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Veröffentlicht am 29.07.2021

Superbuch

Identitti
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Die indische Starprofessorin Saraswati, die in Düsseldorf den Lehrstuhl für Postkoloniale Studien innehat, wird als ursprünglich als weiße Frau geborene Deutsche geoutet, die sich umgemodelt hatte. Ihre ...

Die indische Starprofessorin Saraswati, die in Düsseldorf den Lehrstuhl für Postkoloniale Studien innehat, wird als ursprünglich als weiße Frau geborene Deutsche geoutet, die sich umgemodelt hatte. Ihre ganze Credibility scheint in sich zusammenzubrechen. Tut sie das wirklich? Kann eine weiße Frau mit ihrer Identität und race spielen? Oder ist das kein Spiel sonder ein Art Wahn? Ihre Studentinnen, die größtenteils People of Colour sind, nehmen Sariswati zusammen mit den Medien auf dem 400-seitigen Roman auseinander.

Ein die eigenen Gedanken äußerst anregendes Buch, das unter anderem die Konzepte von race, Identität und Gender dekonstruiert, neu zusammensetzt, wieder dekonstruiert, wieder neu zusammensetzt usw. Dabei werden viele Nuancen, Ideen und aktuelle Diskussionen geschickt in den Text eingeflochten, ohne dass der rote Faden, zum Beispiel die eigentliche Story, ganz aus dem Blickfeld verschwindet. Das ist vielleicht der einzige negative Kritikpunkt, den ich hier aufführen muss: Eventuell ist das Buch teilweise etwas überladen mit Konzepten, Gedankenexperimenten und akademischen Streitgesprächen. Viel mehr hätte es nach meiner Ansicht nicht ertragen, da sonst der Rahmen eines gut lesbaren Romans eindeutig gesprengt worden wäre. Was sehr schade gewesen wäre, da die Themen des Buches brandaktuell sind und unbedingt auch auf diese Weise öffentlich wahrgenommen werden müssen. Jedenfalls steckt in diesem Buch enorm viel Herzblut. Und das merkt man als Leserin. Und das ist auch gut so. Ein sehr engagiertes Buch.

Fazit: Sehr anregende Lektüre - dieses Buch ist eine Herzensangelegenheit und sollte möglichst viele Leser
innen erhalten.

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Veröffentlicht am 28.07.2021

Wunderbare Beschreibung der Äolischen Inseln

Das Herz des Hais
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Nun, in diesem kurzen Roman geht es um ein kinderloses Ehepaar aus Basel. Die Beiden sind Kunstmaler und seit zehn Jahren verheiratet. Sie ist etwas erfolgreicher als er, voller Temperament und auf der ...

Nun, in diesem kurzen Roman geht es um ein kinderloses Ehepaar aus Basel. Die Beiden sind Kunstmaler und seit zehn Jahren verheiratet. Sie ist etwas erfolgreicher als er, voller Temperament und auf der Suche nach etwas, von dem sie nicht so genau weiß, um was es sich hierbei handelt. Er ist ein sehr sanftmütiger, beinahe femininer Typ. Die beiden machen zusammen Ferien und fahren in den Süden und verweilen dann auf den Äolischen Inseln.

Dieses Buch erschien in den 1950er Jahren, ja, und man merkt es dem Text an. Er wirkt teilweise etwas altbacken, hat ein paar surreale Momente und spielt ein paar Wortspiele. Aber, und nun kommt es, der Text ist absolut lesenswert, da er einzigartig gut gelungene Beschreibungen von Landschaften, Wetter und der Natur im Allgemeinen und im Besonderen beinhaltet. Die beschriebene Natur und die Menschen werden wie gemalt, mit sehr treffenden Worten skizziert und ins Leben geholt. Besonders die Beschreibung der Äolischen Inseln und ihren Bewohnern zu jener Zeit werde ich nicht mehr vergessen. Ein gutes, kurzweiliges Buch, dem man das Alter leider ein bisschen anmerkt.

