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Veröffentlicht am 31.10.2021

Wohlfühlliteratur tut gut

Oliven zum Frühstück
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Die Deutsche Lisa Stadler, Tochter eines berühmten Archäologen, ist selbst Archäologin. Und nun hat sie die Chance ihres Lebens bekommen: Ein Projekt zu leiten, bei dem es um das Auffinden des sagenumwobenen ...

Die Deutsche Lisa Stadler, Tochter eines berühmten Archäologen, ist selbst Archäologin. Und nun hat sie die Chance ihres Lebens bekommen: Ein Projekt zu leiten, bei dem es um das Auffinden des sagenumwobenen Palastes von Roussolakos auf einem bereits bestehenden Grabungsfeld auf Kreta handelt. Der Fund eines solchen minoischen Gebäudekomplexes wäre eine Sensation. Und damit beginnen Lisas Probleme.

Bei diesem wunderbaren Buch handelt es sich ganz simpel um Wohlfühlliteratur, die einfach angenehm zu lesen ist. Man bekommt Einblicke in Land und Leute der Urlaubsinsel Kreta, wenn auch Lisa, die sehr arbeitsame und selbstdisziplinierte Archäologin, davon anfänglich gar nichts wissen will. Obwohl das Buch ein Cliché nach dem andern aneinanderreiht, hat mir das Buch sehr gut gefallen, da es nicht ins völlig Belanglose abgleitet und eine interessante Geschichte gut erzählt. Eine sehr unterhaltsame Literatur mit gut getroffenen Figuren.

Fazit: Klare Leseempfehlung, wenn man ein paar Stunden den Alltag vergessen möchte.

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Veröffentlicht am 30.09.2021

Ein Wochenende in der Gluthitze der marokkanischen Wüste.

Denen man vergibt
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Ein englisches, leicht versnobtes Ehepaar, heillos zerstritten, er Alkoholiker und Arzt, sie KInderbuchautorin, die seit Ewigkeiten nichts mehr publiziert hat, sind auf ein wildes Partywochenende in der ...

Ein englisches, leicht versnobtes Ehepaar, heillos zerstritten, er Alkoholiker und Arzt, sie KInderbuchautorin, die seit Ewigkeiten nichts mehr publiziert hat, sind auf ein wildes Partywochenende in der Wüste von Marokko eigeladen. Die mehrtägige Party wird von einem unsäglich reichen schwulen Paar gegeben. An der Party zelebrieren sich die Schönen und Reichen, der Verschwendungssucht sind keine Grenzen gesetzt. Angefangen bei der Ausstattung der ganzen Anlage mit edelsten Materialien, vielen Attraktionen, Drogen à gogo, den ausgefeiltesten Menus und Getränken à discretion und diversen Attraktionen. Das Ganze findet mitten in der Gluthitze der Wüste in einer teilweise renovierten Ansammlung historischer Gebäude statt. Soweit so gut. Leider überfährt das englische Ehepaar auf der Hinfahrt durch die nächtliche Wüste einen jungen Mann und begeht Fahrerflucht, was zum Problem wird, als die Polizei, die Leiche und der Vater des Überfahrenen an der Party auftauchen.

Das Buch handelt über Gegensätze. Auf der einen Seite der absolute Luxus der frivolen Partygäste, auf der anderen Seite die bittere Armut der ländlichen Bevölkerung und das Leid des Vaters des Getöteten. Es ist auch ein Buch über das gegenseitige Unverstehen von Einheimischen und der Zugezogenen. Man hat sich arrangiert, aber die Beziehung der beiden Gruppen ist toxisch. Zu verschieden sind Wertvorstellungen und Lebensansichten. Die Europäer:innen sind wie Fremdkörper in der Wüste. Und sind die Partyleute in ihrer Verschwendungssucht auch glücklich?

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, da es mich in zwei mir fremde Welten mitnahm. Einerseits geht man an diese Wahnsinnsparty, andererseits wird das Leben der Einheimischen in der Wüste eindrücklich geschildert. Es ist ein sehr vielschichtiges Buch, das zwar mit Clichés operiert, die Gegebenheiten, Charakteren und ihr Zusammenspiel nur skizzieren kann - das aber sehr eindrucksvoll. Und das Buch hat ein überraschendes Ende.

Fazit: Klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Das ist alles noch gar nich so lange her…

Die Wunderfrauen
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Im zweiten Teil der Wunderfrauen-Trilogie geht die Geschichte der vier Frauen weiter. Man befindet sich nun in den 1960er Jahren, die vier Frauen habe unterdessen Kinder, teilweise mit einem Mann. Luise ...

Im zweiten Teil der Wunderfrauen-Trilogie geht die Geschichte der vier Frauen weiter. Man befindet sich nun in den 1960er Jahren, die vier Frauen habe unterdessen Kinder, teilweise mit einem Mann. Luise hat ihren florierenden Laden und schuftet sich beinahe zu Tode während Hans, ihr Mann, den Frauen nachrennt und sich daheim größtenteils bedienen lässt. Bei Annabel und Marie wird es sehr prekär, was die Familie anbelangt… Genug - hier wird nicht gespoilert.

