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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.04.2018

Die alten Gärten in Cornwall - Ein Wohlfühlkrimi

Je tiefer man gräbt
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in Gartenbüchern hielten Gärtner sorgfältig fest, was sie wo gepflanzt hatten, was gedieh und was sie wieder entfernen mussten. Sie enthielten Notizen über das Wetter und die besten Pflanzzeiten, über ...

in Gartenbüchern hielten Gärtner sorgfältig fest, was sie wo gepflanzt hatten, was gedieh und was sie wieder entfernen mussten. Sie enthielten Notizen über das Wetter und die besten Pflanzzeiten, über neue Entdeckungen und die besten Methoden gegen Schnecken - heute führte kaum noch jemand welche.

Als Mags nach dem Tod ihres Mannes aus Amerika in ihr Heimatdorf Rosehaven in Cornwall zurückkehrt, ist die Geschichte der verschwundenen Verlobten, mit das erste, was sie an Klatsch und Tratsch zu hören bekommt. Sie kennt die Familie noch sehr gut, nicht nur, weil Thomas in ihrem Alter ist, sondern weil sie vor einigen Jahren den Garten des Landsitzes mit ihrem Vater wieder zurückgestaltet hat. Ihr Dad war eine Koryphäe darin, alte Gärten wieder in ihren Ursprung zu versetzen.
Aus diesem Grund bittet Thomas sie auch, am Tag der offenen Tür einige Besucher-Führungen zu übernehmen.

Aber wieso blüht in dem blauen Hortensienfeld eine ganze Gruppe rosa?

~ ~ ~ *

Ach herrlich! Ein Roman, so richtig zum abschalten, Seele baumeln lassen und Landschaft und Gärten geniessen.
Ich habe mir zwar tatsächlich so etwas in der Richtung erhofft, aber das hat meine Erwartungen noch übertroffen.

"Je tiefer man gräbt" ist ein absoluter Wohlfühlkrimi, obwohl Krimi fast schon relativ ist und eher eine untergeordnete Rolle spielt.

Ich glaube, im ersten Teil dieser Reihe ging es der Autorin in erster Linie darum, Mags, dem Dorf und den Gärten ein Gesicht zu geben - obwohl ich ganz stark hoffe, dass der Stil so bleibt.

Die Charaktere sind wie die Landschaft; sehr lebendig und bildhaft geschildert und von ein wenig schrullig bis liebenswert. Mary Ann Fox bringt dem Leser Mags und ihre Vergangenheit sehr gut nahe. Sie ist sympathisch und authentisch und handelt genauso, wie man es selber auch tun würde. Sie folgt einfach ihrem Instinkt.

Fazit: Schöne Gärten, traumhaftes Setting und eine entspannende, sehr ruhige Geschichte zum abschalten. Mehr davon!

Veröffentlicht am 02.04.2018

opulente Künstlergeschichte

Das Geheimnis der Muse
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Was war es, das aus einem Menschen, der bloß malte, einen Künstler machte? Womöglich nichts weiter als die Tatsache, dass andere an ihn glaubten und bereit waren, doppelt so viel Geld für seine Bilder ...

Was war es, das aus einem Menschen, der bloß malte, einen Künstler machte? Womöglich nichts weiter als die Tatsache, dass andere an ihn glaubten und bereit waren, doppelt so viel Geld für seine Bilder zu zahlen?

1967 im swinging London:
In der Hoffnung ihren Traum vom Schreiben zu verwirklichen, hat die junge Odelle ihrem Heimatland Trinidad den Rücken gekehrt und versucht in London Fuss zu fassen. Das gestaltet sich nicht so einfach wie gedacht, denn der Rassismus ist allgegenwärtig. Doch plötzlich wendet sich das Blatt, sie bekommt nicht nur einen Job im renommierten Künstlerhaus Skelton, sie lernt auch Lawrie Scott kennen, der ein mehr als ungewöhnliches Bild seiner verstorbenen Mutter veräussern möchte...

1936 im schwülwarmen Andalusien:
Die begabte junge Malerin Olive Schloss lernt den Künstler Isaac Robles und seine Schwester Terese kennen. Sie verliebt sich in den Revolutionär und trifft eine folgenschwere Entscheidung....

~ ~ ~ *

Nach ihrem großartigen Debüt "Die Magie der kleinen Dinge" war ich neugierig, ob es Jessie Burton erneut gelingen würde, mich in den Bann Ihrer Geschichte zu ziehen. Und tatsächlich, sie schafft es wieder ab der ersten Seite.

