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Veröffentlicht am 15.07.2023

Erst zu gemächlich, dann fesselnd und rasant

Abgrund
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Clementine, genannt Clemmie, kommt seit dem Selbstmord ihrer kleinen Schwester nicht mehr in die Spur. Es sieht für sie so aus, als hätte sie ihre Schwester retten können, wäre sie nicht bei deren Anruf ...

Clementine, genannt Clemmie, kommt seit dem Selbstmord ihrer kleinen Schwester nicht mehr in die Spur. Es sieht für sie so aus, als hätte sie ihre Schwester retten können, wäre sie nicht bei deren Anruf durch ihr Date abgelenkt gewesen. Sie hat ihr Studium auf Eis gelegt und jobbt in einer Helpline. Darüber lernt sie Daniel kennen, der seit zwei Jahren vergeblich versucht, die Polizei davon zu überzeugen, dass seine Schwester ermordet wurde und sich eben nicht selbst das Leben nahm. Daniel gibt Clemmie Grund zur Annahme, dass auch deren Schwester nicht freiwillig in den Tod ging. Gemeinsam gehen sie auf Spurensuche und entdecken Zusammenhänge, die ihnen den Atem rauben.

Die Story ist sehr gut aufgebaut, auch wenn sie sich am Anfang ein wenig zieht, bis sie in die Gänge kommt. Clemmie erscheint mir da etwas zu sehr in Selbstmitleid und Selbstvorwürfen versunken. Dadurch war sie mir erst relativ spät sympathisch. Als sie endlich aufwachte und in Fahrt kam, mit Enthusiasmus nach der Wahrheit suchte, verlor sie viel ihrer Naivität und gewann mächtig Punkte. Die eingebauten Twists und Sackgassen, Spuren und falsche Fährten haben mir weitgehend sehr gut gefallen. Gegen Ende hat es die Autorin doch etwas übertrieben und das Motiv fand ich für all die Mühe und den Aufwand dann doch etwas platt und unbefriedigend. Vom langsamen Anfang zum turbulenten Ende hat sowohl die Story, als auch Clemmie eine erstaunliche Wandlung vollzogen. Dennoch ist genau dies stimmig und realistisch.

Der Stil insgesamt ist gut und vor allem für ein Debut gelungen. Potenzial ist vorhanden und ich denke, hier ist eine Steigerung nicht nur möglich, sondern garantiert. Ich wurde gut unterhalten –nicht zuletzt durch die sehr gute Leistung von Rebecca Veil - und gebe vier Sterne.

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Veröffentlicht am 27.06.2023

Schnurrend an die Weltmacht

Auf Samtpfoten durch die Geschichte
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Baba, die Katze, hat ihrem Menschen Paul Koudounaris diktiert, was über die Welteroberung der Katzen zu erzählen ist, damit wir Menschen endlich mal die Fakten kennenlernen. Das liest sich wunderbar – ...

Baba, die Katze, hat ihrem Menschen Paul Koudounaris diktiert, was über die Welteroberung der Katzen zu erzählen ist, damit wir Menschen endlich mal die Fakten kennenlernen. Das liest sich wunderbar – nicht zu sachlich, aber auch nicht zu lächerlich. Baba trifft genau die richtige Art, über seine Artgenossen zu erzählen.

Es geht los mit einer Einführung, dann kommen die Kapitel Das Goldene Zeitalter; Ruhmreiche Pfade; Triumph und Tragödie in Europa; Auf großer Fahrt; Wiedergutmachung; Ein Neuanfang. Dabei macht sich der Mensch nicht oft selbst Ehre, im Gegenteil. Doch die Katze wäre nicht die Katze, wenn sie nicht alles überstanden hätte und nach wie vor den Menschen liebt, aber ein unabhängiges Wesen geblieben wäre. Und so erobert man eben die Welt!

Die Texte sind spannend, interessant, fesselnd und zu Tränen rührend – die ganze Palette wird bedient. Dazu bekommt man jede Menge Fotos und Abbildungen zu sehen, auch Zeitungsausschnitte sind dabei. Die Fotos mit den verkleideten Katzen liegen mir ein wenig auf dem Magen. Sie sehen nicht aus, als hätte die Katze Stress, auch bin ich mir nicht so sicher, wie viel davon Photoshop ist. Paul Koudounaris erzählt im Nachwort, dass Baba Spaß daran hätte. Mag ja sein, aber das ist bei den Katzen, die ich kenne, definitiv anders! Deshalb finde ich es nicht gut, andere auf die Idee zu bringen, Katzen zu verkleiden (oder ihnen überhaupt Textilien aufzuzwängen). Und leider kostet das einen Stern.

