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Marshall-Trueblood

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.12.2018

Eine kleine Novelle mit dem Zeug zum Klassiker

Der wiedergefundene Freund
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Durch einen Leseclub bin ich auf diese kleine feine Erzählung aufmerksam geworden und sie hat mich sofort ganz und gar in ihren Bann gezogen.

Die Freundschaft zwischen einem jüdischen Arztsohn und einem ...

Durch einen Leseclub bin ich auf diese kleine feine Erzählung aufmerksam geworden und sie hat mich sofort ganz und gar in ihren Bann gezogen.

Die Freundschaft zwischen einem jüdischen Arztsohn und einem jungen Adligen im Jahre 1933. Wenn man diesen Satz liest, kann man sich im Grunde denken, wohin der Weg hier führt: Eine Studie über die Anfänge des Nationalsozialismus und ihre Folgen für zwei junge Männer. Fred Uhlman macht das grandios. Der Schrecken kommt langsam, schwelt zunächst an der Oberfläche, um schließlich zu explodieren. Es gibt unendlich viel Literatur über diese Zeit in Deutschland, aber hier wurde mir erneut bewusst, daß der Schrecken auch im Kleinen, im Alltäglichen gewohnt hat. Wie er den Lebensweg von jungen Menschen grundlegend verändert hat.

Nach einer langen räumlichen Trennung findet Hans am Ende seinen Jugendfreund Konradin wieder, und die Art und Weise, wie das passiert, hat mich nachdenklich zurückgelassen. Dieses kleine Büchlein sollte man gelesen haben.

Veröffentlicht am 20.12.2018

Klassiker für den langen Atem

Nikolaus Nickleby
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Von Charles Dickens habe ich schon einiges gelesen...und ich war immer sehr angetan vom Stil, vom Humor, der mal laut und mal leise daherkommt und von den Geschichten. So habe ich in diesem Jahr bereits ...

Von Charles Dickens habe ich schon einiges gelesen...und ich war immer sehr angetan vom Stil, vom Humor, der mal laut und mal leise daherkommt und von den Geschichten. So habe ich in diesem Jahr bereits "Große Erwartungen" neu gelesen und diesen Klassiker für mich neu entdeckt.

In Nikolaus Nickleby bleibt Dickens bei seinem Thema über Waisenkinder, auch wenn man hier die beiden Waisenkinder Nikolaus und Kätchen erst im jungen Erwachsenenalter kennenlernt. Die beiden gehen ihren Weg, der sich holprig über 1000 Seiten ausdehnt. Man begegnet den skurillsten Gestalten, die man sich gar nicht alle merken kann und braucht. Ich hatte den Eindruck, Dickens schickt die beiden durch einen Zirkus rund um London und Yorkshire. Dabei eine Mutter, die an schlichtem Gemüt nicht zu übertreffen ist, ein Schauspieldirektor, ein böser Schulleiter und das personifizierte Böse Ralph Nickleby, den Onkel der beiden Hauptpersonen. Ralph und Nikolaus sind nicht nur Onkel und Neffe, sondern dem jeweils anderen auch eine Nemesis. Am Ende siegt natürlich das Gute. Soweit alles nichts Neues bei Dickens. Auch der Humor kommt nicht zu kurz.

Und trotzdem hat mich der Roman nicht so begeistert wie die anderen Werke Dickens´. Der Grund liegt für mich ganz klar in der Länge des Romans, diesmal schwafelt der gute Charles ein bißchen zu viel. Da braucht man schon einen etwas längeren Atem. Ansonsten aber Pflichtlektüre für jeden Fan von Klassikern der englischen Literatur.

Veröffentlicht am 30.11.2018

Unglaubliche Längen

Dornenherz
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Karen Rose legt hier den vierten Teil der Dornenreihe vor. Ich kannte die anderen Bände nicht, kann aber nicht sagen, daß das irgendwie gestört hat. Eine grobe Inhaltsübersicht liegt hier schon vor, deshalb ...

Karen Rose legt hier den vierten Teil der Dornenreihe vor. Ich kannte die anderen Bände nicht, kann aber nicht sagen, daß das irgendwie gestört hat. Eine grobe Inhaltsübersicht liegt hier schon vor, deshalb verzichte ich darauf, den Inhalt nochmal vorzustellen.


