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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2019

Netter, leichter Sommerroman

Wild at Heart - Willkommen im Hotel der Herzen
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"Ich frage mich", begann Nettie erneut, " ob es tatsächlich so leicht ist, jemanden zu verkuppeln. Ich meine, man kann doch nicht einfach bestimmen, in wen sich ein anderer verlieben soll. Zumal.... Wie ...

"Ich frage mich", begann Nettie erneut, " ob es tatsächlich so leicht ist, jemanden zu verkuppeln. Ich meine, man kann doch nicht einfach bestimmen, in wen sich ein anderer verlieben soll. Zumal.... Wie du schon sagtest, Mum ist nicht grade gut auf Hamilton zu sprechen."

Ich habe "Sommerhaus ins Glück" gelesen und war einfach nur geflasht von den Charakteren, dem Setting und der Story. Und so habe ich "Wild at Heart" regelrecht entgegengefiebert. Ich liebe Geschichten die in Hotels spielen und Anne Sanders war mir ja bereits mit einer großartigen Geschichte in Erinnerung....

Seit ihr Mann bei einem Unfall gestorben ist, führt Gretchen das Hotel Wild at Heart, mit seinen schnuckeligen 5 Zimmern, an Cornwalls berühmtesten Herz-Felsen, ganz allein. Ihr Schwiegervater Theo und Tochter Nettie stehen ihr zwar so gut es geht zur Seite, aber das Geld reicht grade zum Leben und die Verantwortung wiegt schwer. Für eine neue Liebe bleibt da nur wenig Zeit; sie weiß auch gar nicht ob sie schon bereit dafür ist. Nettie sieht das ganz anders und hätte da auch schon den Richtigen im Gepäck. Und mit ein wenig Hilfestellung sollte da doch was zu machen sein. Dumm nur, dass Gretchen jemand ganz anderen im Auge hat....

Das hört sich doch nach Zutaten für eine großartige Story an.... nur leider schwächelt sie ein wenig an den Figuren.

Das Setting ist wie immer traumhaft! Nicht nur der Herz-Felsen in dem beschaulichen 70 Seelen Dorf Port Magdalen, auch das Romantik Hotel ist sehr detailliert und mit ganz viel Herzblut geschildert. Man fühlt sich wohl.

Auch der Schreibstil ist gewohnt angenehm - und trotzdem hat mir etwas gefehlt. Die Romantik.... Es gibt viele Hauptpersonen, viele Perspektiven und trotz über 400 Seiten wirkt alles irgendwie recht oberflächlich. Ich habe bis zum Schluss zu keinem der Charaktere Zugang gefunden und mir ist tatsächlich auch niemand (bis auf eine alte Dame) ans Herz gewachsen.

Nettie ist mit ihren 16 Jahren einfach noch sehr kindlich und die Verkuppelungsversuche eher plump und ohne Charme. Opa Theo ist da als verkappter Daniel Düsentrieb schon ein ganz anderes Kaliber, bleibt aber trotzdem relativ blass. Allein Gretchen lässt etwas tiefer in ihre Gefühlswelt blicken, doch sie ist eine eher distanzierte Person und man kommt nicht richtig an sie heran.
Ich habe leider absolut keinen Zugang zur Familie Wilde gefunden.

Was ich ja an Hotelgeschichten besonders liebe, sind die Gäste und die vielen kleinen Randgeschichten. Die gibt es hier auch, doch sie wirken etwas bemüht.

Die vielen Figuren tragen die Geschichte nur schwer und besonders der Mittelteil zieht sich ein wenig in die Länge - bis der Schluss auf einmal unerwartet richtig Fahrt aufnimmt. Es kommt Bewegung in die Familie, so dass der zweite Teil interessanter zu werden verspricht.

Fazit: Nette leichte Sommerlektüre - aber die Geschichte, grade auch um Gretchen, ihren Verlust und die Riesenverantwortung die sie nun alleine trägt, hätte definitiv mehr Tiefe vertragen können. So ist sie auf emotionaler Ebene oftmals versandet. Aber meine Erwartungshaltung war hoch und Geschmäcker ja bekanntlich verschieden....

Veröffentlicht am 02.06.2019

Eine unheilvolle Prophezeiung und eine gefährliche Liebe

Clans of London, Band 1: Hexentochter
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* Die Sprösslinge von Magiern erben selbstverständlich die magischen Fähigkeiten ihrer Eltern, wenn auch zumeist nicht exakt dieselben Fähigkeiten; allerdings ist diese Magie nicht sofort aktiv. Du kannst ...

