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Marakkaram

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Veröffentlicht am 13.02.2021

Arroganz und Offenheit in vulgärer Form

Career Suicide
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* Die Musikwelt öffnete sich wie eine warme feucht Mse. **

Ein wenig musste ich dann doch schmunzeln, als ich im Epilog las, dass seine Lektorin ihn darauf hingewiesen hat, er würde oftmals unsympathisch ...

* Die Musikwelt öffnete sich wie eine warme feucht Mse. **

Ein wenig musste ich dann doch schmunzeln, als ich im Epilog las, dass seine Lektorin ihn darauf hingewiesen hat, er würde oftmals unsympathisch und arrogant rüberkommen. Während des Lesens habe ich mich nämlich immer wieder gefragt, ist das gewollt oder eine Masche, wenn er sehr abwertend und alle über einen Kamm scherend z.B. über Mitarbeiter spricht =grade er, der doch so sehr für Individualität steht= oder wenn er die damaligen Hardcore-Fans heute noch als "Monster" bezeichnet. Ich war nie Fan der Band, da war ich schon zu alt und ich wäre auch nie auf die Idee gekommen vor Häusern und Hotels zu kampieren und trotzdem fand ich die Aussage schon sehr krass und unter der Gürtellinie, denn diese "Monster" haben ihm sein Leben und Lebensstil finanziert. Klar, ist es mit Sicherheit kein leicht verdientes Geld, das mit Ruhm einhergeht. Und mittlerweile sind Knebelverträge und Abzocke in der Musikindustrie bekannter, aber auch für die Jungs wird ein nicht unerheblicher Teil dabei rausgesprungen sein, wie der geschilderte Lebensstil deutlich macht.

Ich finde es immer schwer Biografien zu beurteilen. Auch wenn ich kein Fan war, hat mich der Mensch Bill Kaulitz sehr interessiert und er war mir bislang sympathisch. An Sympathiepunkten hat er allerdings ganz stark verloren.

Aber kommen wir zum Buch.

Nach einem typisch gequirlten Vorwort von Benjamin von Stuckrad-Barre, das ich ab einem Punkt entnervt übersprungen habe, widmet sich die erste Hälfte Ihrer Kindheit und Jugend. Sehr interessant, wenn ich mich auch so manches Mal gefragt habe, wie glaubwürdig und unverfälscht diese Erinnerungen eines Kleinkindes sind, aber das war schon ok. Natürlich wurde viel Verletzendes nur angerissen und ein wenig überspielt. Aber es gibt zumindest einen guten Einblick in das Aufwachsen der Zwillinge und ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten.

Als es dann im zweiten Teil um die Band ging, gab es scheinbar fast nur negative Erinnerungen - so kam es mir gefühlt jedenfalls vor. Vielleicht verständlich, aber doch auch schade. Mir fehlte ein wenig der Zusammenhalt der Band, der Spaß, die Euphorie, die es mit Sicherheit am Anfang auch gab. Das alles wirkt irgendwie überschattet.

Und ab hier übernimmt auch ganz stark die Arroganz. Ob als Selbstschutz oder Masche kann ich nicht beurteilen. Aber das Ganze wirkt wenig reflektiert und es scheint, als hätte er mit seiner Vergangenheit noch keinen Frieden gemacht, geschweige denn das Kapitel abgeschlossen. Das tat mir schon leid.

Eindeutig gestört hat mich allerdings immer wieder die gewollt vulgäre und obszöne Sprache, gepaart mit der Selbsteinschätzung jeden manipulieren und durchschauen zu können. Auch seine Art über Menschen zu sprechen ist mir ganz oft quergegangen.

Auf der anderen Seite hat mir die Offenheit in manchen Teilen schon sehr gefallen, das Anders sein, Akzeptanz zu suchen und die Suche nach der ganz großen Liebe. Ja, man merkt, das Buch lässt mich zwiegespalten zurück.

Fakt ist, es hat mich unterhalten, es verschweigt aber auch mit Sicherheit vieles. Wer auf ein wenig Einblicke in den Alltag hofft, wird hier nicht fündig. Eher entstand bei mir der Eindruck, dass jegliche Art von Drogen zum Alltag gehören, genauso wie Parties und Abstürze. Die Selbsteinschätzung a la ich bin, war und werde nie abhängig, habe immer die Kontrolle und kann jederzeit damit aufhören.... lasse ich mal unkommentiert in seiner vollen Naivität stehen.

Manchmal hatte ich den Eindruck einen wirklich gebrochenen Menschen vor mir zu haben, der nicht erwachsen werden will und der immer noch seinen Platz im Leben und der Welt sucht. Jemanden, der das Gefühl hat, ohne Erfolg nichts zu sein....

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Veröffentlicht am 31.01.2021

persönlicher, kleiner Lebensratgeber

Happy Life Diät
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der nicht ganz so sehr in die Tiefe geht.

* Aber was ist eigentlich mit "Junk Values"? Ich habe den Eindruck, dass wir in einer Zeit des Werteverfalls leben. Es geht viel darum, öffentliche Annerkennung ...

der nicht ganz so sehr in die Tiefe geht.