Wer schon mehr von Karen Rose gelesen hat, weiß im Grunde, was sie/ihn erwartet. Zwei Protagonisten mit traumatisierter Vergangenheit, die sich von Anfang an voneinander angezogen fühlen, geraten in das Visier eines psychopathischen Mörders. Nach einigem Hin und Her kommen sie sich immer näher und erledigen dabei, manchmal fast nebenbei, den Täter, wobei sich der weibliche Teil der beiden Protagonisten eigentlich immer in die Gewalt desselben gerät und dramatisch gerettet werden muss und natürlich gerettet wird.
Karen Rose bleibt auch hier ihrer Vorgehensweise treu; das ist nicht weiter schlimm, denn zwischendurch mag ich auch softe Thriller, wenn sie gut geschrieben sind; und erzählen kann die Autorin ohne Zweifel.
Aber hier erzählt, oder besser schwafelt sie zu viel. Von 800 Seiten hätte man getrost 250 streichen können, ohne daß der Handlung etwas fehlen würde. Im Gegensatz zu anderen Romanen von ihr kommt hier sehr wenig Spannung auf. Wenn, wird sie von einem mehrseitigem Dialog über das Leben oder die Liebe unterbrochen (oder von einer unsäglichen Sexszene!).
Den Thriller retten der Anfang und das Finale, die beide wirklich durchgehend spannend und ohne Pausen geschrieben sind. Ich werde die anderen Teile auch noch lesen und ich hoffe, Frau Rose hat sich da etwas knapper gefasst.

Fazit:
Ein typischer Karen Rose-Thriller, der unglaubliche Längen aufweist und trotzdem noch solide unterhält. (Und auch das muss man erstmal schaffen!)

Veröffentlicht am 29.11.2018

Guter Auftakt

Dein finsteres Herz
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Sieben Jungen treffen in einer Privatschule aufeinander und werden Freunde. Zwanzig Jahre später wird einer nach dem anderen ermordet. Detective Constable Max Wolfe ermittelt in seinem ersten Fall.

Wie ...

Sieben Jungen treffen in einer Privatschule aufeinander und werden Freunde. Zwanzig Jahre später wird einer nach dem anderen ermordet. Detective Constable Max Wolfe ermittelt in seinem ersten Fall.

Wie so viele erfindet Tony Parsons das Genre Kriminalroman nicht neu, aber für mich liegt hier ein mehr als solider Auftakt vor. Constable Max Wolfe und seine Lebensumstände sind natürlich ungewöhnlich, da bleibt viel Potential für die Zukunft; ich mag ihn vielleicht auch, weil er genauso wie ich ein Koffeinjunkie ist.

Der Kriminalfall ist gut aufgebaut, spannend und logisch entwickelt und am Ende wird alles schlüssig aufgelöst. Nicht gelungen finde ich den Prolog, denn damit geht für mich einiges an Spannung verloren. Aber das ist der einzige Minuspunkt. Klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 29.11.2018

Max Bentow kann es viel besser

Das Porzellanmädchen
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Als Jugendliche wurde Luna Moor entführt, gefangen gehalten und entkam nur knapp dem Tod. Heute ist sie eine erfolgreiche Schriftstellerin und stellt sich mit ihrem neuen Werk der Vergangenheit, denn sie ...

Als Jugendliche wurde Luna Moor entführt, gefangen gehalten und entkam nur knapp dem Tod. Heute ist sie eine erfolgreiche Schriftstellerin und stellt sich mit ihrem neuen Werk der Vergangenheit, denn sie hat nie vergessen. Sie will ihren damaligen Entführer auf ihre Spur locken und endgültig abrechnen.

Zunächst das Positive: Der Thriller beginnt spannend; ein wahrer Pageturner.

Aber nach der Hälfte bietet der Thriller keinerlei Überraschung mehr; der Täter (weil auch zu wenig mögliche Verdächtige) und der weitere Verlauf sind einfach zu offensichtlich und so dümpelt der Roman für mich bis zum Ende so dahin. Bis dahin hatte ich immer noch Hoffnung, aber alles tritt genauso ein, wie ich erwartet hatte. Bei einigen Kapiteln und vor allem beim Schlußsatz wird der Versuch gemacht, Grusel zu erzeugen, aber es bleibt bei dem Versuch.

Schade, Max Bentow kann es viel besser, was er mit seiner Reihe mit Nils Trojan immer wieder beweist.