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Veröffentlicht am 29.07.2019

Hörror für Grusel-Fans

John Sinclair - Folge 132
4

Worum geht es?:

Scotland Yard-Inspector John Sinclair ermittelt in übernatürlichen Fällen, bei denen auch schon mal Weihwasser, Silberne Kugeln und Kreuze zum Einsatz kommen müssen. Die Serie entstand ...

Worum geht es?:

Scotland Yard-Inspector John Sinclair ermittelt in übernatürlichen Fällen, bei denen auch schon mal Weihwasser, Silberne Kugeln und Kreuze zum Einsatz kommen müssen. Die Serie entstand in den 1970igern als Heftroman-Reihe und wurde auch schon früh als Hörspiel vertont und hat seitdem einige Entwicklungen durchlaufen. „Der Ghoul, der meinen Tod bestellte“ ist die 132. Folge der modernen Hörspielreihe “Geisterjäger John Sinclair“ mit Dietmar Wunder als einem jüngeren John Sinclair, Martin May als Suko und Alexandra Lange als Erzählerin.
In der einen Minute sitzt Inspector John Sinclair noch mit Lady Goldwyn gemütlich im Restaurant zusammen, in der nächsten eröffnet der Ganove James Gurney das Feuer auf den Geisterjäger. Sinclair entkommt knapp und ermittelt mit seinem Freund und Kollegen Suko in dem Fall, dabei stoßen sie auf Ghoule und gruselige Open-Air-Theateraufführungen…

Wie es gefällt:

Das Technische finde ich super umgesetzt: Die Toneffekte z.B. wenn der Ghoul jemanden zerlegt, machen dem Genre „Grusel-Hörspiel“ alle Ehre und sind nichts für Empfindliche. Die Stimmen sind toll, ich freue mich sehr, dass John Sinclair von Dietmar Wunder gesprochen wird. Er und Michael May Suko kommen als dynamische Duo super rüber, da stimmt die Chemie.
Ich finde es nicht so schlimm, wenn alle durcheinander sprechen, wenn sich die Ereignisse in den Action-Szenen überschlagen, das ist so ein bisschen die Entsprechung zur wackelnden Kamera bei einer Action-Szene im Film.
Kommen wir zu einem dicken Minus-Punkt: Inhaltlich hatte ich leider ständig das Gefühl, meine Hausaufgaben nicht gemacht zu haben, weil ich Anspielungen auf frühere Fälle nicht verstanden habe. Das kann bei einer lang laufenden Serie schon mal passieren, ist aber meist so gemacht, dass es nicht stört und höchstens neugierig auf die Vorläufer macht. Hier hatte ich das Gefühl im zweiten Teil eines Dreiteilers zu sein, bei dem ich den ersten Teil zwingend gehört haben muss. So ähnlich kam es mir dann beim Schluss vor, der sehr abrupt kam, so dass ich nachsehen musste, ob ich einen Track ausgelassen hatte. Natürlich ist es klar, dass solche Serien viele Cliffhanger haben, aber meist ist ein Fall innerhalb der Geschichte abgeschlossen und am Ende deutet sich an, dass das noch nicht alles gewesen sein kann. Hier scheint es so zu sein, dass Folge 132 der Auftakt zur Folge 133 „Tödliche Weihnachten“ ist, die Ende September 2019 erscheint, es ist aber nicht als Mehrteiler gekennzeichnet, so dass man sich darauf einstellen könnte.

Fazit:

Für Neueinsteiger und Wiedereinsteiger kann ich die Folge "Der Ghoul, der meinen Tod bestellte" daher leider nicht empfehlen, da der fehlende Kontext stört. Wenn aber die vorhergehenden Folgen handwerklich so gut sind wie diese, kann ich die Reihe „Geisterjäger John Sinclair“ empfehlen ab Folge 1 für Binge-Hörer, die Spass an Grusel-Hörspielen haben und natürlich allen John Sinclair-Fans.

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Veröffentlicht am 04.07.2019

Wer bin ich, wenn jemand/etwas anderes meine Gefühle und meinen Verstand kontrollieren kann?

