Profilbild von Magnolia

Magnolia

Lesejury Star
online

Magnolia ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Magnolia über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.11.2021

Kleine und große Geheimnisse - ein spannendes Hörbuch

Rue de Paradis
0

In der Rue de Paradis lässt es sich wohnen, es ist ein idyllisches Plätzchen auf der Halbinsel Cap Ferret. Bei einer Sturmflut werden nicht nur Häuser zerstört, auch eine Frau kommt inmitten der Wassermassen ...

In der Rue de Paradis lässt es sich wohnen, es ist ein idyllisches Plätzchen auf der Halbinsel Cap Ferret. Bei einer Sturmflut werden nicht nur Häuser zerstört, auch eine Frau kommt inmitten der Wassermassen um. Es stellt sich heraus, dass die Rue de Paradis nie hätte bebaut werden dürfen. Zu nah am Bassin, lediglich das Haus des Bürgermeisters hoch oben liegt außerhalb der Gefahrenzone. Umgesiedelt müssen sie werden – es regt sich Widerstand. Als es sechs Monate später erneut zu einer noch verheerenderen Flut kommt, wird der Bürgermeister tot aufgefunden. Luc Verlain wird hinzugezogen, ein für ihn denkbar ungünstiger Zeitpunkt, seine Tochter kann jeden Moment zur Welt kommen.

Die Art, wie Alexander Oetker seine Leser an den Fall heranführt, gefällt mir ausgesprochen gut. So hat man die Örtlichkeiten und die Akteure direkt vor Augen, möchte nur zu gerne die Köstlichkeiten der Gegend genießen. Luc ist mir mittlerweile sehr vertraut, ich folge ihm und Anouk, seiner Lebensgefährtin, schon ab Band 1 und werde ihm weiterhin treu bleiben.

Lucs unaufdringliche und immer durchdachte Handlungsweise mag ich sehr gerne. Er kennt diesen Menschenschlag, kann mit ihnen umgehen. Hier findet man keine reißerischen Szenen, aber doch genug Lügen und Geheimnisse, Hinterhältigkeit und Bosheit. Sie geben sich rechtschaffen, als ob sie kein Wässerchen trüben könnten. Und doch hat jeder hat seine dunklen Seiten, die dank Lucs Spürsinn ans Licht kommen.

Ein spannender fünfter Band um Luc Verlain. Alles beginnt gemächlich, steigert sich, wirft viele Fragen auf und endet ganz unverhofft. Wiederum ein spannender Kriminalfall, der auch gelesen werden kann, ohne die Vorgängerbände zu kennen. Aber warum sollte man sich um den Lesegenuss bringen? Diesen fünften Fall habe ich mir als Hörerlebnis gegönnt, ich kann es sehr empfehlen.

Das ungekürzte Audible Hörbuch ist 7 ½ Stunden Hörgenuss vom Feinsten. Dazu trägt natürlich auch Frank Arnold mit seiner ausdrucksstarken, so wandelbaren Stimme bei. Der perfekte Sprecher, dem ich jede Rolle abnehme, er zieht seine Hörer ganz tief in diesen Kriminalfall. Das Kopfkino ist eingeschaltet, die weiße Gischt weit draußen, die enormen Regenmengen, die Sturmflut trifft auf die Westküste und in meine Vorstellung. Ich bin inmitten der Bewohner, kann ihre Verzweiflung direkt spüren. Kurzum - eine perfekte Lesung.

Wie gesagt - sehr gerne empfehle ich Luc Verlains fünften Fall an der „Rue de Paradis“ weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.11.2021

Auf ewig Freunde?

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
0

Der 10. Fall für Pia Sander und Oliver von Bodenstein ist ausgelesen, in dem nichts so ist, wie es scheint.

Der Prolog führt zurück ins Jahr 1983 an die französische Atlantikküste zur Ilé de Noirmoutier, ...

Der 10. Fall für Pia Sander und Oliver von Bodenstein ist ausgelesen, in dem nichts so ist, wie es scheint.

