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Veröffentlicht am 05.01.2023

Geschichte des Striezelmarktes

Das Mädchen vom Striezelmarkt
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Das erste, was mir bei dem Buch auffiel und mich dazu „zwang“ es in die Hand zu nehmen war das Cover. Die Stadt im Hintergrund war meine Stadt, meine Heimat und nachdem ich den Titel las wanderte das Buch ...

Das erste, was mir bei dem Buch auffiel und mich dazu „zwang“ es in die Hand zu nehmen war das Cover. Die Stadt im Hintergrund war meine Stadt, meine Heimat und nachdem ich den Titel las wanderte das Buch direkt mit nach Hause.

Die Geschichte entführt uns nach Dresden, es ist Dezember 1899 und wir besuchen den weltberühmten Striezelmarkt. Gemeinsam mit Lea, der Protagonisten des Buches, durchstreife ich auf über 500 Seiten das winterliche Dresden, sehe Ecken, die ich kenne, die es heute noch gibt und entdecke sie doch wieder neu. Der Wind pfeift um die Ecken, die Kälte kriecht an den Beinen herauf.

Durch den sehr plastischen, detailreichen Schreibstil der mit bis dato unbekannten Autorin habe ich alles real vor Augen und kann die Gedanken und Gefühle, die Gerüche und auch die Kälte förmlich miterleben.

Lea ist Jüdin und so erfahren wir mit ihr, was es heißt, Vorurteilen und Zwängen ausgesetzt zu sein, nicht so sein zu dürfen wie man will, nicht das machen zu dürfen was man gut kann. Ein Versteckspiel beginnt, bei dem es bald um so viel mehr geht.

Mich haben die Bilder und die Stimmung, welche die Autorin durch ihre Worte, ihre Geschichte, hervorruft, begeistert und ich habe das Buch sehr gern gelesen.

Es vereint in sich alles, was ich mag: sympathische und doch nicht leicht durchschaubare Charaktere, ein tolles Setting, eine stimmungsvolle Geschichte. Das Ganze vereint mit Spannung, Romantik und Wissensvermittlung.

Auch wenn ich das Buch im Herbsturlaub unter der warmen Sonne Mallorcas gelesen habe, war ich doch für Stunden ins kalte Dresden versetzt und konnte mich vollkommen auf die Geschichte einlassen.

Es war mein erster weihnachtlicher Roman in diesem Jahr, der so langsam in mir die Lust erweckt hat, mal wieder auf den Striezelmarkt zu gehen.

Von mir bekommt das Buch auf jeden Fall die vollen 5 Sterne – es war ein schöner Ausflug ins Jahr 1899.

Veröffentlicht am 05.01.2023

Erzgebirge

Die Sehnsucht nach Licht
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Meine Familie stammt aus dem Erzgebirge, ich bin dort geboren und meine Großväter waren im Schacht und in der Wismut tätig. Der eine bis zum Ende seiner Berufstätigkeit, der andere ist später nach Dresden ...

Meine Familie stammt aus dem Erzgebirge, ich bin dort geboren und meine Großväter waren im Schacht und in der Wismut tätig. Der eine bis zum Ende seiner Berufstätigkeit, der andere ist später nach Dresden gezogen und hat dort aufgehört.

Aus dem Grund interessieren mich zum einem Bücher, die im Erzgebirge angesiedelt sind und zum anderen solche, die das Thema Bergbau sich zu eigen machen.

Als erstes ist mir der Titel aufgefallen und noch ehe ich den Klappentext gelesen habe, hatte ich den Verdacht, um welchen Landstrich, um welches Thema es gehen könnte.

Zwischen meinem Geburtstort und Schlema liegen gerade einmal knapp 30 km und so war ich natürlich umso begeisterter, etwas aus der näheren Umgebung zu lesen.

Das Buch behandelt die Vergangenheit und die Gegenwart der Familie Steiner – von der Zeit vor dem ersten Weltkrieg bis heute. All die Zeit ist die Familie mit allen ihren Mitgliedern eng mit dem Bergbau verwurzelt und das zieht sich durch die ganze Geschichte hindurch. Wir erleben also Bergbau mit all seinen Facetten, mit all den körperlichen Herausforderungen, der immer gegenwärtigen Dunkelheit und den Gefahren, die ein Bergmann tagein tagaus ausgesetzt war.

