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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.10.2019

Zurück ins Leben

Letztendlich Leif
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* "Das Strandgut gehört mir!" brummte ich in meinem tiefstmöglichen Basston.*
Nach dem frühen Tod seiner Frau Freija hat sich Leif über Jahre von der Welt zurückgezogen und ist ein richtige brummiger Einsiedler ...

* "Das Strandgut gehört mir!" brummte ich in meinem tiefstmöglichen Basston.*
Nach dem frühen Tod seiner Frau Freija hat sich Leif über Jahre von der Welt zurückgezogen und ist ein richtige brummiger Einsiedler und Eigenbrötler geworden. Erst als Inken mit ihrem Mann neben ihm einzieht, beginnt er mehr und mehr aus seinem Schneckenhaus rauszukommen. Und mit Inken strömen auch ihre Freunde in sein Leben. Wann hat es angefangen, dass man ihn, ausgerechnet ihn, um Rat fragt? Und was ist plötzlich mit seiner besten Freundin Helene los?
"Letztendlich Leif" ist der 4. Teil der "Endlich-Reihe", der jedoch auch völlig unabhängig gelesen werden kann. Ich persönlich bin im 3. Teil quereingestiegen, man bekommt alle Infos an die Hand, um sich in Lonstrup zurechtzufinden.
Ich mag Leif, selbst in seinen brummeligsten Phasen, fand ich ihn irgendwie charmant, denn man spürt den weichen Kern, der hinter seiner harten Schale steckt.
Wie alle Romane von Inken Ibsen ist auch dieser herrlich authentisch - die Themen und Personen wie aus dem Leben gegriffen. Das zeichnet die Endlich-Reihe aus, man kann sich mit den Charakteren identifizieren, ihre Sorgen und Probleme nachvollziehen und das Familiäre spielt eine große Rolle.
Und so sind auch die Menschen durchweg sehr lebendig beschrieben. Wenn der kleine Pelle die Bude stürmt, hat man ihn mit all seinem kindlichen Charme und Schalk vor Augen. Der brummelige Alte und der lebhafte Junge geben ein tolles Paar ab. Aber nicht nur Pelle erobert Leifs Herz.
Die Autorin schafft es erneut, mit ihrem angenehmen, unaufgeregten Schreibstil eine tolle Atmosphäre und eine gelungene authentische Geschichte zu zaubern - mit einem nicht mehr jung zu nennenden Protagonisten, der seine tief vergrabenen Gefühle wiederentdeckt, ungelenk und unheimlich charmant.
Auch der Strand und das Meer spielen wieder eine schöne Nebenrolle. Ich liebe das Strandgut-sammeln und die tollen Objekte, die Leif daraus entstehen lässt.
Fazit: Der krönende Abschluss! Aber ist diese Reihe damit wirklich endgültig zu Ende? Das wäre zu schade. Ich sehe noch ganz viel Potential in Lonstrups Bewohnern und fände es toll, sie irgendwann noch einmal wieder zutreffen.

Veröffentlicht am 13.10.2019

Sylvies Geschichte - Berlin in den 50igern

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten
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* Wer gegen den Strom schwimmen will, der muss viel Wasser schlucken können. *

Der zweite Teil der Ku`damm Triologie knüpft zeitlich nahtlos an den ersten an. Diesmal steht nicht Rike sondern ihre Schwester ...

* Wer gegen den Strom schwimmen will, der muss viel Wasser schlucken können. *

Der zweite Teil der Ku`damm Triologie knüpft zeitlich nahtlos an den ersten an. Diesmal steht nicht Rike sondern ihre Schwester Sylvie im Vordergrund. Es ist Frühling ´52 und Sylvie liebt ihren Job bei Radio RIAS. Sie hat sogar ihre eigene Sendung "Stimmen" und arbeitet sporadisch im Modekaufhaus ihrer Familie mit. Nur mit den Männern hat sie scheinbar kein Glück.

Auch in "Wunderbare Zeiten" fängt Brigitte Riebe die 50-iger Jahre geschickt ein. Man fühlt sich zurückversetzt in die Zeit des Wandels, der großen Kaufhäuser, aufkommenden Filmstars, der Trennung Ost und West und das damit verbundene ungleiche Verhältnis. Während im Westen scheinbar alles boomt ist im Osten der Mangel und die Restriktion zu spüren.

Die Autorin bindet dies ins Alltagsgeschehen und Familienleben mit ein. Man begleitet Sylvie auf die Berlinale und die Frankfurter Buchmesse, genauso wie auf die Hochzeit von Miri, einer jüdischen Freundin der Familie. Es ist einfach eine großartige Mischung aus historischen Fakten und fiktiver Familiengeschichte, die unheimlich akribisch recherchiert ist.

Schon im ersten Teil hat mich der Schreibstil gefangen genommen, der einen automatisch tief in das Zeitgeschehen der aufkommenden Wirtschaftswunderjahre eintauchen, aber auch immer noch die Nachwehen des Krieges durchscheinen lässt.