Fazit: Nicht uneingeschränkte Leseempfehlung - aber für einen Fan der Äolischen Inseln ein Muss.

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Veröffentlicht am 27.07.2021

Anstrengend, aber sehr gut

Die jüngste Tochter
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Inhaltlich geht es um die Selbstfindung von Fatima, einer lesbischen Muslimin, die in den Vororten von Paris in einem sehr religiösen und traditionellem, von Algerien geprägten Umfeld aufwächst. Aber die ...

Inhaltlich geht es um die Selbstfindung von Fatima, einer lesbischen Muslimin, die in den Vororten von Paris in einem sehr religiösen und traditionellem, von Algerien geprägten Umfeld aufwächst. Aber die Religion und die Traditionen sind entwurzelt. Fatimas Eltern haben Mühe, sich in ihrer neuen Heimat zurechtzufinden. Der Vater ist gewalttätig, die Mutter hat sich in die Küche zurückgezogen, wo sie herrscht und die Familie mit ausgeklügelten Menüs und Leckereien versorgt. Dass Fatima lesbisch ist, hat in diesem Umfeld absolut keinen Platz. Und daran zerbricht Fatima letztlich beinahe.

Der gebetsmühlenartig geschriebene Text ist teilweise mühsam zu lesen, spiegelt aber das sich selbst zermürbende Innenleben von Fatima sehr gelungen. Das Buch ist ohne Frage sehr gut, aber auch sehr anstrengend. Der Text gibt in Form und Inhalt die Probleme einer lesbischen Muslimin wieder, deren Eltern aus dem ländlichen Algerien eingewandert sind. Die Eltern kommen aus einem sehr traditionellen Umfeld, in dem die Rolle der Frau in einem klar vorgegeben und auch sehr restriktiven Rahmen abzulaufen hat. Fatima lebt in den Banlieus Paris, sie ist lesbisch und sie studiert geisteswissenschaftliche Fächer westlicher Prägung. In diesem Spannungsfeld von Familie, Religion und Clash der Kulturen muss sie einen eigenen Ausdruck finden, sich behaupten und zu sich selbst finden. Genau das wird in diesem Buch auf allen Ebenen sehr gekonnt inszeniert - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Fazit: Sehr lesenswert , aber anstrengend geschrieben, da die Form dem Inhalt folgt.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Ein Meisterwerk

Weiches Begräbnis
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Eine ungewohnte Lektüre, die sanft beginnt und Türen zu einer schrecklichen Episode der neueren chinesischen Geschichte öffnet: Die Landreform in den 1950er Jahren als die Volksrepublik China aus den Wirren ...

Eine ungewohnte Lektüre, die sanft beginnt und Türen zu einer schrecklichen Episode der neueren chinesischen Geschichte öffnet: Die Landreform in den 1950er Jahren als die Volksrepublik China aus den Wirren des Bürgerkriegs heraus aufgebaut wurde. Dass dabei viel Unrecht geschah, liegt auf der Hand. Was das mit den Menschen gemacht hat, wird bis heute totgeschwiegen. Darum ist das Buch auch unterdessen in China verboten. Fang Fang lässt ihre Protagonisten ein paar dieser Geschichten erzählen und erforschen. Die Autorin lässt einen erfolgreichen Baumanager nach den Wurzeln seiner Familie suchen. Dabei kommen diese beinahe vergessenen Geschichten wieder ans Tageslicht. Auch am Ende des Buches, als Vieles geklärt scheint, bleibt die zentrale Frage, ob es sich lohnt, sich zu erinnern. Oder ob vergessen der bessere Weg ist.

