Erstaunlich ruhig aber mit großartigen Charakteren
Chain of GoldAls großer Fan der Shadowhunter-Bücher, war ich sehr gespannt auf Cassandra Clares Buch, auf die Kinder von Will und Tessa – denn mit diesen Eltern musste die Geschichte ja gut werden.
Handlung
Cordelia ...
Als großer Fan der Shadowhunter-Bücher, war ich sehr gespannt auf Cassandra Clares Buch, auf die Kinder von Will und Tessa – denn mit diesen Eltern musste die Geschichte ja gut werden.
Handlung
Cordelia zieht mit Mutter und Bruder von ihrem Landsitz in Wales in die Stadt London, überglücklich ihre Freundin Lucie und deren Bruder James – ihre Kindheitsliebe – wiederzusehen, aber mit dem ständigen Hintergedanken, ihren Vater vor einer drohenden Verurteilung retten zu müssen. Doch nichts ist wie erwartet, denn James ist einer anderen versprochen, Dämonen die im Sonnenlicht angreifen verunsichern die Schattenjägergemeinschaft und die Geschwister, als Enkel eines Dämons, stecken in mitten in diesem Schlamassel.
Meinung
Wieder mal ein Buch, das ich auf Englisch gelesen habe – daher kann ich mit gutem Recht sagen: toller Schreibstil. Zwar sehr locker, aber im Gegensatz zu ihren „modernen“ Geschichten, hatte ich als nicht-muttersprachlerin ab und an Fragezeichen in den Augen, denn dem Jahrhundert entsprechend, in dem dieses Buch ja spielen soll, kamen immer wieder Ausdrücke vor, die man im Alltags-Englisch eben nicht braucht.
Das hat allerdings nicht gestört, ganz im Gegenteil. Es verstärkte das Bild eines alten Londons, mit Kutschen, pompöser Kleidung und steifen Gesellschaftsregeln. Besonders diese Szenerie habe ich auch wieder sehr genossen – Clare hat eine sehr besondere Art die Umgebung zu beschreiben, die mich immer in ihren Bann zieht.
Handlungstechnisch war Chain of Gold ungewöhnlich. Die Geschichte war sehr ruhig, bis auf die gelegentlichen Dämonen-Attacken, und obwohl es am Ende den großen Kampf gab, waren alle diese actionreichen Szenen erstaunlich mild – keine dramatischen Selbstopferungen, keine tränenreichen Abschiede, wenig Tote.
Diesmal standen die Beziehungen und die interpersonellen Entwicklungen im Vordergrund – und damit auch die starke Freundschaft der kleinen Schattenjäger-Gruppe.
Das ist ja ein wiederkehrendes Motiv in dieser Reihe, das eben diesmal die Geschichte dominiert: der außergewöhnliche, starke Zusammenhalt zwischen den jungen Herondales, Carstairs und Lightwoods, die auf eigene Faust ihre Gemeinschaft retten.
Und auch die (romantischen) Beziehungen waren wieder einmal sehr spannend
Ich möchte nicht zu viel verraten…aber Cordelia und James haben ja wirklich pech…sie, hoffnungslos verliebt in ihn, er, mit ungewöhnlicher Intensität eine andere liebend… und ja, ich bin noch immer vollkommen davon überzeugt, dass Grace eine böse Hexe ist, die den armen James in ihrem Bann hat.
Und dann ist da noch Matthew, von dem ich dachte, er würde mit Lucie zusammenkommen, aber dann, im Laufe des Buches wurde er eher einem anderen Liebesdreieck zugeordnet…
Lucie ist ja sowieso ein eigener Fall und dann wären da auch noch Alistair und Thomas….
Natürlich, natürlich war es auch toll geliebte Charaktere wiederzusehen, seien es Will, Tessa und Jem, die zwar erwachsen geworden sind, aber kein bisschen langweiliger, oder Magnus, der seinen geliebten Schattenjägern auch in diesem Jahrzehnt wieder unterstützend zur Seite steht.
Dann waren da noch eine Menge besonderer „Menschen“. Etwa die Geister Jessamine, die mit Modetipps zur Seite steht, und Jesse, der so geheimnisvoll ist und ganz offensichtlich eine Verbindung zu Lucie hat…
Aber auch Hypatia Vex, die ja aus anderen Büchern bekannt ist, mischt wieder mit.
Auch die LGBTQ+ Personen fand ich wieder sehr gut. Ich liebe Cassandra Clare dafür, dass sie als eine der wenigen Fantasy-YA-Autorinen dieses „Thema“ in jeder ihrer Reihen einbaut, aber ohne daraus etwas Besonderes zu machen. Magnus, Alec, Anna,Thomas, … sie alle sind vollkommen normal, haben wie alle anderen Probleme mit ihren Beziehungen, mit ihren Eltern, mit den Dämonen…
Vor allem Anna habe ich von der ersten Sekunde an gemocht. Sie ist cool, aufgeklärt und lässt sich nichts sagen - sie ist äußerlich so unberührt und fühlt doch so stark…in dieser Hinsicht ist sie wohl genau wie Will und Jace, typisch Herondale eben.
Wer dagegen absolut nicht typisch Herondale war, ist James. Von ihm als Protagonist war ich etwas enttäuscht (ganz im Gegensatz zu Cordelia, die ich mit ihrer mutigen, aufopfernden und doch beherrschten Art wirklich gerne mag).
Nicht, dass er mir unsympathisch ist, aber er war einfach ganz anders als Will und Jace, die beide einen witzig-zynische Art hatten und dabei auf so nervige Art und Weise charmant waren. James ist viel ruhiger, sieht das Leben nicht als seine persönliche Bühne…bis auf die Suche nach seinem Großvater und seine besondere Verbindung zur Dämonenwelt, ist er ein erstaunlich beiger Charakter.
Matthew aber gleicht das wieder aus – er ist der Herondale auf den ich bei James gehofft habe…
Fazit
Erstaunlich ruhig aber mit großartigen, besonderen Charakteren konnte mich dieses Buch mal wieder von sich überzeugen. Nun bleibt abzuwarten, ob der nächste Band purer Herzschmerz und Verzweiflung wird, um diese erste Ruhe auszugleichen.