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Veröffentlicht am 02.09.2021

Queer und Migrantin in Deutschland

Ministerium der Träume
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Um was geht es? Um Enttäuschung, Liebe, Hass, Ausgrenzung, Einsamkeit, Drogen, Sex, Szene, Migration, Rechtsextremismus, viel Angst und Verlust. Ja der Auslöser zu diesem urbanen Queerkrimi (müsste so ...

Um was geht es? Um Enttäuschung, Liebe, Hass, Ausgrenzung, Einsamkeit, Drogen, Sex, Szene, Migration, Rechtsextremismus, viel Angst und Verlust. Ja der Auslöser zu diesem urbanen Queerkrimi (müsste so als Genre etabliert werden) ist der Unfalltod der Schwester der Ich-Erzählerin Nasrin. Oder war es gar kein Unfall? Nasrin lebt in Berlin und arbeitet als Türsteherin bei einer Queerbar. Und führt nebenher ein ziemlich ungesundes Leben. Der Tod der Schwester bringt ihr Leben komplett durcheinander. Sie erinnert sich an die gemeinsame Kindheit. Alte Geschichten kommen wieder hoch. Neben anderen Stories erzählt sie als Rückblende auch von der tragischen Migration ihrer Mutter mit ihren zwei Töchtern - eine davon Nasrin - aus dem Iran nach Deutschland in den 1970iger Jahren.

Dieses Buch geht unter die Haut, da es ohne großes Tamtam die Geschichte einer Lesbe erzählt, die in einem Umfeld aufwuchs, in dem Homosexualität schlicht nicht existieren darf. Erst durch die Flucht nach Berlin in die Szene gelingt ihr eine gewisse Etablierung ihrer Lebensvorstellung. Auf dem Weg dahin hat sie leider viel Schlimmes erleben müssen, das ihr das Leben auch heute noch sehr schwer macht. Denn lesbisch zu sein ist eines, aber ein mittelloses iranisches Mädchen zu sein, das lesbisch ist, noch einmal etwas anderes.
Das Buch zeigt auch auf, wie das Leben für Migrant:innen in Deutschland aussehen kann. Die einen passen sich an, andere gehen unter und wieder andere ziehen sich in eine Community zurück. Es wird ein äußerst lesenswerter und direkter Einblick in die Welt Migrant:innen in Deutschland gewährt, und was dieses Leben mit den Menschen macht.

Fazit: Schonungslos, aber sehr gut. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 02.09.2021

Sehr spannend,Aber leider nicht mehr

Todeskalt
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Polizeipsychologin Cora Löwenstein wird in eine abgrundtiefe Hölle hineingezogen als sich ihre alte WG-Genossin telefonisch bei ihr meldet und verzweifelt um Hilfe bittet - bis das Gespräch abrupt unterbrochen ...

Polizeipsychologin Cora Löwenstein wird in eine abgrundtiefe Hölle hineingezogen als sich ihre alte WG-Genossin telefonisch bei ihr meldet und verzweifelt um Hilfe bittet - bis das Gespräch abrupt unterbrochen wird. Was ist geschehen? Caro will helfen und begibt sich dabei selbst in große Gefahr. Die Story spielt Ende Februar- es ist ein harter Winter- in einem elenden Kaff in den Bergen, weiter in Wiesbaden und Frankfurt.

Dieser Thriller ist sehr spannend - aber leider nicht mehr. Die ganzen Psychologieproblemkreise bleiben an der Oberfläche, so dass die Personen etwas zu holzschnittartig daherkommen. Sehr schade. Hingegen sind die Landschaften, das Wetter und die Orte an denen die Geschichte spielt, wunderbar gut beschrieben und machen das Ganze richtig gruselig. Gute Unterhaltung und sehr flüssig geschrieben, aber nicht wirklich ein Highlight.

Fazit: Spannende Unterhaltung, aber nicht mehr. Daher nur bedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 26.08.2021

Tragischkomisches Kammerspiel in Lagos

Das Baby ist meins
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Ein Mann, zwei Frauen und ein Baby. Und wer ist nun die Mutter? Der Mann weiß es nicht, da er erst ein paar Wochen nach der Geburt zu den drei dazustösst. Es ist Lockdown 2020 in Lagos, Nigeria. Die vier ...

Ein Mann, zwei Frauen und ein Baby. Und wer ist nun die Mutter? Der Mann weiß es nicht, da er erst ein paar Wochen nach der Geburt zu den drei dazustösst. Es ist Lockdown 2020 in Lagos, Nigeria. Die vier befinden sich in einem älteren und sehr grosszügigen Haus. Eine Inszenierung wie in einem Kammerspiel. Mehr verrate ich hier nicht.

