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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ruhig und dennoch fesselnd

Die Witwe
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Kurzbeschreibung
Als die zweijährige Bella Elliott aus ihrem Vorgarten verschwindet, ist ganz England in Aufruhr. Wie kann ein kleines Mädchen einfach so verloren gehen?
Detective Bob Sparks ist ratlos, ...

Kurzbeschreibung
Als die zweijährige Bella Elliott aus ihrem Vorgarten verschwindet, ist ganz England in Aufruhr. Wie kann ein kleines Mädchen einfach so verloren gehen?
Detective Bob Sparks ist ratlos, bis er plötzlich dem Lieferfahrer Glen Taylor auf die Spur kommt. Dessen Frau Jeanne ist fassungslos, ihr Mann war doch ihr Held?!
Auch wenn er nächtelang vorm Computer saß …
Vier Jahre nach Bellas Verschwinden stirbt Glen, als er von einem Bus erfasst wird. Bob Sparks lässt der Fall nicht los und er will unbedingt herausfinden, was damals mit Bella geschah.
Doch Glens Witwe schweigt beharrlich. Was weiß sie und ist sie wirklich die untröstliche Witwe?

Eindruck
„Die Witwe“ ist eine an sich recht ruhige aber sehr packende Geschichte.
Aufgrund der vorhandenen Tiefe, die sich definitiv auf einer psychologischen Ebene abspielt, dem interessanten Perspektivwechsel zwischen mehreren Personen, der überraschenden Wendungen und Ereignisse kommt die Handlung aber auch mit einem geringen Spannungsbogen aus und bleibt trotzdem sehr fesselnd.
Denn vielmehr lebt die Erzählung von Glens Frau Jeanne und dem Detecive Bob Sparks, die beide immer wieder aufeinandertreffen. Sie, die ihren Mann zu schützen versucht, nicht glauben will und kann, wofür Glen beschuldigt wird und Bob Sparks, der ihren Mann jagt und versucht, Jeanne aus der Reserve zu locken.
Zunächst wir die Geschichte in der Zeit erzählt, in der Glen noch lebt und von Jeanne vergöttert wird.
Es gibt viele Andeutungen und Anhaltspunkte, doch nie schafft man es ganz, hinter Glens Fassade zu schauen.
Vielmehr beobachtet man, wie Jeanne, die auch „Die Witwe“ genannt wird, über sich hinauswächst, erträgt und beschützt aber auch einen weiteren Blickwinkel bekommt.
Und doch scheint sie stets beherrscht und unerschütterlich. Doch auch der Detective Bob, sowie Bellas Mutter Dawn und die Journalistin Kate, haben ihre Geschichte zu erzählen und so wird man Stück für Stück an jenen Tag herangeführt, an dem die kleine Bella verschwand und erfährt, was wirklich mit dem Kind geschah.

Figuren
Oft habe ich das Gefühl, wenn mehrere Personen wichtig für den Handlungsstrang sind, bleiben sie in den Details auf der Strecke.
Die kann ich in dieser Geschichte aber nicht bestätigen. Im Gegenteil, gerade hier fand ich die Charakterzeichnung bei allen Personen sehr gelungen.
Vor allem die Darstellung von Jeanne hat mich sehr beeindruckt. Ihr Charakter faszinierte mich, denn sie ihre Stärken und Schwächen bleiben oft undurchschaubar und das Gefühl zwischen Mitgefühl und Frustration schwankte oft bei mir.
Doch auch alle anderen Personen überzeugten mich mit ihren tief gezeichneten Charakteren, denn ich hatte eigentlich bei allen Figuren das Gefühl, das ich es nie ganz schaffte, hinter ihre Fassaden zu blicken, obwohl sie doch im Gegenzug recht viel von ihren Gefühlen und Gedanken preisgaben.