* Aber was ist eigentlich mit "Junk Values"? Ich habe den Eindruck, dass wir in einer Zeit des Werteverfalls leben. Es geht viel darum, öffentliche Annerkennung zu generieren, über Statussymbole und Geld. *

Ich hatte Shermine Shahrivar zwar wohl mal im Fernsehen gesehen, aber dass ich jetzt wirklich gewusst hätte, wer sie ist, kann ich nicht sagen. Und so war ich irgendwie neugierig auf ihr Buch.

Sie gibt tiefe Einblicke in ihr Leben und ihre Vergangenheit und man merkt sehr schnell, dass sich hier jemand intensiv mit sich selbst auseinandergesetzt hat, sie ist unheimlich reflektiert. Das hat mir gut gefallen, zumal sie auch total sympathisch rüberkommt.

Shermine Shahrivars Quintessenz: 6 Säulen zum Glücklich sein: Beziehungen, Spiritualität, Sexualität, Ernährung, Beauty und Sport. Nach einer kurzen Einleitung ist jedem dieser 6 Punkte ein Kapitel gewidmet, in dem sie von eigenen Erfahrungen berichtet, gespickt mit netten aber relativ allgemeinen Weisheiten und angerissenen Studien ohne Belegung. Tatsächlich - so meine Meinung - darf man es nur als weitergegebene eigene Erfahrungswerte betrachten, an denen man sich gerne orientieren oder hier und da ein Beispiel nehmen kann; denn richtig in die Tiefe geht es nicht und wer sich bereits mit den Themen beschäftigt hat, dem bietet es in dem Bereich nicht viel Neues.

Aber das Schöne daran, es sind einfache Tipps, die jeder umsetzen kann und für die es weder große Vorbereitung noch viel Geld braucht. Sehr bodenständig, ganz ohne MUSS und erhobenem Zeigefinger, berichtet Shermine Shahrivar unheimlich ehrlich von ihren Erfahrungen. Das merkt man und damit hat sie mich berührt.

Alles in allem eine kurzweilige Lektüre, aber eher dünn in Sachen fundierter Ratgeber. Von mir gibt es 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 22.11.2020

Unterhaltsame Reise in die Künstlerszene der 40iger Jahre

Miss Guggenheim
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* "Ich nenne es Europa nach dem Regen." "Nach dem Regen? Damit meinen Sie wohl den Krieg?" Sie trat näher. "Wenn es so weitergeht, wird von Europa tatsächlich nur noch eine zerstörte Wüstenlandschaft übrig ...

* "Ich nenne es Europa nach dem Regen." "Nach dem Regen? Damit meinen Sie wohl den Krieg?" Sie trat näher. "Wenn es so weitergeht, wird von Europa tatsächlich nur noch eine zerstörte Wüstenlandschaft übrig bleiben." *

Ein tolles Hörbuch mit der großartigen Stimme von Christina Puciata, die es sehr angenehm zu hören macht.

Es ist 1941 und Peggy Guggenheim gelingt endlich die Ausreise nach New York, zusammen mit ihrer großen Liebe, dem Maler Max Ernst. Doch den Leser/Hörer beschleicht immer wieder das Gefühl, dass diese Liebe recht einseitig sein könnte. Peggy jedoch setzt alles daran, ihre Träume zu verwirklichen: Max zu heiraten und ein eigenes Museum zu eröffnen.

Leah Hayden zeigt hier eine ganz andere, manchmal schwer nachvollziehbare Seite, der extrovertierten Kunstsammlerin Peggy Guggenheim, fast schon zu devot und sehr verletzlich in ihrer Liebe zu Max. Doch auch ihre Künstlerseele und ihr riesengroßes Herz werden immer wieder herausgestellt. Das hat mir sehr gefallen.

Die Autorin versteht es, die Bilder, Skulpturen und exentrischen Personen vor dem inneren Auge Gestalt annehmen zu lassen. Man hat alles ganz genau vor Augen - was mir bei Kunst sonsst tatsächlich etwas schwer fällt. Das hat mich stark beeindruckt. Auch der Gang durch ihr Museum fühlte sich an, als wäre ich wirklich dort gewesen. Richtig großes Kopfkino!

Gefühlt sind auch alle Großen dieser Zeit vertreten und geben einen interessanten Einblick in ihre Welt.

Allein von diesem Aspekt habe ich das Buch geliebt. Auf der anderen Seite allerdings blieben mir manche Dinge auf der Strecke bzw. zu blass und oberflächlich. Peggys Kinder zum Beispiel. Erst nach einer ganzen Weile und kurzer Recherche, wurde mir bewusst, dass ihr Sohn Sindbad gar nicht bei ihr in New York war, sondern beim Vater lebte. Das wurde im Buch nicht wirklich deutlich. Ich hätte ein paar Punkte gern vertieft gehabt - auch der Krieg war nur eine seltene Randerscheinung.

Fazit: Ein unterhaltsames, interessantes Hörbuch über Peggy Guggenheim, ihre Liebe zu Max Ernst und der Kunst.

