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Veröffentlicht am 23.12.2024

Gewohnt bissig und gewürzt mit kleinen Dramen

Zauberberg 2
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Heidbrink ist schlaflos. Im Grunde braucht er sich keine Sorgen zu machen. Der Verkaufserlös aus seiner Erfindung hat ihm ein feines Sümmchen eingebracht. Während er todmüde/hellwach den bekannten nächtlichen ...

Heidbrink ist schlaflos. Im Grunde braucht er sich keine Sorgen zu machen. Der Verkaufserlös aus seiner Erfindung hat ihm ein feines Sümmchen eingebracht. Während er todmüde/hellwach den bekannten nächtlichen Juckreiz überwindet und sich bäuchlings tief in die Matratze gräbt, kommt ihm ungebeten das Wort Betriebskörperschaft in den Sinn. Und aus hellwach wird glockenhellwach.

Fünf Stunden Überland, dann kommt das Schlösschen in Sicht, unübersehbar, weil es weit und breit nichts gibt. Als sich zu der Schlaflosigkeit Weinkrämpfe gesellten, musste Heidbrink etwas unternehmen. Jetzt hat er sich für vier Wochen in ein Sanatorium in der Uckermark eingemietet. Kost und Logis vom Feinsten, verspricht die Internetpräsenz und noch dazu fähige Ärzte, die sich seines kleinen Spleens annehmen.

Schwester Irene nimmt ihn in Empfang und er könnte sich kaum besser aufgehoben fühlen. Man sieht vor, dass er sich im großen Speisesaal gütlich tut, bevor ein Erstgespräch stattfindet, doch das würde er zu gerne vorziehen, sein Magen ist noch vom Avokadosandwitch gefüllt. Er wird an einen Sechsertisch geführt, an dem außer ihm nur ein weiterer Herr sitzt, der pampig grüßt und in sein Handy glotzt.

Warum er hier ist, fragt Dr. Reuter, behandelnder Psychiater. Auf den Kopf stellt ihn Börner, Allgemeinmediziner und findet auch sogleich eine melanomverdächtige Hautveränderung und eine sehr wahrscheinlich tumorös veränderte linke Niere. Heidbrink ist wirklich froh, hier zu sein.

Fazit: Heinz Strunk hat es wieder getan. Mit großem Zynismus blickt er auf seine Mitmenschen. Schickt seinen wohlstandsverwöhnten Protagonisten in ein Sanatorium à la Thomas Mann. Man kümmert sich um seine Bedürfnisse und nimmt ihn wahr. Hier bekommt sein eigentlich sinnloses, einsames Leben einen neuen Reiz. Hier gilt er etwas. Der Tag ist getaktet mit regelmäßigen Essenszeiten, Vitalwertkontrollen, Einzel- und Gruppentherapien, Musik-und Tanztherapien, Fototherapien und Kulturabenden. Bei Heinz Strunk ist niemand einfach nur unsicher in sozial fremder Gesellschaft. Nein, bei ihm wird die Jugend ersinnt, das individuelle Anderssein konterkariert vom starken Gefühl dazugehören zu wollen, bis jeder Leserin klar wird, wie beschissen sich der Protagonist fühlt. Ich mag die bissigen Zuschreibungen von fleckiger, zu heller Haut, Mundgeruch und Schleimabsonderungen. Strunk schreibt sehr genau und ausgiebig über Männer, zeigt, wie sie aussehen, riechen, denken, welche Ängste und Nöte sie umtreiben, macht sie nahbar und weckt Mitgefühl mit den „alten weißen Männern“. In diesem Setting treffen sie alle aufeinander, die, die ihre Macken gepflegt haben und sich eine solche Rundumbehandlung leisten können. Ich bin ein großer Fan von Heinz Strunks ironischer Betrachtungsweise und seiner Gabe, kleine Dramen zu produzieren.

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Veröffentlicht am 12.12.2024

Großartig, rasant und klug

Die Inkommensurablen
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Wien 1914.