Sprecher
Das nächste Lob geht definitiv an die Sprecherauswahl. Eine Geschichte, die mit mehreren Personensträngen erzählt wird, braucht eine gute Sprecherauswahl um die verschiedenen Personen zu vertonen und durch ihre Stimme leben zu lassen.
Dies ist mit Andrea Sawatzki, Uve Teschner, Tanja Geke, Monika Oschek und Dietmar Wunder perfekt gelungen.
Vor allem Andrea Sawatzki, die ihre Stimme „der Witwe“ leiht, sorgte bei mir für absoluten Hörgenuss, weil ihre Stimme so perfekt in diese Rolle passte.
Sie vertonte „Jeanne“ sehr eindringlich aber auch einfühlsam und ließ die Geschichte umso fesselnder werden.
Auch Tanja Geke, die mir als deutsche Synchronstimme aus der Serie „Rizzoli & Isles“ bekannt war und hier den Part der Journalistin Kate übernimmt, konnte mich komplett überzeugen und so war es auch bei dieser Figur ein Leichtes, sie sich bildlich vorzustellen und mit ihr zu sympathisieren.
Doch wie bereits oben erwähnt, passten auch alle anderen Sprecher sehr gut zu den mitspielenden Personen.

Fazit
„Die Witwe“ ist an sich eine sehr ruhig verlaufende aber dennoch sehr fesselnde Geschichte. Sie besitzt zwar deutliche Züge eines Kriminalromans und dreht sich um die Auflösung des Verschwindens eines kleinen Mädchens, bleibt aber in erster Linie eine Erzählung. Das wirklich fesselnde an dieser Geschichte sind die überzeugenden Figuren, die überraschenden Wendungen und die mitreißenden Sprecher, die dafür sorgen, dass man unbedingt erfahren will, was „Die Witwe“ wirklich weiß.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unheimlich und mysteriös

Tag Vier
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Kurzbeschreibung
Am vierten Tag einer Kreuzfahrt auf dem Golf von Mexico, steht das Schiff „Beautiful Dreamer“ plötzlich still. Die Maschinen und auch der Strom fallen aus, das Funknetz funktioniert nicht ...

Kurzbeschreibung
Am vierten Tag einer Kreuzfahrt auf dem Golf von Mexico, steht das Schiff „Beautiful Dreamer“ plötzlich still. Die Maschinen und auch der Strom fallen aus, das Funknetz funktioniert nicht mehr und weder Passagiere noch die Crew können Rettung anfordern. Die Situation verschlimmert sich und eskaliert, als eine junge Frauenleiche auf dem Schiff entdeckt wird. An Bord befindet sich ein Mörder und dann passieren noch mysteriösere Dinge und bald wünschen sich alle, es wäre nur ein Mörder unter ihnen.

Eindruck
Für mich muss ein Thriller dieser Art, von seiner spannenden und unheimlichen Atmosphäre leben und da mich diese bereits bei „Die Drei“ von Sarah Lotz begeistern konnte, war ich sehr gespannt auf „Tag Vier“.
Auch hier schaffte es die Autorin mich von den ersten Seiten an, mit einer unterschwelligen Spannung die überwiegend bis zum Schluss erhalten blieb, durch die Geschichte zu treiben.
Obwohl dieser Thriller eigenständig ist, findet der Leser immer wieder Bezug zu „Die Drei“ – dass für mich natürlich die Handlung umso interessanter werden ließ.
Der Erzählstrang bietet vier verschiedene Perspektiven. In vielen kurzen Kapiteln wird aus der Sicht der jeweiligen Person erzählt, deren Handlungsstränge miteinander verwoben werden.
Die Geschichte lebt von ihren mysteriösen Ereignissen, Andeutungen auf Ereignisse und den ausgesprochen interessanten Charakteren, die für eine gewisse Dramatik und Spannung sorgen.
Auch das Ende konnte mich überzeugen, denn meiner Meinung nach lässt es genügend Raum für die eigene Fantasie und im Grunde genommen war ich noch so mitgerissen von der unheimlichen und fesselnden Atmosphäre, dass ich mir am liebsten den nächsten Thriller der Autorin geschnappt hätte.

Figuren
Die Charaktere finde ich sehr gut gelungen. Sie sind überzeugend und sehr interessant beschrieben. Man kann sie zwar relativ leicht durchschauen aber die Auswahl und Konstellationen der Personen sind dermaßen gut getroffen, dass dem Leser recht schnell bewusst wird, dass die Situation auf dem Schiff eskalieren muss und wird.
Gerade weil jeder dort sein eigenes Süppchen kocht, wird die Handlung noch fesselnder.

