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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.11.2019

Auf den Spuren der Vergangenheit

Die Tränen von Triest
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✿ Meine Meinung ✿
Die beiden Vorgängerromane "Die Frau im hellblauen Kleid" und "Das Geheimnis der letzten Schäferin" hatten mir schon gut gefallen und deswegen war ich sehr neugierig als mich Beate Maxian ...

✿ Meine Meinung ✿
Die beiden Vorgängerromane "Die Frau im hellblauen Kleid" und "Das Geheimnis der letzten Schäferin" hatten mir schon gut gefallen und deswegen war ich sehr neugierig als mich Beate Maxian auf eine Lese-Reise nach Triest geschickt hat. Ihr neuer Roman hat mich, trotz ein paar kleiner Längen, sehr gut unterhalten. Die historischen Abschnitte waren wieder hervorragend recherchiert. Auch Afra Silcredi hat mich beeindruckt, eine starke junge Frau die im Krieg ihre große Liebe verliert und daran fast zerbricht. Kein Mann wird jemals wieder einen Platz in ihrem Herzen einnehmen können, so sehr trauert sie um Alfred. Die zwei Erzählungen im Damals und Heute sind gut miteinander verwoben, so das sie sich erzählerisch ergänzen. Im Heute ist Johanna die Hauptprotagonistin und sie hat mir vor allem mit dem Willen imponiert, ihrem liebevollen Großvater Bernhard Silcredi, das fehlende Puzzleteil in seinem Leben zu ergänzen, was ihm immer im Ungewissen gelassen hatte, nämlich, wer sein leiblicher Vater war. Wie sich dieses Rätsel logisch löschen lässt, darauf war ich sehr gespannt. Zudem muss Johanna auch ihr eigenes Leben wieder auf die Reihe bekommen und hier trifft sie mit Luca einen wunderbaren Mann, der ihr wieder zeigt, was wahre Liebe ist. Neben den starken Frauen hat mir auch diesmal die Örtlichkeiten gut gefallen. Triest ist eine wunderschöne Hafenstadt in Italien. Die mittelalterliche Altstadt und das klassizistisches österreichisches Viertel passen einfach 100%ig zur Geschichte. Ein Neubeginn und der Mut sich seiner Vergangenheit zu stellen und darin zu forschen um Klarheit zu erlangen, das sind die Grundpfeiler dieses wunderbaren Romans von Beate Maxian.
✿ Mein Fazit ✿
Intensiv, berührend und einfach unglaublich was eine junge Frau für ihren Großvater tut um eine dunkle Lücke in seinem Leben mit Gewissheit zu füllen.

Veröffentlicht am 20.11.2019

Jonsvannsveien 46, Trondheim

Vergesst unsere Namen nicht
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✿ Meine Meinung ✿
Der Autor Simon Stranger erzählt hier die Familiengeschichte seiner Frau Rikke nach und dadurch bekommt der Roman eine Intensität und Realität, die mich sehr betroffen gemacht hat. Wir ...

✿ Meine Meinung ✿
Der Autor Simon Stranger erzählt hier die Familiengeschichte seiner Frau Rikke nach und dadurch bekommt der Roman eine Intensität und Realität, die mich sehr betroffen gemacht hat. Wir alle kennen ja die "Stolpersteine", die in den Boden eingelassenen kleinen Mahnmale. Sie sollen an das Schicksal der Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet und deportiert wurden. In Trondheim gibt es die Tafel mit dem Namen "Hirsch Komissar" und dies ist der Urgroßvater von Rikke gewesen. Es werden Einblicke in sein Leben gewährt und der Werdegang der Familie wird weitererzählt. Als Gegenpart zur Familie bringt der Autor Henry Oliver Rinnan ins Spiel. Der Lebenslauf von Rinnan nimmt einen Großteil der Geschichte ein und hier kann man geteilter Meinung sein, entweder empfindet man das ihm zu viel Raum gegeben wird, oder man ist erschrocken darüber, wie aus einem kleinen, in der Jugend nicht ernst genommen Jungen, solche ein Monster werden konnte. Im Jonsvannsveien 46, ließ er damals Gefangene foltern und quälen, zudem fungierte er als "Agent" der deutschen Sicherheitspolizei und hat sich heuchlerisch, freundschaftlich und nett an die Menschen rangemacht, um ihre Meinung zur politischen Lage zu erfahren. Hatte er jemanden ausgemacht der sich engagierte und aufmuckte, hat er diese Leute verraten. Was denen dann blühte, kann man sich vorstellen. Rinnan, der Mann mit den zwei Gesichtern. Der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund und haut dem Leser die damalige brutale Realität um die Ohren. Ich musst das Buch, an einigen Stellen, mehrmals zur Seite legen. Simon Stranger erzählt beeindrucken, manchmal sehr intensiv, manchmal aber auch etwas distanziert, eine wundervolle Mischung die seinen Schreibstil sehr lesenswert macht. Klasse recherchiert und sehr beeindrucken umgesetzt. Ein Roman, den man gelesen haben muss.
✿ Mein Fazit ✿
Eine wahre Familiengeschichte die mir Gänsehaut beschert hat und die mich nachträglich noch länger beschäftigen wird. Ein Roman gegen das Vergessen, einfach grandios geschrieben.

Veröffentlicht am 16.11.2019

Das Haus an den Gleisen

Aber Töchter sind wir für immer
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✿ Meine Meinung ✿
Das Buch spielt am Niederrhein und die Familie Franzen lebt in einem alten Bahnwärterhäuschen an den Schienen. Am 80. Geburtstag von Hans Franzen treffen seine 3 Töchter schon einige ...

✿ Meine Meinung ✿
Das Buch spielt am Niederrhein und die Familie Franzen lebt in einem alten Bahnwärterhäuschen an den Schienen. Am 80. Geburtstag von Hans Franzen treffen seine 3 Töchter schon einige Tage vor dem großen Fest ein um ihrer Mutter Christa zu helfen und Britta, die Jüngste, hat ein ganz besonderes Geschenk für ihren Vater dabei. Doch so nach und nach spürt man, das ein dunkles Geheimnis innerhalb der Familie bestehen muss, welches bisher nicht ausgesprochen wurde. Erst ganz zum Schluss wird der Schleier gelüftet und jeder arrangiert sich auf seine eigene Art und Weise damit. Den Großteil des Geschichte nehmen die sehr ausführlichen Rückblicke ein die zu jedem Charakter verfasst wurden. Sehr interessant fand ich die Vertreibung aus Schlesien von Christa, ihren Eltern und ihrem Großvater. Darüber hätte ich sehr gerne noch mehr erfahren. Aber trotzdem fand ich die einzelnen Personenkapitel sehr schön, da man so direkt und nah an jedem dran war. Einziger Nachteil hier, die Abschnitte sind sehr lang geraten, das hat mich etwas gestört, aber das ist nur mein persönliches Empfinden. In einigen Punkten erkennt man sich als Tochter fast selbst wieder, das hat mir extrem gefallen. Das Leben der eigenen Eltern prägt einen als Kind sehr und wurde hier hervorragend von der Autorin umgesetzt.
✿ Mein Fazit ✿
Ein Roman, der mir als Leserin sehr intensive Einblicke in das Leben der Familie Franzen gewährte und emotional sehr berührend ist.

Veröffentlicht am 11.11.2019

Damals, als wir Flügen hatten

Sehnsucht nach St. Kilda
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✿ Meine Meinung ✿
In diesem Roman entführt uns Isabel Morland, wie schon in ihren beiden vorherigen Büchern, wieder auf die Äußeren Hebriden. St. Kilda ist eine Inselgruppe die zu Schottland gehört und ...

✿ Meine Meinung ✿
In diesem Roman entführt uns Isabel Morland, wie schon in ihren beiden vorherigen Büchern, wieder auf die Äußeren Hebriden. St. Kilda ist eine Inselgruppe die zu Schottland gehört und im Nordatlantik liegt. Bis zum Jahre 1930 war die Insel bewohnt, doch dann gaben die Bewohner das einfache Leben dort auf und mussten auf das Festland evakuiert werden. Genau an diesem Punkt beginnt der Roman. Annie McViccar, die damals 8 Jahre alt ist, kann das nicht verstehen. Sie denkt alle Bewohner der Insel machen einen Tagesausflug und am Abend wird wieder jeder in seinem eigenen Bett liegen.Doch so wird es leider nicht kommen. Die Kapitel wechseln sich ab und sind im "Damals" und im "Heute" geschrieben. Im "Damals" beschreibt die Autorin sehr genau und detailliert wie schwer und einfach das Leben der Inselbewohner gewesen sein muss, aber sie waren glücklich, denn niemand kannte es anders. Musste man einmal mit dem Schiff ans Festland und in die Stadt fahren, war man froh, dem Lärm und der Hektik wieder zu entkommen. Bis zum harten Winter im Jahre 1929, als Flora, Annies Schwester, vor Kälte und Husten mit 6 Jahren stirbt. Die Regierung drängt darauf das die Bewohner die Insel verlassen. Annie und ihr Freund Finlay schwören sich ewige Freundschaft und Liebe, doch an Land werden sie auseinandergerissen und sehen sich nie wieder. Diese Passagen gehen einem beim Lesen schon sehr nah, wenn man bedenkt, das die Menschen ihr ganzes Hab und Gut zurücklassen mussten, um irgendwo neu zu beginnen. Im "Heute" begleitet man die 34jährige Rachel, die alleinerziehend mit ihrem 7 Jahre alten Sohn Sam in London wohnt und die diverse Jobs hat um über die Runden zu kommen, bis sie die Reißleine zieht und zu ihrer Großmutter Annie McViccar aufs Land zieht. Durch einen glücklichen Zufall bekommt sie eine Stelle als Köchin auf St. Kilda und kehrt an den Ort zurück, an dem ihre Oma die ersten Lebensjahre verbracht hat. Rachel begibt sich auf Spurensuche und dabei verliert sie sogar ihr Herz an den berühmten Landschaftsfotografen Ailic Burnett. Man ahnt schon, das diese Verbindung nicht ohne Höhen und Tiefen aalglatt vonstatten gehen kann. Rachel hat schon so viel durchgemacht, das ich beim Lesen nur dachte, bitte lass sie endlich glücklich werden, mit einem wunderbaren Mann an ihrer Seite. Ob es geklappt hat? Keine Ahnung, das verrate ich nicht. Das Ende, in Bezug auf Annie, hat mir gut gefallen, sehr berührend und sehr liebevoll. Isabel Morland hat es wieder einmal geschafft mich dazu zu animieren, während des Lesens viel über St. Kilda und die erwähnten Sehenswürdigkeiten in Erfahrung zu bringen. Ich habe mir einige Fotos angesehen von Orten die im Plot erwähnt werden und eine wichtige Rolle spielen. So habe ich mir diese Bilder vor mein inneres Auge geholt und es noch mehr genossen abzutauchen und mich mit dem Klima und den Wetterkapriolen durch den Roman treiben zu lassen. Die mystischen, rätselhaften und magischen Beschreibungen überzeugen mich immer wieder und lassen den Plot so leicht und mit einem Nebelschleier versehen erscheinen. Dann kommt dieser unbeschreibliche kurze Moment bevor die Sonne durch die Wolken bricht und alles in ein lila Licht taucht. Ich liebe diese Vorstellung beim Lesen und es fasziniert mich immer wieder, wie Isabel Morland das schafft, es so genau zu beschreiben, das man es fühlt und sieht.
✿ Mein Fazit ✿
Auch mit ihrem dritten Roman konnte mich die Autorin wieder zu 100% überzeugen. Isabel Morland hat mich auf eine wunderbare Reise nach St. Kilda mitgenommen, so das auch ich dort mein Herz verloren habe.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Mutige Träume

Leuchtende Tage
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✿ Meine Meinung ✿
Auf diesen Roman hatte ich mich schon seit Monaten gefreut und als ich ihn endlich in den Händen hielt, musste ich sofort anfangen zu lesen. Es ist Band 1 einer Trilogie die sich im engsten ...

✿ Meine Meinung ✿
Auf diesen Roman hatte ich mich schon seit Monaten gefreut und als ich ihn endlich in den Händen hielt, musste ich sofort anfangen zu lesen. Es ist Band 1 einer Trilogie die sich im engsten Sinne mit dem Thema "Tochter-Mutter-Großmutter" befasst. Das Gerüst der Geschichte ist die Beziehung der weiblichen Verwandten untereinander, jede Frau hat ihre eigene Sichtweise auf die Dinge, hat andere Vorstellungen vom Leben und Gedanken, die in den frühen Jahren des 19.Jahrhunderts unschicklich waren. Damals, im Abschnitt von Lisette Winter, sollten Frauen einfach "nur da sein", Kinder kriegen und die Speisepläne mit der Köchin erörtern. Etwas lernen, gar in eine normale Schule gehen mit Kindern die nicht aus den "höheren Kreisen" stammten? Unmöglich. Schicke Kleider tragen, keine eigene Meinung haben und möglichst im Hintergrund verweilen, so sah es damals aus. Sehr schrecklich zu lesen fand ich, wie Lisette von ihrer Mutter Dora behandelt wurde. Die Mutter ist nur auf ihre älteren Söhne fixiert, Lisette ist halt da und spürt keine Wärme und Liebe. Da war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie rebelliert, sich ihre eigenen Gedanken macht und ihr Leben in die Hand nehmen möchte. Das fängt schon damit an, das sie sich in den Schneider Emile verliebt und mit ihm abhaut. Bewundernswert wie die Beiden sich aus dem Nichts eine Existenz aufbauen und Erfolge feiern, bis der schreckliche Krieg ausbricht und alles durcheinanderbringt. Nichts ist mehr wie vorher. Die Gefühle und Überlegungen von Lisette, während dieser schweren Zeit allein mit 2 Kindern, haben so manches Tränchen fließen lassen. In den kürzeren Abschnitten begleitet man Maya im "Heute", die versucht die Geschichte der Frauen ihrer Familie zurückzuverfolgen. Lisette ist die Mutter von Maya´s Großmutter und auch hier merkt man, das nicht alles Heile Welt damals gewesen sein muss. Astrid Ruppert hat einen wunderbaren Schreibstil, sie hat gut recherchiert für die Kapitel im "Damals" und dieses Buch hätte wirklich nur von einer Frau ausgearbeitet werden können, die selbst Tochter-Mutter-Großmutter ist. Man ist so nah am (fast schon im) Leben der Frauen und alle Gefühlsschwankungen werden sehr berührend und intensiv erzählt. Einige Empfindungen, die Erwähnung finden, kennt man selbst aus der Sichtweise als Tochter.
✿ Mein Fazit ✿
Ein wunderbarer erster Band, der mir die Winter-Frauen sehr ans Herz gelegt hat und ich bin wirklich gespannt, wie es weitergehen wird.