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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.07.2024

Toller Roman über Freundschaft und Aufbegehren

Malnata
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Es gibt Cover, die meinen Blick gefangen nehmen und mich nicht loslassen. Malnata ist so eins und ich finde es perfekt gewählt. „Malnata“ heißt „Die Unheilbringende“ und genau das wird Maddalena, einem ...

Es gibt Cover, die meinen Blick gefangen nehmen und mich nicht loslassen. Malnata ist so eins und ich finde es perfekt gewählt. „Malnata“ heißt „Die Unheilbringende“ und genau das wird Maddalena, einem jungen Mädchen von ihrem ganzen Dorf unterstellt. Die Geschichte spielt 1935 in der Lombardei, es ist die Zeit von Mussolini und klaren traditionellen Rollenbildern und -Erwartungen, gerade an die Frauen. Francesca, Tochter aus gutem Hause, wünscht sich allerdings nichts sehnlicher, als mit der Malnata befreundet zu sein.
Als ihr das schafft, erlebt sie eine Zeit der Freiheit und erfährt, was wahre Freundschaft bedeutet.
„Mit ihr machte mir selbst der Gedanke, mich zu verletzten, keine Angst.“ S.87
Beatrice Salvioni gelingt es hier spielend die Atmosphäre des heißen Sommers Italiens und der politischen Situation der damaligen Zeit zu beschreiben, in der sie die Beziehung der beiden Mädchen einbettet. Doch nicht nur das, gerade auch die Maddalena ist ein Charakter, der mir sofort nahe ging und ans Herz gewachsen ist. Sie ist für mich die „dunklere“ Version der Pippi Langstrumpf und einfach großartig.
Die Situationen und Schicksalschläge, die die beide Mädchen erleben müssen, sind glaubhaft erzählt und berühren zusätzlich, gerade durch ihre Authentizität.
Auch die Nebenfiguren dieser Geschichte sind treffend beschrieben und veranschaulichen die damaligen Verhältnisse. Männer nehmen sich, was sie wollen, wenn nötig auch mit Gewalt und Frauen werden wie Ware behandelt.
Dagegen begehrt Malnata auf:
„Eine erwachsene Frau zu sein, bedeutet, einem Mann, wenn er sagt: >>Du gehörst mir<<, in die Augen zu sehen und ihm zu antworten: >>Ich gehöre niemandem.<< S.250
Es ist ein Roman, der mich mitgenommen hat, der eine wunderbare Freundschaft schildert und der Kraft gibt für sich selbst und seine Herzensmenschen einzustehen.
Eine ganz klare Leseempfehlung für dieses starke Debüt!

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Veröffentlicht am 23.07.2024

Ein anderer Blick auf DIE Callas

Die Stimme meiner Mutter
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DIE Callas! Eine Ikone! Eine Frau, die ihre Erfolge vor meiner Geburt gefeiert hat und ich nur als eitle Diva im Kopf habe. Mit ihrem Mann Onassis, der gelinde gesagt, ein Widerling gewesen sein soll. ...

DIE Callas! Eine Ikone! Eine Frau, die ihre Erfolge vor meiner Geburt gefeiert hat und ich nur als eitle Diva im Kopf habe. Mit ihrem Mann Onassis, der gelinde gesagt, ein Widerling gewesen sein soll. Soweit mein bisheriges Nichtwissen über die berühmte Opernsängerin.
Dieser Roman zeichnet ein ganz anderes Bild. Er erzählt von einer zu tiefst empfindsamen und unsicheren Frau, die bereit war viel zu geben, bis hin zur Selbstaufopferung, auf der Suche nach ehrlicher Anerkennung und Liebe.
Die Autorin wählt dabei eine besondere Erzählperspektive, nämlich die von Maria Callas ungeborenem Sohn. Er lässt uns teilhaben an etwas mehr als einem Jahr ihres Lebens. Dem Jahr 1958/1959 der großen Liebesgeschichte zwischen Aristoteles Onassis und ihr.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig lesbar. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und habe ab der ersten Seite mit Maria mitgefiebert und gelitten. In vielen Momenten habe ich sie auch bewundert, vor allem für ihre Stärke anderen Menschen gegenüber. Mit welcher Beherrschung sie die immer wieder stattfindenden verbalen Demütigen ihr gegenüber erträgt, zeugt von wahrer Größe.
Die Liebesgeschichte zwischen den beiden ist emotional und berührend geschrieben. Auch wenn sie zu Beginn ihres Kennenlernens beide verheiratet sind, war ich sofort Team Maria+Onassis.
Das letzte Drittel war mir dann leider etwas zu viel Geschichte in zu wenig Zeilen gepackt und konnte mich nicht mehr ganz so überzeugen, wie die Seiten zuvor. Doch trotzdem habe ich es gerne gelesen.
Während und auch nach der Lektüre war ich immer wieder am Recherchieren und habe viel über Maria Callas gelesen. Ob es diesen Sohn Omero wirklich gab und Onassis sein Vater war, konnte nicht bewiesen werden. Wenn Ihr diesen Roman allerdings lest, dann entsteht zwangsläufig der Wunsch, dass es so war.