Tja, dieses Buch ist ein Meisterwerk, wenn es uns Menschen aus Westeuropa auch bis zu einem gewissen Punkt fremd bleibt. Die Übersetzung aus dem Chinesischen inklusive der Anmerkungen des Übersetzers, so dass man gewisse Wortspiele (respektive Zeichenspiele) überhaupt nachvollziehen kann, scheint mir als Laie sehr gelungen. Als Leser*in wird man an die Thematik der Land- und Kulturreform auf eine subtile Weise aus verschiedenen Perspektiven herangeführt. Dabei wird viel über die kulturellen Gegebenheiten der einzelnen Generationen in die Erzählungen hineingeflochten, was das Buch äußerst lesenswert macht. Wir haben doch hier in Europa größtenteils keine Ahnung von der Geschichte Chinas, geschweige denn von der einzelnen Regionen in der Zeit der Republik vor der Landreform. Ich fand es jedenfalls sehr interessant mehr über die Leute und ihre Geschichte sowie ihren kulturellen Background in Form eines Romans zu erfahren.

Fazit: Wer Zeit hat und einmal ein etwas anders daherkommendes Buch lesen möchte, dem oder der sei dieses Buch sehr empfohlen. Aber ich musste mich schon etwas durchbeissen .

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Veröffentlicht am 25.07.2021

Ein sehr gutes Hörbuch

Über Menschen
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Um was geht es? Dora, erfolgreiche Werbefrau um die dreißig in Berlin, hat sich in brandenburgischen Bracken mit ihrem Geld ein Haus gekauft. Vor Corona und ohne ihrem Freund davon etwas zu erzählen. Schon ...

Um was geht es? Dora, erfolgreiche Werbefrau um die dreißig in Berlin, hat sich in brandenburgischen Bracken mit ihrem Geld ein Haus gekauft. Vor Corona und ohne ihrem Freund davon etwas zu erzählen. Schon damals wusste sie, dass ihre Beziehung, ja und vielleicht auch sie selbst mit ihrem Leben im trendigen Teil von Berlin am Ende ist. Und dann kommt Corona, Homeoffice, Kurzarbeit und die Situation mit ihrem Freund eskaliert vollends. Dora flieht aufs Land in ihr neu erworbenes Haus, das ziemlich heruntergekommen ist. Naja, und nun muss sie sich in der neuen Welt zurechtzufinden, was ihr ziemlich schwer fehlt. Sie hat sich das Landleben aus der Perspektive einer Grosstädterin definitiv anders vorgestellt. Und dass auf dem Nachbargrundstück ein vorbestrafter Neonazi wohnt vereinfacht die Sache auch nicht wirklich.

Ich habe mir das Hörbuch heruntergeladen, das sehr angenehm von Anna Schudt vorgelesen wird, und es mir jeweils beim Kochen angehört. Und irgendwie fand ich es immer schade, wenn ich mit dem Kochen fertig war. Ich hätte oft gerne weiter gehört, was natürlich nicht ging, da ich Mahlzeiten mit echten Menschen den Vorzug gebe. Am liebsten hätte ich auch gehabt, dass das Buch noch viel länger gewesen wäre. Warum? Irgendwie hat mich die Art, wie die Autorin ihre Figuren beschreibt und agieren lässt in dieses fiktive brandenburgische Kaff während des Lockdowns selbst auswandern lassen. All diese Nebensächlichkeiten, Vorurteile und Details, die so sehr unser tägliches Leben prägen, haben mich Teil der Geschichte werden lassen. Für mich also das perfekte Buch zum Kochen.

„Über Menschen“ passt als Titel sehr gut zu diesem Text. Genau darum geht es. Über Menschen mit ihren Macken, Liebenswürdigkeiten, Abgründen, Sehnsüchten und was weiß ich noch. Sprachlich fand ich das Buch größtenteils sehr gelungen, nur selten wurden sprachlichen Clichés für meinen Geschmack etwas zu überstrapaziert. Aber das ist egal. Das Buch ist einfach super. Es hat nicht absonderlich viel Tiefe, ist aber auch keinesfalls oberflächlich. Da werden schon einige gesellschaftliche Themen klar und deutlich benannt und ein wenig andiskutiert.

Fazit: Klare Leseempfehlung, respektive Hörempfehlung. Es geht um Menschen, weniger um eine rasante Story. Hat mir sehr gut gefallen.

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