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Veröffentlicht am 11.04.2024

Eine gar kriminalistische Reise mit der Südbahn

Südbahn nach Triest
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Bruno Zabini ist mit Luise, Freifrau von Callenhoff und ihrem Sohn Gerwin unterwegs nach Wien. Hier wartet die Suite im vornehmen Sacher schon auf sie, es sollten unbeschwerte Urlaubstage werden. Es kommt ...

Bruno Zabini ist mit Luise, Freifrau von Callenhoff und ihrem Sohn Gerwin unterwegs nach Wien. Hier wartet die Suite im vornehmen Sacher schon auf sie, es sollten unbeschwerte Urlaubstage werden. Es kommt jedoch, wie es kommen muss – im Kaffeehaus trifft Bruno auf Conrad Speyer, ein Blick auf seine Visitenkarte zeigt an, dass Speyer Inspector I. Klasse des Wiener k.k. Polizeiagenteninstituts ist, ein Kollege also. Denn Bruno hat denselben Rang inne, er ist für Triest zuständig. Auch in Wien ist das Verbrechen allgegenwärtig, ist doch die reiche Witwe Henriette Hohenau ermordet worden.

Henriette Hohenau war nicht wohlhabend, sie war – wie man hier so schön sagt – stinkreich. Da ihre Ehe kinderlos blieb, drängt sich die Erbfrage direkt auf. Bald stellt sich heraus, dass es mehrere Familienlinien gibt, die untereinander heillos zerstritten sind. Eine akribische Kleinarbeit beginnt. Bruno hat zwar Urlaub, aber so ganz lässt ihn der Fall nicht los.

Er reist zurück nach Triest und wird noch am Bahnhof mit einem neuerlichen Todesfall konfrontiert. Ein strangulierter Mann wird im Gepäckwagen gefunden. Dieser Tote weist Parallelen zu dem Wiener Mordfall auf, auch ein drittes Mordopfer, das kurze Zeit später gefunden wird, muss diesen beiden Taten zugeordnet werden.

Bruno hat einst für fortschrittliche Ermittlungsmethoden gesorgt, er nimmt Fingerabdrücke, hat stets den Photoapparat dabei, nicht jedem gefällt dieses neumodische Zeugs. Der Erfolg jedoch gibt ihm recht, auch in diesen verzwickten Mordfällen kommt ihm seine Vorgehensweise zugute.

Das Berufliche nimmt schon viel Zeit in Anspruch, jedoch kommt das Private nicht zu kurz. Bruno ist mir mittlerweile ans Herz gewachsen, die Bücher davor habe ich gelesen und gebangt, ob es denn nach dem „Sturm über Triest“ weitergehen mag. Nur gut, dass ich ihm hier wieder über die Schulter schauen durfte. Seine Liaison mit Luise bleibt natürlich nicht verborgen, die beiden gehen ganz offen und ungezwungen miteinander um. Das Hauptaugenmerk liegt aber schon auf Brunos Ermittlungen, denn diese schreiten voran.

Günter Neuwirth verwebt gekonnt Fiktives mit Historischem. Wir sind hier im Jahre 1908, die technischen Errungenschaften wie etwa eine Schreibmaschine sind beileibe nicht selbstverständlich. Das fundierte Wissen Neuwirths rund um die Eisenbahn etwa, speziell das der damals eingesetzten Lokomotiven, hat Charme und lockert die präzise Polizeiarbeit bestens auf. Der Schreibstil ist der Zeit perfekt angepasst, ohne altbacken zu wirken. Das Lesen ist ein Sich-Wohlfühlen, die rundum gelungene Story ist gerade deshalb auch so glaubwürdig.

Das Personenverzeichnis gleich zu Anfang sei noch erwähnt, es macht durchaus Sinn, denn es sind schon einige, die hier ihren Auftritt haben. Gegliedert ist dies in Brunos privatem Umfeld, dann kommt die Triester Polizei, gefolgt von den hier wichtigsten Akteuren. Das Cover sollte man sich schon genauer anschauen, zeigt es doch eine lebhafte Triester Szene mit Hafen, die Südbahn fährt mit ihrer dampfenden Lokomotive vor. Alles einsteigen bitte!

