Profilbild von MichaelaG

MichaelaG

Lesejury Profi
offline

MichaelaG ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MichaelaG über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.05.2018

Ein gefühlvoller und berührender Debütroman

Rubinrotes Herz, eisblaue See
0

Kurzbeschreibung
Florin ist elf Jahre alt, als ihre Mutter Carlie von einem Tag auf den anderen spurlos verschwindet.
Sämtliche Nachforschungen, was an jenem Tag geschah, laufen ins Leere.
Während sich ...

Kurzbeschreibung
Florin ist elf Jahre alt, als ihre Mutter Carlie von einem Tag auf den anderen spurlos verschwindet.
Sämtliche Nachforschungen, was an jenem Tag geschah, laufen ins Leere.
Während sich in den Jahren darauf, für ihr Umfeld das Leben weiterdreht, ihr Vater zum Beispiel mit seiner Jugendliebe neu beginnt und sich ihr bester Freund verliebt, wartet Florin weiterhin auf die Rückkehr ihrer Mutter.

Meinung
Weiterleben, einen Tag nach dem anderen ...
Was geschah an jenem Tag und wie gelingt es, mit dieser Frage weiterzuleben?
Diese Frage begleitet nicht nur die Protagonistin Florin, sondern auch den Leser oder Zuhörer durch diese Geschichte.
Hautnah und sehr berührend beschreibt die Autorin wie Florin und ihr Vater damit fertig werden müssen, dass niemand weiß, was mit ihrer Mutter geschah.
Es werden Vermutungen angestellt, doch nicht der kleinste Hinweis wird gefunden.
Der Drahtseilakt zwischen Hoffen und Bangen ist so intensiv das man regelrecht mit Florin mitleidet.
Während es ihrem Vater im Laufe der Zeit gelingt, nicht an der Trauer zu ersticken und noch einmal neu anzufangen, scheint Florin sich mehr und mehr in ihrer Suche zu verlieren.
Dadurch zieht sich meiner Meinung nach eine melancholische Stimmung durch den gesamten Handlungsverlauf.
Die Geschichte wird sehr bildhaft und detailreich beschreiben und von Florin in der Ich-Perspektive erzählt.
Obwohl sie eine recht distanzierte Erzählperspektive besitzt, und ein ziemlich schwieriger Charakter ist, konnte ich gut mit ihr sympathisieren.
Florin nennt ihre Mutter zum Beispiel beim Vornamen, was für mich anfangs etwas befremdlich war, an dass ich mich aber schnell gewöhnen konnte.
Sie kann ziemlich egoistisch und unfair werden, dennoch fand ich diese Eigenschaften absolut passend zu ihrer Figur.
Generell gefiel mir aber die Beschreibung der Charaktere richtig gut.
Zwar fand ich es etwas schade, dass ich den Eindruck hatte, Florins Vater sei nicht authentisch genug, dafür konnten mich aber ihre Großmutter und auch die neue Freundin des Vaters um so mehr überzeugen.

Auch der Handlungsort wird sehr bildhaft beschrieben und es fiel mir nicht schwer, diesen kleinen malerischen Küstenort mit seinen Bewohnern vorzustellen.

Luise Helm ist die ideale Sprecherin für Florin und ihre Geschichte!
Sie versteht es wunderbar, sich in die junge Protagonistin hineinzuversetzen, und liest sehr facettenreich und stimmungsvoll vor.
Traurige, bedrückende Szenen werden von ihr sehr einfühlsam beschrieben.
Besonders gut gelingt es ihr, das taube, bedrückende Gefühl in Florin so zu vorzulesen, dass ich selber manches Mal schlucken musste, weil Florin mir so leidtat.
Doch auch die temperamentvollen und humorvollen Dialoge von Florin werden von ihr wiederum recht lebhaft dargestellt.
So fällt es leicht, auch mal laut mitzulachen und sich zu amüsieren.
Es ist einfach eine absolute Freude, Luise Helm bei diesem Roman zuzuhören.

Fazit
„Rubinrotes Herz, eisblaue See“ ist ein gefühlvoller und recht berührender Debütroman, der beschreibt, dass es gar nicht so leicht ist erwachsen zu werden und wie schwer es wenn man in dieser Zeit ein Elternteil vermisst.
Das man auch mit der Frage nach dem „Warum“ weiterleben muss, einen Tag nach dem anderen.
Sehr einfühlsam von einer fabelhaften Sprecherin vorgelesen, ist diese Geschichte aber nicht nur traurig, sondern auch wunderschön und voller Hoffnung.
Ich werde auf jeden Fall auch die Fortsetzung „Eisblaue See, endloser Himmel“ noch hören oder lesen.