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Veröffentlicht am 23.07.2024

Warmherzige Geschichte über die Kindheit auf dem Bauernhof

Mühlensommer
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Na, wo seid Ihr aufgewachsen? Auf dem Land oder in der Stadt?
Martina Bogdahns Hauptfigur Maria ist ein typisches „Landei“. Ihre Eltern besitzen die Birkenmühle, einen Aussiedlerhof, mit klassischer Landwirtschaft. ...

Na, wo seid Ihr aufgewachsen? Auf dem Land oder in der Stadt?
Martina Bogdahns Hauptfigur Maria ist ein typisches „Landei“. Ihre Eltern besitzen die Birkenmühle, einen Aussiedlerhof, mit klassischer Landwirtschaft. Ihre Kindheit ist geprägt von ländlicher Idylle und den Schattenseiten derselben. Als sie erwachsen ist, zieht es sie in die Stadt und sie kommt nur noch selten zurück. Bis ihr Vater bei der Arbeit verunglückt und die Mutter sie um Hilfe bittet.
Die Autorin erzählt Marias Geschichte auf zwei Zeitebenen. Zum einen in der Gegenwart, die Maria und ihre Töchter zurück auf den Hof ihrer Eltern bringt und zum anderen in Rückblenden in ihre eigene Kindheit. Dabei nimmt die Vergangenheit einen weit größeren Teil des Romans ein. Martina Bogdahn lässt viele Ereignisse und Momente eines Bauernhoflebens vor mir lebendig werden und macht es mir leicht mich in die junge Protagonistin hineinzuversetzen. Nur zu gut verstehe ich Maria, die traurig ist, weil ihre Eltern nicht mit ihr in den Urlaub fahren können, aber auch die große Freude über den ersten Schnee des Jahres und das Schlittschuhfahren auf dem zugefrorenen Bach hinter dem Haus.
Ihr Ton ist dabei liebevoll, ehrlich und humorvoll. Insofern werden auch die Herstellung einer typischen Schlachtschüssel oder die Besamung einer Kuh absolut detailliert und nachvollziehbar geschildert. Diese Teile zeugen für mich von der Authentizität der Geschichte, schließlich ist ein landwirtschaftlicher Betrieb nicht mit Kälbchen streicheln und Brot backen allein zu bewerkstelligen.
Ihr Schreibstil ist leicht lesbar und flüssig, wodurch ich ein schönes, sommerliches Stunden auf dem Birkenhof verbringen konnte.
Wenn Ihr Lust habt auf eine ehrliche und warmherzige Geschichte über eine Kindheit auf dem Bauernhof, dann werdet Ihr mit diesem Buch bestimmt Freude haben.

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Veröffentlicht am 18.07.2024

Fulminant erzählte Geschichte

Am Himmel die Flüsse
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Der neue Roman von Elif Shafak ist eine wundervolle und gleichzeitig tragische Geschichte von liebenswerten Figuren, deren Schicksale mir zu Herzen gingen.

Es geht um Narin, ein neunjähriges Mädchen, ...

Der neue Roman von Elif Shafak ist eine wundervolle und gleichzeitig tragische Geschichte von liebenswerten Figuren, deren Schicksale mir zu Herzen gingen.