Es war ein wiederum sehr angenehmer Aufenthalt zunächst in Wien und dann die Fahrt mit der „Südbahn nach Triest“ und ich hoffe sehr, dass es nicht meine letzte Begegnung mit Bruno Zabini war.

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Veröffentlicht am 11.04.2024

Erinnerungen

Mühlensommer
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Maria wird zurückrufen, aber gerade jetzt passt es ihr nicht. Ein langes Wochenende mit ihren Töchtern steht bevor, sie sind mit einer befreundeten Familie verabredet. Nach einem Fußmarsch hinauf auf die ...

Maria wird zurückrufen, aber gerade jetzt passt es ihr nicht. Ein langes Wochenende mit ihren Töchtern steht bevor, sie sind mit einer befreundeten Familie verabredet. Nach einem Fußmarsch hinauf auf die Hütte sind sie endlich da, als Marias Mutter schon wieder anruft. Vater hatte einen Unfall, er liegt auf Intensiv, daheim müssen Schweine, Kühe und Hühner versorgt werden und die demente Oma kann auch nicht alleine gelassen werden. Ausgerechnet jetzt ist auch Thomas, Marias Bruder, für ein paar Tage weggefahren und Onkel Herbert ist auch irgendwo mit dem Motorrad unterwegs. Maria macht sich also auf den Weg Richtung Birkenmühle.

Kaum angekommen ist sie in den Gummistiefeln im Stall, die Tiere müssen versorgt werden. Nach getaner Arbeit betrachtet sie Bilder an der Wand, eines zeigt die ganze Familie, ihre Gedanken gehen zurück in die Kindheit. Es war ein arbeitsreiches Leben auf dem Bauernhof, auch die Kinder mussten mit anpacken. Maria erinnert sich an die Schulzeit, so manche Anekdote lässt sie heute schmunzeln. Es war eine unbeschwerte Zeit, das Landleben hatte viel zu bieten. Sie mussten mit anpacken, hatten aber doch viele Freiheiten. Ihr fällt so einiges wieder ein, wie etwa die Sache mit einem kopflosen Aal.

Martina Bogdahn erzählt vom Gestern und vom Heute. Die beiden Zeitebenen wechseln sich ab, wobei mir Marias Kindheits- und Jugenderinnerungen noch ein Stück weit mehr zugesagt haben. Trotzdem ich das Leben auf einem Bauernhof nicht kenne, sind es doch sehr intensive Momente, denen ich hier mit Maria nachspüre. Zimperlich darf man nicht sein, bei der Schlachtung eines Schweines etwa wird jede Hand gebraucht, auch die Kinder haben ihre Aufgaben. Und wenn dann die Oma von früh bis spät Äpfel schält, müssen diese schon auch weiter verarbeitet werden - den feinen Duft von Apfelmus und Apfelkuchen habe ich direkt in meiner Nase.

Überwiegend sind es Erinnerungen, denen Maria nachhängt. Unterbrochen von ihren gegenwärtigen Sorgen um den Vater und die viel zu lange Sprachlosigkeit zwischen den Geschwistern.

Martina Bogdahns „Mühlensommer“ ist ein Familienroman. Man spürt, dass sie sich von ihrer Kindheit auf dem Lande hat inspirieren lassen. Es sind Geschichten aus dem Alltag, die nichts mit einem romantisierenden Landleben zu tun haben. Und doch spürt man ihre tiefe Verbundenheit und auch die Frage, wie es mit dem Hof, mit der Mühle weitergehen soll, schwingt mit. Ein für mich sehr lesenswerter Roman, der unaufgeregte, angenehm zu lesende, kurzweilige Erzählstil gibt dem Buch seine ganz besondere Note.

