wobei vor allem das Thema Religion meiner Meinung nach etwas vertieft hätte werden können. Aber auch so kann man sich ohne Probleme aus der Sicht von Marc ein Bild von dem Ganzen machen. Ein Roman der unterhält und einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat.

Fazit:
Ein rundum gut ausgearbeiteter, informativer und überzeugender Roman, der uns einen Blick auf Frankreich gewährt. Mit Charakteren aus allen Schichten, schönen Schilderungen und Sätzen voller Aussagekraft lässt ‚Die Schuld der anderen’ keine Langeweile zu. Kann ich nur weiterempfehlen!