Der Prolog führt zurück ins Jahr 1983 an die französische Atlantikküste zur Ilé de Noirmoutier, mitten hinein in eine Clique. Sie alle wollen ihr Leben mit allen Sinnen genießen – ein Paradies, ein Versprechen und wie in jedem Eldorado züngeln auch hier die Schlangen.

35 Jahre später: Seit Tagen geht sie nicht ans Telefon – Heike Wersch, die kürzlich entlassene Lektorin des Winterscheid Verlages. Pia Sander steht mit Maria Hauschild, eine Freundin und Kollegin von Heike, vor deren verschlossenen Türen. Nachdem sie sich Zugang verschafft haben, finden sie einen alten, dementen Mann vor. Angekettet, verwirrt, kaum ansprechbar. Blutspuren im Haus deuten auf ein Verbrechen hin, die Spuren führen ins Verlagshaus, hat doch Heike einen prominenten Schriftsteller in Schaffenskrise ermuntert, sich einer Novelle zu bedienen, die ein anderer verfasst hat. Sie zu seinem Werk zu machen, ihr seine unverwechselbare Handschrift zu verpassen. Um ihn dann als Plagiator zu entlarven, der Meute zum Fraß vorzuwerfen.

Wie mag das alles zusammenhängen, was wird ans Tageslicht kommen? Ich folge den Spuren, lerne sie alle kennen. Ihre Vorlieben, ihre Eigenheiten, ihre Geheimnisse. Hege für die einen Sympathien, während andere ihren miesen Charakter ganz unverblümt offenbaren. Geschickt zieht die Autorin ihre Leser ins Geschehen, erzeugt Spannung ab der ersten Seite. Alle vertrauten Figuren haben sich weiterentwickelt, sind in den vorangegangenen neun Büchern zu denen geworden, die sie jetzt sind, deren Vorleben in die Story mit einfließt. In diesem Band ist es eher Oliver, dessen zweite Ehe auf der Kippe steht, er in vielerlei Hinsicht schwerwiegende Entscheidungen treffen muss.

Nele Neuhaus versteht es, falsche Fährten zu legen. „Folge den Spuren“ – ja, ich folge ihren Spuren, lasse mich verführen, glaube, auf dem jetzt richtigen Weg zu sein. Meine, den oder die Täter endlich gefunden zu haben, ihn oder sie dingfest machen zu können. Um dann doch wieder zu zweifeln, verwirrt umzudenken. Ihr Stil ist nie reißerisch, die Story logisch aufgebaut. Die Charaktere wirken authentisch, nie abgehoben, sind gutmütig oder kratzbürstig, bescheiden oder unersättlich und unerbittlich in ihrem Tun.

„In ewiger Freundschaft“ ist wie zu Besuch kommen zu alten, sehr lieben Freunden, zu den mittlerweile so vertrauten Ermittlern des K 11. Und zu ihnen gesellen sich diejenigen, die In ewiger Freundschaft einander nahe sind – oder zumindest so tun als ob. Ein spannender 10. Fall, der mich bis zum Schluss gefangen nahm, den ich gerne weiterempfehle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.11.2021

Spannender Blick hinter die Kulissen

State of Terror
0

Ellen Adams, die Außenministerin der USA, kommt direkt von Südkorea, ihrer ersten Auslandsreise, die nicht gut verlaufen ist. Nach vier beinahe führungslosen Jahren will der neue Präsident die Vereinigten ...

Ellen Adams, die Außenministerin der USA, kommt direkt von Südkorea, ihrer ersten Auslandsreise, die nicht gut verlaufen ist. Nach vier beinahe führungslosen Jahren will der neue Präsident die Vereinigten Staaten von Amerika wieder zu alter Stärke führen. Er weiß genau, warum er ihr, seiner Konkurrentin, dieses Ministerium anvertraut.