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Veröffentlicht am 09.04.2024

Ein durch und durch undurchschaubarer Mordfall

Gefährlicher Sog
6

Liv Lammers ermittelt wieder. Und diesmal ist nicht nur der Fall komplex und auf den ersten Blick ziemlich verworren, auch mischt Livs Tochter- ohne es zu wollen - kräftig mit.

Die Gestalt im Schleppnetz ...

Liv Lammers ermittelt wieder. Und diesmal ist nicht nur der Fall komplex und auf den ersten Blick ziemlich verworren, auch mischt Livs Tochter- ohne es zu wollen - kräftig mit.

Die Gestalt im Schleppnetz – ein Mensch? Das Anfangsszenario lässt Bilder im Kopf entstehen, die während des Weiterlesens immer mal wieder hervorblitzen, die aber bis zum Schluss nicht zu deuten sind. Mit der männlichen Leiche, die später dann an Land gespült und mit 23 Messerstichen aufgefunden wird, scheint diese Gestalt nichts zu tun zu haben. Bald wird klar, dass es sich bei dem Toten um Timur Roters handelt. Er leitet eine Jugendwohngruppe, zum Team gehören seine Frau Merret und Bernd Beversen, der im Gegensatz zu dem Ehepaar Roters nicht auf dem Hof mit den Jugendlichen wohnt. Die Jungen und Mädchen gelten als schwer erziehbar, sie kommen aus schwierigen Verhältnissen. Vivien, Raffa, Nico, Idris, Alicia und auch Elaine, Timur und Merrets Tochter, leben hier. Nicht jeder kann seine Emotionen unterdrücken, so mancher rastet ziemlich schnell aus. Andere sind sehr empfindsam, ihre Gefühle fahren Achterbahn. Drogen, Tablettensucht, Alkohol, Brandstiftung und noch so einiges mehr sind ihnen nicht unbekannt.

Liv hätte sich auf ein paar Tage mit Sanna, ihrer Tochter, gefreut. Nun aber hat sie Timurs Tod zusammen mit ihrem Kollegen Andreas Bork, der die Ermittlung leitet, aufzuklären. Andreas ist ziemlich daneben, schon die Anfahrt gleicht einer Höllenfahrt. Er lässt den Macho raushängen, er ist so gar nicht teamfähig. Und Sanna arbeitet für We – Jugendliche helfen Jugendlichen, sie ist hier voll engagiert und mit einem der Mädchen befreundet. Liv weiß davon nichts, denn dieser Kontakt kann für sie und die Ermittlungen ernsthafte Folgen haben.

Verdächtige gibt es so einige, allen voran ist es einer, der mit Merret wohl mehr als befreundet ist, auch ist ein Nachbar nicht gut auf die Jugendgruppe zu sprechen. Auch unter den Jugendlichen macht sich so mancher verdächtig, direkt zu fassen ist jedoch keiner.

Sabine Weiss kenne und schätze ich sowohl als Krimiautorin als auch als Verfasserin vieler historischer Romane. Ihr Name bürgt für stets gut recherchierte, zudem sehr unterhaltsame Bücher. Und natürlich hat es mir Liv Lammers angetan, denn um sie geht es hier. „Gefährlicher Sog“ ist der mittlerweile achte, in sich abgeschlossene Fall, in dem sie auf Sylt ermittelt. Kaum angefangen, bin ich mittendrin am Raten, die Spannung ist sofort da. Die Charaktere sind gut beschrieben, sie sind nahbar, andere kaum zu greifen. „Er durfte nicht zulassen, dass seine Verfehlungen ans Licht kommen.“ Die kurzen Einflechtungen dazwischen lassen viel Raum zum spekulieren, sie sind so mysteriös wie unerklärlich.