Diese kleine Büchlein erzählt eine urkomische, aber auch sehr tragische Geschichte um ein Baby. Die Autorin schafft es dabei auf eine sehr eingängige Art uns Stereotypen von Frauen- und Männerbilder zu präsentieren und mit ihnen zu spielen, wie sie auch in unserer Gesellschaft vorkommen. Klar, Lagos ist nicht gleich Frankfurt oder Berlin. Aber das ist egal. Vielmehr ist es fraglich, ob eine Autor:in auch bei uns die Geschichte auf diese verrückte Art aufgemacht und das heikle Thema so ähnlich präsentiert hätte. Denn die Art wie Braithwaite erzählt, findet sich im deutschsprachigen Raum kaum. Und darum ist es gut, dass dieses Buch auf Deutsch übersetzt wurde und einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wird.
Mir hat das Buch, und wie es konzipiert ist, sehr gut gefallen. Mit anderen Worten: Ich habe es in einem Zug durchgelesen. Ob ich es wirklich verstanden habe, steht auf einem anderen Blatt geschrieben, aber die starken - teilweise auch etwas verstörenden - Bilder, die die Autorin verwendet, haben mich zum Nachdenken angeregt. Aber keine Angst, es ist kein Horrorthriller, ganz und gar nicht. Es ist vielmehr eine Story, die man nicht mehr vergisst, wenn man sie einmal gelesen hat. Aber das Lachen bleibt einem zwischendurch schon im Hals stecken…

Fazit: Ein sehr interessantes Buch. Aber irgendwie total verrückt und total tragisch und lustig zugleich.

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Ein sprachliches Kunstwerk

Eurotrash
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Christian Kracht hat einen Roman über einen fiktiven Christian Kracht geschrieben, der erstaunlich viele Parallelen zur Biografie des echten Christian Kracht hat. Tönt etwas kompliziert, ist es aber nicht. ...

Christian Kracht hat einen Roman über einen fiktiven Christian Kracht geschrieben, der erstaunlich viele Parallelen zur Biografie des echten Christian Kracht hat. Tönt etwas kompliziert, ist es aber nicht. Der fiktive Kracht macht eine letzte Reise mit seiner Mutter. Mutter und Sohn also vereint in einer absurden Reise mit noch viel absurderen Gesprächen, die dann zu gedanklichen Assoziationen und Abschweifungen des Erzählers, also des fiktiven Christian Kracht, führen. Oder ist das nun der echte Christian Kracht, der Autor, der da ein paar gedankliche Turnübungen macht? Das wird man wohl nie wissen. Was ich aber jetzt schon weiß, ist, dass es sich hier um ein verdammt gutes Buch handelt.
Warum das Buch hervorragend ist: Weil es zu 99 Prozent in einer unglaublich guten und klaren Sprache geschrieben ist, die, egal was der Autor auch Verworrenes erzählt, zum Denken anregt. Die teilweise doch ziemlich sprunghaften Gedanken der beiden Hauptpersonen werden in Sätze gegossen, die der Vielschichtigkeit der Beiden gerecht wird und die den Zusammenhalt der verschiedenen angesprochenen, teilweise abscheulichen Geschichten ermöglicht. Mehr möchte ich dazu gar nicht sagen, sondern das Buch einfach sehr zur Lektüre empfehlen.

Fazit: Sehr guter Text - unbedingt lesen.

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Veröffentlicht am 21.08.2021

Eine coole Story im Filmbiz der 60iger Jahre

Trio
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Der Roman ist in der englischen Filmindustrie Ende der 60iger Jahre in Brighton angesiedelt. Die Welt ist in Bewegung, die jungen Intellektuellen der westlichen Welt lehnen sich gegen das Establishment ...

Der Roman ist in der englischen Filmindustrie Ende der 60iger Jahre in Brighton angesiedelt. Die Welt ist in Bewegung, die jungen Intellektuellen der westlichen Welt lehnen sich gegen das Establishment auf. Wir begleiten in diesem Buch die verschiedenen Leute, die in einen Filmdreh involviert sind, angefangen bei den Schauspieler:innen, den Produzenten, Autor:innen, Regisseuren und deren Familien. Stars und Glitter treffen auf das knallharte Business und andere menschliche Unzulänglichkeiten- alles unter dem Deckmantel des glamourösen Filmbiz.

Ich muss zugeben, dass ich etwa 200 Seiten brauchte, bis ich in der Story richtig drin war. Nicht weil es schlecht geschrieben, respektive übersetzt wäre, sondern weil es einfach auf eine reguläre Art erzählt wird. Lineare Geschichten verschiedener Figuren, zwischen denen es verschiedene Berührungspunkte gibt. Das Buch hat zum Glück 400 Seiten und ich fand es schade, als es zu Ende war. Mit der Zeit bin ich mit der Geschichte richtig mitgegangen, habe die Höhen und Tiefen der Protagonist:innen durchlebt. Und Boyd ist immer wieder gut für eine Überraschung. Seine Figuren agieren menschlich und fällen zwischendurch sehr eigenwillige Entscheidungen oder verlieren sich auf ihre persönliche Art in den gegebenen Umständen. Geradlinig erzählt und trotzdem mit überraschenden Wendungen.

Fazit: Leseempfehlung für Geschichtenleser*innen. Spielt in der englischen Filmindustrie der 60iger Jahre.

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