"Das Geheimnis der Muse" lebt nicht nur von einer äusserst spannenden, intelligenten Story, sondern auch von Jessie Burtons aussergewöhnlichen teilweise fast schon poetischen Schreibstil. Er ist mal düster, mal oplulent, verführerisch, klar oder auch politisch, aber auf irgendeine Weise immer magisch und betörend - und bleibt dabei stets realistisch und unheimlich süffig.
Ich liebe ihre Art zu erzählen, wobei hier jedes Jahrzehnt seine eigene Erzählperspektive hat. Odelle kommt dem Leser aus der Ich-Perspektive ziemlich nahe, wohingegen man die Geschehnisse in Andalusien von einer übergeordneten Sichtweise aus verfolgt.

Kein seichter Roman, dennoch sehr flüssig zu lesen.
Jessie Burton hat schon sehr interessante, undurchsichtige und starke Charaktere geschaffen. Sie sind vielschichtig aufgebaut und realistisch. Als Leser brennt man darauf ihre Geheimnisse aufzudecken und die Verbindungsnetze zu erkennen.

Fazit: Ein geheimnisvolles Gemälde, das eine Gruppe von Menschen über Jahrzehnte und Landesgrenzen hinweg miteinander verbindet. "Das Geheimnis der Muse" ist ein Roman, den man, einmal angefangen, nicht mehr aus der Hand zu legen vermag.
Jessie Burton hat ein großartiges Erzähltalent.

Veröffentlicht am 28.03.2018

Eine Geschichte über das Leben und die Liebe

Nach dem Winter
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Ich wurde Ruths Liebhaber, weil ich überzeugt davon war, in Sachen Liebe behindert zu sein.

Claudio hat nach einem tragischen Verlust, seiner Heimatstadt Havannah den Rücken gekehrt und arbeitet seit ...

Ich wurde Ruths Liebhaber, weil ich überzeugt davon war, in Sachen Liebe behindert zu sein.

Claudio hat nach einem tragischen Verlust, seiner Heimatstadt Havannah den Rücken gekehrt und arbeitet seit einigen Jahren als Lektor in New York. Er ist ein ruhiger, kontrollierter, egozentrischer Mensch, der sehr zurückgezogen lebt.

Cecilia hat ihre Kindheit in Mexiko verbracht und studiert seit ein paar Monaten in Paris. Der Umgang mit Menschen fällt ihr aus unerklärlichen Gründen sehr schwer, dafür hat sie umsomehr ein Faible für ruhige Friedhöfe.

Als die beiden sich über gemeinsame Freunde begegnen, sind sie voneinander angetan und obwohl beide jeweils in einer Art Beziehung stecken, schreiben sie einander und Cecilia beschliessst nach New York zu fliegen um Claudio zu besuchen....

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Die mexikanische Journalistin Guadalupe Nettel legt mit ihrem Debut "Nach dem Winter" einen sehr ruhigen, fast schon melancholischen und trotzdem auf seine Art sperrigen Roman vor.

Nach einem großartigen Einstieg hätte es für mich im Mittelteil ein paar Seiten weniger gebraucht. Gefühlt tritt die Geschichte ein wenig auf der Stelle, was mit Sicherheit auch so beabsichtigt ist und zum Leben von Claudio und Cecilia dazugehört.

Trotzdem hat mich der Roman unheimlich berührt. Zwei Menschen, die in sich gefangen sind, die von einer Beziehung jenseits einer Zweckgemeinschaft träumen, aber gar nicht mehr in der Lage sind aus sich herauszukommen, nicht mehr die Kraft haben über ihre Schatten zu springen und den Mut noch einmal etwas zu riskieren. Und eigentlich auch gar nicht mehr wissen, wie man mit einem Partner umgeht.

Guadalupe Nettel hat hier sehr interessante Charaktere ins Leben gerufen, an deren Gedanken und Gefühlen man gerne teilnimmt. Ihr Schreibstil ist sehr klar, die Sprache berührend, fast schon poetisch und immer mit einem Hauch von Melancholie und Traurigkeit. Dennoch ist es kein trauriges Buch. Es geht vielmehr um Sehnsüchte, Einsamkeit, die Anonymität der Großstädte und das Leben an sich.

"Nach dem Winter" ist kein Roman, den man einfach so wegliest und auch keine romantische Liebesgeschichte. Er ist sperrig, hallt lange nach und lässt einen nachdenklich zurück.

Fazit: 4,5 Sterne für eine Geschichte unserer Zeit. Ich würde mich freuen bald mehr von Guadalupe Nettel zu lesen.

Veröffentlicht am 28.03.2018

Interessanter Auftakt

Blood Destiny - Bloodfire
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"Du hast zu viele Märchen gelesen. Wichtel halten sich mitunter in alten Stollen auf und necken die Männer darin, aber meist sind sie echte Vorboten des Bösen."

Mackenzie Smith, das sind feuerrote Haare ...

"Du hast zu viele Märchen gelesen. Wichtel halten sich mitunter in alten Stollen auf und necken die Männer darin, aber meist sind sie echte Vorboten des Bösen."