Es geht um Narin, ein neunjähriges Mädchen, das 2014 mit ihrer Großmutter und ihrem Vater in den Irak reist, um dort getauft zu werden. Die Familie gehört der Gruppe der Eziden (Jesiden) an. Ihre Großmutter erzählt ihr dabei immer wieder Geschichte, nur die von Narins Ururgroßmutter Leila und Arthur, dem „König der Abwasserkanäle und Elendsquartiere“ nicht.
Dafür erfahren wir sie im Handlungsstrang von eben diesem Arthur, geboren 1840 in London. Sein fiktiver Lebensweg ließ mich dabei immer wieder an Figuren aus Charles Dickens Romanen denken. Er ist ein wissbegieriger Junge, der eine Leidenschaft für Keilschrift und das Gilgamesch-Epos entwickelt.
Die dritte Protagonistin dieses Romans ist Zaleekhah, in ihren Dreißigern, hat sich eben von ihrem Mann getrennt und ist auf ein Hausboot auf der Themse gezogen. Dieser Handlungsstrang spielt 2018.

Der Autorin gelingt es einen Handlungsbogen von mehreren tausend Jahren Geschichte zu schlagen und gleichzeitig so spannend von diesen Ereignissen zu erzählen, dass es eine wahre Lesefreude ist, in diesen Roman abzutauchen. Für mich ist Elif Shafak weit mehr als eine Schriftstellerin. Sie ist eine Geschichtenerzählerin, wie aus Tausend und einer Nacht. Es gelingt ihr mühelos Szenerien, Landschaften, Welten durch ihre Sprache zu erschaffen. Sie schreibt ausschweifend, ohne abzuschweifen und lässt mich ihren Figuren ganz nahekommen.
Gleichzeitig verwebt sie in diesem Roman geschickt Fiktion und Realität und somit habe ich mich das erste Mal näher mit dem Jesidentum und dem stattfindenden Genozid dieser Gruppe auseinandergesetzt. Was mich sehr betroffen gemacht hat.

Wie genau am Ende alle drei Handlungsstränge zusammenlaufen, wird an dieser Stelle nicht verraten. Ich möchte nur erwähnen, dass auch dies ein Fakt ist, der mir bis dato unbekannt war.

Von mir gibt es eine klare Empfehlung für alle Fans literarischer Werke, die Lust haben sich einen Teil unserer Weltgeschichte zu erlesen.
Wer von ihr „Der Architekt des Sultans“ kennt und mochte, wird mit diesem Roman definitiv gelungene Lesestunden haben.

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Veröffentlicht am 18.07.2024

Skurrile Geschichte, verbaler Schlagabtausch, absoluter Lesespaß

Relight My Fire
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Es ist wieder so weit. Ein viertes Mal ermittelt die genialste Zeitungsredaktion Englands, ach der Welt, die „Stranger Times“. Aber wie könnte sie auch nicht, wenn neben einem Mitglied des Teams ein Mensch ...

Es ist wieder so weit. Ein viertes Mal ermittelt die genialste Zeitungsredaktion Englands, ach der Welt, die „Stranger Times“. Aber wie könnte sie auch nicht, wenn neben einem Mitglied des Teams ein Mensch vom Himmel fällt, der vorher eindeutig fliegen konnte?!
Hört sich skurril an? Definitiv! Aber das ist natürlich erst der Anfang all der abgefahrenen Dinge und Wesen, die in dieser Geschichte vorkommen.

Chefredakteur Banecroft und seine Redaktion begegnen einem Ghul und einigen Untoten, treffen Zeke, den sprechenden Hund wieder und Manny bekommt standing ovations für seine Hosen. Um nur einen kleinen Einblick zu gewähren.

Wer diese Roman-Reihe noch nicht kennt, dem empfehle ich wirklich mit dem ersten Teil zu beginnen, denn bis zum aktuellen, vierten Teil ist doch so einiges passiert, auf das dieser hier aufbaut und Bezug nimmt.

McDonnells schreibt mit einer großen Portion schwarzen Humor, die mich jedes Mal begeistert und zum Lachen bringt. Der gelungene Wortwitz und die vielen gesellschafts- und politikkritischen Anspielungen sind für mich immer ein Highlight seiner Bücher.

Inhaltlich bin ich von seinen Wendungen und Ideen fasziniert und tauche in diese Romane völlig ab. Für mich die perfekte Lektüre, um den Alltag zu vergessen und mit richtig guter Laune aus meiner Lesewelt zurückzukommen.

Insofern gibt es eine klare Leseempfehlung von mir.

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