Es macht Spaß, den Katzen durch die Zeit und die Kontinente zu folgen. Dies ist ein Buch, das man immer wieder zur Hand nimmt, Kapitel erneut liest, Bilder noch mal ansieht. Wer noch keine Katze bei sich wohnen hat, wird dann daran arbeiten, dies zu ändern. Aber bitte artgerecht und ohne Kostüme! Da nur sechs Epochen besprochen wurden, wäre es naheliegend, einen Folgeband zu produzieren. Ich bin gespannt!

Fazit: Bis auf die zweifelhaften Fotos verkleideter Katzen bin ich begeistert. Daher gebe ich vier Sterne.

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Veröffentlicht am 21.05.2023

Kleine Ursache, große Wirkung

Elternabend
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So, jetzt bin auch ich endgültig Fitzek-Fan, aber ausschließlich für seine Humor-Bücher mit Tiefgang. „Der erste letzte Tag“ war und ist einfach wunderbar, und jetzt holt er mich mit „Elternabend“ mindestens ...

So, jetzt bin auch ich endgültig Fitzek-Fan, aber ausschließlich für seine Humor-Bücher mit Tiefgang. „Der erste letzte Tag“ war und ist einfach wunderbar, und jetzt holt er mich mit „Elternabend“ mindestens genauso erfolgreich ab.

Sascha Nebel will gerade einen SUV klauen, als eine wildgewordene Furie das Auto mit einem Baseballschläger bearbeitet, während eine Klimaaktivisten-Demonstration die Fahrt verhindert. Als die Polizei kommt, flüchten er und „Wilma“ gemeinsam und landen in einem sehr seltsamen Elternabend. Da die Eltern des elfjährigen Hector bisher nie auf einem Elternabend erschienen sind und ein besonders eifriger Vater annimmt, hier kommen Lutz und Christin Schmolke, Hectors Eltern, nehmen sie diese Deckung an. Und schon wird das Chaos immer schlimmer!

Hier muss man immer wieder laut lachen, schmunzeln, grinsen, zustimmend nicken. Dennoch packt Fitzek hier wie beiläufig auch noch ganz viele gar nicht so lustige Themen an. Diese Kombination mag seltsam klingen, doch finde ich es wichtig, Depressionen, Selbstmord, Tod allgemein so zu präsentieren, dass man nicht wegsieht. Das ist schon deshalb wichtig, weil jeder, der schon jemanden verloren hat, sich wundert, wie die Welt sich dennoch unbekümmert weiterdrehen kann. So ist „Elternabend“ – auch wenn jede Sekunde so schlimme Dinge passieren, wird weiter gelebt und gelacht, gestritten und gelogen, geliebt und gehasst, gearbeitet und gespielt. Das Leben geht weiter – unfassbar, aber wahr. Oft schwer, aber unaufhaltsam – die Erde dreht sich weiter.

Fitzek fängt mit harmlosen kleinen Seitenhieben an, von Helikoptereltern über die typischen Ereignisse auf Elternabenden, pünktlichen Essenszeiten in der Schule und so vielem mehr, bis er dem Hörer oder Leser völlig unerwartet erst mal die Gesichtszüge entgleisen lässt. Aber auch hier muss man ihm bei jedem Wort zustimmen. Und das regt zum Nachdenken an.

Die Wortspiele und Formulierungen sind einfach umwerfend gut. Dass dabei auch noch überraschende, aber durchaus stimmige Wendungen entstehen, ist einfach genial. So irrwitzig die Story ist, so realitätsnah ist sie tatsächlich auch. Klingt irre? Nun, einfach selbst herausfinden, wie ich das meinen könnte! Fitzek legt den Finger in jede Wunde, die er findet, und bohrt genüsslich darin. Ich liebe es! Ja, mit der Zeit nutzen sich manche Witze auch ab und vielleicht übertreibt Fitzek es hier und da auch ein bisschen. Nun, perfekt ist niemand, insofern alles gut. Die Folgen eines Teelöffels Zimt und TikTok-Challenges in einem anderen Licht betrachtet, das geht schon unter die Haut.

Simon Jäger liest das Buch einfach herrlich perfekt und authentisch ein. Ich könnte mir keinen besseren Sprecher dafür vorstellen!

Ich hatte wirklich gute Unterhaltung, ziehe aber einen Stern ab, weil Fitzek hin und wieder ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen ist. Ich freue mich auf sein nächstes Buch, das in diese Richtung geht. Vier Sterne.

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Veröffentlicht am 19.05.2023

Nicht perfekt, aber super nahe dran

Mittags gut kochen für eine Person
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Ob man nun Single ist oder nur ab und an alleine isst, für eine Person kochen ist manchmal richtig schwierig und schon greift man zu Fertigprodukten oder Takeaway. Das muss nicht sein und Cina Risberg ...

Ob man nun Single ist oder nur ab und an alleine isst, für eine Person kochen ist manchmal richtig schwierig und schon greift man zu Fertigprodukten oder Takeaway. Das muss nicht sein und Cina Risberg bringt uns auf einen guten Weg, zumal sie mit ihren Gerichten auch dafür sorgt, dass Reste verbraucht werden und nicht im Müll landen.

Besonders schön und nützlich sind dabei die Tipps für das Verwenden von nicht mehr ganz frischem Brot, schlappem Gemüse und Käseresten. Zugegeben, das macht ein wenig Arbeit, aber es lohnt sich auf alle Fälle!

Für mich persönlich schade ist, dass sehr oft Avocados verwendet werden. Nicht nur, dass ich die nicht mag (kann man austauschen), ich finde sie extrem schlecht für die Ökobilanz.

Bei jedem Gericht findet man einen Text der Autorin. Dazu die obligatorische Zutatenliste und die Arbeitsschritte. Hier wurde hin und wieder eine Kleinigkeit vergessen. Nichts Wichtiges, so Dinge wie den Paprika in Streifen schneiden (was sich aber aus dem Gericht, den Zutaten und dem Foto dann eh ergibt). Dazu gibt es immer mal einen Tipp für die „Freitagsleckerei“, Varianten, Zeitsparen.

Einige der Rezepte finde ich leider völlig fehl am Platz. Fertigprodukte verwenden ist für mich nicht „gut kochen“. Und aus Brühwürfeln (die man in meiner Küche vergeblich sucht) eine Suppe machen, das nenne ich nicht kochen. Schon gar nicht, wenn darin dann Fertigravioli schwimmen. Da könnte jeder ein Suppen-Kochbuch herausbringen mit fertigen Einlagen und Brühwürfeln oder gekörnter Brühe.

Davon aber abgesehen und persönliche Vorlieben bzw. Abneigungen (bei mir Käsechips und Avocado) außer Acht gelassen findet man wirklich schöne, leckere Anregungen und Ideen. Da stechen für mich die Zucchini-Bohnen-Puffer mit Tomatensauce und der Blumenkohlreis mit Halloumi und Paprika hervor. So einfach und so lecker! Und natürlich kann man alles auch in größerer Menge zubereiten, um zu zweit oder dritt oder noch mehr zu genießen oder auch um zwei Tage daran essen zu können oder für ganz anstrengende Tage einfrieren zu können.

Mir gefallen als visuell orientierter Mensch die Fotos zu den Rezepten super gut. So lasse ich mich am besten zum Nachkochen inspirieren. Rezepte ohne Foto fallen bei mir erfahrungsgemäß sofort durchs Raster.

Insgesamt bleibt zu sagen, dass dieses Buch nicht perfekt ist, aber sehr nahe dran. Es zeigt vor allem weniger geübten Kochfans, wie man kreativ werden kann. Quasi der moderne und nachhaltige Rumforttopf: Alles, was rumliegt und fort muss wird zu einem leckeren Essen. Deshalb gebe ich vier Sterne.

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Veröffentlicht am 02.05.2023

Nicht ganz vegan, aber komplett vegetarisch

Nachhaltig Kochen: die 40€-Woche
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Die Grundidee des Buches gefällt mir super gut – endlich wird ganz deutlich aufgezeigt, dass man sehr wohl super lecker, aber auch günstig, preiswert kochen kann. Vielleicht bin ich aus einer Generation, ...

Die Grundidee des Buches gefällt mir super gut – endlich wird ganz deutlich aufgezeigt, dass man sehr wohl super lecker, aber auch günstig, preiswert kochen kann. Vielleicht bin ich aus einer Generation, die es noch kennt, dass es im Geschäft die Orangen und Mandarinen nur zu Weihnachten gab, Paprika im Spätsommer, dafür aber regionales Obst und Gemüse immer die erste Wahl war. Mitte/Ende der 1970er Jahre boomten dann die Discounter und änderten alles. Erstaunlich, wie schnell die Menschen vergessen können! Und jetzt, wo wir „back to the roots“ gehen, wird das Verhalten unserer Eltern und Großeltern aus meinen Kindertagen zur revolutionären „neuen“ Entdeckung. Es wäre schon lustig, wenn es nicht so traurig wäre!

Umso wichtiger finde ich Hanna Olvenmarks Buch. Schade finde ich nur, dass man (oder nur ich?) erst spät merkt, dass es gleichzeitig auch ein Buch zur vegetarischen, großteils auch veganen Küche ist. Nicht ganz so schlimm, aber doch nicht ganz fair. Das weiß ich gerne sofort und auf den ersten Blick. Warum? Ich kann auf Fleisch verzichten, aber ich mag keine Ersatzprodukte (nicht nur Tofu ist mir verhasst, das fängt schon bei veganer Milch/Sahne und Eiersatz an). Davon abgesehen bereichert das Buch definitiv! Manche Erklärungen und Erkenntnisse finde ich für meine Altersgruppe ein bisschen amüsant, aber sie zeigen mir, dass meine Generation nicht genug von diesem Wissen an die nächste Generation weitergegeben hat. Das ist schon ein kleiner Schock. Darum finde ich den Saisonkalender für Obst und Gemüse schon super wichtig und sehr gelungen.

Für jeden Monat gibt es einen Wochenplan. Dafür gibt es sechs Rezepte, eines davon so, dass es für einen zweiten Tag zum Aufwärmen reicht. Hier findet sich dann auch gleich, was „zu tun“ ist für die weiteren Schritte bzw. Tage. Sehr praktisch und hilfreich ist ebenfalls, dass auf der gegenüberliegenden Seite dann gleich die entsprechende Einkaufsliste aufgeführt ist.

Die Rezepte kommen mit ein paar erklärenden Worten der Autorin, einer sauber und übersichtlich gegliederten Zutatenliste und daneben den erforderlichen Arbeitsschritten, auch diese gut verständlich formuliert. Daneben findet man ein appetitanregendes Foto des Gerichts. Mir ist das immer super wichtig, denn gerade beim Kochen lasse ich mich von den Bildern inspirieren. Rezepte ohne Foto fallen bei mir aus dem Raster. Die Zutaten sind gut zu bekommen. Was mir ein bisschen bitter aufstößt ist, dass kaum ein Rezept ohne Brühwürfel auskommt. Ich würze und koche ohne Instantbrühe und ohne Brühwürfel. Da ist mir dann am Ende doch zu viel Chemie drin.

Manche Rezepte verwirren mich allerdings. Wieso vegane Sahne verwendet wird, wenn gleichzeitig Eier und Käse zum Rezept gehören, erschließt sich mir absolut nicht. Oder Pflanzendrink statt Milch, aber Eier und Käse. Das sind dann quasi halbvegane Rezepte, die mit dem „Lieber vegan?“-Feld, in dem die veganen Alternativen zu den tierischen Produkten aufgezählt werden, zu vollständig veganen Rezepten werden. Das mag ich so nicht. Meine Vermutung: So hält die Autorin den CO₂-Wert pro Portion unter 0,5kg.

Auch wenn ich kein Veganer werde und lieber fleischlose Tage einlege, bei denen dann aber auch Milchprodukte verwendet werden, sowie Eier, finde ich dieses Kochbuch sehr bereichernd. Für den Fall, dass man Gäste hat, die sich vegan ernähren, möchte man ja auch gerüstet sein und nicht gerade die langweiligsten Standard-Gerichte auffahren. Mein Lieblingsgericht – auf vegetarische Art – ist das Kartoffelpüree mit Pilzsauce und grünen Bohnen in Knoblauch. Unfassbar lecker!

Hier hat man also ein Kochbuch, das den Geldbeutel schont, das Bewusstsein für saisonale und regionale Lebensmittel schärft, extrem auf den CO₂-Wert achtet, komplett ohne Fleisch auskommt (daher auch der extrem gute CO₂-Wert) und fast komplett vegan ausgerichtet ist. Die Preiserhöhungen im Lebensmittelbereich, besonders bei Obst und Gemüse, konnte die Autorin natürlich nicht vorhersehen, daher sehe ich das mit den vierzig Euro/Woche nicht ganz so eng. Ich finde es trotz meiner Kritikpunkte gelungen und gebe vier Sterne.

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