Der Pferdeknecht Hans war nach dem plötzlichen Tod seines Vaters kilometerweit weggebracht worden, um auf dem Hof eines Bauern zu dienen. Seit nun sieben Jahren hat er den Hof nie verlassen ...

Wien 1914.

Der Pferdeknecht Hans war nach dem plötzlichen Tod seines Vaters kilometerweit weggebracht worden, um auf dem Hof eines Bauern zu dienen. Seit nun sieben Jahren hat er den Hof nie verlassen und keine Schule besucht. Er glaubt, dass er die Gedanken anderer Menschen lesen kann und mit dieser besonderen Gabe packt er seinen Rucksack und macht sich bei Nacht und Nebel davon, sein Glück in Wien zu versuchen. Im Gepäck, die Zeitungsannonce der Psychoanalytikerin Helene Cheresch.

Am Wiener Hauptbahnhof herrscht ein Treiben, wie es Hans nie zuvor erlebt hat. Menschen in so edler Kleidung, dass ein einzelnes Fädchen des Rocks bei weitem übersteigen würde, was Hans je besessen hat. Burschen anderer Sprache lachen ihn an und geben ihm von ihrem Laib Brot. Hans sucht sich fragend den Weg zu Helenes Haus. Dort angekommen ist er überwältigt von den Gründerzeitvillen. Weil auf sein Klopfen niemand reagiert, legt er sich matt von der Reise auf das Trottoir, kurz die Augen zu schließen. Gleich darauf wird er von einer resoluten Frau mittleren Alters hochgescheucht. Es ist die Psychoanalytikerin. Kurz darf Hans bei ihr vorsprechen, um gleich darauf wieder fortgeschickt zu werden. Unten trifft er auf eine junge schöne Frau und kommt mit ihr ins Gespräch, es ist die Mathematikerin Klara, die ebenfalls bei Helene in Behandlung ist. Und als Klara Hans den adligen Adam vorstellt, beginnt der atemlose Ritt durch das nächtliche Wien der Aufbruchsstimmung.

Fazit: Was für eine Geschichte Raphaela Edelbauer zustande gebracht hat. Der Vielvölkerstaat Österreich droht auseinanderzubrechen, als der serbische Gavrilo Princip den österreichischen Thronfolger tötet. Es sind die letzten Stunden vor der österreichischen Kriegserklärung an den Zaren. Ganz Wien taumelt ausgelassen im Willen für Ehre und Vaterland zu kämpfen. Der Klassenunterschied ist riesig. Die Auserwählten des gehobenen Bürgertums halten Kriegsrat und motivieren alle Männer, die jung genug sind zu kämpfen, sich am nächsten Tag zu melden. In dieser aufgeheizten Stimmung schwirren Klara, Adam und Hans durch die Wiener Unterwelt. Hans, der nie etwas anderes als Natur, Vieh und vereinzelte Frauen, die zum Hof gehörten, erlebt hat, fühlt sich wie in Sodom und Gomorrha. Unwiederbringlich hält die Moderne Einzug in Kunst, Musik und Architektur. Die Suffragetten setzen sich für Frauenrechte ein, allen voran das Frauenwahlrecht. Frauen studieren, lieben Frauen, Männer lieben Männer, syphilitisch gezeichnete Huren überschminken ihre Läsionen und versehen ihre Dienste. Ganz nebenbei etabliert sich die Tiefenpsychologie durch Freud und Helene erforscht das kollektive Bewusstsein. Die Geschichte ist anspruchsvoll und hat mir alles abverlangt. Die Sprache kommt hochgestochen daher und vertritt die Stimme des gehobenen Bürgertums. Ich finde die Geschichte sowohl großartig, rasant und klug erzählt, als auch anstrengend. Und doch, wie die Autorin diese wahnhafte Aufbruchsstimmung eingefangen und auf mich losgelassen hat, ist bewundernswert. Ganz großes Schreibtalent.

