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Veröffentlicht am 20.06.2020

Ein beschwertes Schicksal

Die wir liebten
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Edgar und sein größerer Bruder Roman leben in den Siebzigern mit ihren Eltern ein relativ normales und harmonisches Familienleben. Bei einem Dorffest wirft der Vater aber ein Auge auf die ansässige Tierärztin, ...

Edgar und sein größerer Bruder Roman leben in den Siebzigern mit ihren Eltern ein relativ normales und harmonisches Familienleben. Bei einem Dorffest wirft der Vater aber ein Auge auf die ansässige Tierärztin, was das zukünftige Leben der Vier nachträglich verändern soll. Die ehemalige Gemeinschaft fällt immer mehr auseinander und die Mutter verfällt in eine Depression, die eine Vernachlässigung der Kinder nach sich zieht. Edgar und Roman sind immer mehr sich selbst überlassen und so ist es nicht verwunderlich, dass kurze Zeit später das Jugendamt auf die auseinanderbrechende Familie aufmerksam wird. Den beiden Brüdern droht ein Heimaufenthalt...
Der erfolgreiche und langjährige Autor Willi Achten konnte bereits mehrere Literaturpreise erlangen, so dass ich mit hohen Erwartungen in sein neues Buch "Die wir liebten" gestartet bin. Er erzählt die Geschichte in einem bild-reichen und teilweise schon poetischen Schreibstil, der mir sehr gut gefallen hat. Das Schicksal der beiden Brüder Edgar und Roman wird darin von Beginn an aufgearbeitet und endet im letzten drittel des Buches in dem im Klappentext angekündigten Erziehungsheim. Die Hinführung zur eigent-lichen Thematik fällt damit aus meiner Sicht deutlich zu langatmig aus, was zwischendurch mein Durchhaltevermögen mehr als in Anspruch genommen hat. Ich bin aber froh, dass ich durchgehalten habe, denn das letzte Drittel wertet das Buch wieder deutlich auf. Gerade der historische Hintergrund des Heims und der agierenden Personen, die noch von den Geschehnissen der dunklen Stunde Deutschlands geprägt sind, verleihen dem Buch einen prägenden Stempel, der den Leser nachdenklich zurück-lässt und die Geschichte aus der Belanglosigkeit hervorhebt.
Insgesamt ist der Roman "Die wir liebten" von Willi Achten ein aus meiner Sicht lesenswerter Roman, der allerdings Längen aufweist und in erster Linie von der blumigen Sprache des Autors lebt. Ich empfehle das Buch daher gerne weiter und bewerte es mit vier von fünf Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.06.2020

Pik As - Die Karte des Todes

Tod in Saint Merlot
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Die Britin Penelope Kite verliebt sich während eines Urlaubes in der Provence in einen renovierungsbedürftigen Bauernhof. Die Aussicht ist unschlagbar und nachdem die engagierte Immobilienhändlerin vor ...

Die Britin Penelope Kite verliebt sich während eines Urlaubes in der Provence in einen renovierungsbedürftigen Bauernhof. Die Aussicht ist unschlagbar und nachdem die engagierte Immobilienhändlerin vor Ort ein gutes Angebot gemacht hat, kann Penelope nicht anders und erwirbt das Haus. Die erste böse Überraschung erwartet sie im Swimming-Pool, denn hier schwimmt die Leiche des ehemaligen Besitzers. Alles deutet auf einen tragischen Unfall hin, nur die ein wenig neugierige und toughe Seniorin mit Spürsinn traut dieser Vermutung nicht...
Die Autorin Serena Kent hat mit "Tod in Saint Merlot" ihren ersten Kriminal-roman veröffentlicht. Sie erzählt die Geschichte in einem bildreichen und sehr gut zu lesenden Schreibstil, der den Leser schnell in die verzaubernde Welt Süd-Frankreichs entführt. Serena Kent legt dabei sehr viel wert auf die authentische Wiedergabe des Lebens vor Ort, was dem Buch sehr viel Charme verleiht. Der Spannungsbogen kommt aber auch nicht zu kurz, den sie mit dem Auffinden der ersten Leiche im Pool klassisch aufbaut und über die verwirrenden Ermittlungen und überraschenden Geschehnissen auf einem hohen Niveau hält. Der Kriminalfall steht bei "Tod in Saint Merlot" aber nicht immer im Vordergrund, viel mehr ist es die neugierige und stets engagierte Hauptprotagonistin, die dem Leser mit ihren Erkenntnissen immer wieder Gelegenheit gibt, eigene Überlegungen in Sachen Täterschaft oder Tathintergründe anzustellen. Das gut nachvollziehbare Finale kam mir dann aber doch ein wenig zu kurz, was den positiven Gesamteindruck ein wenig geschmälert hat.
Insgesamt konnte mich das Kriminalroman-Debüt von Serena Kent gut unterhalten, da es ihr mit einer wohldosierten Portion Humor und einem entsprechenden Lokalkolorit gelingt, eine sehr angenehme Atmosphäre im Buch zu schaffen. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Erzählstil
  • Handlung
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Veröffentlicht am 07.06.2020