Schreibstil
Auch bei diesem Thriller bin ich wieder völlig begeistert von dem Schreibstil. Die Autorin ermöglicht einen schnellen Lesefluss und schafft es, selbst Situationen in denen im Grunde genommen nicht viel passiert, spannend und unheimlich werden zu lassen. Die Schlüsselszenen wirken fesselnd, sind sehr bildhaft beschrieben und regen die eigene Fantasie an.
Auch die Beschreibung der Handlungskulisse ist sehr gut gelungen. Ich hatte absolut keine Probleme, mir das Kreuzfahrtschiff und seine Passagiere vorzustellen. Im Gegenteil, ich fühlte mich schon fast als wäre ich mit an Bord.

Fazit
Mit „Tag Vier“ konnte mich die Autorin mit ihrer unheimlichen und mysteriösen Geschichte erneut in ihren Bann ziehen. Wenig Blut, dafür aber genau dieses Kopfkino, die eigene Fantasie anzuregen, diese leicht gruselige Atmosphäre, ist es, was ich von einem guten Mystery-Thriller erwarte.
Ich bin sehr gespannt welche Geschichte sich Sarah Lotz als nächstes einfallen lässt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine tolle Handlungsidee und doch sprang der Funke nicht über

Wildrosensommer
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Kurzbeschreibung
Das plötzliche Verschwinden ihres Mannes Nics, hat der alleinerziehenden Mutter Aurelia den Boden unter den Füßen weggerissen. In einem alten Bildband entdeckt sie ein Hausboot das sie ...

Kurzbeschreibung
Das plötzliche Verschwinden ihres Mannes Nics, hat der alleinerziehenden Mutter Aurelia den Boden unter den Füßen weggerissen. In einem alten Bildband entdeckt sie ein Hausboot das sie einfach nicht mehr loslässt. Als sich die Gelegenheit gibt, dieses zu kaufen, packt sie gemeinsam mit ihren Kindern die Sachen und zieht von München nach Hamburg. Für die gelernte Floristin sind die Vierlande mit ihren Höfen und Rosen ein Paradies. Doch auch Rosen haben Dornen …

Eindruck
Wer bereits Bücher von Gabriella kennt, der kennt auch ihre Liebe zu Hamburg und ihre harmonischen und lebensbejahenden Geschichten die nicht nur viel Liebe sondern auch einen gewissen Wohlfühlfaktor besitzen. Mit „Wildrosensommer“ schlägt sie jedoch ein wenig einen neuen Weg ein, widmet sich dem Thema Esoterik und gibt dem Handlungsverlauf ein wenig geisterhafte Züge.
Ich fand dies sehr interessant da einige Szenen für ein klein wenig Spannung sorgten und eine leicht unheimliche Atmosphäre erzeugen konnten.
Parallel dazu konzentriert sich die Geschichte auf die Themen Neuanfang, Naturkosmetik, dem loslassen der Vergangenheit und der Krankheit Depression. Diese Krankheit wird zwar immer wieder angesprochen und nimmt Raum ein, dennoch war es mir nicht greifbar genug und der Hintergrund dafür war mir leider etwas zu blass.
Natürlich gibt es auch hier wieder romantische und erheiternde Ereignisse aber alles in allem konnte mich die Geschichte dennoch nicht so mitreißen wie sonst. Der Funke wollte einfach nicht überspringen.
Einige Szenen wirkten auf mich zu langatmig und wiederholend, manche Dialoge besaßen mir wiederum zu viele Details, während andere Passagen und auch Figuren wieder etwas zu blass und nicht greifbar wirkten.
Vor allem mit dem esoterischen Bereich hatte ich etwas Schwierigkeiten, wobei ich an sich recht offen mit solchen Themen umgehen kann.
Ich kann es nicht so ganz beschreiben aber mir fehlte bei der Umsetzung der Handlungsidee einfach das gewisse Etwas in dieser Geschichte, dass ich sonst in jedem ihrer bisherigen Romane, die ich gelesen habe, finden konnte.
Ich hatte den Eindruck was auf der einen Seite zu viel war, war auf der anderen Seite zu wenig.

Figuren
Normalerweise können mich Gabriellas Figuren immer dank liebevoller Details überzeugen, in „Wildrosensommer“ gelang dies jedoch nicht. Während sie sonst immer sehr lebhaft wirken, hatte ich diesen Eindruck nur bei Aurelias Freundin und dem Vater von Stefan.
Alle anderen Figuren erschienen mir leider etwas zu blass und konnten einfach keine Emotionen bei mir wecken.