Veröffentlicht am 25.05.2018

Eine unterhaltsame und liebevolle Erzählung ...

Und dann kam Paulette
0

Kurzbeschreibung
Nachdem sein Sohn mitsamt seiner Familie ausgezogen ist, lebt Ferdinand alleine auf dem großen Bauernhof.
Er vermisst seine Enkelsöhne schrecklich.
Als er eines Tages bemerkt, dass das ...

Kurzbeschreibung
Nachdem sein Sohn mitsamt seiner Familie ausgezogen ist, lebt Ferdinand alleine auf dem großen Bauernhof.
Er vermisst seine Enkelsöhne schrecklich.
Als er eines Tages bemerkt, dass das Dach seiner Nachbarin eingestürzt ist, zieht diese bei ihm ein.
Doch dabei bleibt es nicht …

Eindruck
Es handelt sich hier um einen wunderbaren Unterhaltungsroman, der mit viel Spitzengefühl verschiedene Generationen in einer Geschichte oder viel mehr in einem Haus zusammenbringt.
Liebevoll schildert die Autorin die Problematik der Einsamkeit und des Älterwerdens, der Angst vor neuer Bindung und dem wahren Wert von Freundschaften.
Dem Protagonisten Ferdinand fällt es nicht leicht, plötzlich allein in diesem großen alten Haus zu leben.
Doch bald füllt sich im Laufe der Zeit nicht nur sein Haus, sondern auch sein Leben, mit weiteren Menschen, die allesamt unterschiedlicher nicht sein können.
Es kommt zu schönen aber auch traurigen, seltsamen und nachdenklichen Momenten, die dieser Geschichte nicht nur etwas Tiefe, sondern auch eine gewisse Situationskomik verleihen.
Manches ist überspitzt, anderes wiederum so nachvollziehbar, dass es innehalten lässt.
Überraschende Wendungen und unterschiedliche Handlungsstränge sorgen dafür, dass es in dieser Geschichte nie langweilig wird.
Alles geht ineinander und wird miteinander verknüpft um die Geschichte harmonisch, wenn auch zum Schluss etwas abrupt, abzuschließen.

Es gibt zahlreiche Charaktere, die alle sehr unterschiedlich aber auch farbenfroh sind.
Sie besitzen meiner Meinung nach genügend Tiefe, sind sehr detailliert beschrieben und können stellenweise tatsächlich noch mit ihren Handlungen überraschen.
Ferdinand hat mir als Hauptfigur sehr gut gefallen. Ich mochte seine kauzige und liebenswerte Art sehr und fand ihn auch absolut passend beschrieben.
Doch auch alle anderen Figuren konnten mich überzeugen, auch wenn ich mit den einen mehr sympathisierte und mit den anderen weniger.

Johannes Steck liest diese Geschichte mit seiner recht kräftigen Stimme in einem ruhigen Erzählton vor.
Es gelingt ihm, den französischen Akzent authentisch zu übertragen, ohne dabei übertrieben zu wirken.
Ich habe ihm sehr gerne zugehört und war angenehm überrascht von seiner gelungenen Darstellung der verschiedenen Situationen.

Fazit
„Und dann kam Paulette“ ist eine unterhaltsame und liebevolle Erzählung über das Älterwerden und dem Versuch der Einsamkeit zu trotzen.
Es ist eine Geschichte, die zum Nachdenken anregen und gleichzeitig auch zum Schmunzeln bringen kann.
Für mich wird wohl die Geschichte selbst, sowie deren Charaktere noch eine ganze Weile in Erinnerung bleiben.

Veröffentlicht am 15.05.2018

Herrlich amüsant!

Hotel kann jeder
0

Kurzbeschreibung
Seine Frau stammt aus einer Camper-Familie und Andreas Austilat schien diesen Punkt nie so ganz ernst zu nehmen.
Bis er eines Tages selbst zum Campen soll und der erste Urlaub mit Hindernissen ...

Kurzbeschreibung
Seine Frau stammt aus einer Camper-Familie und Andreas Austilat schien diesen Punkt nie so ganz ernst zu nehmen.
Bis er eines Tages selbst zum Campen soll und der erste Urlaub mit Hindernissen beginnt.

