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Madamebiscuit15

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.08.2023

Zwei Sommer, viele Entscheidungen

Wir träumten vom Sommer
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Das Cover gefiel mir auf Anhieb, es vermittelt Sommer und Leichtigkeit vor der Kulisse des Münchner Olympiageländes. Dadurch und durch den flüssigen und leicht zu lesenden Schreibstil von Heidi Rehn bin ...

Das Cover gefiel mir auf Anhieb, es vermittelt Sommer und Leichtigkeit vor der Kulisse des Münchner Olympiageländes. Dadurch und durch den flüssigen und leicht zu lesenden Schreibstil von Heidi Rehn bin ich auch sofort völlig in die Geschichte um Amrei und ihre Freunde abgetaucht.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, einmal in den 1960gern und zum anderen 1972. Durch die Rückblenden erfuhr ich, wie aus der „Landpomeranze“ Amrei eine emanzipierte junge Frau in der Studentenszene wird, sie sich zwischen zwei gegensätzlichen Männern entschieden muss und wie sehr die Osterdemonstration 1968 sie persönlich betrifft.
Als sie vier Jahre später zu den Olympischen Spielen zurückkehrt, sind ihre Freunde nach wie vor für sie da, aber auch sie haben sich verändert.
Besonders gefallen hat mir die Atmosphäre des Buches. Die vielen WG Partys und hitzigen Diskussion, waren für mich so greifbar, dass ich das Gefühl hatte mit am Tisch zu sitzen. Auch die Charaktere sind für mich glaubhaft und gelungen skizziert. Die unterschiedlichen Entwicklungen sind nachvollziehbar, das Ende stimmig und zum Glück nicht kitschig.
Es ist ein Roman der im ersten Moment locker wirkt und doch sehr viel mehr zu bieten hat. Es geht um die Frauenrolle in dieser Zeit und um Protest in verschiedenen Facetten.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 12.02.2025

Tiefgründiger Roman über Freundschaft und Echtheit einer Geschichte

Nach einer wahren Geschichte
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Welchen Stellenwert hat Freundschaft in unserem Leben?
Delphine de Vigan lernt L. kennen und in kürzester Zeit werden die beiden die engsten Freundinnen. Es ist ein Verstehen und sich Erkennen auf quasi ...

Welchen Stellenwert hat Freundschaft in unserem Leben?
Delphine de Vigan lernt L. kennen und in kürzester Zeit werden die beiden die engsten Freundinnen. Es ist ein Verstehen und sich Erkennen auf quasi jeder Ebene. Delphine offenbart sich L. vollkommen, auch ihre Schwächen und Defizite. Als sie selbst psychische Probleme bekommt, zieht L. sogar bei ihr ein und hilft ihr beruflich aus der Klemme. Doch mit den Monaten gibt es auch immer wieder irritierende Momente für Delphine, worum geht es L. wirklich?
Anhand ihrer beiden Protagonistinnen philosophiert sie über das Thema Freundschaft, beschreibt sie in den unterschiedlichsten Ausprägungen, wie wir sie wahrnehmen und wie intensiv sie sein kann, bis hin zu einer Symbiose.
Gleichzeitig nimmt sie uns Lesende in die Pflicht unser eigenes Leseverhalten zu reflektieren. Was wollen wir lesen? Greifen wir eher und lieber zu realen Geschichten. Wird ein Roman durch den Hinweis auf Wahrheit geadelt und bekommt mehr Aufmerksamkeit? Oder wird jede Geschichte durch das Schreiben auch ein stückweit Fiktion?
Delphine de Vigan schreibt hier psychologisch großartig und spielt vor allem mit ihrem Publikum vor den Seiten. Wie groß das Ausmaß dabei ist, war mir, zumindest nicht von Beginn an, sofort klar. Bezüglich der Figur L. hatte ich zwar den richtigen Riecher, aber die völlige Tragweite erschloss sich mir erst am Ende.
Auch wenn es dieses Mal kein absolutes Highlight für mich war, kann ich euch diese ungewöhnliche Geschichte empfehlen. Ich habe sie gerne gelesen und De Vigans Schreibstil ist wie immer wunderbar.

