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Veröffentlicht am 31.01.2020

Eine Reise in der Dunkelheit

Picknick im Dunkeln
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Stan Laurel findet sich in absoluter Dunkelheit wieder. Er weiß nicht wo er ist, noch, wie er dorthin gekommen ist. Auf seiner Suche nach Licht trifft er auf Thomas von Aquin. Zusammen wandeln sie durch ...

Stan Laurel findet sich in absoluter Dunkelheit wieder. Er weiß nicht wo er ist, noch, wie er dorthin gekommen ist. Auf seiner Suche nach Licht trifft er auf Thomas von Aquin. Zusammen wandeln sie durch die Dunkelheit, veranstalten ein Picknick und überbrücken die 700 Jahre, die zwischen ihrer beiden Leben liegen.

"Picknick im Dunkeln" fällt für mich in die Rubrik: Hätte ich nie gelesen, wenn ich nicht in einer Lesechallenge darüber gestolpert wäre...und es hat sich gelohnt! Ich wusste nicht wirklich viel über Stan Laurel und Thomas von Aquin. Wahrscheinlich nur das, was alle wissen. Markus Orths gelingt das, was ich immer sehr schätze: Fakten dem Leser näher bringen, ohne den Oberlehrer raushängen zu lassen. Zusammen mit den zwei Protagonisten habe ich eine Reise in die Filmindustrie der 20er und 30er Jahre und in die Klöster des Mittelalters unternommen. Sehr kurzweilig, sehr unterhaltsam und natürlich auch witzig, wenn Stan Laurel erklären muss, was überhaupt ein Film ist. Ich habe auch erfahren, was die beiden Charaktere verbindet und war sehr gespannt, worauf der Autor am Ende hinaus will.

Die Lösung kann man mögen, kann man auch für Schwachsinn halten...mir hat sie sehr gut gefallen. Ich kann nur empfehlen, zusammen mit Stan Laurel und Thomas von Aquin in die Dunkelheit abzutauchen und das eigene Lachen zu suchen.

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Veröffentlicht am 23.01.2020

Gutes Verbindungsstück

1794
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Jean Michael Cardell hat durch den Tod von Cecil Winge den Halt verloren, bis er von einer verzweifelten Mutter den Auftrag erhält, den Tod ihrer Tochter zu untersuchen. Zusammen mit Cecils jüngerem Bruder ...

Jean Michael Cardell hat durch den Tod von Cecil Winge den Halt verloren, bis er von einer verzweifelten Mutter den Auftrag erhält, den Tod ihrer Tochter zu untersuchen. Zusammen mit Cecils jüngerem Bruder Emil taucht er wieder in die Abgründe Stockholms ein.

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie begeistert ich von 1793 war, und ich habe mich auf die Fortsetzung sehr gefreut. Mit den ersten Seiten war ich wieder im Stockholm der 1790er Jahre. Der Autor kann erzählen, der Roman entwickelt eine Sogwirkung, der ich mich nicht entziehen konnte. Wieder wird ein Bild in vier Jahreszeiten entworfen, bei dem ich lieber wegschauen möchte; wieder wird brutal, drastisch und blutig erzählt. Bekannte Personen tauchen auf, und sie sind immer noch Gefangene ihrer Zeit. Wieder ganz großes Kino. Da verzeihe ich Niklas Natt och Dag, dass der Kriminalfall sehr sehr dünn ist. Aber um den geht es auch nicht wirklich.

Vielmehr geht es auf der einen Seite um die Entwicklung des Ermittlers Cardell und auf der anderen Seite um das personifizierte Böse. Wie der Autor im Interview verrät, wird die Geschichte im dritten Band weitererzählt und nur so ergibt dieser zweite Band und sein offenes Ende einen Sinn, als Mittelteil einer Trilogie. Denn hier bleibt die Charakterisierung des Oberschurken oberflächlich und ich hoffe zum einen, dass das im dritten Band besser wird und zum anderen, dass das Schicksal von Anna Stina zu einem versöhnlichen Ende erzählt wird.

Für Leser geeignet, die den ersten Teil gelesen und wie ich geliebt haben und die mit einem würdigen Trilogie-Abschluss rechnen.

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Veröffentlicht am 14.01.2020

Mystisches Spanien

Das Echo dunkler Tage
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Im Norden Spaniens werden die Leichen von drei jungen Mädchen gefunden. Die Einheimischen schieben die Schuld auf einen Basajaun, ein haariges Biest aus der baskischen Mythologie. Inspectora Amaia Salazar ...

Im Norden Spaniens werden die Leichen von drei jungen Mädchen gefunden. Die Einheimischen schieben die Schuld auf einen Basajaun, ein haariges Biest aus der baskischen Mythologie. Inspectora Amaia Salazar kehrt aus Pamplona in das Dorf ihrer Kindheit zurück, um einen realen Mörder zu überführen; aber sie muss sich auch ihren eigenen Dämonen stellen.

Auf die Autorin bin ich im letzten Jahr aufmerksam geworden; Alles was ich Dir geben will hatte mir nach Anlaufschwierigkeiten sehr gut gefallen.