Die Stimmung der Kumpel, ihre Sehnsucht nach Licht, hat die Autorin wunderbar eingefangen. Aber auch die Stimmung im Ort Schlema, mit den großen Hoffnungen, als Radon-Bad berühmt zu werden und für die dort Ansässigen durch den Bau von Fremdenheimen ein Zubrot zu bekommen und all den Dramen wird gut durch den Schreibstil der Autorin transportiert.

Im ersten Moment hätte ich gesagt, das Buch bekommt volle 5 Sterne von mir, aber beim näheren Betrachten werden es doch weniger. Warum?

Zum einen muss ich sagen, dass mir der Strang der Vergangenheit wesentlich besser gefallen hat als der in der Gegenwart. Zum einen war mir Luise nicht wirklich sympathisch, so konnte keinerlei Emotionen bei mir auslösen. Auch wurde dieser Strang irgendwie schneller und ein wenig „liebloser“ abgehandelt und das Ende kam zu schnell, zu abrupt.

Außerdem war das „Geheimnis“ um das Verschwinden von Rudolf viel zu schnell offenbart – hier hätte ich mir gewünscht das die „Spannung“ ein wenig länger erhalten bleibt und sich das Verschwinden und was mit ihm passiert ist, tatsächlich erst am Schluss klärt. Das hätte das Ende des Buches runder gemacht.

Ein großes Manko aber ist für mich der eingestreute Dialekt gewesen. Das geschah zu willkürlich. immer mal wieder und ohne Sinn. Meine Familie stammt ja, wie bereits gesagt, aus der Gegend und ich kann mich nicht erinnern, dass bei uns ständig das Wort „fei“ benutzt wurde. Das geschah hier in dem Buch viel zu häufig und hat kolossal genervt.

So wird es doch nur eine Wertung von 4 Sternen, die sich dennoch sehen lassen kann und ich werde das Buch sehr gern weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 05.01.2023

Das Bücherdorf

Das kleine Bücherdorf: Winterglitzern
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Ein Bücherdorf in Schottland ist der Handlungsort für diese niedliche vorweihnachtliche Geschichte, in die ich mich verlieren konnte.

Ganz ehrlich: ein malerisches Dorf voll mit Buchläden und Menschen ...

Ein Bücherdorf in Schottland ist der Handlungsort für diese niedliche vorweihnachtliche Geschichte, in die ich mich verlieren konnte.

Ganz ehrlich: ein malerisches Dorf voll mit Buchläden und Menschen wie du und ich, die leseverrückt sind? Was für ein Traum. Noch dazu, wenn es einen ähnlichen Ort doch tatsächlich in Schottland gibt.

Ich aber bin mit Vicky nach Swinton gereist, eben diesem kleinen urigen Dörfchen mit seinen doch sehr eigenwilligen Bewohnern. Vicky ist eine in vielen Büchern so stereotyp beschriebene gestresste und erfolgreiche junge Frau, die alles tut um ihrem Vater zu gefallen und dabei sich selbst vergisst.

Ich muss zugeben, das mich solche Beschreibungen momentan sehr nerven, kommen sie doch in gefühlt fast jedem Buch dieses Genres vor. Diese strebsame Geschäftsfrau, die alles andere hinten anstellt, gefühlt weder frei noch Urlaub kennt nur um ihrem Chef – bzw. hier ihrem Vater zu gefallen. Ja, es gibt sie. Aber es gibt sie doch nicht nur.

Klar, das sie, kaum in Swinton angekommen, bezaubert ist von dem Dorf, seinen Bewohnern und ganz speziell natürlich von Graham und seinem Sohn. Und so kommt es wie es kommen muss …

Soweit, so gut und so vorhersehbar.

Dennoch: Mir hat der Roman gefallen. Auch wenn ich bei Vicky gerade in der ersten Hälfte des Buches sehr genervt war, da sie sich gefühlt überhaupt nicht weiterentwickelte, hat mich das Buch berührt. Nicht von den Emotionen her, nicht von der Schreibweise oder dem sprachlichen Aspekt. Hier gab es mir zu wenig Tiefgang, zu wenig Abwechslung.