Der Ruf der Freiheit

Die Hölle war der Preis
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Gisa Stein ist von Kind auf ein lebhaftes und selbstbewusstes Mädchen, welches weiß, was sie will. So schafft sie es auch mit viel Leidenschaft die Ausbildung zur Tänzerin an der Staatsoper erfolgreich ...

Gisa Stein ist von Kind auf ein lebhaftes und selbstbewusstes Mädchen, welches weiß, was sie will. So schafft sie es auch mit viel Leidenschaft die Ausbildung zur Tänzerin an der Staatsoper erfolgreich zu absolvieren. Das macht sie glücklich, aber das System gönnt ihr diesen Erfolg nicht und beschließt, dass sie fortan als Schneiderin dem sozialistischen Staat zu dienen hat. Totunglücklich beugt sie sich ihrem Schicksal, aber träumt ständig von ihrer Karriere als Tänzerin. Zusammen mit ihrem rebellischen Ehemann Edgar beschließt sie daher zu fliehen und wird an der Grenze abgefangen. Nun hat sie den Preis für ihren Traum zu zahlen...
Die erfolgreiche Autorin Hera Lind hat sich in ihrem neuen Roman dem Schicksal eines Freigeistes im sozialistischen System der DDR gewidmet. Die sympathisch charakterisierte Gisa hadert mit ihrem vom Staat bestimmten Schicksal und sieht keinen anderen Ausweg als die Flucht, die leider misslingt. Ihre Geschichte erzählt von dramatischen Jahren ihrer Haft und gewährt Einblick in die gnadenlose Welt des geteilten Deutschlands. Hera Lind gelingt es aus meiner Sicht mit ihrem lebendigen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil die Geschichte authentisch erscheinen zu lassen. Immer wieder war ich über die Zustände und Umgangsformen schockiert und litt quasi mit der Hauptprotagonistin. In der Hörbuchfassung gelingt es der Sprecherin Svenja Pages eindrucksvoll, die deprimierende Stimmung der Haftanstalt und des Systems wiederzugeben. Ihre Stimme setzt sie gekonnt ein und führt die Situation so sehr bildreich vor Augen.
Insgesamt ist Hera Lind mit "Die Hölle war der Preis" ein beeindruckender Roman gelungen, der mich auch nach dem Hören der Hörbuchfassung nicht losgelassen hat. Ich empfehle das Hörbuch daher gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 07.06.2020

Das Geisterdorf

Das Dorf der toten Seelen
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Das schwedische Grubendorf Silvertjärn liegt im Wald von Norrland und wird von einem großen Rätsel umgeben. Vor mittlerweile 60 Jahren verschwanden von einem Tag auf den anderen alle Bewohner der kleinen ...