Dieser Krimi ist schon älteren Datums und der Verlag sollte dringend eine Neuauflage starten! Er hat mir sehr gut gefallen. Für mich ist das wie Elizabeth George in Spanien mit einem Schuss Mystik. Auf die mystischen Elemente muss man sich einlassen, sie wurden mir jedenfalls nicht zu viel. Amaia Salazar muss an mehreren Fronten kämpfen: Der Fall um die drei toten Mädchen, ihre eigene Kinderlosigkeit, das Wiedersehen mit ihren nicht einfachen Schwestern und die Schatten der eigenen Vergangenheit; auf 400 Seiten muss sie alles bewältigen und zeigt dabei sehr menschliche Züge. Eine Ermittlerin, die nicht als Super-Woman daherkommt; sehr gut gemacht.

Die Autorin schafft es außerdem, spanische Mythen und die Schönheit ihres Landes in den Krimi miteinzubringen, ohne belehrend zu werden. Souverän hat sie mich durch den Krimi geführt, der spannend und logisch aufgebaut ist. Da steigt die Vorfreude auf den zweiten Teil, denn hier liegt der Auftakt zu einer Trilogie vor.

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Veröffentlicht am 06.01.2020

Ungewöhnlich, vorhersehbar, gut

Der Fund
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Die Verkäuferin Rita Dalek findet in einem Bananenkarton einige Päckchen Kokain. Statt den Fund zu melden, nimmt sie die Drogen mit und träumt von einem neuen Leben. Leider sind ein paar Albaner auf der ...

Die Verkäuferin Rita Dalek findet in einem Bananenkarton einige Päckchen Kokain. Statt den Fund zu melden, nimmt sie die Drogen mit und träumt von einem neuen Leben. Leider sind ein paar Albaner auf der Suche nach ihrem Eigentum und Rita Dalek wird tot aufgefunden. Ein Polizist begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit, denn in den Fall sind auch ein Milliardär, ein Staatsanwalt, ein Zahnarzt und die todkranke Nachbarin der Verkäuferin verwickelt.

Ungewöhnlich; das ist das erste, das mir einfällt, wenn ich den Thriller in einem Wort zusammenfassen müsste. Obwohl in meinen Augen Thriller die falsche Bezeichnung ist. Krimi oder Krimidrama trifft es eher. Der Fund war mein erster Aichner, daher kann ich keine Vergleiche zu anderen Werken ziehen, aber der Aufbau des Krimis ist durchaus ungewöhnlich. Am Anfang steht die Tatsache, dass Rita Dalek tot ist und ich bekomme die Geschichte in kleinen Happen serviert. Dazwischen immer Gespräche des Polizisten, der namenlos bleibt, mit dem Personenkreis, der in die ganze Geschichte involviert war. Ungewöhnlich, aber sehr klug gemacht. In der ersten Hälfte habe ich manches Mal gedacht, ich bin schlauer als das gesamte Personal; aber glauben darf man hier keinem.

Ab der zweiten Hälfte ändert sich das und das Ganze wird ziemlich durchschaubar und vorhersehbar. Trotzdem war ich sehr gut und spannend unterhalten, auch wenn das Ende ein bisschen weichgespült und aufgesetzt wirkt. Das führt für mich am Ende doch zum Punktabzug.

Gute Krimiunterhaltung und für mich ein neuer Autor, den ich weiter kennenlernen möchte.

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Veröffentlicht am 03.01.2020

Eine Geschichte, die mich berührt hat

Der Gesang der Flusskrebse
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Im Marschland von North Carolina: Hier lebt Kya, von allen nur das Marschmädchen genannt. Der Roman erzählt von ihrem Leben. Aber nicht nur das; er erzählt von Freundschaft, Natur, Mord, Schicksalsschlägen ...

Im Marschland von North Carolina: Hier lebt Kya, von allen nur das Marschmädchen genannt. Der Roman erzählt von ihrem Leben. Aber nicht nur das; er erzählt von Freundschaft, Natur, Mord, Schicksalsschlägen und natürlich von der Liebe. Manchmal ein wenig rührselig, aber nie kitschig erzählt die Autorin in einer schlichten und doch poetischen Sprache. Das hat mir sehr gut gefallen.

Der Roman verläuft in zwei Erzählsträngen, die aufeinander zulaufen. Auf dem ersten habe ich Kya kennengelernt, die als Kind schon früh auf sich allein gestellt im Marschland von North Carolina aufwächst. Er erzählt von ihrer Liebe zur Natur und wie sie erwachsen wird. Im zweiten Erzählstrang geht es um einen Mann, der tot im Marschland gefunden wird; zunächst ist unklar, ob Unfall, Mord oder Selbstmord vorliegt. Nur als Leser ist man ein kleines Stück schlauer und kann sich denken, dass das Schicksal des Toten mit dem Schicksal von Kya verknüpft ist.

In einer unaufgeregten, aber doch poetischen Sprache hat mich die Autorin durch die Jahre geführt, durch Kyas Kindheit und Jugend bis hin zum Gerichtsverfahren, in dem es schließlich um Leben oder Tod geht. Wie schon erwähnt, verläuft die Handlung an wenigen Stellen etwas rührselig und dann wirkt die Geschichte auch ein wenig überkonstruiert. Aber das hat meinen Lesespaß nicht kleiner gemacht. Ich habe den Roman bis zu seinem für mich nicht vorherzusehenden Ende sehr genossen. Weil er ein bisschen von allem ist: Ein Roman über das Erwachsenwerden, ein Krimi, ein Gerichtsdrama und eine Hommage an die Natur.

So etwas möchte ich gern öfter lesen!

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