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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.03.2017

Sprache - auf eine schöne Art nähergebracht

Mein Urgroßvater und ich
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Was muss ein Buch haben, damit man es immer und immer wieder lesen kann? Es muss zeitlos sein. Und das ist dieses Buch. Man kann es immer und immer wieder lesen – egal, wie alt man ist.

Da seine Schwestern ...

Was muss ein Buch haben, damit man es immer und immer wieder lesen kann? Es muss zeitlos sein. Und das ist dieses Buch. Man kann es immer und immer wieder lesen – egal, wie alt man ist.

Da seine Schwestern die Masern haben, muss der kleine Boy ausquartiert werden und geht so für einige Tage zu seinem Urgroßvater und dessen Tochter, der „Obergroßmutter“. Das findet Boy gar nicht mal so übel, denn sein Urgroßvater, ein alter, weiser Hummerfischer, kann sehr gut Geschichten erzählen. Mit ihm war er auch auf dem „Leuchtturm auf den Hummerklippen“, wo es schon mal eine „Geschichtenwoche“ gab.

Doch dieses Mal erwartet der Urgroßvater, dass auch Boy erste Versuche unternimmt, mit der Sprache zu jonglieren – mit Erfolg.

Da die „Obergroßmuttter“ vom dichten und reimen nichts hält, schickt sie die beiden Männer in deren „Sodom und Gomorrha“ auf der anderen Straßenseite.

In der Abgeschiedenheit von Urgroßvaters Hummerbude werden das ABC und die Sprache im Allgemeinen in den Mittelpunkt gestellt. Ob es nun um Gedichte geht oder um Geschichten aus aller Welt (die meist eher an Märchen erinnern) – Urgroßvater zeigt Boy, wie abwechslungsreich und interessant die Sprache sein kann.

Jeden Abschnitt kann man unabhängig voneinander lesen.

Das Buch ist sehr liebevoll geschrieben, wortgewandt und voller Spaß. Auch wenn es sich auf den ersten Blick nicht so interessant anhört – einfach mal reinlesen. Danach kann man es nicht mehr aus del Hand legen.

Das Buch erschien 1959 – was man der Sprache nicht anmerkt. James Krüss hat hierfür den Deutschen Jugendbuchpreis verliehen bekommen – zu Recht.

Veröffentlicht am 30.03.2017

So füttert man sein Tier krank

Katzen würden Mäuse kaufen
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Wer achtet nicht darauf, seinen Tieren nur das Beste zu füttern? Je teurer, desto besser, denkt man. Schön wäre es. Doch leider verrät uns Hans-Ulrich Grimm etwas ganz anderes. Anders als der Name einen ...

Wer achtet nicht darauf, seinen Tieren nur das Beste zu füttern? Je teurer, desto besser, denkt man. Schön wäre es. Doch leider verrät uns Hans-Ulrich Grimm etwas ganz anderes. Anders als der Name einen denken lässt - kein Märchen, sondern die grausame Wahrheit.

Hier werden die Erzeugnisse der Futtermittelindustrie unter die Lupe genommen. Grimm beschreibt in allen Einzelheiten, wie das Futter vom Schlachthof ins Supermarktregal kommt. Dabei geht es doch gerade darum, dass man das alles eigentlich nicht wissen will – sonst könnte man ja nicht mit gutem Gewissen kaufen. Denn warum sonst kämpft man nicht dafür, dass auch bei Tierfutter alle Inhaltsstoffe klar deklariert werden müssen? Unter „tierische Nebenerzeugnisse“ verbirgt sich alles – bis auf Fleisch. Kann es sein, dass man seinem Liebling wirklich Tierabfälle zum Frühstück gibt – nicht für den menschlichen Verzehr geeignet – und sogar Artgenossen?

Warum sehen die „köstlichen, saftigen“ Fleischstückchen alle gleich aus? Ganz einfach: Zucker und Getreide (was Katzen gar nicht verarbeiten können) werden mit tierischen Abfällen gemischt und schön zusammengepresst. Beim Nassfutter kommt noch ein leckeres Sößchen dazu – fertig! Und dafür gibt man Geld aus?!

Traurig, aber (aus eigener Erfahrung) wahr: Tierärzte werden im Studium nicht in der Ernährung ausgebildet. Einzig die Futterindustrieriesen (z.B. Roy* Can*) geben Seminare, in denen natürlich ihr Futter als das Beste verkauft wird. So kommt es, dass bei den „Luxus-“ Krankheiten wie Übergewicht, Diabetes etc. Trockenfutter verteilt wird – was alles nur noch schlimmer macht.

Wenn jemandem ein Haustier anvertraut wird, sollte man sich mit dem Thema „Ernährung“ auseinandersetzen – das versucht Grimm hier zu vermitteln. Man sollte darauf achten, dass die Zusammensetzung nicht „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“ ist, sondern alles eindeutig klassifiziert ist.

Abzug gibt es für den nicht packenden Schreibstil. Viele Dinge werden reißerisch und sehr subjektiv dargestellt. Einige Themen werden nur kurz angerissen und geraten danach in Vergessenheit. Ausserdem wird hier viel kritisiert, aber es werden kein Lösungsansätze (bzw. Alternativen zum industriellen Futter) geboten.