„Gefährlicher Sog“ hat alles, war ein Krimi braucht. Ein undurchsichtiger Todesfall, in dem es daneben um Kinder- und Jugendgewalt und der damit einhergehenden Strafmündigkeit geht. Schon überzeichnet, aber dennoch fesselnd, dramatisch und auch gefährlich. Das Cover zeigt eine Düsternis, eine stürmische See, die auf diesen Sylt-Krimi bestens einstimmt.

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Veröffentlicht am 09.04.2024

Art Mayer zum Zweiten. Besser denn je.

Die Dämmerung (Art Mayer-Serie 2)
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Sophie ist auf der Jagd, als ihr ein Wildschwein samt Frischlingen beinah zum Verhängnis wird. In letzter Sekunde kann sie sich auf einen Baum retten, von dem sie sich erst sehr viel später herunter wagt. ...

Sophie ist auf der Jagd, als ihr ein Wildschwein samt Frischlingen beinah zum Verhängnis wird. In letzter Sekunde kann sie sich auf einen Baum retten, von dem sie sich erst sehr viel später herunter wagt. In der Dämmerung sieht sie dann etwas Bedrohliches, sie schießt, entdeckt kurz danach einen Baum, an dem eine Gestalt – halb Mensch, halb Tier – hervorzutreten scheint. Dieses an den Baum gefesselte Wesen trägt auf dem Kopf ein Geweih, ist von Wild angefressen, der Anblick kaum auszuhalten. Art Mayer wird an den Auffindeort gerufen, seine hochschwangere Kollegin Nele Tschaikowski ist ebenfalls unterwegs.

Charlotte Tempel ist die Tote vom Königswald, sie ist für den Hirschpreis, einen wichtigen Medienpreis, nominiert. Leo, ihre Tochter, scheint der Tod der Mutter nicht unbedingt nahe zu gehen, sie ist unberechenbar, ist rebellisch, sie gerät unter Verdacht. Art will dies nicht so recht glauben, er gräbt tiefer und wie es nun mal seine Art ist, bringen ihn seine Alleingänge in so mach brenzlige Situation. Als eine zweite Tote – ähnlich arrangiert und auch aus dem Kreis der Nominierten - gefunden wird, gehen sie von einem Serientäter aus und als dann auch noch ein Tonband auftaucht, ist Art ziemlich schnell klar, dass dessen Inhalt mit den Morden in irgendeinem Zusammenhang steht.

„Die Dämmerung“ beginnt mit der Auffindung der ersten Leiche. Danach geht es zwei Wochen zurück, Leo ist im Haus ihrer Mutter, sie springt in den Pool mit Glasboden, der Blick geht direkt darunter in Charlottes weitläufigen Wohnbereich. Leo lehnt nicht nur den Lebensstil ihrer Mutter ab, sie provoziert, ist bei den Klimaaktivisten aktiv dabei, sie begeht so manche Straftat. Dies alles spricht für sie als Täterin, zumal sie sich auch den Ermittlern gegenüber ziemlich auffällig verhält und dann ganz verschwindet.

Art und auch Nele, die nach der Geburt ihres Kindes weiter arbeiten will, dies jedoch ihrem Partner erst noch vermitteln muss, sind ganz in diese aufreibenden Ermittlungen involviert. Ermittlungen, die ihnen physisch und psychisch alles abverlangen. Zudem läuft ihnen die Zeit davon, der Serientäter kann jeden Moment wieder zuschlagen. Auch bei Art läuft privat nicht alles rund, er hat nicht nur mit seiner Vergangenheit zu kämpfen, auch die kleine Milla, die seit dem Verschwinden ihrer Mutter bei ihrer dementen Oma lebt, macht ihm Sorgen.

Marc Raabe versteht es bestens, sofort Spannung aufzubauen und diese dann bis zum Schluss zu halten. Denn auch wenn man meint, der Fall sei gelöst, so ist das beileibe nicht so. Erst der Showdown rückt alles ins richtige Licht, das Warum ist ganz schön abgefahren. Und ja, auch das Cover passt perfekt zur Story, sowohl der Hirsch samt Geweih als auch das Grüne, denn im Wald wird Charlottes Leiche entdeckt. Ein Thriller vom Feinsten, ich kann ihn wärmsten empfehlen.