Eindruck
Dieses Buch lässt Camperherzen höher schlagen!
Der Autor, der in diesem Fall auch der Protagonist ist, erzählt in herrlich offener und amüsanter Art über seine ersten (un)gewollten Erfahrungen mit dem Wohnwagen.
Seine Frau stammt aus einer eingefleischten Camper-Familie und so steht von vornherein fest, der nächste Urlaub wird auf einem Campingplatz stattfinden.
So wird Andreas Austilat förmlich ins kalte Wasser geschmissen und erzählt von Kapitel zu Kapitel über seine Abenteuer auf verschiedenen Campingplätzen in verschiedenen Ländern.
Andere Länder (unter anderem Italien, Spanien und Frankreich) andere Sitten, kann man dabei wörtlich nehmen, und oftmals nimmt der Autor nicht nur die Nachbarn, sondern auch sich selbst aufs Korn.
Doch einfach drauf losgefahren ist nicht. Der Autor muss sich erst einmal mit den technischen Details eines Wohnwagens auseinandersetzen, lernen, einen solchen zu fahren und feststellen, dass nicht jedes Auto geeignet ist.
Da ist ein Urlaub mit Hindernissen vorprogrammiert und der Leser kann von Kapitel zu Kapitel mitverfolgen, wie der Autor an seinen Aufgaben wächst.

Die Figuren sind zwar teilweise fiktiv und die Namen geändert, aber wenn man selber gerne campt, wird man die eine oder andere Person, wenn nicht sogar sich selbst, wiedererkennen.
Dank diesem unglaublich bildhaften Schreibstil, der mir manchmal regelrechte Filmszenen in den Kopf setze, blieben die Lachmuskeln nur selten verschont und ich konnte mir oftmals auf dem Campingplatz ein Grinsen nicht verkneifen.
Dies ermöglicht natürlich auch einen schnellen Lesefluss und so ist dieses Buch leider auch ziemlich schnell gelesen.

Fazit
„Hotel kann jeder. Meine Frau, unser Wohnwagen und ich“ ist ein herrlich amüsantes Buch, dass Camperherzen höher schlagen lässt und richtig Lust auf den nächsten Urlaub macht.
Doch nicht nur Campingfans kommen hier auf ihre Kosten. Wer einen richtig offenen Eindruck in die Welt eines Campers erhalten und sich damit vertraut machen und/oder vielleicht sogar auch abschrecken lassen möchte, wird hier bestens unterhalten!

Veröffentlicht am 14.05.2018

Eine herrlich düstere Atmosphäre

Stigmata
0

Kurzbeschreibung
Kurz, nachdem Emmas Mutter gestorben ist, erhält Emma ein altes Schwarzweis-Foto mit einem Kind darauf und eine anonyme Aufforderung, die Mörder ihrer Mutter zu suchen.
Diese befinden ...

Kurzbeschreibung
Kurz, nachdem Emmas Mutter gestorben ist, erhält Emma ein altes Schwarzweis-Foto mit einem Kind darauf und eine anonyme Aufforderung, die Mörder ihrer Mutter zu suchen.
Diese befinden sich angeblich in einem alten Schloss in den Bergen, dass als Jugendcamp dient.
Dort angekommen stößt Emma auf weitere unheimliche Fotografien und nach und nach häufen sich dort bedrohliche und unheimliche Ereignisse.

Eindruck
Der Jugendthriller von Beatrix Gurian wird aus zwei Perspektiven erzählt.
Emma, die Hauptfigur erzählt in der Gegenwart in der Ich-Form und eine weitere Person berichtet aus der Vergangenheit.
So wechseln sie die Erzählstränge mit Ankündigung immer wieder ab ohne das es den Leser verwirren würde.
Es herrscht von den ersten Seiten an eine recht bedrückende und mysteriöse Atmosphäre, die bei Emmas Erzählstrang von der Trauer um die verstorbene Mutter durchweg begleitet wird.
Sobald die Protagonistin das Schloss betritt, kommt eine dauerhafte unterschwellige Spannung hinzu.
Diese beschriebene Atmosphäre gefiel mir so gut, dass ziemlich schnell eine Sogwirkung entstand und ich das Buch nur ungern aus der Hand legte.
Doch auch der andere Erzählstrang ist sehr beklemmend und teilweise grausam und so entsteht auch in dieser Perspektive eine düstere Stimmung die sehr gut zum Schauplatz und dessen Handlung passt.
Von Kapitel zu Kapitel steigern sich die unheimlichen Ereignisse und erhöhen so den Spannungsbogen.
Die Auflösung der Geschichte konnte mich dann tatsächlich etwas überraschen und bot zum Schluss einen spannenden Showdown.

Die Geschichte lebt von zahlreichen Charakteren, die allesamt unheimlich wirken und erst einmal nicht zu durchschauen sind.
Immer wieder eskalieren Situationen in der Gruppe der Jugendlichen, die teils vorhersehbar teils nicht vorhersehbar sind, und man wird regelrecht zu dazu verleitet, eigene Vermutungen zu stellen, die meistens auf eine falsche Fährte führen.
Generell gefiel mir die Zeichnung der Figuren ganz gut. Sie gehen zwar nicht zu sehr ins Detail, erscheinen aber auch nicht zu blass.
Auch Emma konnte mich mit ihrer Art überzeugen und ich sympathisierte recht schnell mit ihr.

