Superbuch
IdentittiDie indische Starprofessorin Saraswati, die in Düsseldorf den Lehrstuhl für Postkoloniale Studien innehat, wird als ursprünglich als weiße Frau geborene Deutsche geoutet, die sich umgemodelt hatte. Ihre ...
Die indische Starprofessorin Saraswati, die in Düsseldorf den Lehrstuhl für Postkoloniale Studien innehat, wird als ursprünglich als weiße Frau geborene Deutsche geoutet, die sich umgemodelt hatte. Ihre ganze Credibility scheint in sich zusammenzubrechen. Tut sie das wirklich? Kann eine weiße Frau mit ihrer Identität und race spielen? Oder ist das kein Spiel sonder ein Art Wahn? Ihre Studentinnen, die größtenteils People of Colour sind, nehmen Sariswati zusammen mit den Medien auf dem 400-seitigen Roman auseinander.
Ein die eigenen Gedanken äußerst anregendes Buch, das unter anderem die Konzepte von race, Identität und Gender dekonstruiert, neu zusammensetzt, wieder dekonstruiert, wieder neu zusammensetzt usw. Dabei werden viele Nuancen, Ideen und aktuelle Diskussionen geschickt in den Text eingeflochten, ohne dass der rote Faden, zum Beispiel die eigentliche Story, ganz aus dem Blickfeld verschwindet. Das ist vielleicht der einzige negative Kritikpunkt, den ich hier aufführen muss: Eventuell ist das Buch teilweise etwas überladen mit Konzepten, Gedankenexperimenten und akademischen Streitgesprächen. Viel mehr hätte es nach meiner Ansicht nicht ertragen, da sonst der Rahmen eines gut lesbaren Romans eindeutig gesprengt worden wäre. Was sehr schade gewesen wäre, da die Themen des Buches brandaktuell sind und unbedingt auch auf diese Weise öffentlich wahrgenommen werden müssen. Jedenfalls steckt in diesem Buch enorm viel Herzblut. Und das merkt man als Leserin. Und das ist auch gut so. Ein sehr engagiertes Buch.
Fazit: Sehr anregende Lektüre - dieses Buch ist eine Herzensangelegenheit und sollte möglichst viele Leserinnen erhalten.