Sylvie Thalheim ist ein sehr starker Charakter. Sie weiss was sie will und hat ihren eigenen Kopf. Trotz aller Emanzipation spielt Familie eine große Rolle in ihrem Leben und auch aus dem Modekaufhaus kann sie sich nicht ganz rausziehen. Man spürt ihre Wünsche, Sehnsüchte und auch Ängste und das macht sie von Anfang an sehr nahbar und sympathisch. Im Laufe des Romans erkennt sie was wirklich wichtig ist im Leben.

Insgesamt sind die Charaktere einfach wieder großartig und manche lernt man jetzt nochmal aus einem ganz anderen Blickwinkel kennen.

Im Anhang befindet sich eine Zeittafel die chronologisch die wichtigsten historischen Fakten aufführt. Das finde ich persönlich sehr interessant und es rundet das Ganze schön ab.

Fazit: Auch der zweite Band nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise in die 50iger Jahre (hier 1952-57). Eine gelungene Mischung aus Familiengeschichte und historischen Fakten, die auch für Quereinsteiger geeeignet ist. Man muss also nicht unbedingt den ersten Teil kennen, wer aber eh die Triologie lesen möchte, der sollte mit Rike (Jahre des Aufbaus) beginnen. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf Flori und hoffe, ich muss nicht zu lange warten.

Veröffentlicht am 10.10.2019

emotionaler Pageturner

Als wir den Himmel berührten
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* Die Liebe trifft einen immer unvorbereitet. Sie macht was sie will. Ein Körnchen genügt und schon ist das ganze große Gebäude aus Wille und Verstand verschüttet... *

Marseille 1940: Juline und ihr Mann ...

* Die Liebe trifft einen immer unvorbereitet. Sie macht was sie will. Ein Körnchen genügt und schon ist das ganze große Gebäude aus Wille und Verstand verschüttet... *

Marseille 1940: Juline und ihr Mann Georg verlängern ihre Hochzeitsreise in Marseille - doch die Hotels der freien Hansestadt platzen aus allen Nähten, denn seit Ausbruch des Krieges strömen Menschen aus ganz Europa in die Stadt.

Der Maler Nicolas begegnet dem Paar am Hafen und ist sofort fasziniert von der attraktiven Frau mit der lebendigen Ausstrahlung. Doch als sie am nächsten Tag überraschend vor seiner Tür steht und ihn bittet sie zu portraitieren, kämpft er lange mit sich. Doch Juline lässst nicht locker, das Bild soll ein Geschenk für ihren Mann sein. Was Nicolas nicht ahnt, die beiden haben ein bitteres Geheimnis....

"Als wir den Himmel berührten" hat mich auf eine sehr emotionale Reise ins Frankreich zur Zeit des 2.ten Weltkriegs mitgenommen.

Es war nicht nur unheimlich interessant, den Krieg aus Sicht der Marsailler zu lesen, die Autorin hat auch einen sehr aussergewöhnlich lebendigen und bildhaften Schreibstil, der einen packt und unter die Haut geht. Die Geschichte läuft wie ein Film vor dem inneren Auge ab, man sieht jede Kleinigkeit und trotzdem ist es weit entfernt von überfrachtet zu sein. Selten liest man ein Buch, bei dem alles passt und so miteinander harmoniert, dass man verwundert ist, wie schnell 560 Seiten verfliegen. Der Schreibstil transportiert tiefe Emotionen ohne kitschig zu sein.

Juline, Georg und Nicolas sind sehr starke Charaktere, jeder auf seine Art. Sie sind authentisch und bleiben sich selbst immer treu auf ihrem Weg. Das hat mir gefallen und ich habe mich sofort mit ihnen verbunden gefühlt. Auch die Randfiguren sind großartig ausgearbeitet. Sie haben Seele und man erfährt durch sie viel über die aktuelle Lage der Flüchtlinge.

Es geht um Liebe und Vertrauen, Verrat und Verlust und um die stillen Helden des 2. Weltkrieges, deren Geschichten so oft unerzählt bleiben, deren Namen vergessen sind. Deswegen habe ich mich sehr über das Nachwort der Autorin gefreut und der Name Varian Fry wird von nun an unvergessen bleiben.

Fazit: Eine herzzerreissende, aussergewöhnliche Liebesgeschichte, die geschickt in das damalige Zeitgeschehene eingeflochten ist und ein großartiger Schreibstil. Mein Lesehighlight und absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Plötzlich Bruder - emotionale Familiengeschichte

Wo sich die Sterne spiegeln
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*Die Kombination aus Angst und Traurigkeit in der Stimme seiner Schwester, riss sein Herz in so viele Stücke, dass es sicher nie wieder ganz heil werden würde.*

Plötzlich Geschwister! Malcolm, Callie ...

*Die Kombination aus Angst und Traurigkeit in der Stimme seiner Schwester, riss sein Herz in so viele Stücke, dass es sicher nie wieder ganz heil werden würde.*

Plötzlich Geschwister! Malcolm, Callie und Keira wussten nichts voneinander, bis Großvater Alberto die Kinder seines Sohnes suchen lässt und auf dem Familiensitz aufnimmt. Eine wirklich schöne Kindheit hatte niemand von ihnen, auch Malcolm nicht, inzwischen Mitte 30 lebt er seit seinem 12. Lebensjahr hier - und er tut sich schwer plötzlich ein großer Bruder zu sein. Er hat keine Ahnung wie er auf die 12 jährige Keira zugehen soll und ignoriert sie der Einfachheit halber weitestgehend. Und auch von Callie, die in ihrer Jugend straffällig geworden ist, hält er emotional Abstand...