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Veröffentlicht am 05.02.2025

Gelungenes Sachbuch

Warum noch lernen?
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Diese Frage stellt Bob Blume vor allem auch im Kontext unserer aktuellen Zeit und deren Herausforderungen. Denn das System Schule existiert nicht im luftleeren Raum, sondern ist eine Sozialisationsinstanz ...

Diese Frage stellt Bob Blume vor allem auch im Kontext unserer aktuellen Zeit und deren Herausforderungen. Denn das System Schule existiert nicht im luftleeren Raum, sondern ist eine Sozialisationsinstanz innerhalb unserer Gesellschaft, wird aber auch gleichzeitig massiv von dieser beeinflusst.

Das veranschaulicht der Autor an genügend Beispielen, in denen er klar aufzeigt, wie wenig Spielraum den Lehrkräften und Schüler:innen bleibt aus der Reihe zu tanzen und wie bestimmend immer noch die soziale Herkunft für den Lernerfolg ist.
Zu eng gestrickt sind die zeitlichen Vorgaben, zu voll gepackt der Lehrplan und zu „alt“ die herrschenden Strukturen.
Somit ist der Rahmen, in dem Unterricht stattfindet bei weitem nicht optimal und lernfördern. Was wohl inzwischen zu genüge bekannt sein dürfte.

Bob Blume hört mit diesem Buch allerdings nicht bei der Bestandsaufnahme auf, sondern gibt Denkanstöße und Handlungsempfehlungen, wie sich diese Situation ändern lässt. Dabei führt er verschiedenste wissenschaftliche Erkenntnisse zur Untermauerung und Erklärung seiner Überlegungen an. Diese reichen von Lernmethoden für zu Hause, wie die „Growth Mindset“, über die Bedeutung und Stellung der Lehrkräfte, bis hin zur Modernisierung des Lehrplans von „innen heraus“.

Er nimmt somit alle Akteure dieses Systems in die Pflicht an der Veränderung mitzuwirken, damit Lernen in den Fokus von Bildung rücken kann. Denn hierin liegt der Schlüssel, um den Schüler:innen einen tatsächlichen Mehrwert bieten zu können.
 
„Warum noch lernen?“ ist ein Sachbuch, dass mir, berufsbedingt, in vielen Lesemomenten aus der Seele gesprochen hat und gleichzeitig meinen Blick auf dieses Thema erweitert hat. Es veranschaulicht Zusammenhänge, zeigt Missstände auf und macht Hoffnung, dass wir es besser machen können.
Sprachlich lässt es sich flüssig lesen, wobei die Theorieteile selbstverständlich etwas anspruchsvoller sind als die alltäglichen Beispielsituationen, anhand derer Blume die Fakten veranschaulicht.
 
Von mir gibt es eine Leseempfehlung für alle, die wissen wollen, warum Schule heute weder für Schüler:innen noch für Lehrkräfte ein befriedigender und passender Lernort ist und wie es besser gehen könnte.

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Veröffentlicht am 08.12.2024

Gelungener Sammelband

Schaurige Nächte
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Bevor ich auf den Inhalt eingehe, will ich erst einmal das wunderschöne und stimmungsvolle Cover erwähnen. Es passt einfach hervorragend zum Inhalt.

Die acht Geschichten in diesem Sammelband spielen alle ...

Bevor ich auf den Inhalt eingehe, will ich erst einmal das wunderschöne und stimmungsvolle Cover erwähnen. Es passt einfach hervorragend zum Inhalt.