Schreibstil
Auch in diesem Roman zeigt sich beim Schreibstil wieder die Liebe zum Detail, vor allem bei dem Schauplätzen.
Es fiel mir dank der sehr bildhaften Beschreibung unheimlich leicht, mit die geisterhafte Erscheinung und die Vierlande mitsamt ihren Höfen vorzustellen. Auch das Thema Naturprodukte und deren Herstellung waren kein Problem für mich. Allerdings fand ich die Beschreibung der esoterischen Bereiche nicht so gelungen. Ich hatte etwas Probleme damit, mir die jeweiligen Situationen vorzustellen, mir fehlte da vielleicht einfach etwas zu viel Hintergrund.

Fazit
„Wildrosensommer“ ist ein Roman, der mich mit gemischten Gefühlen zurücklässt.
Während ich die Handlungsidee wirklich toll und sehr interessant fand, konnte mich die Geschichte, so sehr ich mich auch bemühte, einfach nicht so verzaubern wie gewünscht.
Trotz der kleinen Kritiken blieb aber auch dieser Roman wieder recht unterhaltsam und ich bin sicher, dass er viele Leser begeistern wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine großartige und weise Erzählung der Zeit

Die Autobiographie der Zeit
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Eindruck
Lilly Lindners Wortgewalt ist mir bereits durch ihre anderen Romane bekannt gewesen und ich war wieder einmal sehr gespannt auf ihr neuestes Werk.
Diesmal lässt sie die vier Mächte der Welt erzählen:
Den ...

Eindruck
Lilly Lindners Wortgewalt ist mir bereits durch ihre anderen Romane bekannt gewesen und ich war wieder einmal sehr gespannt auf ihr neuestes Werk.
Diesmal lässt sie die vier Mächte der Welt erzählen:
Den Raum namens Kevin, die Beständigkeit mit dem namens David, den Abgrund namens Shay, und die Zeit.
Aufgebaut ist die Handlung mit einem Prolog und Epilog, drei Teilen, vielen kurzen Kapiteln und bunten Illustrationen von Lisa Wöhling.
Zwar befinden sich meiner Meinung nach in diesem Roman nicht mehr ganz so viele Wortspiele wie in ihren anderen Werken, was auch an der geringen Seitenzahl liegen mag, dafür überzeugt sie hier mit einer enormen Tiefe zwischen den Zeilen und regt mit sehr vielen philosophischen Zügen zum Nachdenken an.
Denn sie lässt in der Ich-Perspektive die Zeit erzählen. Von der Erde, der Dummheit der Menschen, von Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, Mut und Angst und der Sehnsucht zurück nach „Winter“ zu kehren.
Von der Frustration der Mächte, der Menschheit sinnlos dabei zuzuschauen wie sie sich selbst zugrunde richtet.
Teilweise erschreckend brutal beschrieben, können ihre Worte gleichzeitig mildern und besänftigen.

Figuren
Die vier Mächte werden sehr faszinierend beschrieben. Vor allem Shay, die den Abgrund darstellt, fand ich sehr beeindruckend, da sie verschiedene Emotionen in mir wecken konnte.
Mal fand ich sie abstoßend und schrecklich, doch oft fühlte ich mit ihr mit. So erging es mir allerdings auch mit den anderen drei Mächten.
Das größte Verständnis konnte ich jedoch tatsächlich für die Zeit aufbringen.

Schreibstil
Wer bereits Werke der Autorin kennt, wird mir wahrscheinlich zustimmen wenn ich schreibe, das Lilly Lindners Stil sehr poetisch und kunstvoll ist. Sie spielt mit Worten und Sätzen und kann Szenen wunderschön und grausam zugleich beschreiben.
Zwischen den Zeilen besitzen selbst die kürzesten Passagen Tiefgang.

Fazit:
„Die Autobiographie der Zeit“ hat mich sehr beeindruckt und es ist ziemlich schwer, diesen Eindruck in Worte zu fassen. Es ist eine großartige und weise Erzählung, die trotz der fantasievollen Handlung erschreckend realistisch wirkt und mich mit viel Tiefgang überzeugen konnte.
Poetisch erzählt, regt sie zum Nachdenken an und lässt innehalten um über die Zeit nachzudenken.