Werden sie sich zusammenraufen und zu einer Familie zusammenwachsen?

Susan Mallery ist eine Meisterin der Emotionen und auch mit "Wo sich die Sterne spiegeln" ist ihr wieder ein sehr einfühlsamer, berührender Familienroman gelungen.

Die Familienbande und die Charaktere sind herrlich authentisch und ihre Gefühle so greifbar, dass es einem ganz oft das Herz zerreißt. Insbesondere Keiras Gedanken und Ängste, die Stück für Stück zu Tage kommen und die langsame Annäherung an ihre Familie gehen unter die Haut. Aber auch Callie und selbst Malcom haben an ihrer Vergangenheit zu knabbern.

Da war es fast ein bisschen schade, dass die Liebesgeschiche(n) so vorhersehbar sind und wenig Überraschung bieten.

Der Schreibstil von Susan Mallery ist wie immer sehr angenehm, romantisch und lebendig. Ihre Charaktere haben Tiefe und sind interessant. Malcolm, der mit über 30 plötzlich jüngere Schwestern mit Problemen hat und damit völlig überfordert ist - Keira, deren quirlige und liebenswerte Art nach und nach zum Vorschein kommt und Callie, die etwas länger brauchte, bis sie mir richtig sympathisch war, da sie zu Beginn oft in ihre Opferrolle zurückfiel. Aber auch sie macht eine sichtbare Entwicklung durch und hat das Herz am rechten Fleck. Selbst die Nebenfiguren sind mit viel Liebe ausgearbeitet. Angefangen bei der Detektivin, die Callie aufspürt, bis hin zu Keiras Schulleiterin und von Großvater Alberto und seiner Haushälterin Carmen ganz zu schweigen. Von Ihnen hätte ich gern noch so viel mehr gelesen.

Total interessant fand ich auch den Familienbetrieb mit italienischen Spezialitäten - wehe dem, der den Unterschied zwischen Rotini und Fusilli nicht kennt.

Eine Geschichte über Familienbande, Einsamkeit, Annäherung, Vertrauen und Neubeginn, die unter die Haut geht und bei der die Liebesgeschichte(n) fast schon zur Nebensache wird.

Mit der Bewertung tue ich mich ein bisschen schwer, da ich ein großer Fan der Autorin bin und schon viele großartige Romane von ihr gelesen habe. Für fünf Sterne reicht es diesmal nicht ganz, aber 4 Sterne plus auf jeden Fall.

Veröffentlicht am 30.09.2019

beklemmender Dorfkrimi

Dachbodenfund
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* So schön das Leben auf dem Land auch ist, die Privatsphäre ist gestorben. Dafür ist das Dorf einfach zu klein. Gewöhn dich dran, dass von jetzt an jeder über dich Bescheid weiß. *

Das hatten sich Sandra ...

* So schön das Leben auf dem Land auch ist, die Privatsphäre ist gestorben. Dafür ist das Dorf einfach zu klein. Gewöhn dich dran, dass von jetzt an jeder über dich Bescheid weiß. *

Das hatten sich Sandra und Marvin irgendwie anders vorgestellt. Um der Großstadthektik zu entkommen, haben die beiden sich ein Häuschen auf dem Land gekauft. Doch die Dorfbewohner verhalten sich skuril bis merkwürdig und dann ist da auch noch Heinrich, ihr aufdringlicher, unheimlicher Nachbar....Ist es nur die Umgewöhnung oder haben sie alle wirklich etwas zu verbergen?

"Dachbodenfund" ist ein solider Krimi, mit einer gelungenen, beklemmenden Atmosphäre. Die Autorin hat das Leben auf dem Dorf im Allgemeinen und hier im Speziellen, gekonnt eingefangen

Die Geschichte nimmt sehr rasch Fahrt auf und entwickelt sich kontinuierlich weiter. Auch die Charaktere sind im Großen und Ganzen stimmig, die Nebenfiguren bleiben vielleicht etwas blass und die Dialoge der Hauptfiguren Sandra und Madeleine wirken manchmal eher wie Teeniefreundinnen, aber jetzt nichts, was mich groß gestört hat.

Ellen Puffpaff hat einen einfachen, angenehmen und vor allem spannenden Schreibstil.

Leider war ab der Hälfte relativ klar, was das Dorf verbirgt. Es wurde vorhersehbar, blieb aber dennoch spannend bis zum Schluss, da man den genauen Hergang erfahren wollte. Das ist schon geschickt gemacht.

Fazit: 3,5 Sterne für einen soliden und unheimlich interessanten Krimi, mit einer tollen Atmosphäre. Manches wirkt zwar ein wenig konstruiert und einige Handlungen waren für mich nicht so recht nachvollziehbar aber trotzdem hat er mich sehr gut unterhalten.