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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2017

Berührend

Fabian. In memoriam
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Wie weit kann Mobbing gehen? Oder Hass? Kann Freundschaft jemandem das Leben retten?

Fabians Leben scheint in einer Sackgasse angekommen zu sein. In der Schule ist er ein Außenseiter, wird gemobbt, selbst ...

Wie weit kann Mobbing gehen? Oder Hass? Kann Freundschaft jemandem das Leben retten?

Fabians Leben scheint in einer Sackgasse angekommen zu sein. In der Schule ist er ein Außenseiter, wird gemobbt, selbst die Lehrer mögen den Jugendlichen nicht. Von seiner Familie erfährt er pure Ablehnung, seine Eltern ziehen ganz offensichtlich seine jüngere Schwester vor und lassen ihn das auch spüren. Dann kommt Marc in die Klasse, und er versucht, sich mit Fabian anzufreunden. Marc kann nicht nachvollziehen, dass Fabian sich ausgrenzen lässt und nicht versucht dagegen anzugehen. Fabian hingegen würde sich gerne mit Marc anfreunden, kann ihm jedoch nicht vertrauen.

Die Geschichte wirkt sehr authentisch, und durch die Alters- und Gesichtslosigkeit der Figuren werden alle Altersklassen angesprochen. Hier wurde auch bewusst darauf verzichtet, zu viele Personen in die Story einzubeziehen, um den Fokus wirklich auf Fabian zu lassen. So hat keiner der Mitschüler einen Namen, sogar Fabians Schwester bleibt namenslos.

In einigen Kapiteln wechselt die Perspektive von Fabian auf Marc. Man erfährt hier einiges über ihn, jedoch nichts, was für die Story nicht wichtig wäre.

Hier ist ein wirklich gutes Werk entstanden, was als Schullektüre zum Thema Mobbing Pflicht werden sollte. In meiner Schulzeit, die bis 2010 ging, war das Thema Mobbing überhaupt nicht präsent. Die Geschichte ist keineswegs überzogen, sondern zeigt, wohin es letzten Endes führen kann. Durch die Fokussierung auf die Protagonisten wirkt die Story sehr bedrückend, man kann sich sehr gut in Fabians Situation versetzen. Die Charaktere wurden mit viel Detail gezeichnet, was eher untypisch für das Buch ist. So ist Fabian ein absoluter Buchliebhaber, seine Bücher werden jedoch niemals beim Titel genannt.

Einzig das Ende fand ich zu schnell, zu rasant. Ein Gespräch mit Marcs Mutter, die sich tatsächlich Sorgen um ihn macht und auch um die Gefahr weiß, die Mobbing mit sich bringt, hat mir gefehlt. Ansonsten eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.08.2017

Zu wenig Emotion

Für alle Tage, die noch kommen
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Wie reagiert man, wenn man ein Tagebuch von seiner vor siebzehn Jahren verstorbenen Mutter bekommt?

Melissa erhält an ihrem 25. Geburtstag völlig überraschend ein Buch ihrer vor siebzehn Jahren verstorbenen ...

Wie reagiert man, wenn man ein Tagebuch von seiner vor siebzehn Jahren verstorbenen Mutter bekommt?

Melissa erhält an ihrem 25. Geburtstag völlig überraschend ein Buch ihrer vor siebzehn Jahren verstorbenen Mutter. Es handelt sich um eine Mischung aus Rezepten, Ratschlägen und Erinnerungen. Da sie selbst noch nicht damit umzugehen weiß, hält sie das Buch vor ihrem Vater Max und ihrem Freund Sam geheim. In einem Urlaub mit Sam möchte sie diesem wieder näher kommen und mit ihm über die Zukunft ihrer Beziehung sprechen. Sie hat vor einigen Tagen seinen Heiratsantrag abgelehnt, was ihn natürlich sehr verletzt hat. Auch die Beziehung zu ihrem Vater hat nach dem Tod von Eleanor sehr gelitten.

Mir persönlich ist das Buch zu oberflächlich. Die Charaktere, vor allem Melissa, scheinen keine Gefühle zu haben. Sie ist das ganze Buch über emotionslos, es gab einige Lücken, die das Puzzle unvollständig lassen. Melissa handelt an manchen Stellen unüberlegt und ohne Rücksicht auf Verluste. Die Idee für die Story gefällt mir sehr, aber leider wurde sie nicht gut umgesetzt. Besonders das Ende erscheint mir zu konstruiert und es passt auch nicht zu dem Verhalten, welches Melissa die ersten zwei Drittel des Buches gezeigt hat. Dazu kommt die Story um Max, ihren Vater, die den Charakter wahrscheinlich näherbringen sollte, aber irgendwie gar nicht zum Rest der Geschichte passt und so leider nur als Lückenfüller scheint.

Veröffentlicht am 15.08.2017

Midlife-Crisis und Roadtrip

30 Songs und eine Frau
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Anne ist 50 Jahre alt. Nachdem ihre Mutter, die wegen ihrer Art, sich ständig in den Vordergrund spielen zu müssen, nach einem Sturz in eine Seniorenresidenz gezogen ist, liegt es nun an Anne, das Elternhaus ...