Das schwedische Grubendorf Silvertjärn liegt im Wald von Norrland und wird von einem großen Rätsel umgeben. Vor mittlerweile 60 Jahren verschwanden von einem Tag auf den anderen alle Bewohner der kleinen Gemeinschaft und bisher konnte deren Verbleib nicht geklärt werden. Dies nimmt die junge Alice Lindstedt zum Anlass, nach ihrem gerade absolvierten Filhochstudium, einen Dokumentarfilm über das ungelöste Rätsel zu drehen. Sie macht sich mit vier weiteren jungen Menschen in die Abgeschiedenheit auf, um das Geheimnis zu lüften...
Die skandinavische Autorin Camilla Sten hat sich für ihren Thriller "Das Dorf der toten Seelen" ein bewusst düsteres Szenario geschaffen. Das mystische Verschwinden der 60 Bewohner des kleinen Grubenortes wirft viele Fragen auf und gerade die lange verlassenen Häusern bilden die nahezu perfekte Kulisse für eine dunkle und geheimnisvolle Geschichte. Camilla Sten erzählt diese dann in einem gut zu lesenden Schreibstil, der mich zu Beginn noch auf ein wenig Gruseln hoffen lässt. Im Verlauf entwickelt sich das Ganze aus meiner Sicht aber zu konstruiert und die Protagonisten bleiben zu oberflächlich, was dazu führt, dass zumindest bei mir der Funke nicht übergesprungen ist. Ich war sehr gespannt, wie die Autorin das mystische Rätsel auflöst, was ihr in dem durchaus spannenden Finale auch nachvoll-ziehbar gelingt, aber auch hier konnte mich das Buch nicht wirklich fesseln, so dass der Aha-Effekt einfach ausblieb.
Für mich hat die Autorin sich zu sehr bemüht diese Mystische des durchaus vielversprechenden Szenarios aufrecht zu erhalten und hat damit das Potential, was diese Geschichte sicherlich hat, nicht ausgeschöpft. Mich konnte der Thriller daher nicht überzeugen, so dass ich ihn mit lediglich drei von fünf Sternen bewerte.

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Veröffentlicht am 07.06.2020

Toller Auftakt einer neuen Krimi-Reihe

Der Preis der Rache
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Gleich am ersten Tag ihres Praktikums wird die noch sehr junge Psychologin mit einem spannenden Fall konfrontiert. Sie wurde einer Abteilung zugeteilt, die sich um spezielle Fälle kümmern soll und der ...

Gleich am ersten Tag ihres Praktikums wird die noch sehr junge Psychologin mit einem spannenden Fall konfrontiert. Sie wurde einer Abteilung zugeteilt, die sich um spezielle Fälle kümmern soll und der Fund einer weiblichen Leiche deutet auf einen ungeklärten Fall aus der Vergangenheit hin, bei dem ein Serientäter seinen Opfern einen Fuß abgetrennt hat. Ist diese Tat ebenfalls den Mörder zuzuschreiben? Warum hat er seine Serie gestoppt? Lebt er noch und kann er von dem Team um den erfahrenen Ermittler Otto Hagedorn überführt werden?
Der Autor Mathias Berg hat mit "Der Preis der Rache" ein aus meiner Sicht äußerst gelungenes Krimidebüt hingelegt. Er erzählt die Geschichte in einem temperamentvollen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil, der die Handlung bildreich vor Augen führt. Knackige und prägnante Sätze, sowie die Perspektivwechsel nach den vielen kurzen Kapiteln erhöhen das Tempo und machten das Buch für mich zu einem richtigen Page-Turner. Der Spannungsbogen wird mit dem Auffinden der Frauenleiche klassisch aufgebaut und über die mühsamen und für mich authentisch wirkenden Ermittlungsarbeiten bis zum überraschenden Finale auf einem hohen Niveau gehalten. Den besonderen Charme erhält der Kriminalroman aber durch seine interessant charakterisierten Hauptprotagonisten. Gerade die Personen Lupe Svensson und Otto Hagedorn können der komplexen und raffiniert konstruierten Geschichte mit ihren eigenen Vergangenheiten den besonderen Stempel aufsetzen.
"Der Preis der Rache" ist aus meiner Sicht der hervorragend gelungene Auftakt einer vielversprechenden Kriminalroman-Reihe. Mich konnte das Buch voll und ganz begeistern, so dass ich bereits schon jetzt dem Nach-folgerband entgegenfiebere und den Krimi gerne weiterempfehle, sowie mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.

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