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Veröffentlicht am 11.12.2024

Gelungenes Zeitzeugnis

Schneeflocken wie Feuer
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Die achtzigjährige Frau blickt zurück in das Jahr 1962, als sie siebzehn war. Dora ging auf das Gymnasium, das befürwortete vor allem die Mutti. Sie war selbst auf ein Jungengymnasium gegangen, die einzige ...

Die achtzigjährige Frau blickt zurück in das Jahr 1962, als sie siebzehn war. Dora ging auf das Gymnasium, das befürwortete vor allem die Mutti. Sie war selbst auf ein Jungengymnasium gegangen, die einzige höhere Schule im Ort. Doras Traum von einem Studium wird vehement gestört, denn zu ihrer Zeit hatten die Mädchen gut auszusehen, um sich einen Mann zu angeln. Kochen mussten sie können, den Haushalt organisieren, die Kinder hüten und dem Mann gefällig sein, wenn der allabendlich aus dem Ernst des Lebens heimkehrte.

Dora stört sich massiv an den verstockten Lehrern, die Jungen bevorzugen und vorlauten Mädchen schlechte Noten geben. Jeden Tag drohen Demütigungen. Nach der Schule räumt sie auf, putzt, kauft ein, kümmert sich um ihre kleine Schwester und massiert der Mutti den Rücken, weil die mit ihrem Rheuma kaum das Bett verlässt. Die Mutti kramt dann in ihren Erinnerungen und lässt die Tochter unfreiwillig daran teilhaben. Der Vati, der mindestens einmal am Tag die Mutti unter sich wissen will und die klebrigen Taschentücher, die diese findet, wenn sie sich ihm entzieht. Der Vati führt noch das Konto allein und dürfte bestimmen, ob die Mutti arbeiten geht, wenn sie denn könnte. Bis 1997 darf der Vati die Mutti sogar schlagen, ohne dass sich jemand daran stören würde, wenn er das täte.

Dora hat das intensive Gefühl revoltieren zu müssen. Aufbegehren gegen diese Welt der Männer. Sie fasst ihren Musiklehrer ins Auge. Der trägt die glatten Haare schulterlang. Seine Kleidung ist lässig, die Lederjacke steht ihm gut zu den Stiefeln. Ihn zu besitzen wird ihr geschundenes Gemüt abkühlen.

Fazit: Elfi Conrad ist ein rasantes Zeitzeugnis gelungen. Wertfrei erzählt sie aus ihrer Zeit als junge Frau. Mädchen und Frauen werden von allen Seiten unterdrückt, durch Väter, Mütter, Lehrer und Medien. Dank Sophia Loren, Brigit Bardot und Gina Lolobrigida werden Frauen darauf gedrillt, ihre Weiblichkeit nach allen Regeln der Kunst zur Schau zu stellen und sich schmackhaft unterzuordnen. Die Bestimmung ist geheiratet zu werden. Der Unterricht ist geprägt durch Kriege, Schlachten und männliche Eroberungen. Männer insgesamt sind in ihrem Auftreten gedrillt, humorlos und frei von Mitgefühl. Es ist die Zeit nach den verlorenen Kriegen. Die Protagonistin entdeckt ihre Lust, über die Anpassung an das Elternhaus hinaus, Befreiung zu erleben. Dora leidet unter der emotionalen Ausbeutung einer zutiefst unglücklichen Mutter und dem emotionslosen Vater. Interessant an dieser (autofiktionalen?) Geschichte ist, dass die Autorin stets aus der Sicht einer heutigen emanzipierten Frau, das damalige Verhalten und die gesellschaftlichen Gegebenheiten hinterfragt. Ein solider Rückblick, frei von Pathos, der mir geholfen hat, meine eigene Mutter besser zu verstehen.

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Veröffentlicht am 10.12.2024

Eine Geschichte, die Herzen öffnet.

