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Madame_Lilli-Marleen

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Veröffentlicht am 09.12.2023

Blieb leider etwas hinter der Erwartung

Kajzer
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Menacham Kaiser macht sich auf die Suche nach der Vergangenheit seiner Familie. Da die meisten von ihnen im Holocaust umgekommen sind, wird diese Zeitreise sehr schwierig. Er begibt sich nach Polen. Dort ...

Menacham Kaiser macht sich auf die Suche nach der Vergangenheit seiner Familie. Da die meisten von ihnen im Holocaust umgekommen sind, wird diese Zeitreise sehr schwierig. Er begibt sich nach Polen. Dort besaßen seine Vorfahren ein Mietshaus. Wird er es finden und am Ende sogar Gerechtigkeit erlangen, indem seine Familie das unbekannte Haus zurückbekommt? Bei seiner Reise trifft der Autor auf viele interessante und teilweise skurrile Menschen.

Ich fand den Klappentext wirklich sehr interessant. Leider konnte das Buch dann nicht die Erwartungen erfüllen. Der Anfang war noch ganz spannend, doch irgendwann wusste ich gar nicht mehr, worum es dem Autor eigentlich geht. Er trifft auf polnische Schatzsucher, die in den weiten Wäldern Polens einen Nazi-Goldschatz oder das Bernsteinzimmer suchen. Durch Zufall entdeckt er die Geschichte eines entfernten Verwandten und erzählt diese dann ausführlich. Dann führt er auch noch Gerichtsprozesse, um das Haus zurückzubekommen für seine Familie. Für mich hat sich das jetzt nicht so spannend gelesen. Ich habe mich oft gefragt, warum er das jetzt erzählt. Vielleicht habe ich es auch einfach nur nicht verstanden. Das Buch hat mich leider gar nicht berühren können, was ja bei dem Thema eigentlich ungewöhnlich ist. Schade.

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Veröffentlicht am 09.12.2023

Ein sehr bewegendes Buch

Als wir an Wunder glaubten
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Das Moor war schon immer ein mystischer Ort. In einem kleinen Dorf im Moor leben die beiden Frauen Edith und Anni. Im Krieg haben sie zusammen gehalten. Die Männer waren an der Front. Doch nach ...

Das Moor war schon immer ein mystischer Ort. In einem kleinen Dorf im Moor leben die beiden Frauen Edith und Anni. Im Krieg haben sie zusammen gehalten. Die Männer waren an der Front. Doch nach dem Krieg ändert sich auch die Stimmung im Dorf. Einige Männer kehren wieder, andere sind für immer verschollen. Als Annis Mann fünf Jahre nach Kriegsende zurückkehrt, wird es für ihre Familie nicht einfacher, denn er fühlt sich zu Edith hingezogen. Hat sie ihn vielleicht verhext? Anni findet nun halt im Aberglauben und das Unheil nimmt seinen Lauf.

Ich fand die Geschichte sehr spannend, denn ich erinnerte mich, wie auch meine Oma davon überzeugt war, dass meine Mutter verhext wurde und dadurch Kinderlähmung bekommen hat. Auch durfte keine Wäsche zwischen den Jahren aufgehängt werden, damit sich keine Geister darin verfangen. Genau um diesen Aberglauben geht es in diesem Roman von Helga Bürster. Und sie erzählt die Geschichte und die Schicksale der Bewohner des Dorfes sehr emotional und anschaulich. Man hat keine Probleme sich in die vergifte Atmosphäre in dieser abgelegen Landschaft einzufühlen. Dass der Glaube an Hexen und Geister sich doch so lange halten konnte, ist wirklich erstaunlich und erschreckend zu gleich. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und kann diesen Buch wirklich nur weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 21.11.2023

Ein neuer Fall für Gaetano Lambrecht

Die Geister von Triest
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Es wird kälter in Triest. Das Weihnachtsfest steht vor der Tür und der 1. Weltkrieg fordert immer mehr Opfer. Gaetano Lambrecht wird zu einem Mordfall hinzugezogen, der die Menschen erschaudern lässt. ...

Es wird kälter in Triest. Das Weihnachtsfest steht vor der Tür und der 1. Weltkrieg fordert immer mehr Opfer. Gaetano Lambrecht wird zu einem Mordfall hinzugezogen, der die Menschen erschaudern lässt. Eine alte Frau wird auf bestialische Weise ermordet in ihrem Haus aufgefunden. War hier der Teufel eventuell selbst am Werk? Lastet auf der Familie ein Fluch? Der Fall scheint nicht so leicht lösbar zu sein, obwohl Gaetano sogleich einen Verdächtigen ausmacht.
Doch auch privat geht es für den jungen Ispettore seht turbulent zu. Irgendjemand hat ihn für den Kriegsdienst gemeldet und die schöne Witwe seines ehemaligen Kollegen hat es Gaetano angetan. Dann wird ihm auch noch eine charmante junge Frau als Assistentin zur Seite gestellt, da eine Großzahl der männlichen Kollegen an der Front sind.