Nein, es waren eher die Nebenfiguren, die mein Herz erobert haben. Paul zum Beispiel, oder Finley. Und es waren einige wenige tiefergehende Aussagen, die mich berührt haben. Wie der eine Satz hier, den ich so ähnlich meinen Kindern immer sage, wenn es um Menschen geht, die uns verlassen haben – sei es weil eine Freundschaft zerbricht oder das Leben endet.

„Die Menschen, die wir lieben, sind nicht nur in unseren Erinnerungen bei uns.
Wenn wir wollen, können wir sie spüren ….“

Erst zum Ende hin nahm die Geschichte ein wenig mehr an Fahrt auf und auch Vicky verändert sich. Aber für mich kam diese Wendung ein wenig zu spät, ich hätte mir mehr ehrliche Emotionen und Tiefgang gewünscht.

So gibt es von meiner Seite her für das Buch 3 von 5 möglichen Sternen.

Veröffentlicht am 05.01.2023

Ukrainische Küche

Landküche
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Ich koche sehr gern, sehr viel und wahrscheinlich auch recht – zumindest sagen das meine Gäste und meine Familie. Dabei koche ich viel, was ich bereits kenne, bin aber auch immer wieder auf der Suche nach ...

Ich koche sehr gern, sehr viel und wahrscheinlich auch recht – zumindest sagen das meine Gäste und meine Familie. Dabei koche ich viel, was ich bereits kenne, bin aber auch immer wieder auf der Suche nach Inspiration, neuen Ideen, neuen Rezepte.

Auch die Länderküche steht bei uns immer wieder auf dem Programm und da ich sehr neugierig bin fand dieses Buch mit Rezepten aus der ukrainischen Küche den Weg zu uns nach Hause.

Olia Hercules ist in der Ukraine geboren und aufgewachsen und, auch wenn sie nun mittlerweile nicht mehr dort lebt, sehr stark mit dem Land und dessen Kultur verwurzelt. Dementsprechend ist das Buch sehr persönlich: denn wir erhalten nicht nur Rezepte, sondern auch viele persönliche Berichte, Rück- und Einblicke in ihr Leben.

Ich muss sagen, gerade das hat mir an dem Buch besonders gut gefallen, diese persönliche „Schiene“ mit den Einblicken in ihr Leben, das ihrer Familie und Freunde in der Ukraine.

Die Rezepte sind breit gefächert, es gibt bekannte Gerichte und weniger bekannte. Unterteilt sind diese in

Eingelegtes und Eingekochtes
Frühstück und Häppchen
Brühen und Suppen
Brot, Nudeln und Klöße
Gemüse
Fleisch und Fisch
Kuchen, Nachtisch und Pasteten

Gespickt werden diese mit einigen Menüvorschlägen, Küchengeheimnissen und vielen Tipps. Gewürzt mit vielen sehr stimmungsvollen und ansprechenden Bildern ist dieses Buch sehr schön zum anschauen.

Ob die Rezepte im Buch zum Nachkochen geeignet sind? Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Beim ersten Durchblättern bin ich lediglich an einem einzigen Rezept hängen geblieben, das ich jetzt in der Weihnachtszeit nachgebacken habe: die Honigkekse. Allerdings sind diese gründlich schief gegangen, obwohl ich mich an das Rezept gehalten habe. Ob die Mengenangaben richtig sind (mit nur 20 g Mehl)? Ich habe aktuell keinen Plan. Nun ja, vielleicht starte ich irgendwann noch einmal einen Versuch – vielleicht aber auch nicht.

Aber auch wenn ich nicht wirklich fündig geworden bin, mich nicht viel zum ausprobieren reizt – das Buch bricht eine Lanze für die Ukraine, für das Land, dessen Kultur und deren kulinarische Traditionen.

Von mir bekommt das Buch 3 von 5 möglichen Sternen.

Veröffentlicht am 05.01.2023

Die große Freiheit über den Wolken

Die Stewardessen. Eine neue Freiheit
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Dieser Roman transportiert wie kein anderen, den ich in diesem Jahr gelesen habe, den Drang nach Freiheit. Verständlich, wenn man den Titel und den Klappentext des Buches liest. Aber dieses Gefühl, der ...