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Veröffentlicht am 22.11.2020

Der Weg zweier Schwestern

Das schwarze Gold des Südens
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* War die Wurzel erstmal von der Rinde befreit, konnte man gar nicht genug vom Saft der Glyccyrrhiza bekommen Amalie saugte erneut daran, um sich zu stärken. (./.) Lebenssaft nannte Vater ihn. *

Bamberg ...

* War die Wurzel erstmal von der Rinde befreit, konnte man gar nicht genug vom Saft der Glyccyrrhiza bekommen Amalie saugte erneut daran, um sich zu stärken. (./.) Lebenssaft nannte Vater ihn. *

Bamberg 1887: Ein Schädling vernichtet fast die gesamte Süßholzernte und stürzt das Familienunternehmen Imhoff in eine ernste Krise. Während die älteste Schwester Amalie eine Vernunftehe mit dem langfährigen Angestellten und Vertrauten der Familie eingeht, entzieht sich die Jüngere der geplanten Verbindung mit einem Bankier und brennt mit ihrer großen Liebe durch.

Tara Haigh begleitet den Weg beider Schwestern - ihre Zukunft und ihre Liebe. Der konstante und unheimlich rasche Wechsel war mir fast schon ein wenig zu viel und es fiel mir irgendwie schwer eine tiefere Verbindung zu den beiden aufzubauen. Insbesondere Amalie blieb von ihrer ganzen Art her eher blass und mir fern. Die lebenslustige und wagemutige Elise mit ihrem großen Herzen war mir ab dem Moment, in dem sie aus dem Schatten ihrer Framilie trat, hingegen sofort sympathisch und es hat Spaß gemacht ihren Weg zu verfolgen.

Ich lese die historischen Romane von Tara Haigh unheimlich gerne, weil sie einen immer wieder in fremde, exotische Welten entführen. Diesmal dreht sich alles um Süssholz, ob als Lakritz oder Arznei, hervorragend recherchiert.

Auch der Schreibstil überzeugt mit seiner flüssigen bildhaften Art. Und trotzdem blieb "Das schwarze Gold des Südens" ein wenig hinter meinen, zugegeben, sehr hohen Erwartungen zurück. Das lag zum einen an den ständigen Perspektivwechseln, doch auch die Geschichte der Schwestern und der Familie Imhoff konnte mich -ganz besonders zum Ende hin- nicht hundertprozentig überzeugen. Dafür gab es großartige Nebencharaktere, die z. T. im Handumdrehen mein Herz erobert haben.

Alles in allem hat mich der Roman sehr gut unterhalten und war schnell ausgelesen. Also perfekt für lange dunkle Herbst- und Winterabende mit einer Tasse Tee und einem Stück gutem Lakritz.

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Veröffentlicht am 29.10.2020

Berührende kleine Weihnachtsgeschichte

Weihnachten am Ku'damm
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* Mit Sprüchen wie "Wer hungern kann, der kann auch frieren", versuchten die Berliner irgendwie diese schwere Zeit zu meistern, aber es war deutlich zu merken, dass ihnen ihr berühmter Humor langsam ausging, ...

* Mit Sprüchen wie "Wer hungern kann, der kann auch frieren", versuchten die Berliner irgendwie diese schwere Zeit zu meistern, aber es war deutlich zu merken, dass ihnen ihr berühmter Humor langsam ausging, so prekär war die aktuelle Lage. *

Wer - wie ich - die "Schwestern vom Ku`damm" geliebt und verschlungen hat, der kommt an diesem kleinen Büchlein (zu einem recht stolzen Preis) nicht vorbei. Und ja, es lohnt sich!

"Weihnachten am Ku`damm" ist eine unheimlich berührende kurze Geschichte über Weihnachten `46 in Berlin, dem klirrend, kalten Jahrhundert-Hungerwinter, in dem so manch einer Nachts erfror und sogar der Tiergarten bis auf`s letzte Stämmchen abgeholzt wurde. Auch die Thalheims, denen es noch vergleichsweise gut geht, haben zu kämpfen. Flori, die Jüngste, sehnt sich einfach nur nach einem Weihnachtsbaum und niemand weiss, wie man ihr den Wunsch erfüllen kann und dann taucht auch noch ein kleiner halb verhungerter Junge vor ihrem provisorischen Lädchen am Savignyplatz auf.

Ich habe mich sehr über das Wiedersehen mit Rike, Sylvie, Flori und Miri gefreut und es sind alle mit an Bord, auch Claire, Friedrich, Carl und der Geschäftspartner Brahms. Obwohl die Thematik erst ist und man beim Lesen mittendrin steckt in der Kälte und die abgefrorenen Finger spürt, schafft Brigitte Riebe immer wieder eine tolle, herzliche Wärme in die Geschichte zu bringen. Die Thalheims sind wie sie sind und bestimmt nicht immer einfach, aber sie haben ein großes Herz (alle miteinander) und eine unheimlich liebevolle Art. Das kommt hier ganz besonders zum Vorschein.

Ich habe diesen kleinen winterlichen Abstecher sehr genossen und hoffe immer noch, dass es nicht das letzte war, was man von den Thalheims gehört hat. Diese Familie hat noch so viel zu erzählen.....

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