Ein Pageturner lebt meiner Meinung nach von einem fesselnden und mitreißenden Schreibstil, der sich in dieser Geschichte bemerkbar macht.
Die Schauplatzbeschreibung und auch die unheimlichen Szenen waren so bildhaft beschrieben, dass ich das Buch entweder vor Spannung nicht weglegen wollte oder sich ein leichter Grusel bei mir einstellte.
Ich konnte also gar nicht anders, als das Buch in einem Rutsch zu lesen.

Fazit
„Stigmata – Nichts bleibt verborgen“ ist ein spannender und teils unheimlicher Jugendroman, der mich so richtig fesseln und in seiner düsteren Stimmung einfangen konnte.
Hier passte für mich alles zusammen: Schauplatz, Schreibstil und Handlung und so ist dies mit Sicherheit nicht der letzte Jugendthriller, den ich von dieser Autorin lesen werde.

Veröffentlicht am 02.05.2018

Bewegender Einblick in die Welt mit Alzheimer

Elizabeth wird vermisst
0

Emma Healey behandelt in ihrer sehr emotionalen und bewegenden Geschichte das Thema Alzheimer.
Die Autorin lässt in ihrer Handlung die an Alzheimer erkrankte Protagonistin Maud, die sich ihrer Erkrankung ...

Emma Healey behandelt in ihrer sehr emotionalen und bewegenden Geschichte das Thema Alzheimer.
Die Autorin lässt in ihrer Handlung die an Alzheimer erkrankte Protagonistin Maud, die sich ihrer Erkrankung nicht bewusst ist, in der Ich-Perspektive erzählen.
So gewährt sie dem Leser und Zuhörer auf einfühlsame Weise einen sehr detaillierten und aussagekräftigen Eindruck in Mauds verwirrte Gedanken, deren Grenze zu Realität verschwimmt, und die viele Reaktionen in ihrem Umfeld nicht versteht.
Immer wieder verliert sie sich in ihren Erinnerungen und immer wieder spricht sie den Satz „Elizabeth wird vermisst“ aus.
Anfangs erscheint es vielleicht sogar noch etwas amüsant, doch im späteren Verlauf musste ich hart schlucken, wenn sie dies sagte.
Einfach weil ich so viel Mitgefühl und Verständnis für Maud aufbrachte und es mir fast das Herz brach.
Medizinische Details werden in dieser Handlung nur am Rande erwähnt, denn hier steht einzig und allein die Hauptfigur im Vordergrund, die mal in der Vergangenheit lebt und mal in der Gegenwart.
So sind es zwei beziehungsweise drei verschiedene Handlungsstränge, die aber etwas gemeinsam haben und miteinander verknüpft werden.
Dies macht meiner Meinung nach diese Geschichte besonders bewegend.
Zwischendurch richtet sich der Blick auch auf ihre Angehörigen und macht damit bewusst, dass nicht nur Maud kurz vorm Verzweifeln ist.
Immer wieder stellt sich eine gewisse Situationskomik ein, die von der recht traurigen Erzählung ablenkt und aufmuntern kann.
Die einzelnen Kapitel sind musikalisch untermalt und dank des großartigen Erzählstils ist die Geschichte besonders fesselnd.
Die Autorin versteht es sehr gut, ihre Figuren derart charakterstark und authentisch zu beschreiben, dass man sie sich bildlich vorstellen kann.
Vor allem Maud ist sehr gut gelungen, denn ihre innere Unruhe und Verzweiflung ist so realistisch, dass ihr Schicksal einem sehr nahe geht.

Hier macht sich aber auch wieder die Auswahl der richtigen Sprecherin bemerkbar.
Denn Katharina Thalbach liest diese Geschichte vor und schafft es sich sehr einfühlsam in die Hauptfigur zu versetzen.
Ob es sich um einen ruhigen Erzählton oder aber auch den Wechsel in verschiedene Gefühlsausbrüche handelt, sie verkörpert mit ihrer Stimme die Protagonistin glaubhaft und lässt diese noch viel greifbarer erscheinen.

Fazit
„Elizabeth wird vermisst“ ist ein sehr bewegender Roman, der den Leser und Zuhörer schockierend realistisch ahnen lässt, wie beängstigend und verstörend die Welt eines an Alzheimer erkrankten Menschen sein muss.
Diese Geschichte wird mir noch lange in Erinnerung bleiben und mich so manches Mal nachdenklich stimmen.