* Die Sprösslinge von Magiern erben selbstverständlich die magischen Fähigkeiten ihrer Eltern, wenn auch zumeist nicht exakt dieselben Fähigkeiten; allerdings ist diese Magie nicht sofort aktiv. Du kannst dir vorstellen, was für ein Chaos das geben würde. Deshalb wird die Magie erst zum vierten Geburtstag des Kindes von einem Hexenmeister aktiviert, exakt um Mitternacht. *

Die 17-jährige Caroline wuchs in diversen Heimen und Pflegefamilien auf und passte nie irgendwo dazu, deswegen ist sie froh, jetzt mit ihrer besten Freundin Megan zusammenzuwohnen. Obwohl sie so unterschiedlich sind - Megan geht gerne feiern und genießt das Leben, während Caroline es ruhiger mag und auch mal gern für sich ist - können sie sich immer aufeinander verlassen.
Eines Abends lernen sie im Club den sehr von sich eingenommenen Ash und seinen Freund Henri kennen. Und während Megan noch mit Henri flirtet, bringt Ash Caroline mit einem Migräneanfall nach Hause. Kopfschmerzen begleiten Caro schon solange sie denken kann, doch in letzter Zeit werden sie immer heftiger. Und jetzt ist da plötzlich auch noch Ash, der seit diesem Abend überall aufzutauchen scheint und diesem Jungen, in ihren unheimlichen Träumen so verflucht ähnlich sieht. Und während Caroline sich noch fragt, was das alles zu bedeuten hat, kommt er mit der Aussage sie sei eine Hexe, um die Ecke.

Sabine Grauer war mir jetzt nicht wirklich bekannt, aber das Buch hat mich spontan angesprochen und neugierig gemacht. Ich hatte Lust auf eine romantische Hexengeschichte und wurde nicht enttäuscht. "Clans of London" hat mich gepackt und vor allem Spass gemacht.

Klar, wird auch hier das Rad nicht neu erfunden, aber die Story ist spannend und interessant. Ganz besonders gefiel mir, dass es auch einen Voodoo-Clan gibt, der von allen anderen Clans misstrauisch beäugt wird. Allerdings wird in Sachen Magier und Clans in diesem Band erstmal nur an der Oberfläche gekratzt, ich hoffe, dass das im zweiten Teil mehr vertieft wird.

Die Geschichte lebt ein wenig von der "Edward/Jacob-Konstellation", wobei hier Ash und Henri Freunde sind, aber mit unterschiedlicher Magie arbeiten und aus verschiedenen und verfeindeten Clans stammen. Das bringt die Geschichte immer wieder an einen Punkt, an dem man sich fragt, wem kann ich wirklich vertrauen und sind sie tatsächlich so gut befreundet? Die zwei sind sehr verschieden und haben ihren ganz eigenen Kopf und Charme.

Ash, Henri und Caroline sind einem sofort unheimlich sympathisch und tragen die Geschichte fast im Alleingang. Die Nebenfiguren sind und bleiben momentan noch Randfiguren, allerdings mit sehr interessanten Ansätzen.

Fazit: Ein spannender Zweiteiler um Hexen, Magier, eine alte Prophezeiung und eine verhängnisvolle Liebe, die richtig Spass macht. Und obwohl es hier und da ein wenig oberflächlich bleibt, hat es mich auf emotionaler Ebene gecatched und unterhalten. Ich warte mit Spannung auf den zweiten Teil.

Veröffentlicht am 31.05.2019

2 Fremde, 1 Cottage und ganz viel tierischer Charme - ein Kurzurlaub für die Seele

Der Zauber von Somerset
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* Man sagt, dass zuerst zwei Menschen ein Paar machen - und danach macht das Paar zwei Menschen. Natürlich verändern wir uns, wenn wir mit jemandem Tag und Nacht, das ganze Leben teilen. Aber mir war ...

* Man sagt, dass zuerst zwei Menschen ein Paar machen - und danach macht das Paar zwei Menschen. Natürlich verändern wir uns, wenn wir mit jemandem Tag und Nacht, das ganze Leben teilen. Aber mir war noch nicht in den Sinn gekommen, dass wir uns womöglich unserem alten Ich annähern, wenn wir uns danach wieder trennen. *

Amber braucht dringend eine Auszeit, einen Tapetenwechsel um wieder zu Kräften zu kommen. Dafür hat sie den Sommer über ein Cottage in Somerset gemietet; Pflege des Anwesens und Pferdes incl. ~ nicht, dass sie davon Ahnung hätte, aber so schwer kann das ja nicht sein.