Das Schweigen in mir
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Tower 1, dritte Etage Mitte. Der Dad ist mit Sicherheit Trinker. Regelmäßig steht er vor der Haustüre und brüllt nach oben. Sein Sohn oder seine Tochter lassen dann die Schlüsselkarte nach unten fallen. ...

Tower 1, dritte Etage Mitte. Der Dad ist mit Sicherheit Trinker. Regelmäßig steht er vor der Haustüre und brüllt nach oben. Sein Sohn oder seine Tochter lassen dann die Schlüsselkarte nach unten fallen. Manchmal huscht der Wind darunter, lässt sie an ihm vorbeisegeln und ihn fluchen. Seine zierliche Frau trägt seine Fingerabdrücke auf ihren Unterarmen.

Tower 3, gleich neben ihr. Das alte Ehepaar. Tom immer tadellos gekleidet. Ruth schreit oft. Vielleicht versucht sie aber auch nur den Fernseher zu übertönen, der pausenlos läuft. Ruth ist zerbrechlich wie ein Vogel, beobachtet sie im Aufzug wie ein Karibu. Bei den Briefkästen nennt Ruth sie unverhohlen „Die Seltsame“. Wenn man nicht spricht, glauben die Leute, dass man auch nicht hören kann und man wird zwangsläufig Zeuge von Worten, die sonst nie gesagt worden wären.

Tower 2, 1. Etage rechts. Der Mann ohne Licht räumt ständig um, dreht Joints und guckt jeden Abend in die Kiste unter seinem Bett. Er spricht nicht mit ihr, wenn sie sich in der Hauswäscherei treffen und das ist ihr recht. Sie ist aus ihrer syrischen Heimat geflohen, als die Einschläge immer näherkamen. Bei allem, was sie auf ihrem Weg nach England gesehen hat, ist ihre Stimme verschwunden. Sie hat ganz Ungarn zu Fuß durchquert, hat in Griechenland neben den Bahngleisen kampiert und manchmal wenn sie aufgewacht ist, hatte sie den Geschmack von Brackwasser im Mund und einige Geldscheine im BH.

Josie protegiert sie. Lässt sie für kleines Geld Texte für ein Onlinemagazin schreiben. Wieder öffentlich als Journalistin zu arbeiten ist unvorstellbar geworden. Sie schreibt unter dem Pseudonym „Die Stimmlose“. Josie möchte, dass sie über ihre Erinnerungen schreibt, aber sie ist sich sicher, dass sie sich nicht erinnern will. Wenn sie die Kontrolle verliert, wie es ihr im Schlaf passiert, dann neigen die Erlebnisse dazu, sich auf sie zu stürzen und unter sich zu begraben.

Fazit: Diese Geschichte, die Layla AlAmmar geschaffen hat, ist eine Hommage für Respekt, Mitgefühl und Toleranz. Ihre Protagonistin hat sich allein auf den Weg nach Europa gemacht. Dabei hat sie alles zu sehen bekommen, was nicht passieren sollte. Sie ist Schleppern begegnet, die betrogen haben, überfüllten Schlauchbooten, Kühlwagen, überfüllten Auffanglagern und Männern, die ihre Situation ausgenutzt haben. Sie lebte als Journalistin bei ihrer Familie in Syrien, hat den Arabischen Frühling erlebt, gefolgt vom Bürgerkrieg, der sie alle auseinandergerissen hat. Die Autorin zeigt die zutiefst traumatisierenden Ereignisse schemenhaft luzide und macht damit vorstellbar, was Frauen und Männern passieren kann, die ihr Recht auf Freiheit, Würde und Religionsfreiheit leben wollen. Zeigt, was Menschen bewegt, ihre Heimat zu verlassen, Freunde, Familie, ihr Hab und Gut aufzugeben. Und was sie dafür in Kauf nehmen müssen, weil die Gegebenheiten so sind. Die Autorin hat schöne Worte gefunden, um die Einsamkeit zu zeigen und weise feinfühlige Sätze um das Innenleben der Hauptdarstellerin zu veranschaulichen. Ich liebe diese Geschichte, die mein offenes Herz noch größer gemacht hat.

