Profilbild von MissSnorkfraeulein

MissSnorkfraeulein

aktives Lesejury-Mitglied
offline

MissSnorkfraeulein ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MissSnorkfraeulein über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.09.2016

Vermissen, vergessen und die Sehnsucht nach Sichtbarkeit

The Girls
0

Kalifornien, 1969. Evie Boyd ist vierzehn und sehnt sich danach, „gesehen“ zu werden – aber weder ihre frisch geschiedenen Eltern, noch ihre einzige Freundin beachten sie. Dann, an einem endlosen Sommertag, ...

Kalifornien, 1969. Evie Boyd ist vierzehn und sehnt sich danach, „gesehen“ zu werden – aber weder ihre frisch geschiedenen Eltern, noch ihre einzige Freundin beachten sie. Dann, an einem endlosen Sommertag, begegnet sie einer Gruppe von Mädchen. Junge Frauen, die nicht von dieser Welt scheinen. Ihr lautes, freies Lachen. Das Haar lang und ungekämmt, die ausgefransten Kleider.
Evie gerät in den Bann der älteren Suzanne und folgt ihr auf die Ranch tief in den Hügeln gelegen, fernab von ihrer eigenen Welt, in den Kreis von Russell – ein Typ wie Charles Manson.
Weihrauch und Gitarrenklänge. Gerüchte von Sex und wilden Partys, einzelne die von zu Hause ausgerissen sind.
Evie gibt sich der Vision grenzenloser Liebe hin und merkt nicht, wie der Moment naht, der ihr Leben für immer zerstören könnte.

Evie ist im zarten Alter von vierzehn Jahren, als sie den Mädchen von Russells Ranch in einem Park begegnet. Sie sind anders als alle anderen. Erregen die Aufmerksamkeit der Parkbesucher und erzielen damit genau das, was sich Evie, ein noch naives Mädchen, das sich mit den typischen Fragen und Problemen ihres Alters konfrontiert sieht, mehr als alles andere wünscht: gesehen und beachtet zu werden.

„Ich wollte diese Welt ohne Ende.“ (S. 122)

Sie ist unglücklich. Ihre Eltern haben sich getrennt und sind dementsprechend mit sich und ihrem Leben beschäftigt. Der Auszug ihres Vaters hat in ihr ein Gefühl des ‚verlassen werden‘ hervorgerufen und ihre Mutter stürzt sich jede Woche in eine neue Beziehung. Es mangelt an elterlicher Liebe, Zuneigung und Aufmerksamkeit. Evie verfällt, auf ihrer Suche nach Geborgenheit, in unerwiderte Schwärmereien und entfernt sich dabei gleichzeitig von ihrer besten Freundin.
Sie sucht sich selbst und begegnet dabei Suzanne und den anderen Mädchen auf der Ranch.
Es dauert nicht lange und Evie wird von der dortigen Lebensweise umhüllt, wie von einem warmen Mantel. Suzanne zieht sie in ihren Bann. Russell und seine Vorstellung von einer Liebe, die aus jedem Winkel des Lebens strömt, sowie dem Bild einer großen Familie, ist genau das, was sich Evie in dieser Lebensphase wünscht.

Erzählt wird der Moment der ersten Begegnung durch einen atmosphärisch dichten Erzählstil, der mich ab dem ersten gelesenen Satz nicht mehr loslassen wollte. Alleine die beschriebene Szene im Park ist mit einer derartigen Spannung aufgeladen, die auf mich zugleich bedrohlich, als auch fesselnd eingewirkt hat.
Ebenso, wie Evie von den Mädchen in ihren Bann gezogen wird, konnte Emma Cline mich mit ihrem Buch verführen. Es wollte mich nicht mehr loslassen und bis zur letzten Seite war es für mich spannend Evies Schicksal zu verfolgen.

Im Verlauf der Handlung werden zwei Ebenen miteinander vermischt.
Die Gegenwart erzählt von Evie, als eine gezeichnete Frau im mittleren Alter, die mit den Erlebnissen ihrer Vergangenheit keineswegs abgeschlossen hat. Stattdessen wird sie von von ihren Erinnerungen noch immer verfolgt. Sie will vergessen, doch gleichzeitig existiert in ihr auch ein Gefühl des ‚Vermissen‘. Eine Sehnsucht, nach dem Jahr 1969. Eine Sehsucht nach der Vergangenheit. Evie Boyd ist gealtert, sie hat kein Geld. Das Erbe ihrer Großmutter ist längst aufgebraucht und in diesem Zustand ist sie in dem Ferienhaus ihres alten Freundes untergekommen.

In der Nacht wird sie von einem Geräusch geweckt. Angst überkommt sie, sowie die Erinnerung an eine längst vergangene Nacht. Es gibt parallele Rückblenden, die sich mit der Gegenwart vermischen. Hierdurch entsteht ein Spannungsaufbau, der überaus gelungen ist.
Was ist in dieser Nacht passiert? Das bleibt dem Leser teilweise verborgen, man kann es nur erahnen, doch diese Frage begleitet einen durch den gesamten Roman.

Mir hat es gefallen, wie Evie immer wieder in die Erinnerungen ihrer Vergangenheit abdriftet. Man bekommt beim Lesen ein Gespür dafür, warum sich die Vierzehnjährige auf der Ranch geborgen fühlt und bekommt gleichzeitig mit, wie sie verblendet die Realität ausblendet, bis zum späteren Erwachen…

Außerdem hat mir der klare Blick der Autorin auf die Handlung gefallen. Ihr glasklarer Erzählstil, der mich so manches Mal an einen giftigen Pfeil erinnert hat und mich dementsprechend schmerzhaft erwischen konnte. Es ist wirklich toll, wie einige Abschnitte ausklingen und wie man teilweise auch zwischen den Zeilen lesen muss. Zudem lebt das Buch von seinen klaren Bildern, die beim Lesen entstehen.

„Die Welt mästet sie mit der Verheißung von Liebe. Wie dringend sie sie brauchen, und wie wenig die meisten von ihnen je bekommen werden. Die klebrig süßen Popsongs […]. Dann werden ihnen die Träume mit brutaler Kraft weggenommen; die Hand, die an den Knöpfen der Jeans zerrt, dass niemand hinsieht, wenn der Mann im Bus seine Freundin anbrüllt.“ (S.151)

An manchen Stellen wirkt der Schreibstil vielleicht sogar überladen, verkitscht und zu gewollt. Mir allerdings hat der Stil von Emma Cline dennoch sehr gut gefallen.

„Lasuren von buntem Licht, mein Gesicht ins Gespenstische spielend und erblassend, während ich mich durch den künstlichen Tag klickte.“ (S. 69)

Zwischenzeitlich hat der Roman aber auch seine Längen. Insbesondere auf den ersten Seiten ist dies der Fall. Es sind ungefähr vierzig Seiten, die Evies familiäre Verhältnisse betreffen. Ihre Sehnsucht nach elterlicher Liebe und die familiären Verhältnisse sind zeitweise ermüdend.

Dennoch haben mich die drauffolgenden und auch die ersten Seiten gepackt und mich gleichzeitig fasziniert, mit welchem klaren Blick hier die Gefühle einer Vierzehnjägiren beschrieben werden. Sätze, wie „Die einzigen Teenager im Städtchen schienen sich auf grausig provinzielle Arten selbst umzubringen.“ (S. 14) erzeugen beim Lesen Gänsehautmomente.
Evie Boyd ist von ihrer Vergangenheit gezeichnet. Man spürt in jedem Augenblick ihre gleichzeitige Überlegenheit, dass sie mehr über das Leben weiß, als alle anderen und ebenso will sie dieses Wissen am liebsten abschütteln.

Zusammenfassend sei gesagt, dass dieses Buch die Meinungen verständlich spaltet. Mir hat es gut gefallen und es konnte mich auch durch seine eindringliche Art begeistern. „The Girls“ hat mich in seinen Bann gezogen und bis zur letzten Seite nicht loslassen wollen.
Es sei aber auch gesagt, dass es hier im Wesentlichen um die Geschichte und die Psyche eines vierzehnjährigen Mädchens geht, sowie um ihr späteres Ich und den Umgang mit der Vergangenheit. Einen vertieften Einblick in ein Hippie-Kommune, in den Verstand von Russell und seine Absichten darf man jedoch nicht erwarten. Hier liegt keineswegs der Kern der Betrachtung und für mich war dies auch keine Notwendigkeit. Stattdessen geht es um ein Mädchen, welches sichtbar werden möchte und dabei in einen Strudel gerät, den sie nicht hat kommen sehen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Bibliothekarin trifft Rockstar

Rock Kiss - Eine Nacht ist nicht genug
0

Ein hässlicher Skandal in ihrer Kindheit, hatte Molly und ihre Eltern einst im Fokus der Medien stehen lassen. Zutiefst verletzt von den daraus resultierenden Reaktionen vieler Menschen in ihrem Umfeld, ...

Ein hässlicher Skandal in ihrer Kindheit, hatte Molly und ihre Eltern einst im Fokus der Medien stehen lassen. Zutiefst verletzt von den daraus resultierenden Reaktionen vieler Menschen in ihrem Umfeld, hat sich die Bibliothekarin geschworen, ein unauffälliges Leben zu führen.
Doch als sie auf der Party ihrer Stiefschwester den attraktiven Rockstar Zachary Fox begegnet, ist dieses Vorhaben nicht mehr ganz so leicht einzuhalten, wie ursprünglich noch gedacht. Ein One Night Stand, mehr sollte es nicht sein…

„Rock Kiss – Eine Nacht ist nicht genug“ ist in zwei Stränge aufgeteilt, die sich durch den Schauplatz der Erzählung voneinander unterscheiden. Diese Handlungsstränge laufen nicht parallel, sondern ebenso fortlaufend, wie die Handlung, nacheinander ab. So spielt der Roman zu Anfang noch in Neuseeland, wo sich Molly und Fox kennenlernen und sich im wahrsten Sinne des Wortes stürmisch aneinander herantasten.
Der zweite Teil jedoch wird nach Los Angeles, der Stadt der Schönen und Reichen, verlegt. Die beiden kennen sich hier natürlich bereits besser und ihre Beziehung gerät auf den Prüfstand.
Zwischendurch haben wir hier immer wieder einen Wechsel in der Erzählperspektive, wodurch wir sowohl Fox, als auch Mollys Gedanken verfolgen können und somit mehr ode weniger einen Zugang zu ihnen bekommen.

Die Handlung selbst ist relativ einfach konzipiert. Zu einfach – wird hier sicherlich die ein oder andere Leserin denken. Das Modell von der ‚Liebe auf den ersten Blick‘ wird hier ziemlich ausgekostet.
Molly und Fox fallen bereits nach wenigen Seiten übereinander her. Sie haben kaum ein Wort miteinander gewechselt und doch sind sie ab der ersten Sekunde einander verfallen. Wie kann man hier argumentieren? Okay, er ist eben nur ein Mann. Und sie? Nun, sie ist eben nur eine Frau, die einem berühmten Rockstar gegenübersteht und wohl daher nichts gegen einen One Night Stand hat.
Aber ich konnte mich dennoch nicht damit abfinden. Vielleicht wäre ja zumindest ihr Verhalten verständlicher für mich gewesen, wenn sie von der ersten Seite als ein Groupie zu verstehen wäre. Doch das ist sie keineswegs.
Im Gegenteil. Am Ende ist Fox wohl mehr der Groupie, der nicht mehr ohne seine Molly sein will… Doch woher diese plötzliche Zuneigung zu ihr? Das bleibt unbeantwortet.

Was lässt sich über die Handlung sagen? Ich war ziemlich schnell gelangweilt und hatte das Gefühl, die Autorin drückt permanent die Repeat – Taste…

Wie wird eine Meinungsverschiedenheit gelöst? Antwort: Sex.
Wie jemanden über sein persönliches Schicksal hinwegtrösten? Antwort: Sex
Wie kann man jemanden beruhigen? Antwort: Sex.

Ganz ehrlich, mir was das ganze einfach zu viel. Alles, wirklich alles endet im Schlafzimmer oder wo auch immer.
Die Dialoge sind vorhanden, doch überzeugen nicht wirklich. Stattdessen flüchtet die Autorin davor und lässt Konflikte lieber im Schlafzimmer verstummen. Sie entgeht dabei einer tiefergehenden Handlung, die man hier wirklich vergeblich suchen wird.

Was die beiden als Pärchen angeht, fehlte hier meiner Meinung nach der Funke. Die beiden sind einander verfallen, doch der wirkliche Grund für diese Anziehung bleibt dem Leser verborgen. Man soll sich wohl einfach damit abfinden, dass die beiden „im Leben füreinander bestimmt“ sind. Sie lieben sich und gehören zueinander. Sie gibt alles von sich her, opfert sich, ihr Leben in Neuseeland für diese Liebe und er ist einfach glücklich und genießt sein „Eigentum“. Molly wirkt dabei ziemlich charakterschwach.

Dem Roman von Nalini Singh fehlt es an Humor, stattdessen habe ich mich oft genug beim Augen rollen ertappt. Die Beziehung und auch die Charaktere sind oberflächlich, besitzen keinen Tiefgang. Die Dialoge enden immer auf die gleiche Art. Sie verliert an ihrem eigenen Charakter und er gewinnt dafür seinen persönlichen Betthasen. Nach Funken, Spannung und witzigen Momenten zwischen den beiden sucht man vergeblich. Schade!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Welches Ereignis hat dein Leben geprägt?

Der Sommer, der uns trennte
0

Middies Freund Nate wird vermisst. Man geht vom schlimmsten aus und Middies Gedanken wirbeln erbarmungslos durch ihren Kopf. Das darf nicht sein. Denn wenn es stimmt, bricht ihre Welt zusammen. Ihre Zukunft. ...

Middies Freund Nate wird vermisst. Man geht vom schlimmsten aus und Middies Gedanken wirbeln erbarmungslos durch ihren Kopf. Das darf nicht sein. Denn wenn es stimmt, bricht ihre Welt zusammen. Ihre Zukunft. Gemeinsam aufs College gehen, verloben, heiraten, all das würde es nie geben. Niemand scheint Middie in ihrem Schmerz zu verstehen. Bis auf Lee - Nates besten Freund, mit dem sie sich nie gut verstanden hat. Aber er ist der Einzige, an den sie sich anlehnen kann. Und plötzlich erwächst aus der gemeinsamen Sorge, etwas Neues…

Welches Ereignis hat dein Leben geprägt? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, wenn man gerade am Anfang seines Lebens steht und seine gesamte Zukunft noch vor sich hat. Doch die Antwort auf diese Frage ist Middies Schlüssel zu ihrer gemeinsamen Zukunft mit ihrem Freund Nate.
Weniger als ein Jahr bleiben ihr noch, um ihre Antwort in einem Aufsatz festzuhalten, den das Lewis & Clark College als Bewerbung fordert. Doch um diese Frage überhaupt beantworten zu können, muss sie zuerst herausfinden, wer sie überhaupt ist und was sie erreichen will.

Ihr Freund Nate ist da ganz anders und hat klare Pläne, in denen Middie einen festen Platz hat. Doch bis zum gemeinsamen Besuch am College bleibt noch ein ganzes Jahr. Nate hat sich dazu entschlossen diese Zeit im Ausland zu verbringen und eine Organisation in Honduras zu unterstützen. Er ist sehr reif für sein Alter und möchte etwas in der Welt bewirken. Zudem ist er sozial und umweltbewusst eingestellt und will später Medizin studieren. Nate ist der perfekte Schwiegersohn, den sich wohl jede Mutter für ihre Tochter wünscht.

"Zwischen Nate und mir war es nicht langweilig oder vorhersehbar; es war solide. Vertraut." (S. 37)

Doch kurz nach seiner Abreise wird Nate vermisst. Für Middie, die sich nun in ihrem letzten Schuljahr an der Highschool befindet, bricht eine Welt zusammen. Nates Pläne, waren auch ihre Pläne. Nun muss sie nicht nur mit dem Verlust ihres Freundes umgehen, sondern soll sich auch Gedanken um ihre Zukunft machen, die eigentlich bereits feststand. Und mit jedem neuen Tag wird ihr klar, dass Nates Träume nicht ihre sind.

An ihrer Seite hat sie dabei Lee. Er ist der beste Freund von Nate, aber ein ganz anderer Charakter. Er ist spontan, vorlaut und wild. Lee kommt aus zerrütteten Familienverhältnissen und besitzt eine „No Risk No Fun“ - Einstellung. Ihm ist es egal, wenn er anderen auf die Füße tritt, weil er es nicht darauf anlegt von anderen Menschen in seinem Umfeld gemocht zu werden. Nur die Freundschaft zu Nate ist ihm wichtig und auch er vermisst seinen besten Freund.

"Ich rufe dich an, wenn du mich brauchst." (S. 97)

Lee und Middie lernen sich besser kennen und unternehmen viel gemeinsam. Middie lernt dabei aber nicht nur den besten Freund ihres vermissten Freundes kennen, sondern auch sich selbst.

Der Schreibstil hat mich gut in die Geschichte hineinfinden lassen und mir dementsprechend auch ganz gut gefallen. An manchen Passagen wirkte er mir allerdings zu gewollt und kleinere Stellen wirken vielleicht auf den ein oder anderen Leser leicht verkitscht.

„Schneeflocken fielen wie Tränen, küssten das Glas.“ (S. 301)

Die Geschichte selbst ist sicherlich nicht neu und besitzt auch keine wahnsinnige Tiefe, so das sie einen sprachlos werden lässt. Dennoch wird man ein Teil von ihr und verfolgt die Handlung sehr gerne, weil sie keineswegs langweilig ist, sondern einen mit sich zieht. Man stellt sich hierbei einige Fragen bezüglich der Charaktere und deren Entwicklung, als auch zur Entwicklung der Handlung selbst. Welche Entscheidung trifft Middie für ihre Zukunft und was ist mit Nate?

Leider bekommt man nicht auf jede Frage eine Antwort (auf die eben genannten jedoch schon) und auch die Charakterentwicklung von Middie hat bei mir noch einiges offen gelassen. Ich habe mich am Ende sogar gefragt, ob sie überhaupt eine Entwicklung durchlebt hat. Ihr Verhalten kann man wohl am meisten diskutieren. Ich konnte mich besonders am Ende kaum noch mit ihr identifizieren und ihr Verhalten erschien mir manchmal zu egoistisch und halbherzig.
Auch die Handlung selbst hat mich leider nicht immer zu überzeugen gewusst. Manchmal erschien sie mir zu konstruiert und inszeniert, dabei möchte die Autorin hier eine Geschichte erzählen, wie Du und Ich sie morgen erleben könnten.

Dennoch mochte ich diesen Roman, der mich durchaus auch zu überraschen wusste und mich gerade in den Momenten zwischen Lee und Middie verzaubern konnte. Ich mochte die Dialoge zwischen den beiden und die daraus entstandene Atmosphäre.
Meiner Meinung nach ist „Der Sommer, der uns trennte“ daher ein gelungener Coming-of-Age-Roman, der zwar nicht unbedingt eine neue Geschichte erzählt, dafür aber bis zum Schluss undurchschaubar bleibt und seinen Leser gut unterhält.

Von mir bekommt dieser Jugendroman daher 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Leider konnte mich diese Liebesgeschichte nicht überzeugen…

Halbzeitküsse
0

Lillian liebt ihren Beruf als Reporterin und hat auch kein Problem damit für das Magazin Vip & Style das Privatleben der Promis in London auseinander zu nehmen.
Als ihre Chefin sie jedoch darauf ansetzt ...

Lillian liebt ihren Beruf als Reporterin und hat auch kein Problem damit für das Magazin Vip & Style das Privatleben der Promis in London auseinander zu nehmen.
Als ihre Chefin sie jedoch darauf ansetzt das Fußballteam von London City während der Champions League Saison zu begleiten, um prickelnde Details über das Privatleben der Fußballstars herauszufinden, ist sie weniger begeistert von dieser Idee. Sie mag Fußball noch nicht einmal. Und auch die Mannschaft empfängt sie nicht mit offenen Armen, denn ihr Ruf eilt ihr voraus.
Doch dann lernt sie das Team besser kennen und vor allem Jamie O’ Conner offenbart sich als weniger kratzbürstig, als zunächst angenommen.
Und schon bald sieht sich Lillian vor der Wahl zwischen ihrer Karriere und Jamie gestellt…

Halbzeitküsse von Alexandra Görner hat mich als leidenschaftliche fußballliebende Leseratte, die gerne mal zwischendurch zu diesem leichteren Genre greift, sehr neugierig gemacht!
Schon oft habe ich mich gefragt, wann endlich mal ein/e Autor/in auf die Idee kommt, nicht den von vielen amerikanischen Schriftsteller/innen aufgegriffenen Themenbereich Football in ihren Roman einzubinden, sondern den hier in Europa geliebten Fußball.
Das dies durchaus unterhaltsam sein kann, wissen wir spätestens seit dem Film zu Bend it like Beckham. Daher fand ich die Idee von Alexandra Görner durchaus erfrischend!

Doch leider konnte mich dieser Roman von ihr nicht überzeugen. Dies lag jedoch keineswegs an dem Schreibstil der Autorin, der leicht verständlich und gut lesbar war und sich kaum von anderen Romanen in diesem Genre abgrenzt, sondern dies lag vielmehr an der Umsetzung der hier erzählten Liebesgeschichte und der daraus resultierenden Glaubwürdigkeit.

Erzählt wird Halbzeitküsse aus zwei Perspektiven.
Da hätten wir einmal: Jamie O’ Conner. Ein Profifußballer, der seit der neuen Saison für das Team London City spielt. Sein Wechsel von Manchester United liegt noch nicht lange zurück und mit seinem neuen Verein ist er nicht wirklich zufrieden. Auf den ersten Seiten wirkt Jamie genervt, wütend und unzufrieden. Auf den knapp 300 Seiten fehlt es ihm an Leidenschaft für den Sport, den er ausübt. Er wirkt nicht wirklich konzentriert und zu sehr von seiner Außenwelt abgelenkt.
Seit wann spielt er Fußball? Was liebt er an diesem Sport? Wie hat er überhaupt den Weg dorthin bestritten, wo er sich gegenwärtig befindet? Wurde er von einem Talentscout entdeckt? All diese Fragen werden kaum oder gar nicht beantwortet.

Die größte Schwachstelle von diesem Roman ist die fehlende Atmosphäre. Wenn man sich dazu entscheidet eine Liebesgeschichte zu schreiben, die im Profifußball – Milieu spielt, dann will man als Leser auch gerne etwas davon bemerken. Leider war das kaum spürbar.

Das Team von Jamie spielt in der Champions League. Es ist der Traum eines jeden Fußballers hier überhaupt Spielzeit zu bekommen oder gar ein Spiel mit seinem Team zu gewinnen. Eine Niederlage ist bitter und ein Sieg könnte nicht schöner sein. Doch die Umsetzung eines hier errungenen Sieg in der Königsklasse des Fußballs ist gleichzusetzen mit einem gewonnenen Vorbereitungsspiel für die neue Saison…
Der Sport selbst, die Erfahrungen auf dem Spielfeld und die Leidenschaft für dieses Spiel bleiben dem Leser verborgen. Man hätte hier super gut mit den Ängsten oder den Befürchtungen eines Profisportlers arbeiten können. Mit dem Blick auf die Verletzungsgefahr, mit dem Druck in einer Mannschaft, wann man nicht fit genug ist und auf der Ersatzbank platz nehmen muss… All das ist nicht gegeben und dadurch geht hier sehr viel Atmosphäre verloren!

Natürlich könnte man nun argumentieren: ‚Aber hier handelt es sich doch um einen Liebesroman…‘. Klar! Aber was ist ein Liebesroman ohne Atmosphäre, ohne Spannung und ohne Leidenschaft? Und wo kann man mehr Leidenschaft finden, wenn nicht im Fußball?
Und das hätte die hier erzählte Liebesgeschichte sicherlich unterstützen können…

Ich weiß nicht, ob die Autorin sich nicht getraut hat hier in die Tiefe zu gehen oder ob sie sich überhaupt wirklich mit dem Thema Fußball befasst hat. Letztlich hatte ich immer das Gefühl, dass die Autorin sich an den klassischen Klischees bedient hat, die man immer wieder über den Profifußball hört.

Bei der zweiten Erzählerstimme handelt es sich um Lillian Loman. Sie begleitet die Mannschaft von London City auf ihren Auswärtsspielen im Viertel-, Halbfinale und letztlich auch im Finale. Doch von Druck ist hier kaum etwas in der Mannschaft spürbar.
Normalerweise liegen die Ligaspiele und die Spiele in der Champions League sehr dich beieinander. Und auch wenn man das Finale in der Königsliga gespielt hat, dann ist die Saison normalerweise beendet. Doch hier gibt es kaum noch einen Bezug zur Realität. Die Saison läuft einfach weiter…

Lillian wirkt eigentlich recht sympathisch. Sie steht dennoch Mitten im Leben und weiß, was sie will.
Doch ihre Chefin verfolgt einen ganz anderen Plan und stellt Lillian vor die Wahl: entweder sie räumt ihren Schreibtisch oder sie begleitet das Fußballteam von London City während der bereits laufenden Champions League Saison, um an die Geheimnisse der Spieler zu gelangen…

Lillian und Jamie können sich bereits auf den ersten Seiten nicht sonderlich gut leiden und man kann hier wirklich schon von Hass sprechen.
Man sagt ja Hass und Liebe liegen nah beieinander, doch der Wandel von Hass zur Liebe zwischen Jamie und Lillian ging mir dann doch zu schnell und war kaum nachvollziehbar. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin plötzlich keine Lust mehr dazu hatte, dass die beiden sich streiten und lässt sie daher einfach mal übereinander herfallen…
Ich konnte die Anziehung zwischen den beiden nicht nachvollziehen und die Beziehung zwischen den beiden war mir daher auch zu oberflächlich.

Das Lillian als Journalistin arbeitet, nimmt man ihr auch nicht wirklich ab. Sie stellt kaum Fragen bzw. man ist als Leser auch nie wirklich dabei. Stattdessen wir man immer wieder mit ein oder zwei Sätzen abgespeist, wo erklärt wird, worum es in dem vorangegangenen Gespräch ging.
Wir erfahren an einer Stelle, was sie über einzelne Teammitglieder herausgefunden hat (typische Skandale im Fußball, wie wir sie selbst aus der Klatschpresse kennen). Wie sie jedoch darauf gekommen ist, bleibt dem Leser verborgen. Weibliche Intuition? Irgendwie wird sie ja zu ihrem Job gekommen sein…
Ich hätte es besser gefunden, wenn man als Leser wenigstens ein klein wenig miterlebt und nicht einfach eine Zusammenfassung hingeklatscht bekommt. Hier geht Spannung verloren!

Damit hat es sich die Autorin nicht nur ziemlich leicht gemacht (Problem gelöst! Man ist dann und wann schon in diesem oder jenen Gespräch zu der Lösung gelangt…), sondern sie hat hier ebenfalls wieder Atmosphäre verloren.
Außerdem bekommt man kein Gefühl für die Nebencharaktere in diesem Roman. Sie bleiben einem vollständig fremd.
Bis zur letzen Seite konnte ich kaum jemanden aus Jamies Team voneinander unterscheiden. Sie sind wie dunkle Schatten, die zwischendurch mal genannt werden, weil Fußball schließlich ein Teamsport ist…

Die Handlung verfügt über einige Herausforderungen, die den beiden in den Weg gestellt werden. Diese verleihen der Geschichte teilweise ein wenig Spannung. Doch hier fehlte es mir an Ideen. Vieles ist mir bereits in anderen Romanen in diesem Genre begegnet und ein blödes Missverständnis, welches unnötig in die Länge gezogen wird nervt einfach nach wenigen Seiten nur noch. Gab es keine bessere Idee für eine mögliche Auseinandersetzung zwischen den beiden Protagonisten?

Zusammenfassend kann ich sagen, dass dieser Roman für den Genreerfahrenen Leser kaum etwas überraschendes bereit hält. Es fehlt an diesen kleinen besonderen Ideen, unerwartete und witzige Momente, zwischen den beiden Protagonisten. Damit hätten Jamie und Lillian einem ans Herz wachsen können.
Die Charaktere bleiben (außer vielleicht noch Jamie) ziemlich flach und uninteressant. Nebencharaktere sind nur vorhanden, weil man sie irgendwie braucht.
Und wer sich ein wenig mit Fußball beschäftigt hat, der wird hier einige Fehler bemerken und dem wird hier auch einfach etwas fehlen. Mich hat Halbzeitküsse daher ziemlich enttäuscht, obwohl ich die Idee eigentlich sehr gut fand.

Wer jedoch einfach etwas leichtes und lockeres für zwischendurch sucht, wo die Interaktion lediglich auf die beiden Protagonisten beschränkt ist, der kann sich Halbzeitküsse gerne mal anschauen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Absolut mein Typ!

Eigentlich bist du gar nicht mein Typ
0

Besitzt du eine Bucket-List?
Entweder zu denkst jetzt: ‚Ja, klar! Das Leben ist viel zu kurz, um es nicht durchzuplanen!‘
Für dich ist es eine traurige Vorstellung, nicht all das gesehen oder getan zu ...

Besitzt du eine Bucket-List?
Entweder zu denkst jetzt: ‚Ja, klar! Das Leben ist viel zu kurz, um es nicht durchzuplanen!‘
Für dich ist es eine traurige Vorstellung, nicht all das gesehen oder getan zu haben, was du dir einst vorgenommen hast… Man hat nie barfuß im Regen getanzt oder ist mit einem Kamel durch eine Wüste geritten, wie man es sich immer schon erträumt hat.
Oder aber du denkst gerade: ‚Was ist denn eine „Bucket-List“? Ist das eine Liste mit Backrezepten?‘ Nein, keineswegs! Bei der Bucket-List handelt es sich um eine To-Do-Liste, mit all den Dingen, die man einmal in seinem Leben getan haben möchte, bevor ein bestimmter Zeitpunkt (zum Beispiel sein 40. Geburtstag) erreicht wird.

Abi hat keine solche Liste, aber sie findet eine. Diese gehört keinem geringeren, als ihrem Ex-Freund, der sie erst vor wenigen Wochen verlassen hat. Eingeleitet mit den Worten: „Wir müssen Reden.“ und der darauf folgenden Begründung:

„Ich glaube nicht, dass wir die gleichen Dinge vom Leben wollen.“ (S. 23)

Abi hingegen ist sich sicher, in Joseph ihren Traummann gefunden zu haben, mit dem sie den Sonnenuntergang in Portsmouth beobachten und alt werden will.

Sie ist am Boden zerstört und daher erscheint es ihr wie ein Geschenk vom Himmel, dass er ihr wenige Tage später eine Kiste mit ihren Sachen vor die Tür stellt. Klar, eigentlich bedeutet das: Jetzt ist es endgültig aus! Für Abi jedoch ist diese Kiste eine Schatztruhe, mit einem Stück Papier, auf dem genau steht, wie sie ihren Traummann zurückerobern kann. Arbeitet sie diese Punkte auf der Liste ab, wird Joseph erkennen, dass sie die perfekte Frau für ihn ist und alles wird gut. Das hört sich im ersten Moment doch gar nicht so schwer an, doch ein genauer Blick zeigt, dass man dummerweise ein sportbegeisterter Adrenalin Junkie sein muss, um dabei zumindest ein bisschen Spaß zu haben.
Surfen, mit dem Fahrrad an einem Tag um eine Insel radeln, Berge erklimmen und den höchsten Turm der Stadt besteigen? Alleine bei dem Gedanken spürt Abi, wie ihre Knie weich werden.

Abi ist eine sehr sympathische Protagonistin, mit der ich mich gut identifizieren konnte. Das hat es mir leicht gemacht, in den Roman hineinzufinden. Sie ist amüsant, bezeichnet sich selbst als unsportlich und investiert sehr viel Zeit für ihren Traumberuf, als Grafikdesignerin. Damit ist bereits ersichtlich, dass sie ein sehr kreativer Mensch ist, doch gleichzeitig denkt sie auch viel über mögliche Konsequenzen nach und fördert damit ihre Ängstlichkeit. Für den Leser ist das manchmal anstrengend mitzuverfolgen.

Einige Punkte auf Josephs Liste, sind natürlich nicht leicht zu erfüllen, aber mal ehrlich… Einmal gelernt ist es doch nicht so schwer mit einem Fahrrad zu fahren? Aus Abis Sicht, fühlt man sich jedoch auf dem Rad beinahe so, als würde man mit Skiern eine Schanze hinuntersausen. Beim lesen hat mich ihre Furcht in solchen Momenten leicht genervt und war für mich auch nicht unbedingt nachvollziehbar.
Aber (und das ist sehr positiv), Abi gibt trotz ihrer Angst nicht auf, sondern verfolgt ihr Ziel mit festem Blick. Dieser Wille konnte mich gleichzeitig auch wieder begeistern und hat mir die Protagonistin sympathisch werden lassen.
Deshalb hat es mir auch sehr viel Lesevergnügen bereitet, Abi bei ihren Aufgaben zu begleiten und ebenso ihre Entwicklung mitzuverfolgen. Und diese Veränderung ist von der Autorin realistisch aufgebaut, so dass man selbst auch noch etwas dabei lernen kann. Und ein Roman, der so etwas auslösen kann, der ist durchaus lesenswert!

Mit jeder Herausforderung, wächst Abi ein klein wenig über sich hinaus und mit jeder Herausforderung, wäre man selbst gerne an Abis Stelle. Wenn man aus diesen Erlebnissen so viel lernen kann, dann kann die Aufgabe nicht groß genug sein. Abi wird mutig, verlässt ihre Komfortzone und überwindet ihre Unsicherheit. Sie traut sich und gewinnt dadurch an Stärke und Charakter.
Was sie am Ende des Romans erkennt, mag vielleicht vorhersehbar sein, doch es bereitet dem Leser einfach super viel Spaß, Abi bis dorthin zu begleiten.

Aber nicht nur die Protagonistin ist mir ans Herz gewachsen. Es sind auch die Nebencharaktere, die den Roman so erfrischend erscheinen lassen. Mal abgesehen von Joseph, war mir insbesondere ihre beste Freundin Sian, sowie Ben und Giles, ein Arbeitskollege aus ihrem Büro sehr sympathisch.
Abi lernt sie im Verlauf der Handlung immer besser kennen, schließt überhaupt neue Freundschaften und entdeckt, dass die Welt viel mehr Personen für sie bereithält, als nur ihren „Traummann“ Joseph.

Die Handlung in „Eigentlich bist du gar nicht mein Typ“ besteht jedoch nicht nur aus der Erfüllung der Bucket-List, sondern ist dabei auch ziemlich spannend gestaltet! Hierauf möchte ich jedoch nur sehr wenig vorwegnehmen, aber so viel sei gesagt: Abi werden auch Steine in den Weg gelegt und sie hat so manche Hürde zu überwinden. Doch wer steckt dahinter? Verbunden ist das Ganze mit einem mulmigen Gefühl und einer inneren Wut, die sich beim lesen in einem aufbaut, weil man mit Abi mitfühlt und ihr gerne helfen möchte.

Erfrischend, romantisch, herzerwärmend und noch dazu spannend! Was will man mehr? Für mich ist dieser Roman die perfekte Sommerlektüre, mit einer leichten Geschichte, die dennoch ganz klar zu überzeugen weiß. Die Umsetzung ist meiner Meinung nach absolut gelungen.

Und zum Schluss enthält das Buch eine gelungene Message. Wir lernen, dass uns To-Do-Listen dabei helfen können neuen Schwung in unser Leben zu bringen und uns damit aus Löchern heraushelfen können, in die wir vielleicht fallen, wenn eine Beziehung in die Brüche geht. Wir sollten nicht immer die Fehler bei uns suchen, wenn es um das Thema ‚gescheiterte Beziehung‘ geht. Es liegt nicht nur an einem selbst, sondern zu einer Beziehung gehören schließlich immer zwei Menschen. Und wenn es nicht funktioniert hat, dann haben die beiden Puzzlestücke einfach nicht zusammengepasst.
Letztlich sollte man seinen eigenen Träumen folgen und genau das ist der Schlüssel zum Glück.