Dieser Roman transportiert wie kein anderen, den ich in diesem Jahr gelesen habe, den Drang nach Freiheit. Verständlich, wenn man den Titel und den Klappentext des Buches liest. Aber dieses Gefühl, der Drang, ist im ganzen Buch zu spüren.

Wir sind, gemeinsam mit Margot Frei in Hamburg und wir schreiben das Jahr 1954. Der Krieg ist seit etwas mehr als 9 Jahren beendet und dennoch noch immer in den Köpfen verankert. Gemeinsam mit Margot erleben wir das Hamburg der damaligen Zeit, der Wohnungs- und Lebensmittelknappheit, aber auch der unbändigen Hoffnung auf bessere Zeiten. Auch Margot träumt ihn, den Traum der besseren Zeit. Sie ist eine junge Frau, die ihren eigenen Willen hat, ihre eigene Meinung und dies auch lebt. Sie lässt nicht befehlen was sie denken und tun soll, was sie fühlen soll. So sind wir dabei, als sie im Alsterpavillon serviert, ein Gast zudringlich wird und ein Bier „ausversehen“ auf seiner Hose landet. Mit der Kündigung und einer Anzeige einige Zeit später beginnt für Margot ein sehr spannender Weg.

Die neugegründete Lufthansa sucht Stewardessen und Margot hat das große Glück, das sehr strenge Auswahlverfahren zu überstehen und einen der heißbegehrten Plätze im allerersten Lehrgang zu ergattern.

Wir erleben die Ausbildung mit, die ersten Flüge.

Mit ihrem lebhaften, detailreichen und sprachgewandten Schreibstil zieht die Autorin mich von Anfang an in die Geschichte rein, lässt sie mich miterleben statt nur zu lesen. Sie lässt den Zeitgeist der 1950er Jahre lebendig werden: ob mit Musik, Kintopp und der Mode – es fällt mir als Leserin leicht, diese Zeit vor meinem inneren Auge wahrzunehmen. Dabei vermischt sie gekonnt die politischen und kulturellen Entwicklungen mit den historischen Fakten und Persönlichkeiten. Dabei spart sie weder die Schrecken des Krieges aus, die noch immer ihre langen Schatten werden und die Menschen teilweise fest in den Klauen haben.

Sie beschreibt den krassen Gegensatz, den Margot als Stewardess regelmäßig erlebt – unter anderem bei ihren Flügen nach New York. In Hamburg ist vieles einfach unbezahlbar – New York das reinste Schlaraffenland, wo es alles für wenig Geld gibt.

Sie beschreibt aber auch die finanziellen Nöte der Menschen in Hamburg allgemein, beschreibt den Lohn, den sie bekommen genauso wie die Ausgaben, die sie haben, wie lange man sparen muss um sich die Miete oder Gegenstände leisten zu können, die heute alltäglich und selbstverständlich sind.

Mich hat schon geschockt, wie hoch die Ausgaben für die Ausbildung der Stewardessen damals waren. Man hat nichts und muss noch anschreiben lassen für Bücher, Kosmetik und andere Dinge.

Überrascht hat mich auch das Umstyling zurückgelassen, das man so heute für einen Job gar nicht mehr kennt oder vielleicht auch gar nicht mehr mit sich machen lassen würde.

Begeistern konnten mich aber auch die Charaktere des Buches, allen voran natürlich Margot. Ich habe diese wunderbare, taffe und teilweise auch vorlaute junge Frau, die ihren Weg geht, sehr gerne begleitet. Sie wirkt in allem was sie tut authentisch. Aber auch ihre Weggefährten waren eine Bereicherung für das Buch und ich hoffe, dass wir zum Beispiel von Almuth noch viel lesen werden. Ihr Charakter hat mich zum Beispiel auch sehr berührt, ihre Geschichte sehr bewegt und ich würde hier noch gerne viel mehr erfahren.

Ich habe das Buch mit sehr viel Begeisterung gelesen, denn man merkt ihm die akribische Recherche und das Herzblut an, mit dem es geschrieben wurde.

Ich freue mich schon sehr auf den zweiten Teil der Reihe, der zum Glück schon erschienen ist und vergebe für diesen wunderbaren Auftaktband 5 Sterne.