Ob mir das Buch gefallen hat? Ja, hat es, aber den ersten Teil fand ich besser. Vielleicht auch, weil die Story mit den vier Frauen in dieser Konstellation etwas Neues für mich war. Im zweiten Teil fand ich den Einstieg etwas schwieriger. Mit der Zeit war ich dann wieder voll drin in dieser Welt des deutschen Wirtschaftswunders. Nach wie vor finde ich es bemerkenswert, wie klar die schwierige Situation der Frauen in dieser Zeit in die Geschichte gepackt wurde. Da wird nicht viel schöngeredet. Bayern auf dem Land, stockkonservativ und frauenfeindlich. Darum muss man dieses Buch lesen. Selten habe ich mit so einer Selbstverständlichkeit die Unterdrückung der Frauen in einer Geschichte gelesen, und wie einige dieser Frauen in der Zeit des Aufbruchs anfangen, sich gegenseitig zu helfen und sich vom Joch ihrer sogenannten traditionellen Frauenrolle aktiv zu befreien. Das ist alles noch gar nicht so lange her und der damals gestartete Prozess noch lange nicht angeschlossen. Tja…

Fazit: Lesen

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Ein sprachliches Kunstwerk

Eurotrash
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Christian Kracht hat einen Roman über einen fiktiven Christian Kracht geschrieben, der erstaunlich viele Parallelen zur Biografie des echten Christian Kracht hat. Tönt etwas kompliziert, ist es aber nicht. ...

Christian Kracht hat einen Roman über einen fiktiven Christian Kracht geschrieben, der erstaunlich viele Parallelen zur Biografie des echten Christian Kracht hat. Tönt etwas kompliziert, ist es aber nicht. Der fiktive Kracht macht eine letzte Reise mit seiner Mutter. Mutter und Sohn also vereint in einer absurden Reise mit noch viel absurderen Gesprächen, die dann zu gedanklichen Assoziationen und Abschweifungen des Erzählers, also des fiktiven Christian Kracht, führen. Oder ist das nun der echte Christian Kracht, der Autor, der da ein paar gedankliche Turnübungen macht? Das wird man wohl nie wissen. Was ich aber jetzt schon weiß, ist, dass es sich hier um ein verdammt gutes Buch handelt.
Warum das Buch hervorragend ist: Weil es zu 99 Prozent in einer unglaublich guten und klaren Sprache geschrieben ist, die, egal was der Autor auch Verworrenes erzählt, zum Denken anregt. Die teilweise doch ziemlich sprunghaften Gedanken der beiden Hauptpersonen werden in Sätze gegossen, die der Vielschichtigkeit der Beiden gerecht wird und die den Zusammenhalt der verschiedenen angesprochenen, teilweise abscheulichen Geschichten ermöglicht. Mehr möchte ich dazu gar nicht sagen, sondern das Buch einfach sehr zur Lektüre empfehlen.

Fazit: Sehr guter Text - unbedingt lesen.

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Veröffentlicht am 27.07.2021

Anstrengend, aber sehr gut

Die jüngste Tochter
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Inhaltlich geht es um die Selbstfindung von Fatima, einer lesbischen Muslimin, die in den Vororten von Paris in einem sehr religiösen und traditionellem, von Algerien geprägten Umfeld aufwächst. Aber die ...

Inhaltlich geht es um die Selbstfindung von Fatima, einer lesbischen Muslimin, die in den Vororten von Paris in einem sehr religiösen und traditionellem, von Algerien geprägten Umfeld aufwächst. Aber die Religion und die Traditionen sind entwurzelt. Fatimas Eltern haben Mühe, sich in ihrer neuen Heimat zurechtzufinden. Der Vater ist gewalttätig, die Mutter hat sich in die Küche zurückgezogen, wo sie herrscht und die Familie mit ausgeklügelten Menüs und Leckereien versorgt. Dass Fatima lesbisch ist, hat in diesem Umfeld absolut keinen Platz. Und daran zerbricht Fatima letztlich beinahe.

Der gebetsmühlenartig geschriebene Text ist teilweise mühsam zu lesen, spiegelt aber das sich selbst zermürbende Innenleben von Fatima sehr gelungen. Das Buch ist ohne Frage sehr gut, aber auch sehr anstrengend. Der Text gibt in Form und Inhalt die Probleme einer lesbischen Muslimin wieder, deren Eltern aus dem ländlichen Algerien eingewandert sind. Die Eltern kommen aus einem sehr traditionellen Umfeld, in dem die Rolle der Frau in einem klar vorgegeben und auch sehr restriktiven Rahmen abzulaufen hat. Fatima lebt in den Banlieus Paris, sie ist lesbisch und sie studiert geisteswissenschaftliche Fächer westlicher Prägung. In diesem Spannungsfeld von Familie, Religion und Clash der Kulturen muss sie einen eigenen Ausdruck finden, sich behaupten und zu sich selbst finden. Genau das wird in diesem Buch auf allen Ebenen sehr gekonnt inszeniert - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Fazit: Sehr lesenswert , aber anstrengend geschrieben, da die Form dem Inhalt folgt.

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