Die Unvollkommenen
1

Worum geht es?: „Die Unvollkommenen“ schließt sich sofort an „Die Optimierer“ an: Rebellin Lila, die im ersten Band Samson Freitag auf seinen Weg in den Abgrund begleitet hat, wacht nach 5 Jahren künstlichem ...

Worum geht es?: „Die Unvollkommenen“ schließt sich sofort an „Die Optimierer“ an: Rebellin Lila, die im ersten Band Samson Freitag auf seinen Weg in den Abgrund begleitet hat, wacht nach 5 Jahren künstlichem Koma, der „Verwahrung“, in einem Haft-Internat auf: Die Insassen werden mit allem Komfort versorgt, müssen sich aber den mächtiger gewordenen Robotern unterordnen oder ihnen droht eben jene Verwahrung, im schlimmsten Fall bis zum Tod. Sie findet einen Verbündeten in dem geheimnisvollen Eoin Kophler, einem Mitinsassen, der aufgrund eines Gehirnschadens nicht in Verwahrung geschickt werden kann. Während ihrer verlorenen fünf Jahre ist der in einem Roboterkörper wiederauferstandene Samson zum Mittelpunkt einer neuen Religion geworden, die alles kontrolliert. Lila und Eoin versuchen die Flucht aus einem System, dass sogar die Gefühle seiner Mitglieder kontrollieren kann.

Muss ich vorher „Die Optimierer“ gelesen haben?: Jein. „Die Unvollkommenen“ ist eine eigene Geschichte mit neuen Ideen und Themen, die in der Welt von „Die Optimierer“ angesiedelt ist und sich der bekannten Figuren bedient. Zum Verständnis der Geschichte werden die wichtigsten Ereignisse des ersten Teils fließend in der Geschichte nochmal zusammengefasst, so dass keine wichtigen Informationen zum Verständnis fehlen. Dadurch wird allerdings das überraschende Ende von „Die Optimierer“ verraten und man bringt sich so um einen köstlichen Twist. Außerdem hat man an den wiederkehrenden Figuren und ihrer Entwicklung mehr Spaß, wenn man sie wiedererkennt und über ihre Entwicklung staunt. Daher empfehle ich für maximalen Lesespass, falls möglich, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Wie fand ich es?: „Die Unvollkommen“ nimmt den Faden von „Die Optimierer“ als Fortsetzung auf, geht aber spätestens in der zweiten Hälfte eigene Wege. Während im ersten Buch noch sehr weltliche Themen wie der Gläserne Bürger im totalen Überwachungsstaat und Kritik am Optimierungswahn behandelt werden, ist „Die Unvollkommenen“ mehr an den großen philosophischen Fragen („Was ist Gott?“ „Was ist Glaube?“ „Habe ich einen freien Willen?“) interessiert. Dadurch bin ich, obwohl es vom Schreibstil her wie der Vorgänger klar und flüssig zu lesen ist, nicht so durch die Seiten geflogen, sondern habe mich stärker mit den Fragen auseinandergesetzt. Das hat mir gut gefallen, da es mich nicht stumpf die Geschichte konsumieren ließ, sondern auch eigene Überlegungen einfordert. Deshalb sollte man sich für „Die Unvollkommenen“ etwas mehr Zeit nehmen.

Fazit: Es hat mir sehr gut gefallen, da es mich unterhalten, aber auch meine Sicht der Dinge herausgefordert und jede Menge großartiges zitierfähiges Material geliefert hat. Nicht nur zum Wissenschaftsjahr „Künstliche Intelligenz“ eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 12.04.2019

Inselkrimi in der Tradition Agatha Christies

Dünengeister
1

„Dünengeister“ von Nina Ohlandt ist der 6. Roman in der Reihe um Hauptkommissar John Benthien von der Kripo Flensburg.

Diesmal will Benthien eigentlich nur mit Lilly und seinem Vater ein paar ruhige ...

„Dünengeister“ von Nina Ohlandt ist der 6. Roman in der Reihe um Hauptkommissar John Benthien von der Kripo Flensburg.