Anne ist 50 Jahre alt. Nachdem ihre Mutter, die wegen ihrer Art, sich ständig in den Vordergrund spielen zu müssen, nach einem Sturz in eine Seniorenresidenz gezogen ist, liegt es nun an Anne, das Elternhaus leerzuräumen. Von ihren Brüdern kann sie keine Hilfe erwarten, und in ihrer Ehe läuft es schon lange nicht mehr, und ihrem fast erwachsenen Sohn scheint sie ziemlich egal zu sein. So machen die Erinnerungsstücke, die sie beim Ausräumen findet, Anne umso sentimentaler. Allem voran eine Kassette, auf der sie zusammen mit ihrer besten Freundin ihre Lebensträume aufgesprochen hat. Als sie merkt, dass sie ihre Wünsche vollkommen aus den Augen verloren hat und sich ihr Leben in eine ganz andere Richtung entwickelt hat, fährt sie in die Stadt, mit der sie viele Erinnerungen verbindet: Wien. Dass dies bei den Daheimgebliebenen keine Freude auslöst, wird ihr schnell klar. Doch als sie zwei Schauspielerinnen kennenlernt, bei denen sie ersteinmal unterkommt, ist das alles schnell vergessen. Zum ersten Mal in ihrem Leben macht Anne sich wirklich Gedanken, ob das Leben, was sie bisher gelebt hat, so weitergehen soll.

Der schöne Schreibstil verführt dazu, das Buch in einem Rutsch durchzulesen, und die schöne, aber auch skurrile Wiener Welt - vor allem das Nachtleben – lässt es so aussehen, als ob die Autorin jeden Moment selbst miterlebt hat. Das Leben in Wien unterscheidet sich total von ihrem Alltagsleben, und führt einen dazu, selbst über sein Leben nachzudenken und warnt einen, seine Träume nie aus den Augen zu verlieren.

Veröffentlicht am 15.08.2017

Eine bewegende Liebesgeschichte

Die Frau des Zeitreisenden
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Die Zeit ist ein wertvolles Gut.

Bei ihrer ersten Begegnung ist Clare sechs, Henry 36. Das war 1977. 1991 treffen die beiden sich wieder, sie ist inzwischen eine junge Frau und 20 Jahre jung, Henry ist ...

Die Zeit ist ein wertvolles Gut.

Bei ihrer ersten Begegnung ist Clare sechs, Henry 36. Das war 1977. 1991 treffen die beiden sich wieder, sie ist inzwischen eine junge Frau und 20 Jahre jung, Henry ist 28. Klingt unglaublich, ist aber eine außergewöhnliche Idee für eine faszinierende Liebesgeschichte.

Henry leidet seit seine Kindheit an einem Gendefekt, dieser ist jedoch unbekannt und deswegen unerforscht. Er kann Zeitreisen, das kann jedoch immer und überall passieren und kann nicht beeinflusst werden.. Henry landet dann nackt in einer unbekannten Zeit, wo er sich meist zuerst neue Klamotten klaut und sich möglichst unauffällig verhält, bis er wieder „zuhause“ ist.

Die Entwicklung der Liebesgeschichte zwischen Clare und Henry ist zwar nicht spannend und fesselnd, aber Audrey Niffenegger hat zwei bezaubernde Charaktere geschaffen, die trotz ihrer Unterschiede sehr gut miteinander harmonieren. Durch die abwechselnde Erzählweise ist die Story nicht nüchtern, sondern liebevoll gestaltet. Die Idee ist sehr gut umgesetzt worden

Gegen Ende zieht sich die Geschichte etwas. Die Spannung, die den Kitsch der Handlung in den Hintergrund gedrängt hat, lässt nach, und man liest einen „stinknormalen“ Liebesroman. Dennoch eine sehr berührende Geschichte, die man durchaus auch öfter lesen kann.

Beim Lesen des Buches wird einem immer bewusst: Zeit ist ein wertvolles Gut, welches man zwar hat, aber nicht (auf)halten kann.

Veröffentlicht am 15.08.2017

Verliere niemals Deine Träume aus den Augen

Morgen kommt ein neuer Himmel
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Warum sollte man das Leben so nehmen, wie es ist, nur weil es bequem ist?

Nach dem Tod ihrer Mutter erlebt Brett Bohlinger eine Überraschung: Ihre Mutter hat in ihrem Testament über den Rst ihre Lebens ...

Warum sollte man das Leben so nehmen, wie es ist, nur weil es bequem ist?

Nach dem Tod ihrer Mutter erlebt Brett Bohlinger eine Überraschung: Ihre Mutter hat in ihrem Testament über den Rst ihre Lebens verfügt! So zumindest erscheint es Brett und dem Leser. Anstatt, wie erwartet, Geschäftsführerin des millionenschweren Familienunternehmens zu werden, geht sie leer aus – und ihre Schwägerin wird in Zukunft die Geschäfte leiten. Doch das ist nicht alles: Ihre Mutter hat eine Liste aufbewahrt: Ziele, die die damals 14-jährige Brett sich für ihr Leben gesteckt hat. Diese soll Brett, fast zwanzig Jahre später, nun abarbeiten: Jeden Monat eines, ein Jahr lang. Ansonsten wird sie von ihrem Erbe nichts bekommen.

Diese Liste, die es abzuarbeiten gilt, stellt auch den roten Faden in der Handlung dar. „Sich in den richtigen verlieben“ und „ eine gute Lehrerin werden“ sind nur zwei der Ziele. Brett stellt ihr ganzes Leben auf den Kopf, um den letzten Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen. Leider ist die Handlung sehr vorhersehbar, das tut der schönen Story jedoch keinen Abbruch Nicht so schön ist allerdings, dass die Protagonistin eine zweite Mutter Theresa wird. Vom Schreibstil jedoch mitreissend geschrieben und als seichter Roman eine echte Empfehlung.