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Veröffentlicht am 06.12.2024

Ganz große Erzählkunst

Die Resonanzen
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Mathilde ist besessen von Jakob. Sie ist Vertretungslehrerin und er ihr Schüler. Er hatte sie herausgefordert, sie zu Hause besucht, in eine Ecke gedrängt, bis sie sich nicht länger entziehen konnte, denkt ...

Mathilde ist besessen von Jakob. Sie ist Vertretungslehrerin und er ihr Schüler. Er hatte sie herausgefordert, sie zu Hause besucht, in eine Ecke gedrängt, bis sie sich nicht länger entziehen konnte, denkt Mathilde. Jakob ist die Vorstellung, dass jemand von ihrer Liaison erfahren könnte, unangenehm. Mathilde ist es egal, denn Jakob ist achtzehn und in ihren Augen ein erwachsener Mann. Mathilde macht keinen Hehl aus ihrer Obsession, doch Jakob fühlt sich vereinnahmt und kann mit dem emotionalen Druck nicht umgehen. Er lässt sich auf keine Zukunftsvision ein, bleibt unverbindlich und damit kann Mathilde nicht umgehen. Während der Schließungen wegen Corona verbringt er mehr Zeit bei ihr. Mathilde besteht auf ein gemeinsames Wochenende, bevor Jakob an die Universität wechselt. Danach eskaliert ihr Beziehungskonstrukt und anders als sonst bleibt Jakob konsequent und hält die Affäre für beendet. Mathilde klammert, schickt ihm mehrere Nachrichten und ruft ihn immer wieder an, bis sie bei der Direktorin angeschwärzt wird und ihren Job verliert.

Mathilde fühlt sich den Umständen ausgeliefert. Als sie keine Hoffnung mehr hat, dass Jakob zu ihr zurückkommt, will sie weg aus Oslo. In den Inseraten begegnet ihr ein kleines Häuschen, Teil eines größeren Hofs in Telemark. Sie lässt sich per Facetime von einem der Besitzer durch die Wohnräume führen und sagt zu. Nachdem sie ihre eigene Wohnung vermietet hat, zieht sie um. Bei der Schlüsselübergabe begegnen ihr zwei Männer, die sich als Brüder vorstellen und unterschiedlicher nicht sein könnten. Johs ist der langsamere von beiden offen und interessiert. Andres bleibt mit seiner Schutzmaske auf Distanz und mustert sie. Am nächsten Morgen lernt sie die Mutter der beiden kennen, eine stille, verhärmte Frau, der Mathilde die schwere Landarbeit ansieht. Andres und seine Frau wird Mathilde bald besser kennenlernen, als ihr lieb ist.

Fazit: Helga Flatlander ist eine großartige Geschichte gelungen. Der Kontrast zwischen der Anonymität in Oslo und der Neugier der Menschen auf dem Land ist frappierend. Die Protagonistin ist herausragend gezeichnet. Sie hält sich für aufgeschlossen und lehnt jede Form von weiblicher Unterdrückung ab. Die Diskrepanz zwischen feministischem Denken und dem Ablehnen jeder Verantwortung ist nervenaufreibend. Die Geschichte erzählt kapitelweise im Wechsel über die Bauernfamilie und ihre Erfahrungen mit einem patriarchalen, toxisch männlichen, frauenverachtenden Vater und Großvater und Mathildes Wahrnehmung. Alle sind geprägt durch ihre frühen Erfahrungen, als das Schicksal sie zusammenführt und wirkt. Klug gesetzte Cliffhanger erzeugen eine Spannung, der ich mich nicht entziehen konnte und haben mich dem nächsten Kapitel entgegenfiebern lassen. Ganz große Erzählkunst.

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