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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.10.2019

Ein wenig überzeugender Debütroman.

Harte Landung
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Zunächst machte mich das Cover auf den Roman aufmerksam. So ist das Buch selbst wunderbar auffällig in meiner Lieblingsfarbe gehalten. Der Schutzumschlag schlicht aber doch ergreifend. Eine fallende Person, ...

Zunächst machte mich das Cover auf den Roman aufmerksam. So ist das Buch selbst wunderbar auffällig in meiner Lieblingsfarbe gehalten. Der Schutzumschlag schlicht aber doch ergreifend. Eine fallende Person, im Hintergrund Hochhäuser, die mich an ein Geschäftsviertel erinnern. Es macht definitiv Lust auf mehr. Wer landet warum hart? Geht es wirklich um einen fallenden Menschen?

Heiko Anrath, Jurist in der Marktwirtschaft, verheiratet, arrogant und Hauptprotagonist der Geschichte. Aus seiner Sicht wird die Geschichte größtenteils erzählt. Identifizieren und hineinversetzen konnte ich mich in Heiko nicht, leider nicht mal ansatzweise. Er wirkt gefühllos und kalt, auf der anderen Seite hat er Wünsche und Vorstellungen, die ihn kurzzeitig richtig menschlich wirken lassen. Im Anschluss durch seine Handlungen oder eben gerade durch nicht ausgeführte Handlungen wird dieses jedoch wieder zerstört. Es gelang mir leider nicht, eine Nähe bzw. einen Draht zu ihm als Hauptprotagonisten aufzubauen, was ich ziemlich schade finde.

Ich muss gestehen, dass ich hiermit meinen ersten Roman gelesen habe, der in der Wirtschaftswelt spielt. Oft habe ich einen Bogen um diese Themen gemacht, weil es mich einfach nicht so tangiert. Auch hier hat mich das Thema leider nicht so richtig in den Bann gezogen. Spannung kam keine auf. Der Schreibstil – sehr vereinfacht, aber doch verwirrend, weil er sogar zwischen den Erzählperspektiven umhersprang – war für mich zudem sehr gewöhnungsbedürftig. Auch am Ende des Buches hatte ich mich noch nicht richtig daran gewöhnt. Dafür begeisterten mich die Kapitellängen umso mehr und auch die Tagebucheinträge zwischen den Kapiteln setzten die für mich einzig vorkommende Spannung und animierten zum Weiterlesen.

Für Wirtschaftsinteressierte ist das sicherlich ein zu empfehlender Roman. Mir fehlt leider die Spannung. Erwartet habe ich große Intrigen, die Heiko zu Fall gebracht haben. Kurzzeitige Rachegedanken seinerseits oder Spannungsaufbau in andere Richtungen.
Leider wurden diese Erwartungen nicht erfüllt und einen Vergleich mit John Grisham kann ich auch überhaupt nicht nachvollziehen.

Veröffentlicht am 02.10.2019

ein gelungener Auftakt

Rachesommer
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Willkommen in der Welt von Walter Pulaski in Leipzig und Evelyn Meyers in Wien.
Zwei Protagonisten die unterschiedlicher nicht sein können, lösen am Ende gemeinsam einen Fall.

Unter den mysteriösesten ...

Willkommen in der Welt von Walter Pulaski in Leipzig und Evelyn Meyers in Wien.
Zwei Protagonisten die unterschiedlicher nicht sein können, lösen am Ende gemeinsam einen Fall.

Unter den mysteriösesten Umständen sterben vier wohlhabende Männer unter ihnen auch ein Kollege von Rechtsanwältin Meyers, weshalb diese darauf aufmerksam wird und nicht weiter an einen Zufall glaubt.
Zur gleichen Zeit begehen mehrere jugendliche Insassen psychiatrischer Kliniken Selbstmord. Kommissar Pulaski wird misstrauisch und beginnt Nachforschungen anzustellen, die ihn zutiefst erschüttern und mit Evelyn zusammenbringen.
Anfangs glaubt man als Leser keinerlei Zusammenhang bei den Fällen der beiden feststellen zu können und doch passiert es nach und nach, dass sich einzelne Teile zusammenfügen. Herr Gruber versteht es damit das Ende unvorhersehbar zu gestalten.