Eine Reihe von Anschlägen versetzt die Welt in Alarmbereitschaft, ein geheimnisvoller Code wird entschlüsselt, es ist beinahe zu spät ist. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, die Anschläge sind noch nicht vorbei.

Hillary Rodham Clinton kennt den Politbetrieb in- und auswendig, nicht nur ihr Amt als Außenministerin gewährte ihr den Zugang zum innersten Zirkel. Mit ihrer Freundin Louise Penny, einer bekannten Schriftstellerin, die leider nicht mehr unter uns weilt, erschuf sie einen äußerst rasanten Thriller. Beide wagten sich an neues, ihnen unbekanntes Terrain. Hillarys schreibende Heimat waren bis dahin Sachbücher, während Louise dem Krimi-Genre verhaftet war. Und nun sollte es ein Politthriller sein, eine Herausforderung, der sie sich zunächst zögernd, dann voller Zuversicht stellten. Genügend Stoff für einen Roman war allemal da.

Die neue Außenministerin Ellen Adams als zupackende Frau, die auch mal zu außergewöhnlichen Methoden greift, weiß sich unter der noch immer männerdominanten Politikerriege zu behaupten. Die Wirklichkeit ist immer nah dran am Geschriebenen, den fiktiven Elementen. Sei es Afghanistan, den von der Vorgängerregierung bereits geplanten Truppenabzug, sei es das wenige Monate nach Amtsantritt von Präsident Dunn (man erkennt den Amtsvorgänger) zurückgezogene Atomabkommen – der Leser weiß, wovon die Rede ist. Ein Blick hinter die Kulissen, all die Komplotte und Intrigen werden spannend und gut lesbar aufbereitet, man ist beim Lesen dicht dran und verurteilt oder befürwortet deren agieren.

„State of Terror“ ist ein kluges Stück Zeitgeschichte aus der Sicht einer Insiderin, der politische Verbindungen aufzeigt und den Kampf gegen den Terror erschreckend nachbildet. Um Terror und Angst, um Intrigen und Lügen, Skrupellosigkeit und Machtdenken, aber auch um Tapferkeit und Liebe rankt sich dieser sehr lesenswerte Thriller.

Hillary Clintons Schlusswort fasst das Gelesene treffend zusammen: „Dieses Buch ist Fiktion, aber die Geschichte, die darin erzählt wird, trifft den Nerv der Zeit. Es ist an uns, dafür zu sorgen, dass sie fiktiv bleibt.“

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.11.2021

Gut, spannend, dramatisch

Ohne Schuld
0

Schon der Prolog hat es in sich - „er hat ein Kind bei sich… ich habe Todesangst…“ – da sind schon alle Antennen hochgefahren. Was ist da los? Ob diese beklemmende Situation in Zusammenhang steht mit dem, ...

Schon der Prolog hat es in sich - „er hat ein Kind bei sich… ich habe Todesangst…“ – da sind schon alle Antennen hochgefahren. Was ist da los? Ob diese beklemmende Situation in Zusammenhang steht mit dem, was dann folgt? Lange scheint das nicht der Fall zu sein.

Kate sitzt im Zug, sie ist auf dem Weg nach Scarborough zu ihrer neuen Arbeitsstelle und bereits hier ist sie mittendrin - Schüsse fallen. Gerade noch rechtzeitig kann Kate sich mit Xenia, die von einem Unbekannten bedroht wird, retten. Derweilen versucht Caleb verzweifelt, einen anderen, der sich in einer Wohnung verschanzt hat, davon abzuhalten, zum Mörder zu werden.

Es sind mehrere Handlungsstränge, die vermeintlich nicht das Geringste miteinander zu tun haben. Charlotte Link versteht es, ihre Leser bei Laune zu halten. Ihre Charaktere wirken voller Leben und dann wieder sind sie total neben der Spur. Beim Lesen werden viele Gefühle freigesetzt, es ist tragisch und dramatisch, dazu sehr traurig und voller Emotionen. „Die Meisterin der schleichenden Spannung“ wird sie genannt – könnte man es treffender formulieren? Wohl kaum! Ihren Figuren folgt man atemlos, kann es kaum erwarten, die nächste Seite zu lesen. Ich war fassungslos ob der Vorkommnisse und sprachlos inmitten all der Unverfrorenheit und spürte diese Angst, die immer da ist.