Schreibblockade; seit seine Frau Madeleine ihn verlassen hat, hat Finian nichts Vernünftiges mehr zu Papier gebracht. Er beschließt für 3 Monate nach Somerset zu ziehen - nicht nur, um wieder schreiben zu können, sondern mit der großen Hoffnung, dass Maddy danach zu ihm zurückkehrt.
Doch als er beim Cottage ankommt, trifft er auf Amber, der vor Schreck der Toast aus der Hand fliegt, denn das zauberhafte kleine Häuschen wurde versehentlich doppelt vermietet.

Die beiden beschließen sich das Cottage zu teilen, jeder ein Zimmer, für Küche und Wohnzimmer gibt es einen Stundenplan, so dass man sich nicht unbedingt über den Weg läuft.
So jedenfalls der Plan, doch Wallach Brandon und die Hündin des Nachbarns durchqueren ihn fleissig.

~ Dieser Roman ist wie ein traumhafter Kurzurlaub
und eine kleine Auszeit für die Seele ~

Pippa Watson schreibt mit Herzblut und Seele und das merkt man.
"Der Zauber von Somerset" ist mein erster Roman von ihr. Erwartet hatte ich eine nette Liebesgeschichte vor einer traumhaften Kulisse, doch das hier geht so viel tiefer.

Nicht nur die sehr bildhafte und detaillierte Beschreibung der Landschaft und Umgebung, sondern auch die unheimlich authentische Schilderung und Einbindung der Tiere, treffen mitten ins Herz und bilden den perfekten Rahmen für die Geschichte. Man hat eigentlich das Gefühl der unsichtbare Dritte im Cottage zu sein und alles hautnah mitzuerleben.

Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Amber und Finian, was eine schöne Nähe schafft. Dazu ein Schreibstil, der sehr angenehm und gefühlvoll ist, ohne kitschig zu sein. Es werden dem Leser keine Lebensweisheiten aufgetischt, aber allein schon Fin beim Reflektieren seiner Ehe zuzuschauen, bringt einen ganz automatisch zum Nachdenken; und es geht auch immer wieder um das Thema Tierwohl.

Amber und Finian sind gestandene, sehr symptathische Charaktere, die anfangs lieber an der Vergangenheit festhalten möchten und sich schwer tun aus ihrer Starre herauszukommen. Mir hat es jedoch sehr gefallen, wie sie umeinander herumschleichen und sich fast schon gezwungenermaßen ganz langsam annähern.

Fazit: Ein absoluter Wohlfühlroman, der auf ganzer Linie überzeugt und begeistert. Der Plot realistisch, die Charaktere sympathisch und Tiere, die sich klammheimlich ins Herz schleichen - mehr geht nicht.
"Der Zauber von Somerset" ist der perfekte Kurztrip vom Sofa in den traumhaften Süden Englands.

Veröffentlicht am 24.05.2019

Lebt von seinem Island-Flair

Das Versprechen der Islandschwestern
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* Mit jeder Stunde, die sie auf Island war, wurde ihr auch klarer, worauf sie sich mit dem Jahr fernab der Heimat wirklich eingelassen hatte. Sie konnte kein Wort dieser fremden Sprache und sie kannte ...

* Mit jeder Stunde, die sie auf Island war, wurde ihr auch klarer, worauf sie sich mit dem Jahr fernab der Heimat wirklich eingelassen hatte. Sie konnte kein Wort dieser fremden Sprache und sie kannte - außer ihren Mitreisenden - keine Menschenseele. *

1949: "Landarbeiterinnen gesucht" Margarete sieht ihre Chance dem Hunger und den Trümmern im Nachkriegs-Deutschland zu entfliehen und überredet ihre Schwester Helga für ein Jahr mit ihr nach Island zu kommen. Hungern müssen sie wirklich nicht, aber ganz so einfach ist der Start in einem fremden Land, dessen Sprache man nicht spricht, auch nicht und Helga will auf jeden Fall nach Ablauf des Jahres wieder zurück.

2017: 70 Jahre hat Greta ihre Schwester Helga nicht mehr gesehen oder gesprochen, seit sie damals im Streit auseinandergegangen sind. Jetzt reist sie mit ihrer Enkelin Pia und deren Tochter noch einmal nach Island zurück. Pia, die grade eine Trennung hinter sich hat, freut sich auf eine Auszeit und Annäherung mit Leonie. Auf der Fähre trifft sie den gutaussehenden aber sturköpfigen Ragnan, der sich dann als Nachbar entpuppt.