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Veröffentlicht am 07.04.2024

Phantastisches Szenario

Das andere Tal
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Odile Ozanne lebt mit ihrer Mutter in einem Tal, das mit Stacheldraht und Wachtürmen gesichert ist. Im Nachbartal im Osten leben dieselben Bewohner, jedoch zwanzig Jahre später und im Westen leben sie ...

Odile Ozanne lebt mit ihrer Mutter in einem Tal, das mit Stacheldraht und Wachtürmen gesichert ist. Im Nachbartal im Osten leben dieselben Bewohner, jedoch zwanzig Jahre später und im Westen leben sie zwanzig Jahre zuvor. Die Stadt und das Tal, in dem Odile lebt, gleichen exakt den Städten und Nachbartälern Ost und West.

Die Frage drängt sich auf: Was wäre, wenn ich noch einmal von vorne anfangen, zwanzig Jahre zurückgehen oder ich in die Zukunft schauen könnte, ich wissen möchte, wie ich in zwanzig Jahren lebe? Scott Alexander Howard hat sich diesen Fragen gestellt.

Die sechzehnjährige Odile steckt mitten in den Prüfungen. Nur die Besten schaffen es, für das Conseil zu arbeiten. Die Conseiller sind die Bewahrer des Lebens, sie bearbeiten die Anträge der Menschen mit dem Wunsch, in das Tal der Vergangenheit oder in das andere Tal, in das der Zukunft, reisen zu dürfen. Die Täler sind mit meterhohem Stacheldraht geschützt, schon ein Anfassen löst aggressiven Alarm aus, was den sofortigen Einsatz der Gendarmen zur Folge hat. Noch weiß die Sechzehnjährige nichts von diesem Grenzschutz, sie verbringt ihre freie Zeit mit ihren Freunden, der schüchterne Edme ist ihr besonders nah. Bis eines Tages ein Unglück geschieht.

„Es war seltsam, ausgerechnet heute an Edme erinnert zu werden. Es war das Jahr, in dem ich sechsunddreißig und sechsundfünfzig und sechzehn wurde.“

Könnte man das Leben anhalten, auf die andere Seite gehen, es nochmal von vorne anfangen? Die Vorstellung ist so hoffnungsvoll wie gruselig. Kann man im Nachhinein Dinge beeinflussen? Ein Ereignis ungeschehen machen? Gar dem Schicksal ins Handwerk pfuschen? Dieses Gedankenspiel rund um Zeiten und Zeitreisen ist faszinierend, trotzdem ist es schwer zu fassen. Ein unbedachter Augenblick und nichts ist mehr so, wie es war, wie es sein sollte. Da wäre es doch wunderbar, das Rad der Zeit zurückzudrehen und diesen einen Moment neu zu leben, anders zu agieren.

„Das andere Tal“ ist kein Buch zum Nebenbeilesen. Nein, auf dieses Buch sollte man sich einlassen. Es ist in zwei Teile gegliedert, zunächst ist es die sechzehnjährige Odile mitsamt ihrem Umfeld, später dann ist sie als Erwachsene im Arbeitsleben, das ausführlich durchleuchtet und durchlebt wird. Beide Teile offenbaren eine Welt, in der die Bewohner gut leben können, die aber von Zwängen und Vorschriften durchsetzt ist. Odile war mir nah und unnahbar zugleich, sie strahlt als Mädchen mehr Wärme aus, im Berufsleben wirkt sie eher distanziert, kühl und angepasst. Das Szenario ist dem Thema entsprechend nicht immer rational fassbar und doch faszinierend, das außergewöhnliche Gedankenexperiment dennoch gut nachvollziehbar umgesetzt. Scott Alexander Howards Debütroman wird mich noch lange beschäftigen, er wird im Gedächtnis bleiben.

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