Durch eine Giardien-Infektion unserer Katze habe ich mich intensiv mit dem Thema Katzenernährung auseinandergesetzt und dieses Buch als Einstieg empfohlen bekommen. Seit hier gebarft wird oder zumindest auf eine offene Deklaration geachtet wird, an der man hochwertiges Futter erkennen kann, habe ich ganz andere Katzen zuhause.

Fazit: Nicht überall, wo Grimm draufsteht, ist Märchen drin! Nichts für eine niedrige Ekelschwelle, aber Pflichtlektüre für jeden Haustierhalter!

Veröffentlicht am 16.03.2017

Geht unter die Haut

Eleanor & Park
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Eleanor und Park sind so verschieden und gleich. Sie pummelig und er hochaufgeschossen, sie aus einer zerrütteten Familie mit schwerer Kindheit, er aus gut behütetem Elternhaus. Aber trotzdem sind sie ...

Eleanor und Park sind so verschieden und gleich. Sie pummelig und er hochaufgeschossen, sie aus einer zerrütteten Familie mit schwerer Kindheit, er aus gut behütetem Elternhaus. Aber trotzdem sind sie irgendwie zu Außenseitern geworden. Sie lernen sich kennen, halten Distanz, kommen sich dann aber doch näher. Ein ungewöhnliches Liebespaar. Schwer für sie, das Eleanors Stiefvater sie hasst und ihr nur schlechtes wünscht. Ihre Mutter traut sich nicht, ihrer Tochter den Rücken zu stärken. Parks Vater mag Eleanor gerne, aber seine Mutter verhält sich ablehnend. Im Laufe der Geschichte lernen die Charaktere, entwickeln sich und handeln schlüssig.

Der Aufbau und mit ihm der Schreibstil sind gut gelungen. Mal aus ihrer, mal aus seiner Sicht. Der Autor versteht es, mit wenigen Worten viel zu sagen. Lobenswert! Kein Gesülze und Geschmalze, nur pure Gefühle. Nach den vielen "hin-und-her-Liebesgeschichten" der letzten Zeit, in denen die Protagonisten sich ständig trennen und dann unter viel Aufhebens doch wieder zusammen kommen, weil sie ohne ihre einzig wahre Liebe nicht leben können, ist dies eine exzellente Geschichte. Keine unnötige Nebenhandlung, viele Andeutungen zu Eleanors Vergangenheit, sodass man nur erahnen kann, wie es ihr ergangen ist.

Eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.03.2017

Merkwürdig

Willkommen im Meer
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Herr Dr. Tim Schäfer und seine Frau Dr. Dr. Antje Schäfer, geborene von Thaler, ziehen mit ihrer Tochter Lisa nach Oldenburg, da Tim dort eine Stelle als Lehrer bekommen hat. Seine Klasse schließt er schnell ...

Herr Dr. Tim Schäfer und seine Frau Dr. Dr. Antje Schäfer, geborene von Thaler, ziehen mit ihrer Tochter Lisa nach Oldenburg, da Tim dort eine Stelle als Lehrer bekommen hat. Seine Klasse schließt er schnell ins Herz, mit den Kollegen hapert es aus verschiedenen Gründen etwas.

Wie soll ich den Inhalt so wiedergeben, dass andere Lust auf das Buch bekommen? Keine Ahnung. Anfangs fand ich es super - lockere Sprache, tolle Unterhaltung. Antje war mir sehr sympathisch und wer möchte nicht einen Lehrer wie Tim haben? Dann aber geht's los. Tim lässt einen Schüler bei sich wohnen, nachdem seine Frau ihn dazu gedrängt hat, und der Direx findet's toll! Er versteht sich super mit seinen Schülern, was ihn nicht davon abhält, "fair" zu benoten - die Schüler finden's toll! Dann kommt auch noch seine Schwiegermutter ins Spiel und seine Eltern, auf einmal ist alles überladen und jeder hat mal mit jedem....Hä? Geht's noch?

Von jetzt auf gleich wurde die Story einfach unglaubwürdig. Tim ist in Wirklichkeit ein armes Würstchen, er steht unter dem Pantoffel von Schwiegermutter und Frau und hat mal so gar nichts zu sagen. Wenn Antje sagt, mach das, macht er das! So einfach ist das! Mit den Schülern einen Joint rauchen, in der Öffentlichkeit? Gern! Mit einem Schüler um die Wette saufen? Klar! Vor seinen Schülern zugeben, dass er ein armes Würstchen ist? Warum nicht! Antje, der Dr. Dr. in der Familie, die übrigens vor Geld stinkt und nicht weiß wohin damit, sagt nicht mehr als nötig. Ehrlich. Und sie hat so viele Geheimnisse, pardon, Überraschungen für ihren Mann, das ist unglaublich! Für ihre zwei Doktortitel ist sie entweder unglaublich naiv oder sie hat nicht verstanden, wie das System funktioniert. Wobei, das System ist ja eh, naja, also man sollte da mal kritisch drüber nachdenken und nicht irgendeine vorgefertigte Meinung übernehmen. Genau, da war was! Eine Botschaft! Und die ist gar nicht mal so schlecht. Geht aber leider irgendwie unter in diesem Buch.

Und dann die Entwicklungen zum Ende. Also das ist so übertrieben und unrealistisch, ich war einfach froh dass das Buch zu Ende war.

Schade, ich war sehr enttäuscht. Irgendwie nicht mal so von der Geschichte, sondern von der Idee. Oder so. Ich habe nach der Hälfte der Lektüre unendlich viele Male gedacht: Hä? Einfach so? Das war's?