Mackenzie Smith, das sind feuerrote Haare und ein genauso feuriges Temperament. Wenn es in ihr brodelt, wird sie zu einer tollkühnen Kämpferin, an der nieman vorbeikommt.
Dabei ist sie eine grosse Gefahr für ihre "Familie", ein Rudel von Gestaltwandlern, die sie als kleines Kind aufgenommen und großgezogen hat. Denn als der Alpha John brutal ermordert wird, kommt die Bruderschaft - die Herrscher über die Wandler - ins beschauliche Cornwall. Und Mackenzie muss aufpassen, dass sie nicht in den Fokus von Lord Carrigan gerät, den charismatischen Anführer, mit den grünen Raubtieraugen, denen keine ihrer Bewegungen zu entgehen scheinen....

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Eine unterhaltsame, spannende Gestaltwandlerstory mit Kuckuckskind und ein paar kleinen Schwächen hier und da. Aber im großen und ganzen gute, lockere Unterhaltung.

"Bloodfire" ist der erste Teil (von 2) rund um Mackenzie Smith. Teilweise habe ich mich aber gefragt, ob ich nicht schon in der Fortsetzung gelandet bin, denn die Welt der Wandler und anderen Wesen wie Wichteln wird nicht besonders fundiert eingeführt. Das ist ein wenig schade, weil man sich plötzlich in Situationen wiederfindet, ohne Hintergrundwissen zu haben. Man kommt damit klar, aber schöner wären schon ein paar mehr Informationen.

Trotzdem liest es sich schön flüssig weg. Helen Harper hat einen angenehmen, flotten Schreibstil. Und ihre Hauptprota Mackenzie ist ein sehr interessanter Charakter. Ob sympathisch, sei mal dahingestellt, aber man ahnt, dass sich ein Geheimnis um ihre Herkunft verbirgt, weiss aber genausowenig wie sie selbst, warum man sie ins Rudel gebracht hat. Und dann gibt es da auch noch so ein paar Nebenfiguren, die herausstechen wie den coolen Surferboy-Magier und auch Carrigan hat etwas spezielles.

Wer allerdings eine kleine Liebesgeschichte erwartet, der wird vergeblich warten. Mackkenzie hat viel zu viel um die Ohren, auch mit sich selbst, als das sich da irgendwo etwas anbahnen würde.

Fazit: Interessanter Auftakt, mit ein paar kleinen Schwächen, der aber dennoch sehr unterhaltsam ist und Lust auf mehr macht.

Veröffentlicht am 24.03.2018

Eine zart, schmelzende Liebesgeschichte

Pasta Mista 1: Fünf Zutaten für die Liebe
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Wie peinlich ist das denn! Der Trampel aus Deutschland wird ständig rot, rülpst und kann nicht einmal vernünftig essen. Warum bin ich heute Morgen überhaupt aufgestanden?

Liv ist wie vor den Kopf gestossen, ...

Wie peinlich ist das denn! Der Trampel aus Deutschland wird ständig rot, rülpst und kann nicht einmal vernünftig essen. Warum bin ich heute Morgen überhaupt aufgestanden?

Liv ist wie vor den Kopf gestossen, anstatt mit iher Mutter gemütlich Pizza essen zu gehen, steht auf einmal der Italiener Roberto mit seinen 16-jährigen Zwillingen Angelo und Sonia vor der Tür. Wie sich herausstellt gar nicht mal so spontan, denn Roberto ist der neue Freund ihrer Mom und man wollte mal antesten, ob Patchwork funktionieren würde.

Dumm nur, dass Angelo ein absoluter Traumtyp ist, bei dem Livs Herz jedes Mal wilde Purzelbäume schlägt und sie sich benimmt wie der erste Mensch. Seine Schwester hingegen, scheint eine regelrechte Zicke zu sein. Nur mit Roberto freundet sie sich sofort an, denn die beiden verbindet eine große Leidenschaft: Kochen.

Jetzt muss sie nur noch ihre Gefühle für Angelo irgendwie in den Griff kriegen. Am Besten aus dem Weg gehen... aber das ist gar nicht so einfach.

~ ~ ~

"Pasta Mista" hält wirklich alles, was es verspricht.
Locker wie ein Soufflè, zart schmelzend wie Panna Cotta, bittersüß wie ein starker Espresso.*

Was für eine fluffige Liebes- und Familiengeschichte, die zwar nicht mit großem Tiefgang punktet, dafür aber unheimlich unterhaltsam ist. Mir gefällt, wie das Thema Kochen mit aufgenommen wird.

Die Figuren sind wie aus dem Leben gegriffen. Liv und ihre Patchwork-Familie auf Probe, sind Menschen wie du und ich. Die Geschichte ist charmant, flott und flüssig erzählt und hat einen tollen Humor. Jeder, der sich an seine erste Liebe erinnert, weiss genau wie Liv sich fühlt.

Fazit: Es braucht nicht immer Ecken, Kanten und Bad Boys um sich unterhalten zu lassen. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.