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Veröffentlicht am 28.02.2024

Fauststarke Kommissarin

Frau Faust
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Autorin Antje Zimmermann, bekannt als Bloggerin und Reisejournalistin hat sich ihren Traum erfüllt und einen Krimi veröffentlicht.

Die namensgebende „Frau Faust“ ist die Kölner Kriminalkommissarin Katharina ...

Autorin Antje Zimmermann, bekannt als Bloggerin und Reisejournalistin hat sich ihren Traum erfüllt und einen Krimi veröffentlicht.

Die namensgebende „Frau Faust“ ist die Kölner Kriminalkommissarin Katharina Sismann, Polizistin aus Leidenschaft und ehemalige Weltklasseboxerin.

Sie und ihr Kollege Kilian Neumann ermitteln in dem Mordfall Clarissa Moor, einer Bestsellerautorin, die kurz vor der Veröffentlichung ihres nächsten Buches stand und die regelmäßig junge Talente in Schreibkursen gefördert hat. Selbstlos war die Autorin allerdings nur auf den ersten Blick.



Gefallen hat mir, dass es ganz viel Köln in diesem Krimi gibt. Frau Zimmermann ist hier zu Hause und das merkt man. Ihre Stadtführung in mir noch unbekannte Viertel und Ecken mochte ich sehr.

Auch die Idee in der Männer dominierten Polizeiwelt eine starke Frau als Kommissarin auftreten zu lassen, fand ich klasse. Allerdings war mir Kata Sismann ein bisschen drüber. Sie trinkt und kifft, wirft unreflektiert bunte Pillen ein, die sie der Asservatenkammer vorenthalten hat und marschiert nach Dienstschluss mal eben in zwielichtige Bars, um mit irgendwelchen Typen eine schnelle Nummer zu schieben. Dagegen ist Ihr Kollege Kilian eine Schlaftablette. Schade, man hätte hier ein interessantes Team entstehen lassen können. Stattdessen gibt es jede Menge Alleingänge der Exboxerin.

Der Fall selbst war ganz unterhaltsam aber auch sehr abstrus und hart an der Grenze der Glaubwürdigkeit.

Vielleicht entwickelt sich Frau Faust in Teil 2 noch weiter. Ich sehe da noch Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 24.02.2024

Der Fluch der Sklaverei

Underground Railroad
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Das preisgekrönte Werk „ Underground Railroad“ von Colson Whitehead ist eine schonungslose Abrechnung mit der Sklaverei.


Der Roman ist keine genaue historische Abhandlung. Der Autor nimmt sich die Freiheit ...

Das preisgekrönte Werk „ Underground Railroad“ von Colson Whitehead ist eine schonungslose Abrechnung mit der Sklaverei.


Der Roman ist keine genaue historische Abhandlung. Der Autor nimmt sich die Freiheit die Geschichte so abzuändern, dass sie seine Botschaft, nämlich das die Sklaverei ein Fluch ist, der bis heute nachwirkt, noch deutlicher unterstreicht.


Protagonistin Cora ist auf der Randall Plantage in Georgia geboren worden. Ihre Großmutter wurde aus Afrika verschleppt und versklavt. Ihre Mutter Mabel war das einzige überlebende Kind ihrer Mutter. Ihre Mutter ist jedoch eines Nachts von der Plantage geflohen, hat ihre kleine Tochter dort zurückgelassen und ist nie wieder zurückgekehrt. Cora hat ihr das nie verzeihen können, denn die Flucht ihrer Mutter hat das Leben für sie noch unerträglicher gemacht.


Colson Whitehead schildert sehr genau die barbarischen Methoden, die auf der Plantage herrschten. Dass zu lesen fiel mir wirklich schwer, und ich brauchte immer wieder Pausen.


Irgendwann ist für Cora der Punkt erreicht wo sie lieber auf der Flucht sterben möchte, als noch einen weiteren Tag auf der Plantage ihr Dasein zu fristen. Es gab zu dieser Zeit ein Netzwerk von Abolitionisten, die geflüchtete Sklaven versteckt haben und versucht haben sie in die Nordstaaten Amerikas zu schleusen. Dieses Netzwerk nannte sich Underground Railroad. Der Autor greift in seinem Roman diesen Begriff auf. Allerdings gibt es im Roman tatsächlich ein Tunnelsystem mit Schienen im Untergrund z.B unter Scheunen oder Häusern und Lokomotiven mit Wagons , die die Flüchtlinge von einem Staat in den anderen transportieren. Das Ziel ist nie bekannt.


Cora muß erfahren, dass ihr erstes Ziel, ein vermeintlich sicherer Staat wie South Carolina, wo man ihr sogar lesen und schreiben beibringt doch nicht das gelobte Land ist. Hier möchte man die schwarze Bevölkerung sterilisieren, um die Anzahl der schwarzen Bewohner unter Kontrolle zu behalten.


Außerdem ist Cora‘s Gegenspieler der Sklavenfänger Ridgeway auf ihre Spur gekommen und Cora muß erneut die Underground Railroad in Anspruch nehmen um zu fliehen.


Viel mehr möchte ich vom Inhalt der Geschichte gar nicht preisgeben. Jede Station der Underground Railroad enthüllt neue Gefahren und der Weg in die Freiheit ist für Cora ein langer Leidensweg mit vielen Verlusten.


Man begreift beim Lesen den Ursprung von Rassismus, und deshalb ist das Buch auch wirklich wichtig und aktuell. Es ist allerdings wirklich harter Tobak. Zwischendurch war die Geschichte etwas langatmig.


Nichtsdestotrotz empfehle ich das Buch auf jeden Fall als Lektüre. Auch die Verfilmung soll sehr sehenswert sein.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Wunderbares Buch

Die verschwindende Hälfte
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„Die verschwindende Hälfte“ von Britt Bennett ist ein sehr außergewöhnliches Buch, dass sich mit den Themen Rassismus und Colorism, Homophobie und Transphobie beschäftigt.



Die Zwillinge Stella und Desiree ...

„Die verschwindende Hälfte“ von Britt Bennett ist ein sehr außergewöhnliches Buch, dass sich mit den Themen Rassismus und Colorism, Homophobie und Transphobie beschäftigt.



Die Zwillinge Stella und Desiree Vignes wachsen in Louisiana im kleinstädtischen Mallard auf. Der Ort ist so klein, dass er auf keiner Landkarte namentlich zu finden ist. Trotzdem ist es ein besonderer Ort, in dem ausschließlich hellhäutige Schwarze leben. Die Einwohner sind stolz darauf, dass sie mit ihrer Hellhäutigkeit sogar als Weiße durchgehen könnten.

Genau das versucht eine der Zwillingsschwestern (Stella) auch mit Erfolg. Sie verlässt ihre Heimat und ihre Familie, bricht jeglichen Kontakt ab und heiratet einen nichts-ahnenden Weißen. Der andere Zwilling Desiree hingegen sucht sich als junge Erwachsene den dunkelsten Schwarzen, den sie finden kann und gründet mit ihm eine Familie.

Als Leser*innen verfolgen wir die Lebenswege der in den 60erJahren geborenen Mädchen, die in ihrer Kindheit so eng verbunden waren und dann von einem Tag auf den anderen keinen Kontakt mehr zueinander haben. Beide leiden unter der Trennung, doch es braucht eine weitere Generation bis ein Wiedersehen möglich wird. Stella zieht ihre Lebenslüge konsequent durch, doch der Preis, den sie zahlt ist hoch. Auch Desiree‘s Lebensweg nimmt eine andere Richtung als geplant, als ihr Mann gewalttätig wird. Sehr spannend fand ich auch die Entwicklung von Stella‘s hellhäutiger Tochter Kennedy, die sich selbstverständlich für eine Weiße hält und ihrer dunkelhäutigen Cousine Jude, die im Heimatdorf ihrer Mutter Diskriminierung erlebt.

Trotz der schweren Themen ist diese Familiengeschichte sehr sensibel und warm erzählt. Ich hatte das Hörbuch vorliegen, wunderbar gelesen von Tessa Mittelstaedt, dass ich nur empfehlen kann. Mir hat die Geschichte wirklich gut gefallen. Die Charaktere waren gut ausgearbeitet und der Roman ist sehr vielschichtig erzählt. Wer anspruchsvolle Familiengeschichten mag, dem kann ich diesen Roman wirklich wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 17.02.2024

Psychogramm einer Beziehung

Arctic Mirage
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Eigentlich sollte man meinen ein Traumurlaub in Lappland mit Luxushotel und unberührter Natur wäre für das Paar, dass sich diesen Urlaub leisten kann einfach nur himmlisch. Doch dieser Urlaub endet tödlich ...

Eigentlich sollte man meinen ein Traumurlaub in Lappland mit Luxushotel und unberührter Natur wäre für das Paar, dass sich diesen Urlaub leisten kann einfach nur himmlisch. Doch dieser Urlaub endet tödlich für den Mann, und das ist kein Spoiler, denn dieser Mord geschieht gleich auf der ersten Seite.

Als Leser verfolgen wir die Entwicklung bis zu dieser Bluttat dann im Rückblick.



Karo und Risto verunglücken mit ihrem Mietwagen auf eisglatter Straße, sind leicht verletzt und müssen sich in das einzige Hotel vor Ort, ein Luxushotel mit horrenden Preisen einbuchen, bevor sie wieder nach Hause fliegen können.

Schnell wird klar, dass die Beziehung des Paares alles andere als glücklich ist. Die Autorin springt mal in die Vergangenheit, das Aufwachsen und Kennenlernen beider Partner, dann gibt es wieder kurze Fragmente aus der Gegenwart, Interaktionen mit dem unfreundlichen Hotelpersonal oder dem frisch verwitweten Hotelarzt z.B. Man bekommt die Protagonisten nicht so richtig zu fassen, kann nicht einschätzen, ob Karo eine unzuverlässige Erzählerin ist, oder nicht. Immerhin nimmt sie Tabletten, weil sie psychische Probleme hat. Aber ist das wirklich so?



Das Buch bleibt rätselhaft bis zum Schluss und weil man Antworten haben möchte,entwickelt die Geschichte auch einen gewissen Sog.

Trotzdem haben mich die Charaktere am Ende nicht erreicht, auch wenn ich nach und nach verstehe, wie es in dieser unglücklichen Beziehung zugegangen ist. Es gibt so einige Nebencharaktere, die auch alle sehr seltsam sind, und man weiß eigentlich gar nicht warum man mal kurz in deren Geschichten eintauchen soll, wo das Buch doch sowieso nicht allzu lang ist.


Schade fand ich auch, dass die Landschaft , dieses besondere Setting nicht sehr eindrücklich ist. Ich habe Lappland nicht gefühlt. Die Geschichte hätte auch irgendwo im Schnee spielen können.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Berührende Familiengeschichte

Hallo, du Schöne
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„Die ersten sechs Tage seines Lebens war William Waters kein Einzelkind.“



Mit diesem dramatischen Satz beginnt der Familienroman der Autorin Ann Napolitano. William‘s Kindheit ist geprägt von der Trauer ...

„Die ersten sechs Tage seines Lebens war William Waters kein Einzelkind.“



Mit diesem dramatischen Satz beginnt der Familienroman der Autorin Ann Napolitano. William‘s Kindheit ist geprägt von der Trauer in seiner Familie. Mit dem Tod seiner Schwester ist auch die Fröhlichkeit und Liebe in seinem Elternhaus gestorben und für William ist keine Liebe mehr übrig geblieben. Lediglich beim Basketball spielen in der Schule und später am College erfährt der groß gewachsene Junge Bestätigung und Lob.

Als er im College Julia Padavano kennenlernt und mit ihr ihre quirligen Schwestern und deren chaotisches, liebevolles Zuhause, ist er fast ein bisschen überfordert.

Er verliebt sich in Julia, doch William‘s Kindheit wirkt nach und sein Trauma belastet die Beziehung.

Der Familienzusammenhalt der Padavanos steht im krassen Gegensatz zu dem, was William als Familie kennengelernt hat. Auch Julia‘s drei Schwestern habe eine sehr enge und innige Beziehung zueinander. Diese Fürsorge füreinander und die komplikationslose Aufnahme von William in die italo-amerikanische Großfamilie war so toll beschrieben und einfach schön zu lesen. Die Kapitel sind zeitlich überlappend aus verschiedenen Perspektiven geschrieben. Mit dem Erwachsenwerden von William, den Schwestern und dem Versterben des Padavano -Vaters gibt es einen Bruch in der Familie mit teilweise sehr drastischen Lebensentscheidungen.

Der Roman war spannend, hatte einen sehr angenehmen, warmherzigen Sprachstil und war besonders zum Ende hin sehr emotional. Ich habe das Buch einfach unheimlich gerne gelesen und die Padavonos sofort in mein Herz geschlossen.



Das Buch nimmt mehrfach Bezug auf den Klassiker „ Little Women“ von Louisa May Alcott, den ich jedoch nicht gelesen habe bisher. Möglicherweise ist die Geschichte für Kenner dieses Werkes etwas vorhersehbar.

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