Die beiden Protagonisten sind sympathisch und lebensnah gezeichnet. Zum einen haben wir den alleinerziehenden Kommissar Pulaski, der sich nach dem Krebstod seiner Frau in den Kriminaldauerdienst versetzen lies um mehr Zeit für seine Tochter zu haben, aber auch, weil er schweres Asthma hat.
Hinzu kommt die junge Rechtsanwältin Evelyn Meyers, deren Traum es ist irgendwann als Strafverteidigerin zu arbeiten. Hierzu muss sie jedoch zunächst ihr Trauma, eine Entführung inklusive den Tod ihrer Schwester verarbeiten.
Beide Charaktere wirken nicht inszeniert, sondern wie aus dem Leben gegriffen. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein und doch ergänzen sie sich gut.

Der Schreibstil von Andreas Gruber ist klar, deutlich und flüssig. Ohne viel Firlefanz versteht er es von Anfang an Spannung aufzubauen. Die Geschichte beginnt aus verschiedenen Blickwinkeln der Protagonisten, bis diese aufeinandertreffen und zusammen agieren. Die Kapitel haben eine angenehme Kürze und der Spannungsbogen ist von Seite eins bis zum Schluss gegeben. Ich konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen. Es ist mein erster Gruber, aber es wird definitiv nicht der letzte sein.

Veröffentlicht am 02.10.2019

Weniger Krime, mehr Roman

Retour
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In „Retour“ geht es um den französischen Kommissar Luc Verlain, der sich aufgrund einer schweren Krankheit seines Vaters von Paris zurück in seine Heimat versetzen lässt und zugleich in einem Mordfall ...

In „Retour“ geht es um den französischen Kommissar Luc Verlain, der sich aufgrund einer schweren Krankheit seines Vaters von Paris zurück in seine Heimat versetzen lässt und zugleich in einem Mordfall ermitteln muss.

Zunächst musste ich feststellen, dass es sich bei „Retour“ nicht um einen typischen Kriminalroman handelt. Alles in allem mehr Roman als Krimi, denn für mich war ziemlich schnell klar, wer der Mörder des 17jährigen Mädchens ist. Ich hatte außerdem beim Lesen das Gefühl, dass die Ermittlungen rund um diesen Mordfall eher nebensächlich sind. Es geht vielmehr um Luc und dessen Leben.

Dennoch hat mir der einfache und klare Schreibstil gefallen. Auch war es bezeichnend für die Geschichte, dass diese nicht direkt nach der Aufklärung des Mordfalls endete.

Für wirklich nur Krimi-Begeisterte ist dies jedoch nicht das richtige Buch.

Der Autor schildert detailliert die Umgebung, das Verhalten der Touristen und kümmert sich vor allem um das leibliche Wohlergehen seiner Protagonisten.

Ein Buch, dass sich schnell und zügig lesen lässt, jedoch leider nicht die erwartete Kriminalgeschichte beinhaltet.

Veröffentlicht am 02.10.2019

Genalität trifft Laster.

Blake
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Blake ist ein Thriller von Jack Heath, der im Dezember 2018 im Heyne Verlag erschien.

Der Thriller spielt in der heutigen Zeit und dreht sich um Tim(othy) Blake, ein inoffizieller FBI-Mitarbeiter, der ...

Blake ist ein Thriller von Jack Heath, der im Dezember 2018 im Heyne Verlag erschien.

Der Thriller spielt in der heutigen Zeit und dreht sich um Tim(othy) Blake, ein inoffizieller FBI-Mitarbeiter, der nicht mit Geld, sondern der Befriedigung seines geheimen Lasters entlohnt wird. Blake wird bei Vermisstenfällen herangezogen, wird aber nur entlohnt, wenn er diese Fälle löst und die Opfer überleben.
So wird er auch dazu gezogen als erneut ein Junge entführt wird. Er bekommt die Agentin Reese Thistle als neue Partnerin oder in seinen Augen „Aufpasserin“ und muss vor allem selbst aufpassen, dass diese nicht hinter sein dunkles Geheimnis kommt. Doch die eingefädelte Geldübergabe geht schief und Blake gerät selbst unter Verdacht.