Diesmal will Benthien eigentlich nur mit Lilly und seinem Vater ein paar ruhige Tage auf Sylt verbringen, als ihm der seltsame Junge Tristan vom einflussreichen Melander-Clan ein paar menschliche Knochen bringt, die er in der „Geisterdüne“ gefunden hat. Während Benthiens Team anrückt, den Knochenfund zu untersuchen, lernt er die Melander-Sippe näher kennen und erfährt, dass unnatürliche Tode in dieser Familie keine Seltenheit sind…

Die Einführung der Hauptfiguren mit ihren Vorgeschichten fand ich, die die Vorgängerromane nicht kennt, sehr angenehm: es wird genug erklärt, dass ich nicht das Gefühl hatte, dass wichtige Infos aus den früheren fünf Romanen fehlen, aber es wird auch nichts verraten, so dass ich großes Interesse habe, die anderen Geschichten zu lesen (liegen tatsächlich mittlerweile im SuB-Stapel für den Urlaub).
Das Ermittlerteam mit Lilly und John finde ich sehr sympathisch. Nach zig Krimis mit gebrochenen, zynischen Ermittlern, die nur arbeiten, ihren Kummer wegtrinken und rauchend ihr Leben beweinen, habe ich die fröhliche Truppe sofort ins Herz geschlossen (ein bisschen erinnerte es mich an das quirlige Familienleben von Falco und Helena in Lindsey Davis-Rom-Krimis). Auch bei den anderen Figuren arbeitet Frau Ohlandt die Charakterzüge so fein heraus, dass man in Dialogen sofort weiß, wer spricht, auch wenn es gerade nicht dabeisteht. Eine meine Lieblingsfiguren ist dabei der junge Tristan Melander. Der heimliche Star des Buches ist natürlich die Insel Sylt mit ihrer Geschichte, die aufs Engste mit dem Melander-Clan verwoben ist.

Auch die Beobachtungen/Überlegungen zu den Schmerzen/Traumata, die ein Verbrechen bei den Hinterbliebenen anrichten, sind der feinfühlig ohne dabei dick aufgetragen oder melodramatisch zu sein. Die Todesfälle sind (bis auf einen) daher auch nicht besonders blutrünstig, sondern es steht ganz klassisch das „Wer war es?“ und „Wie wurde es gemacht“ bei den Ermittlungen im Mittelpunkt. Ohne zu viel zu verraten, kann ich sagen, dass Agatha Christie-Fans „Dünengeister“ lieben werden. Frau Ohlandt wollte eine Hommage an die Krimi-Meisterin schreiben und das ist ihr sehr gut gelungen.

Fazit: „Dünengeister“ war ein wunderbarer Kurzurlaub in einer für mich sehr stressigen Zeit. In einer Flut von Krimis und Psychothrillern, die sich mit ekligen Details gegenseitig zu überbieten versuchen, steht „Dünengeister“ als klassischer Krimi in der Tradition einer Agatha Christie heraus mit markigen Charakteren und einem grandiosen Finale. Deshalb bin ich sehr dankbar, dass ich an der Leserunde zu „Dünengeister“ teilnehmen und auch Nina Ohlandt kennenlernen durfte. Ich freue mich schon auf meinen Leseurlaub an der Küste und ein Wieder“sehen“ mit John und Lilly.

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Veröffentlicht am 31.01.2019

Thema mit viel Potential, dem etwas mehr Fokus bei der Geschichte gutgetan hätte

Anatomie eines Skandals
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Ankündigungstext und auch die ersten Kapitel von Sarah Vaughans „Anatomie eines Skandals“ versprechen dem Leser eine toughe Staatsanwältin, die einen hochkarätigen Politiker wegen Vergewaltigung in die ...

Ankündigungstext und auch die ersten Kapitel von Sarah Vaughans „Anatomie eines Skandals“ versprechen dem Leser eine toughe Staatsanwältin, die einen hochkarätigen Politiker wegen Vergewaltigung in die Mangel nimmt und die Sicht seiner Ehefrau, die zwischen Zweifel und Loyalität hin- und hergerissen ist. Die Geschichte nimmt dann leider eine völlig andere Richtung, was nicht schlecht wäre, wenn der beschrittene Pfad wenigstens interessant oder nachvollziehbar wäre. Wer auf ein Gerichtsdrama, einen Polit-Thriller oder eine psychologische Studie, was ein Skandal mit den Angehörigen der Beteiligten anrichtet, gehofft hat, wird sehr enttäuscht werden.
Der Roman beginnt mit der Anwältin Kate, die sich als Ich-Erzählerin den Lesern als kompromisslose Staatsanwältin vorstellt. Sie übernimmt nach einem enttäuschenden Freispruch in einem Vergewaltigungsfall die Anklage gegen den hochrangigen Politiker James Whitehouse, der außerdem ein enger Freund des Premierministers ist. Whitehouse wird von einer ehemaligen Untergebenen vorgeworfen, sie vergewaltigt zu haben. Im nächsten Kapitel springen wir ein paar Monate zurück und in die Perspektive von James´ Frau Sophie, die an diesem Abend von ihrem Mann erfahren muss, dass er eine Affäre hatte und die Presse davon weiß. Sophie fürchtet um ihren Mann und fühlt sich an dunkle Ereignisse aus der Vergangenheit erinnert.
Im Laufe der Geschichte wechseln wir mehrfach zwischen Ereignissen vor 20 Jahren und dem Gerichtsprozess sowie den Perspektiven von noch drei weiteren Personen hin und her. Wenn die Zusammenfassung wirr klingt, liegt es daran, dass die Geschichte wirr und springend erzählt wird. Ein Großteil der Geschichte (das Ereignis vor 20 Jahren) ist im Nachhinein ziemlich unnötig und zieht die Aufmerksamkeit von dem, was der Kern der Geschichte hätte sein können: James´Wort gegen das von Olivia (der Klägerin) und der schwierigen Position, in der sich Jury und Angehörige befinden. Wem soll man glauben? Dazu hätten die verschiedenen Perspektiven gepasst, aber keine davon ist zum Beispiel aus Sicht von Olivia, dem mutmaßlichen Opfer.
Das Buch fängt sehr stark an, hätte ich es im Buchladen angelesen, hätte ich es gekauft und mich dann anschließend im weiteren Verlauf geärgert, wie schnell die Geschichte unnötige Nebenschauplätze aufmacht und die Figuren immer unglaubwürdiger werden.
Es gibt einen Punkt für das Thema und einen für den starken Anfang. Schade, dass die Geschichte danach so abgleitet. Thema, Setting und die beteiligten Personen hatten so viel Potential zu einem packenden Polit-Thriller (der Premierminister will Freund schütze, Zeugen werden eingeschüchtert, Presse manipuliert) oder einem packenden Gerichtsdrama (Aussage gegen Aussage, Anwälte, die jedes Wort auf die Goldwaage legen) oder ein Drama, das die Zweifel und Verunsicherung der Familie des Beschuldigten behandelt (hat er es getan, kenne ich ihn überhaupt), aber alles wird nur lauwarm angeschnitten und zugunsten einer wirren Nebengeschichte nicht weiter behandelt.
Ich konnte das Buch im Rahmen der Lesejury vorab lesen und bekam ein Exemplar vom Verlag, das hat jedoch keinen Einfluss auf meine Wertung.

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Veröffentlicht am 14.10.2018

Die Grausamkeit der Daten

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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„Ja, mir scheint, die Grausamkeit und Schärfe der Daten übertrifft die des Stahls noch bei weitem.“ Diese Worte legt Andreas Eschbach in seinem neuen Roman „NSA- Nationales Sicherheitsamt“ Heinrich Himmler ...

„Ja, mir scheint, die Grausamkeit und Schärfe der Daten übertrifft die des Stahls noch bei weitem.“ Diese Worte legt Andreas Eschbach in seinem neuen Roman „NSA- Nationales Sicherheitsamt“ Heinrich Himmler in den Mund und beweist schockierend, welche Macht scheinbar unwichtigen Daten innewohnt:

In einer anderen Vergangenheit gibt es Computertechnologie durchgehend seit dem 18. Jahrhundert und hat sich in den 1930iger Jahren auf ein Niveau entwickelt, das unserem heutigen Technikgebrauch entspricht. In dieser Zeit hängen Menschen mit ihren Komputern (ja, diese Schreibweise wird im Roman konsequent beibehalten) am Weltnetz bezahlen bargeldlos über Volkstelephone („Votel“), schreiben elektronische Briefe und noch mehr (den Spass, die Parallelen zu Heute zu entschlüsseln, möchte ich anderen Lesern nicht nehmen). Dabei hinterlassen sie einen riesigen Berg Daten, den das Nationale Sicherheitsamt nutzt, um sich für die Nazi-Regierung unentbehrlich zu machen.

Die Schilderung wechselt zwischen Helene Bodenkamp, einer jungen Programmstrickerin (in dieser Welt ist Programmieren ausschließlich Frauensache) aus gutbürgerlichem Hause, die zwar selbst eher unpolitisch ist, aber versucht eine schützende Hand über ihre Lieben zu halten, und dem Analysten Eugen Lettke, dem Sohn eines Kriegshelden (wie seine Mutter ihm unermüdlich eintrichtert), der seine Stellung beim NSA ebenfalls für persönliche (allerdings deutlich düstere) Motive nützt. Mehr möchte ich über die Handlung nicht verraten, da das Buch voller Überraschungen und Aha-Erlebnissen steckt.

Was ich aber noch erwähnen möchte, sind die kleine Beobachtungen, die das große Bild abrunden, die Herr Eschbach mit viel Liebe zum Detail einfügt: Der Lehrer, der den Schülern den Spass an einem Fach verdirbt, weil er zu ungeduldig ist und sich nicht mehr erinnern kann, wie es war, als man selbst noch Neuling war und nicht alles auf Anhieb verstanden hat. Oder der Wissenschaftler, der in schneller Folge Veröffentlichung raushauen muss, weil sonst die Forschungsgelder nicht fließen. Das waren meine persönlichen Lieblinge, aber es gibt noch viel mehr solcher Stellen.

Trotz kleiner Stolpersteine für das Auge, wie „Komputer“ und der alten Schreibweise von Telephon, liest es sich dank Herrn Eschbachs präzisem Schreibstil sehr flott und auch die Handlung treibt einen zum Weiterlesen an. Der Einstieg ist etwas verwirrend, weil der Leser mitten ins Geschehen mit vielen Personen geworfen wird, aber mit jedem folgenden Kapitel wird das Bild deutlicher. Wie oben gesagt, macht das Entschlüsseln der urig deutschen Begriffe für moderne Computer-Technologie sehr viel Spaß, man vergisst darüber aber nie, dass es sich um ein todernstes Thema handelt und Geheimnisse (vor allem vor dem Staat) in dieser Welt überlebensnotwendig sind. Darin liegt die Genialität von „NSA“: Zwar haben wir alle schon einmal gehört, dass wir mit den Spuren, die wir im Internet hinterlassen, vorsichtiger umgehen sollen und unsere Daten besser schützen sollen, aber wenn wir ehrlich sind, zucken wir meist mit den Schultern und gehen davon aus, nicht so interessant zu sein und eh nichts zu verbergen zu haben. Doch was wäre, wenn der Staat jeden auf Konformität überprüft? Wenn kalte Algorithmen emotionslos filtern, was interessant ist und scheinbar harmlose Einzelheiten zu einem Strick verknüpft, an dem ein feindseliger Staat jeden Abweichler und Kritiker hängen kann?

Fazit: Andreas Eschbachs „NSA- Nationales Sicherheitsamt“ ist ein großartig beunruhigender Roman, der zu keinem passenderen Zeitpunkt erscheinen konnte und das ersehnte Fach „Computerkompetenz“ (nicht zu verwechseln mit Informatik) in eine packende Geschichte einbettet. Ich empfehle ihn jedem, der auch nur einen E-Mail-Account hat (von Facebook, Twitter & Co. mal ganz zu schweigen).

Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass ich das Buch im Rahmen der Lesejury kostenlos vorab zum Lesen zur Verfügung gestellt bekommen habe, dies aber keinen Einfluss auf meine Bewertung hatte.

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