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Veröffentlicht am 08.11.2023

Die Sehnsucht nach Liebe

Simsons Tränen
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Dies ist das fünfte Buch des Autors – für mich war es das erste, was ich von ihm gelesen habe.
Gleich zu Anfang lernen wir einen Mann kennen, dessen Vater gerade verstorben ist und der sich nun um sein ...

Dies ist das fünfte Buch des Autors – für mich war es das erste, was ich von ihm gelesen habe.
Gleich zu Anfang lernen wir einen Mann kennen, dessen Vater gerade verstorben ist und der sich nun um sein Erbe kümmern muss. Beim Sichten der Unterlagen stößt er auf eine ihm verborgen gebliebene Seite seines Vaters. Gab es da tatsächlich eine weitere Frau, neben seiner Ehefrau, die im Leben des Verstorbenen eine große Rolle gespielt hat?
Der Sohn macht sich auf die Suche, um Antworten zu bekommen und dabei kreuzen sich die Wege mit zwei weiteren Protagonistinnen. Seinen Recherchen ist es zu verdanken, dass nun alle irgendwie miteinander verwoben sind und ihre gemeinsame Geschichte in sich tragen.
Der Schreibstil ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Da es sich bei den im Buch vorkommenden Personen meist um Künstler – Kirchenmusiker – handelt, erfahren wir viel über diesen Beruf, was mir manchmal etwas zu detailiert beschrieben wurde.
Alles in allem ist es ein zarter Roman über die Liebe. Die Liebe, die ihre eigenen Wege geht und die vielleicht manchmal zur Besessenheit und Obsession werden kann. Die Liebe, die unerwidert wird, weil die Beteiligten mit ihren eigenen Geistern zu kämpfen haben.
Der Untertitel dieses Buches lautet: ein literarisches Oratorium – und das trifft es wirklich gut. Es ist ein opulentes Werk – eines, welches sich nicht mal eben so nebenbei zur reinen Unterhaltung gelesen werden mag.
Es hat mir Freude gemacht, in diese Geschichte voller Geheimnisse und voller Liebe einzutauchen. Es waren interessante Menschen, die man dort kennenlernen durfte und deren Lebensweg man in diesem Roman begleiten konnte.

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Veröffentlicht am 06.11.2023

Was für ein Buch

Im Prinzip ist alles okay
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Miryam ist dreißig Jahre alt und gerade Mutter geworden. Eigentlich sollte doch alles gut sein. Aber sie leidet an einer postnatalen Depression und hadert mich sich selbst und vor allem mit der Mutterrolle. ...

Miryam ist dreißig Jahre alt und gerade Mutter geworden. Eigentlich sollte doch alles gut sein. Aber sie leidet an einer postnatalen Depression und hadert mich sich selbst und vor allem mit der Mutterrolle. Sie bemüht sich sehr, alles so normal wie möglich wirken zu lassen, aber die Geister der Vergangenheit stehen wieder vor der Tür.
Die Autorin arbeitet mit Zeitrückblenden und so tauchen wir ab in das Leben Miryam vor der Mutterschaft und erfahren somit von viel Gewalt in der Kindheit. In jungen Jahren flüchtet sie sich in eine Beziehung zu einem viel älteren Mann, der ihr auch wieder mit Gewalt begegnet.
Wir erfahren von der Ehe der Eltern und von der Beziehung zu ihrem Bruder. Und wundern uns als Leser nicht, dass sie noch immer mit diesen auch generationsübergreifenden Traumata zu kämpfen hat.
Der Autorin gelingt es fabelhaft das Wesen einer Depression einzufangen und findet deutliche Worte für all das, was ihr wiederfahren ist. Sie schildert drastisch, wie Miryam immer wieder auf der Suche nach Beziehung und Liebe ist und immer wieder gegen die Wand läuft. Immer wieder gibt sie ihrer Herkunftsfamilie eine Chance, möchte aufarbeiten und findet einfach kein Gegenüber.
Die Beziehung zu dem Vater ihres Kindes ist zwar nicht gewalttätig, aber dennoch irgendwie lieblos und sie schafft es auch nicht, die Bindung zu ihrem Kind aufzubauen, die sie sich eigentlich wünscht.
Dies Buch ist ein Zeugnis eines Lebens, welches zunächst auf Trümmern aufgebaut wurde, aus denen sie sich im Erwachsenenalter nun langsam befreien muss. Sie ist es, die das Muster zu durchbrechen vermag, die Verantwortung für sich und ihre Familie übernimmt und eine für sie bahnbrechende Entscheidung trifft. Eine Entscheidung zum Leben.
Es macht Mut, sich seiner Geschichte zu stellen und die Verantwortung für sein Leben zu übernehmen. Es ist möglich die Verkettung von traumatischen Erlebnissen zu überwinden und sich zu lösen.
Es ist keine leichte Lektüre, aber eine ehrliche und schonungslose. Mir hat das Buch sehr gefallen, da ich es als sehr realistisch einschätze und ich im Anschluss Hochachtung vor dieser Protagonistin hatte, die mühsam, aber stetig ihren Weg geht.

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Veröffentlicht am 05.11.2023

Frostige Spannung bis zur letzten Seite

Die eiskalte Kammer: Thriller
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Endlich gibt es eine Fortsetzung rund um die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz. Ich habe mich wahnsinnig auf diesen Fall gefreut und bin – wie auch nicht anders zu erwarten war – nicht enttäuscht worden.
Julia ...

Endlich gibt es eine Fortsetzung rund um die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz. Ich habe mich wahnsinnig auf diesen Fall gefreut und bin – wie auch nicht anders zu erwarten war – nicht enttäuscht worden.
Julia ist inzwischen Mutter, versucht aber dennoch trotz ihrer neuen Pflichten und Aufgaben, wieder beruflich tätig zu werden. Ihr Beruf ist einfach auch ihr Leben und dank ihrer Eltern, die sich um die kleine Sophia kümmern, ist dies auch wieder möglich. Sehr zum Leidwesen von Florian, dem Vater des Babys, der es lieber sehen würde, wenn Julia sich noch schonen würde.
Und dann wird in einem Industriegebiet die Leiche einer jungen Frau gefunden, die schon seit zwei Jahren vermisst gemeldet war. Erst bei der Autopsie stellt sich heraus, dass diese nicht bei dem Autounfall gestorben ist – wie die Auffindsituation vermuten ließ – sondern über Monate tiefgefroren wurde.
Schnell stellt sich heraus, dass dies nicht ein einmaliger Fall ist, sondern dass es mehrere Opfer gibt. Nun sind sie also auf der Jagd nach einem Serienkiller, der nach einem gezielten Plan zu handeln scheint und es liebt, seine Opfer und Taten zu inszenieren.
Die Autorin bleibt ihrem Stil treu: es sind kurze Kapitel, in denen sich die Spannung merklich aufbaut und die meist mit einem fiesen Cliffhanger enden. Man kann sich dem Sog der Geschichte kaum entziehen und möchte immer, immer weiterlesen. Auch hier führt sie Verdächtige ins Feld und man ermittelt automatisch auf dem Sofa mit.
Auch in diesem Fall ist die Mischung aus Fall und Privatleben sehr ausgewogen und es ist schön, wie es der Autorin gelingt, Julias Zerrissenheit darzustellen. Wird sie beiden Rollen gerecht oder zerreibt sie sich dazwischen?
Ich habe mich glänzend unterhalten gefühlt und einmal mehr wird die Verfasserin ihres Status „Lieblingsautorin“ gerecht. Atemlose Spannung und lückenlose Aufklärung am Ende. Grandios.

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Veröffentlicht am 08.10.2023

Raffinierte Spannung bis zum auflösenden Ende

Das Todesflüstern der Raben
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Dies ist bereits der dritte Fall rund um die Ermittlerin Jana Brinkhorst. Für mich war es das erste Buch dieses Autors und ich bin ohne Probleme in den Fall gestartet.
Es geht gleich gut los, denn der ...

Dies ist bereits der dritte Fall rund um die Ermittlerin Jana Brinkhorst. Für mich war es das erste Buch dieses Autors und ich bin ohne Probleme in den Fall gestartet.
Es geht gleich gut los, denn der Hauptkommissar Karl Hansen, der sich zurzeit im Urlaub befindet findet auf der Suche nach seinem Onkel nur seine Leiche. Die herbeigerufenen zuständigen Kollegen finden schnell heraus, dass es sich nicht um einen Unfall handelt, sondern ein gezielter Mord. Und der Täter hat dabei seine Visitenkarte hinterlassen: einen gefalteten Origami-Rabe.
Und bevor die ermittelnde Einheit so richtig in Fahrt kommt, schlägt er wieder zu. Wieder hinterlässt er eine Visitenkarte und stellt damit die verbundene Frage: was haben die Opfer gemeinsam?
Eine rasante Ermittlung, bei der, der sich im Urlaub befindende Neffe des Opfers nicht an sich halten kann und natürlich auch dem Täter auf der Spur ist. Sehr zum Missfallen der zuständigen Ermittlerin Brinkhorst.
Die alles entscheidende Frage ist, wie die Opfer zusammenhängen und schon bald tut sich eine Theorie auf, die darauf schließen lässt, dass es weitere Tote geben wird. Und richtig – der Täter legt eine immer engere Frequenz an den Tag und die Ermittler haben alle Hände voll zu tun, um Zusammenhänge zu erfassen und den großen Unbekannten zu jagen, der eine Mission zu erfüllen scheint.
Ein sehr gelungener Plot und ein sehr lesenswerter Krimi. Verschiedene Fährten werden ausgelegt und man kommt nicht umhin, sich selbst ein Bild machen zu wollen und zu verstehen, was hinter dem Motiv der sehr kreativen Morde steht. Denn, dass es einen Zusammenhang mit der Art der Ermordung und dem Motiv dahinter gibt, steht bald außer Frage.
Der Autor versteht es meisterhaft die Spannung aufrecht zu erhalten und damit den Leser in atemlose Spannung zu versetzen. Und dann, als alles sich zur Klärung bereithält, gibt es nochmal eine Wendung, mit der ich nicht gerechnet hätte.
Ein sehr gut recherchiertes Buch, mit hohem Unterhaltungswert. Ich habe mich glänzend unterhalten gefühlt und das Buch hatte alles, was für mich einen guten Krimi ausmacht: einen raffinierten Plot, authentische Protagonisten und ein Ende, an dem sich alles schlüssig auflöst. Eine klare Leseempfehlung und für mich der Vorsatz, diesen Autor im Auge zu behalten.

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Veröffentlicht am 06.10.2023

Ein Buch über Menschen in der Mauser

Du schenkst meiner Hoffnung Flügel
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Es war mein erstes Buch von dieser Autorin und ich hatte stellenweise schon das Gefühl, dass es mir an Vorwissen fehlt. Aber nichts desto trotz hat mir der Roman sehr gut gefallen.
Wir dürfen eine Reihe ...

Es war mein erstes Buch von dieser Autorin und ich hatte stellenweise schon das Gefühl, dass es mir an Vorwissen fehlt. Aber nichts desto trotz hat mir der Roman sehr gut gefallen.
Wir dürfen eine Reihe Menschen begleiten, die in verschiedenen Lebensphasen stecken. Da ist Kit, die viele Jahre als geistliche Begleiterin gearbeitet hat und nun kurz vor dem Ruhestand steht. Ein potentieller Nachfolger steht in den Startlöchern, aber es gibt viele Missverständnisse und Hindernisse zu überwinden.
Und dann ist da noch Wren, die nach dem Tod eines guten Freundes in die Depression abgerutscht ist und mit sich und dem Leben hadert und das viele Ungeklärte nicht einfach so hinnehmen kann. Sie jobbt in einem Altenheim und wird auch dort mit vielen Schicksalen konfrontiert.
Wir dürfen hautnah erleben, wie sie und auch noch andere Protagonisten, ihr Leben und auch ihren Glauben gestalten. Viele geistliche Impulse, die so authentisch geschildert werden, dass sie tatsächlich lebensnah und nicht abgehoben wirken. So werden Themen angesprochen, mit denen sich jeder Mensch im Laufe seines Lebens konfrontiert sieht und man kann mitverfolgen, wie sie ringen und um Änderung bemüht sind.
Mir hat dieser Roman persönlich sehr viel gegeben. Gerade weil ich mich als Suchende empfinde, hat mir diese Begegnung mit Menschen gutgetan, die eben auch ihre Schwächen haben und hadern und kämpfen. Eine wohldosierte Prise geistlichen Inputs, der mir als Leser ermöglicht, das mitzunehmen, was passt und guttut. Anregungen und Inspirationen, um mit eigenen Schwächen umzugehen.
Am meisten beeindruckt hat mich allerdings das Bild von der Mauser eines Vogels. Es ist so eindrücklich beschrieben und taucht immer mal wieder auf. Es beschreibt sehr gut, in welcher Lebensphase sich die einzelnen Protagonisten befinden – egal welchen Alters. Es ist eine besondere Zeit.

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