Als ob es noch nicht genug an Aufregung wäre, erzählt zwischendurch ein Mann von seiner Ehe, dem Kinderwunsch, wie es ihnen in all den Jahren ergangen ist. Und zieht auch hier den Leser immer tiefer hinein, seine Identität wird lange nicht gelüftet, bis man irgendwann erkennt, was seine mysteriöse Erzählung auf sich hat. Bis sich alles verknüpft, die Knoten sich entwirren, ist es ein langer Weg, der einen gefangen hält.

„Ohne Schuld“ ist ein äußerst abstruses Verwirrspiel aus der Feder von Charlotte Link, dem ich gerne gefolgt bin, das mich bis zum Schluss nicht losgelassen hat. Ein gelungener dritter Band um Kate Linville und Caleb Hale, den ich sehr gerne weiterempfehle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.11.2021

Unterhaltsame Münchener Geschichten

Betongold
0

Der Schani liegt da unten, in der Baugrube. Tot ist er - es gibt keinen Zweifel. Smokey, der frühere Polizist, schaut hinab und von oben kann er die dicken Geldbündel in Schanis Hose sehen. Krachen hat ...

Der Schani liegt da unten, in der Baugrube. Tot ist er - es gibt keinen Zweifel. Smokey, der frühere Polizist, schaut hinab und von oben kann er die dicken Geldbündel in Schanis Hose sehen. Krachen hat er es lassen, sein Leben in vollen Zügen genossen.

Sehr unterhaltsame Münchner Geschichten ranken sich um die drei Freunde Schani, Moni und Smokey. Freunde sind sie schon seit Ewigkeiten, sie sind zusammen durch dick und dünn gegangen, irgendwie Familie waren und sind sie.

Ich war sofort von dem so authentischen Schreibstil angetan, der Roman spiegelt das Lokalkolorit der Stadt auf angenehme Weise wider, schafft eine ganz eigene Atmosphäre. Für das münchnerische Flair und die so angenehme Sprache konnte ich mich sofort begeistern und musste trotz des tragischen Todesfalles anfangs des Öfteren schmunzeln.

Schani war der Überflieger, hat es mit seinen Immobiliengeschäften zu was gebracht, auch wenn es zunächst gar nicht danach ausgesehen hat. War sein Sturz in die Baugrube ein Unglücksfall oder hat es einer auf ihn abgesehen und wenn ja, warum? Smokey ist zwar seit fünf Jahren in Pension, aber als ehemaliger Ermittler kann er es nicht lassen, er muss selber der Sache auf den Grund gehen. Morbus Bechterew zeigt ihm immer wieder seine Grenzen auf und doch will er die Wahrheit wissen. Moni ist der dritte in ihrem Bunde, seine Gastwirtschaft ist sowas wie ihr Wohnzimmer.

Tanja Weber hat den richtigen Ton getroffen, hat jeder Figur seine Eigenart gelassen. Erzählt aus deren Leben - wie sie wurden, was sie sind. Den 18. Geburtstag etwa hat der Schani 1974 gefeiert, übertitelt ist diese Episode „München leuchtet“. Ja, es leuchtet mit diesen so eigenwilligen Charakteren noch ein wenig mehr. Dieser Krimi bezaubert auch und gerade durch den Münchner Dialekt und beleuchtet wie nebenbei das lukrative Geschäft der Immobilienhaie.

„Betongold“ ist ein rundum gelungener Provinzkrimi mit liebenswerten Charakteren, den ich in einem Haps verschlungen habe. Gerne empfehle ich dieses amüsante Stück Kriminalgeschichte mit durchaus ernstem Hintergrund weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere