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Veröffentlicht am 15.07.2021

Vielleicht ein bisschen zu viele Verwicklungen, um glaubwürdig sein zu können

Die Karte
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Laura Windmüllers Lebensgefährtin Eva geht, wie so oft am Abend, noch Laufen. Doch dann kommt von Evas Handy eine seltsame Nachricht und Laura wird ermordet aufgefunden. Hauptkommissar Jens Kerner macht ...

Laura Windmüllers Lebensgefährtin Eva geht, wie so oft am Abend, noch Laufen. Doch dann kommt von Evas Handy eine seltsame Nachricht und Laura wird ermordet aufgefunden. Hauptkommissar Jens Kerner macht sich Vorwürfe, Eva nicht eindringlicher aufgehalten zu haben, denn er hat sie wohl als einer der letzte lebend gesehen. Ausgerechnet vor Evas Haus wurde kurz zuvor ein Mann erstochen. Hängen die beiden Morde zusammen? Doch dann wird eine weitere Läuferin tot aufgefunden – in gleicher Weise ermordet, wie Laura. Zusammen mit seiner Kollegin Rebecca Oswald will Jens den Fall so schnell wie möglich aufklären, denn eines ist klar – der Täter wird weitermachen!

Obwohl der vierte Band für mich der erste war, kam ich gut in die Story und auch die Charaktere musste ich mir nicht sehr erarbeiten. Das Team Jens / Becca ist einfach super eingespielt und das überträgt sich sehr auf den Leser. Die Vertrautheit und das Knistern ist Winkelmann sehr gut gelungen. Klar, wenn man sich erlesen hat, wie das entstanden ist, ist es sicher noch schöner. Der Fall selbst lässt sich prima ohne Vorkenntnisse der anderen Bücher genießen.

Die Idee, die Karte bzw. die App (aber den Titel gibt es ja bereits) als Schlüssel einzubauen, finde ich gelungen und zeitgemäß bzw. in die aktuelle App-Schwemme passend. Die kleinen und großen Wendungen sind gekonnt und stimmig eingefügt worden. Allerdings gibt es auch ein paar Ungereimtheiten, die mir aufgestoßen sind. Vielleicht erwarte ich auch zu viel von einem Krimi/Thriller? Mir ist immer rätselhaft, wenn ein Ermittler ohne zweite Person unterwegs ist. Meines Wissens nach sind die immer zu zweit unterwegs.

Die Story entwickelt sich in eine ganz andere Richtung, als ich ursprünglich dachte. Das ist nun weder schlecht, noch besonders raffiniert. Aber es passt nicht so wirklich zum Titel. Die Auflösung ist recht überraschend, auch wenn sie durchaus logisch aufgebaut ist. Mit einem zweiten Faden lockt der Autor den Leser zudem gekonnt auf einige falsche Fährten. Dazu kommt noch ein weiteres Verbrechen, das Jens so nebenbei aufklärt und der Masse an Zufällen ein kleines Krönchen aufsetzt.

Insgesamt fand ich die Story nicht wirklich schlecht, aber sie bringt mich nun auch nicht dazu, die bisherigen Bände unbedingt noch kennenlernen zu wollen. Auch ist sie nicht gut genug gewesen, dass ich einen vermutlich folgenden fünften Band unbedingt haben muss. Ich wurde gut unterhalten, werde allerdings nicht wirklich viel sehr lange im Gedächtnis behalten. Von daher also ein durchschnittlicher Krimi, dem ich drei Sterne gebe.

Bisher hatte ich noch kein von Charles Rettinghaus gesprochenes Hörbuch. Seine Stimme gefällt mir, aber er las das Buch ein bisschen wie eine Predigt und das hat mich doch immer mal wieder ins Stolpern gebracht. Ich kann ihm gut zuhören, mein Lieblingssprecher wird er allerdings auf diese Weise definitiv nicht.

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Es hätte witzig werden können.

Nachrichten von Männern
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Die Beschreibung klang richtig cool und die ersten Kapitel waren auch wirklich amüsant. Allerdings haben sich die Witze mit der Zeit ein bisschen abgenutzt und irgendwann fragte ich mich tatsächlich, ob ...

Die Beschreibung klang richtig cool und die ersten Kapitel waren auch wirklich amüsant. Allerdings haben sich die Witze mit der Zeit ein bisschen abgenutzt und irgendwann fragte ich mich tatsächlich, ob es in den Augen von Annika Decker und Katja Berlin denn nur Vollpfosten unter den Männern gibt. Da wird echt kein gutes Haar am anderen Geschlecht gelassen und alles nur negativ hingestellt. Nette, liebe, liebevolle, amüsante, aufbauende, fröhliche Nachrichten scheint von den beiden Frauen keine je von einem Mann bekommen zu haben. Teilweise verstehe ich die Nachrichten auch gar nicht. Mag sein, dass ich zu doof dazu bin. Die Typisierung der Männer zeugt jedenfalls nicht davon, dass die beiden Autorinnen ihnen irgendwie wohlgesonnen wären.

Klar, es gibt auch nicht so witzige Beziehungen und Männer. Aber ein paar Kapitel mit weniger bissigem Inhalt hätten dem Buch ganz sicher nicht geschadet. Las es sich anfangs lockerflockig weg, schaffte ich bald nur noch ein Kapitel alle zwei, drei Tage und es war hart an der Grenze, dass ich das Buch ganz abgebrochen hätte.

Kurz und gut – der Abnutzungseffekt war super fix da und lustig war die ganze Sache dann schnell nicht mehr. Auch die Rezension zum Buch ist nicht einfach und am Ende sehe ich ein, dass ich nur zwei Sterne geben kann.

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Veröffentlicht am 09.07.2021

Gemächlicher Krimi mit viel Lokalkolorit

Blutroter Wein
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Südtirol und Wein gehören einfach zusammen. Und als Tiberio Tanner durch den Kauf einer Flasche Rebensaft tatsächlich einen Rebstock gewinnt, macht er sich gleich auf den Weg, um ihn in Besitz zu nehmen. ...

Südtirol und Wein gehören einfach zusammen. Und als Tiberio Tanner durch den Kauf einer Flasche Rebensaft tatsächlich einen Rebstock gewinnt, macht er sich gleich auf den Weg, um ihn in Besitz zu nehmen. Doch angekommen hat er wenig Lust auf Wein von dieser Pflanze: Ein Toter liegt genau an seinem Weinstock! Da Tanner Privatdetektiv ist, beginnt er mit den Ermittlungen. Das passt nicht jedem, doch mit seiner Art hat er nicht nur die nette Apothekerin Paula für sich gewonnen, sondern mogelt sich prima überall durch. Und er hat viele Gründe, den Fall lösen zu wollen …

Ich hatte wirklich sehr viel Spaß mit dieser Story, auch wenn sie teilweise ein bisschen zu sehr politisch geraten ist. Der literarische Aufenthalt in Italien und Österreich ist eine gelungene Mischung aus Weinkunde, kulinarischen Highlights, satirischem Humor, spannenden Verwicklungen und klugen Wendungen. Dazu eine Prise Gefühl und schon hat man einen wunderbaren Mix.

Dem Autor ist eine ganze Reihe wunderbarer Charaktere gelungen. Alle echte Originale, die das Herz berühren, schmunzeln lassen, staunen machen und wirklich einzigartig sind. Trotz ganz viel Humor finden sich hier auch sehr bewegende Szenen und Stellen. Diese Mischung mag ich sehr. Ein recht gemütlicher Regional-Krimi, der aber sehr unterhaltsam ist und auch zum Nachdenken anregt. Das Geplänkel zwischen Tanner und Paula ist wunderbar, aber Oban versteht es vorzüglich, Tanner auch im Gespräch mit anderen schelmisch und gechillt sein zu lassen, ohne ihn komplett zum Trollo zu machen. Ich mag Tanner einfach und ich mag Menschen (und Romanfiguren), die Genießer sind. Der kleine „politische Ausrutscher“ kostet zwar einen Stern, dennoch fand ich die Story sehr unterhaltsam.


Alles in allem ein schöner Cosy-Crime, dem ich vier Sterne gebe.

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Veröffentlicht am 02.07.2021

Gefährliches Spiel

Violet
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Kris Barlow beschließt, mit ihrer achtjährigen Tochter Sadie ins alte Ferienhaus ihrer Eltern zu fahren. Sadie soll hier den Schock über den Unfalltod ihres Vaters verarbeiten und ihre Seele heilen lassen. ...

Kris Barlow beschließt, mit ihrer achtjährigen Tochter Sadie ins alte Ferienhaus ihrer Eltern zu fahren. Sadie soll hier den Schock über den Unfalltod ihres Vaters verarbeiten und ihre Seele heilen lassen. Doch am Lost Lake stellt sie fest, dass vom Haus eigentlich nur noch eine Ruine übrig ist. Dennoch will sie in kein anderes Haus und beginnt mit der Renovierung. Und tatsächlich öffnet sich Sadie nach und nach, was Kris als gutes Zeichen nimmt. Doch dann erfährt sie von Dingen, die ein völlig anderes Licht auf Pacinton, das Haus und ihre eigene Vergangenheit werfen …

Es fällt mir schwer, das Buch zu bewerten. Scott Thomas hat einen wunderbaren Schreibstil, der den Leser in Sicherheit wiegt und vorgibt, es geht um eine harmlose Familiengeschichte. Doch dann zieht er einem ohne Vorwarnung den Boden unter den Füßen weg – nur, um mit demselben Spielchen immer wieder neu zu beginnen und das Ganze dann in einem fulminanten Showdown enden zu lassen. Zwischendurch fand ich die Story sogar langweilig, konnte Krissys Verhalten nicht verstehen und hab mich ein bisschen über sie geärgert. Zwar ist es ein raffiniertes Stilmittel, nicht alle Dinge direkt beim Namen zu nennen und mehr anzudeuten, doch wurde es hier meiner Meinung nach ein bisschen zu oft eingesetzt und hat sich damit abgenutzt.

Der Autor hat in diesem Buch fast wie nebenbei eine ganze Reihe Themen angeschnitten und verarbeitet, die man vielleicht erst auf den zweiten Blick bemerkt, dennoch passen sie ins Gesamtbild und haben auch die Wirkung eines roten Fadens. Krankheit, Sucht, Tod, Betrug, Lüge und Liebe sind die vordergründigen Themen, aber es geht auch um Kindheit, Einsamkeit, Verlorensein, Erinnerungen und Abhängigkeiten. Die Macht der Sehnsucht sollte man nie unterschätzen!

Die Figuren entwickeln sich alle im Laufe der Geschichte weit von ihrer anfänglichen Art weg. Die Ereignisse aus Krissys Vergangenheit reichen bis in ihre Gegenwart. Das ist ihr zwar bewusst gewesen, doch die Ausmaße sind wesentlich tragischer, als man ahnen kann. Der mystische Teil erinnert an Stephen King. Wie bei ihm, so findet sich auch hier damit ein Faktor, der aus einer völlig normalen Handlung einen Thriller macht. Dennoch werden mir manche Szenen zu ausführlich, dafür andere zu oberflächlich behandelt. Und doch bin ich insgesamt von diesem düsteren Buch gefesselt worden. Es lässt sich nicht mit „Kill Creek“ vergleichen, erzeugt völlig andere Gefühle und das nicht nur, weil dort die Hauptfiguren männlich und hier beide weiblich sind. Vier Sterne ist mir „VIOLET“ wert und ich bin auf das nächste Werk von Scott Thomas sehr gespannt.

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Veröffentlicht am 30.06.2021

Hat mich sehr überrascht!

Der Bewohner
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Thomas Brody versteckt sich auf dem Dachboden eines leerstehenden Reihenhauses und entdeckt, dass er von dort nicht nur die Bewohner beobachten und ausspionieren, sondern sich auch mit Lebensmitteln und ...

Thomas Brody versteckt sich auf dem Dachboden eines leerstehenden Reihenhauses und entdeckt, dass er von dort nicht nur die Bewohner beobachten und ausspionieren, sondern sich auch mit Lebensmitteln und Duschen versorgen kann. Brody ist Serienmörder und sein nächstes Opfer steht schon fest. Doch zunächst möchte Brody spielen …

Die Stimme seines Alter Egos in seinem Kopf ist beängstigend und quasi das wahre Böse. Jackson schreibt so, dass der Leser (oder auch Hörer) geradezu an der Seite seines Protagonisten ist und damit unfreiwillig zu Voyeur wird. Anfangs ist man einfach nur verstört, doch nach und nach erfährt man Dinge aus Brodys Vergangenheit, die zwar nichts entschuldigen, aber vieles erklären und sehr betroffen machen.

Es gibt viele Szenen, die mir zu plastisch beschrieben sind. Gewalt und erotische Phantasien (und auch tatsächlich stattfindende Szenen) hätten für meinen Geschmack auch nur angedeutet werden können. So einige Stellen triggern enorm.

Auf weiten Strecken fragt man sich dennoch, wieso dies ein Thriller ist – doch am Ende haut Jackson so viele Bolzen raus, dass es mir den Atem raubte. Und ja – damit wurde ich mehr als gut entschädigt und das Ruder wurde eindeutig und definitiv herumgerissen. Nichts hätte anders geschehen dürfen, sonst hätte das Ende nicht so reingehauen und gepasst!

Man hat besonders bei Martyn und Colette ein mulmiges Gefühl, denn hier zeigt Brody seine dunkle und außerordentlich böse, gemeine Seite. Um Elsie hatte ich schreckliche Angst und ausgerechnet hier zeigt Brody plötzlich eine Seite, die ihn sympathisch macht und das schockierte mich fast mehr, als alle anderen Szenen.

Glaubt man, dass man alles schon kennt und weiß, wie es endet, zieht einem Jackson den Boden komplett unter den Füßen weg. Nichts ist mehr, wie es war. Man erkennt, dass man nie zu voreilig irgendwelche Schlüsse ziehen, aber immer auf der Hut sein sollte!

Ja, mir hat die Story super gut gefallen! Gerade, weil ich an manchen Stellen innerlich aufstöhnte und am Ende einsehen musste, dass ich auf der falschen Fährte war, gebe ich die vollen fünf Sterne, denn so gekonnt hat mich schon lange kein Autor mehr aufs Glatteis geführt. Zudem hat Peter Lontzek seinen Job einfach perfekt gemacht. Er gab Brody die passende Art zu sprechen und schaffte es, dass man dessen zweites Ich gut von ihm selbst unterscheiden konnte. Zudem klingt es bei ihm nicht so nervig, wenn er den Part der weiblichen Figuren spricht. Mir gefällt seine Art zu lesen sehr gut und ich hoffe, ich werde noch mehr von ihm – und auch David Jackson - hören.

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