Blake passt nicht ins Bild des FBIs oder gar eines Ermittlers. Er hat gerade einmal zwei Outfits, die er abwechselnd trägt, wirkt schmuddelig und man sieht ihm sein wenig vorhandenes Einkommen an. Er ist kein Sympathieträger, ermittelt öfters in Grauzonen als gesetzestreu und lebt sehr isoliert. Selbst als seine „Aufpasserin“ ihm näherkommt bzw. kommen will, schreckt er davor zurück, immer dabei im Hinterkopf sein schweres Laster. Alles andere wäre meiner Meinung nach auch nicht schlüssig gewesen.

In diesem Thriller geht es nicht vordergründig um die Aufklärung der Vermisstenfälle und Entführungen, sondern um den genialen Profiler Blake. Seine Genialität als auch seine Rätselaffinität lassen ihn vieles anders sehen als andere. Und auch, wenn die Ermittlungen nicht im Vordergrund stehen, so bleibt der Thriller von der ersten bis zur letzten Seite mehr als spannend.

Der Schreibstil ist zudem schlüssig. Mal überschlagen sich die Ereignisse, mal geht es hauptsächlich um Blakes Vergangenheit. Diese Abwechslung tut der Spannung keinen Abbruch, ganz im Gegenteil.

Der Autor hat eine neue Art Ermittler erschaffen, von dem ich sehr gerne mehr lesen würde. Ein Thriller, der seinem Genre alle Ehre macht.

Veröffentlicht am 02.10.2019

Authentische Protagonisten, eine sehr gut recherchierte Geschichte und ganz viel Gefühl.

Die Antwort auf Vielleicht
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Wie schafft man es als Autor, hier unter einem Synonym und eigentlich Thriller schreibend, die Wandlung eine Geschichte so gefühlvoll und realistisch darzulegen? Vielleicht liegt es an der wahren Begebenheit ...

Wie schafft man es als Autor, hier unter einem Synonym und eigentlich Thriller schreibend, die Wandlung eine Geschichte so gefühlvoll und realistisch darzulegen? Vielleicht liegt es an der wahren Begebenheit auf der diese Geschichte ruht, aber eins ist klar, die Geschichte ist mehr als gelungen!


Zum Inhalt:

Zwischen Poetry-Slam und humorvollen Charakteren erlebt man die dramatische Geschichte von Jessi und Adam, die sich zu einem ungünstigen Zeitpunkt in einander verlieben.
Adam, in seinem Leben stagniert, fährt Taxi. Er chauffiert aber nicht die Leute, die zum Bahnhof oder Flughafen wollen, er fährt „Krebstaxi“. Tag ein, Tag aus fährt er junge, alte, aber vor allem kranke Menschen während ihres Überlebenskampfes zum Krankenhaus und wieder nach Hause und lässt diese Schicksale doch näher an sich heran, als es scheinbar gut für ihn ist.
Und eines Tages steigt die junge Jessi ein. Jessi, die hoffnungsvolle, alleinerziehende Mutter mit dem Hang zur Poesie, hat nur noch wenige Wochen zu leben. Während Adam alles dafür gibt, ihr die verbleibende Lebenszeit so angenehm wie möglich zu machen und dabei vor allem lernt, dass man die eigenen Wünsche nicht immer vor sich hinschieben sollte, verlieben die beiden sich in einander.


Fazit:

Hendrik Winter hat den Spagat zwischen Dramatik und Humor gekonnt gemeistert.
Die Geschichte wird realistisch (nach)erzählt, Krankheitsverläufe und Behandlungsmethoden sind genau recherchiert und doch wird man mit den Fakten nicht überlastet. Der Beigeschmack der Handlung ist bitter, ahnt man doch, welches Ende diese Geschichte nimmt. Dennoch tut dies keinen Abbruch. Die Handlung bleibt spannend, man möchte wissen, wie es weiter geht und zwar nicht nur mit den Hauptprotagonisten, sondern auch den liebevoll gezeichneten Nebencharakteren aus dem Leben von Jessi und Adam. Alle Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und gekonnt in Szene gesetzt worden.
Gewürzt wird die ganze Erzählung mit einer guten Prise Humor. Nicht pietätlos, sondern wohl dosiert und keineswegs übertrieben.

Authentische Protagonisten, eine sehr gut recherchierte Geschichte und ganz viel Gefühl. Eine klare Leseempfehlung!