Die acht Geschichten in diesem Sammelband spielen alle in England des viktorianischen Zeitalters, mal auf dem Land, mal in London und jahreszeitlich im Winter. Somit passt das Buch perfekt in die jetzige Zeit.
Wie der Titel bereits verspricht, sind es düstere, schaurige Geschichte, die aber nicht zu gruselig werden. Leichte Gänsehautmomente sind bei der einen oder anderen, aber definitiv dabei.
Manche der Autorinnen waren mir vorher bereits bekannt und stellten für mich einen zusätzlichen Anreiz dar, die Sammlung zu lesen. Allen voran Laura Purcell und Jess Kidd. Aber auch die Geschichten der anderen Schriftstellerinnen ließen sich gut lesen. Dabei konnten mich nicht alle gleichermaßen begeistern, aber das versteht sich für mich von selbst, bei so einem Band.
Besonders gefallen haben mir „Chillinghams Rollstuhl“ und „Gefangen“.
Wenn Ihr also Lust habt auf Geistergeschichten, Stühle, in denen sich Körperformen abdrücken oder auch wissen wollt, was es mit den hypnotischen Aal-Sängern auf sich hat.
Dann kann ich Euch diesen Band guten Gewissens empfehlen.
Für mich war es definitiv ein stimmiges Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 05.12.2024

Aktueller Roman über Freundinnenschaft

Hot Mess
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Warum geht es in all den traurigen Filmen und Songs eigentlich immer um gescheiterte Liebe? Zerbrochene Freundschaften waren weitaus schmerzhafter und komplizierter.“ S. 489

Freundschaft ist somit das ...

Warum geht es in all den traurigen Filmen und Songs eigentlich immer um gescheiterte Liebe? Zerbrochene Freundschaften waren weitaus schmerzhafter und komplizierter.“ S. 489

Freundschaft ist somit das zentrale Thema dieses Romans. Er erzählt die Geschichte von drei Frauen, die sich erst im Verlauf der Handlung kennenlernen. Zum einen gibt es Joanne, frisch Mutter und die erste mit Baby im Freundinnenkreis. Somit fühlt sie sich nicht nur mit der neuen Situation überfordert, sondern auch von ihren Mädels nicht verstanden.
Die zweite ist Lexi, eine Influencerin, die mit ihrer besten Freundin im gemeinsamen Podcast ihr Leben und ihre Freundschaft vermarktet und merkt, dass sich das nicht mehr richtig anfühlt.
Und die dritte ist Claire, die das Gefühl hat, dass ihre Freundinnen sie ausschließen und ihr gegenüber nicht mehr ehrlich sind.
Alle drei sind Anfang dreißig, erleben einschneidende Momente in ihrer momentanen Situation und sind gezwungen zu entscheiden, welche Freundschaften echt sind. Dabei lernen sie nicht nur neue Menschen, sondern auch sich ganz anders kennen.

Es ist ein Roman, der in einem locker, flockigen und modernen Sprech geschrieben ist. Es ist leicht in die Handlung einzusteigen und den drei Frauen zu folgen, immer wieder gibt es Szenen, die mich schmunzeln lassen. Gleichzeitig veranschaulicht er gut, wie auch Freundschaften dem Lebenswandel unterworfen sein können und dass nicht alle Kindheitsfreundschaften Bestand haben können. Zusätzlich befasst sich die Geschichte ab einem späteren Punkt sehr intensiv mit dem Thema psychischer Gesundheit/Krankheit und veranschaulicht die Auswirkungen für Betroffene und ihr Umfeld sehr plastisch.

Mit der Figur Claire hatte ich zu Beginn etwas Mühe, schien sie mir, für ihr Alter, doch recht naiv. Das konnte ich gegen Ende dann aber in einen anderen Kontext setzen und somit fühlte es sich dann stimmiger an.

Allerdings gibt es auch immer wieder Szenen, die mir einfach „too much“ waren, wo ich nicht ganz mitgehen konnte. Beispielsweise Joanne in den Aussagen ihrem Partner gegenüber. Oder auch Situationen, die mir dann doch zu oberflächlich und konstruiert gehandhabt wurden. Aber das ist mein persönliches Empfinden.

Insgesamt ist es ein gut zu lesender Roman zum Thema Freundinnenschaft, der mich, in Kombination mit dem herausfordernden Thema psychische Krankheit, überrascht hat.

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