Ich bin jetzt kein unbedingter Island-Fan (ist mir einfach zu kalt), aber ich finde die Insel, die Vegetation und das Leben dort unheimlich interessant und habe mich gefragt, wie es wohl 1949 war.

Und das ist tatsächlich das Highlight dieses Romans. Karin Baldvisson beschreibt Island, seine Landschaft, die raue Natur und bunten Häuser so gekonnt und bildgewaltig, dass man das Gefühl hat, selbst im Wind zu stehen. Ganz großes Kopfkino!
Und auch die Lebensbedingungen in der kargen, aber umso herzlicheren Umgebung sind unheimlich authentisch geschildert.

Schade, dass dann der zweite Handlungsstrang (2017) mit einer wirklich sehr seichten Liebesgeschichte genaus so viel Platz einnimmt. Mit dem Hauptaugenmerk auf die Auswanderung der beiden Schwestern und einigen Einschüben aus 2017, wäre es im Ganzen für mich runder gewesen. Vor allem hätte es dann auch Raum für mehr Tiefe der Charaktere gegeben.
So pitscht es in kurzen Kapiteln immer hin und her - der eine Strang unheimlich interessant und man würde gern noch tiefer eintauchen, da ist man schon wieder bei Pia und Ragnan und fragt sich, was für einen Sinn ihre Geschichte hat.
Meine Erwartungen waren hier halt ganz andere, ich bin von einer Annäherung der Schwestern, einer Aussprache ausgegangen. Das wurde allerdings nur kurz angerissen.

Das bei Romanen, die auf zwei Zeitebenen spielen, ein Strang mal schwächer ist, ist ja nicht unüblich, aber dass er mich so gar nicht anspricht, doch eher selten und ein wenig schade.

Fazit: Von der Story oberflächlicher als erwartet - nichtsdestotrotz haben mich die Island Schwestern auf eine Art gut unterhalten und ich fand das raue Islandfeeling großartig. Duch dieses außergewöhnliche Setting punktet der Roman nochmal und bekommt 3,5 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 23.05.2019

Eine Geschichte, die berührt und Akzeptanz für`s Anders sein schafft

Mein Leben als Sonntagskind
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* Wenn mich jemand anschaute, war es als würden seine Augen mich berühren. Wieder dröhnte mir das Getöse der Vorschule in den Ohren. Ich ging schneller. *

Der autobiographisch angehauchte Roman der Niederländerin ...

* Wenn mich jemand anschaute, war es als würden seine Augen mich berühren. Wieder dröhnte mir das Getöse der Vorschule in den Ohren. Ich ging schneller. *

Der autobiographisch angehauchte Roman der Niederländerin Judith Visser hat mich tief berührt.

Jasmijn wächst in den 80-iger Jahren in den Niederlanden auf. Mit 3 kann sie bereits lesen und verschlingt Bücher mit Hingabe, reden hingegen tut sie kaum und wenn, dann nur mit ihrer Familie oder ihrer Hündin und zugleich besten Freundin Senta.

Sie ist schüchtern, sagen die Eltern dann
Sie ist ein komisches Kind, denken die Anderen

Jasmijn ist es unmöglich, so zu sein, wie alle anderen. Sie weiss oft nicht, wie sie sich verhalten soll und Lärm und vielen Menschen ist sie gar nicht gewachsen.

Judith Visser gibt mit ihrem Roman "Mein Leben als Sonntagskind" tiefe und emotionale Einblicke in ein Leben mit Asperger. Und man merkt, dass sie genau weiß, wovon sie spricht.

Sie erzählt ihre Geschichte komplett aus der Sicht von Jasmijn und lässt den Leser bereits an der Gefühls- und Gedankenwelt der 4-jährigen teilhaben. Und das funktioniert. Man beginnt zu verstehen, zu fühlen was in ihr vorgeht und kann ihr Verhalten nachvollziehen.

Denn trotz eines klaren, nüchternen Schreibstils und sehr kurzen Kapiteln, entstehen tiefe Emotionen, die ankommen. Und über so manche Situation oder auch Frage, die Jasmijn sich stellt, denkt man noch lange nach.

Ich habe nicht erwartet, dass 600 Seiten eines doch eher ernsten und tiefgründigen Themas, so kurzweilig sein können. Man begleitet eine junge Frau, die - mit undiagnostiziertem Asperger-Syndrom - ihren Weg und ihren Platz in der Gesellschaft sucht. Und bekommt einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt einer Betroffenen.

Absoluter Lesetipp!