Das Buch hat mich sehr gut unterhalten. Historisch auch sehr interessant. Der Autor versteht es sehr gut, seine Leser in das winterliche Triest eintauchen zu lassen. Die Figuren sind alle sehr gut beschrieben und die Geschichte enthält einige Überraschungen bereit. Mir ging nur das ständige rumgewirbele am Schnurrbart des Ispettore etwas auf die Nerven. Aber das ist nun wirklich Geschmacksache.
Für Fans von historischen Krimis bestens geeignet. Ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 21.11.2023

Thriller mit Anspruch

Wie Sterben geht
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Nina Winter ist Agentin für den BND. Sie wird in den 1970ern nach Moskau geschickt, um den KGB - Offizier Kukura als Quelle für den BND zu führen. Doch was sie nicht ahnt ist, dass sie in Moskau auf einen ...

Nina Winter ist Agentin für den BND. Sie wird in den 1970ern nach Moskau geschickt, um den KGB - Offizier Kukura als Quelle für den BND zu führen. Doch was sie nicht ahnt ist, dass sie in Moskau auf einen sehr gefährlichen und erbarmungslosen Gegner treffen wird. Ihr Leben wird sich von da an komplett ändern und sie schwebt in ständiger Lebensgefahr.

Dem Autor gelingt es wirklich wahnsinnig gut, die spannende und verworrene Welt der Geheimdienste einzufangen. Alle Figuren sind toll konstruiert und die Story ist wirklich sehr spannend, aber auch sehr komplex. Manchmal habe ich nicht mehr durchgesehen, wer jetzt für wen eigentlich spioniert. Wer auf welcher Seite steht.

„Sein Lachen erinnert an Bremerhaven im Regen.“

Die Sprache ist sehr wortgewandt. Immer wieder findet man solch tolle und überraschenden Sätze. Die Beschreibung von Moskau ist einfach grandios. Man spürt förmlich die eisige Kälte und die bedrohliche Atmosphäre.

Ich habe den Thriller sehr gerne gelesen. Er ist aber nichts für zwischendurch, eher etwas für Leser, die vor anspruchsvoller Literatur nicht zurückschrecken.

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Veröffentlicht am 22.10.2023

Ein eindringliches Buch über die schmerzhaften Erfahrungen einer Frau

Stein der Geduld
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Stein der Geduld" von Atiq Rahimi ist ein eindringlicher Roman, der die Leser in die tiefen Abgründe menschlicher Existenz entführt. Rahimi, ein afghanischer Schriftsteller und Filmemacher, hat mit diesem ...

Stein der Geduld" von Atiq Rahimi ist ein eindringlicher Roman, der die Leser in die tiefen Abgründe menschlicher Existenz entführt. Rahimi, ein afghanischer Schriftsteller und Filmemacher, hat mit diesem Werk ein literarisches Meisterstück geschaffen, das die Grausamkeiten des Krieges und die verheerenden Auswirkungen auf das individuelle Leben einer Frau auf beeindruckende Weise darstellt.

Das Buch erzählt die Geschichte einer namenlosen Frau in Afghanistan, die sich dazu entscheidet, während des Krieges bei ihrem im Koma liegenden Ehemann zu bleiben. Rahimi wählt eine einzigartige Erzählform: Der Leser wird zum stillen Zeugen der inneren Monologe dieser Frau, die ihre Gedanken und Gefühle in einem Akt der Selbsttherapie offenbart. Der "Stein der Geduld" wird dabei zu einem Symbol für ihre Seelenlast, ihre unterdrückten Emotionen und ihre schmerzhaften Erfahrungen.

Die Sprache des Romans ist von intensiver Poesie geprägt. Rahimi nutzt eine klare, bildhafte Sprache, um die Atmosphäre der Trostlosigkeit und Verzweiflung inmitten des Krieges zu beschreiben. Die Protagonistin, die sich an einen steinernen Gegenstand wendet, um ihre Leiden zu teilen, wird zur Metapher für die stummen Opfer, die Frauen in Kriegszeiten ertragen.

Die Charakterentwicklung ist subtil und tiefgründig. Die Frau durchläuft eine eindrucksvolle persönliche Transformation, während sie ihre Wut, ihre Schuldgefühle und ihre unterdrückte Sexualität erforscht. Rahimi scheut sich nicht vor tabuisierten Themen und zeigt die weibliche Sexualität in einer Gesellschaft, die von männlicher Dominanz geprägt ist.

Die Erzählstruktur und die kurzen, intensiven Kapitel verleihen dem Buch eine besondere Dynamik. Der Leser wird in einen Sog aus Emotionen gezogen, während er die innere Zerrissenheit der Hauptfigur miterlebt. Rahimi fordert dabei auch die Konventionen der Gesellschaft heraus und stellt Fragen nach Gerechtigkeit, Selbstbestimmung und dem Preis der Freiheit.

"Stein der Geduld" ist nicht nur ein literarisches Meisterwerk, sondern auch ein politisches Statement. Rahimi gibt den stummen Opfern des Krieges eine Stimme und beleuchtet die Schattenseiten der Gesellschaft. In einer Welt, die oft von männlicher Perspektive dominiert wird, setzt der Autor ein starkes Zeichen für die Rechte und die Würde der Frauen.

Insgesamt ist "Stein der Geduld" ein ergreifender Roman, der durch seine kraftvolle Sprache, die tiefgehende Charakterentwicklung und die kluge Thematisierung gesellschaftlicher Probleme beeindruckt. Atiq Rahimi zeigt mit diesem Buch, dass Literatur die Macht hat, nicht nur Geschichten zu erzählen, sondern auch das Bewusstsein zu schärfen und zum Nachdenken anzuregen.

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