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Muehlenkind

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Veröffentlicht am 08.09.2020

Interessant… aber nicht wirklich neu…

Der Hund und sein Mensch
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In seinem neuesten Werk geht der Autor Josef H. Reichholf der Frage nach, ob die bisher aufgestellten Thesen hinsichtlich der Domestizierung des Wolfes und seiner Hund-Werdung aktuellen Erkenntnissen und ...

In seinem neuesten Werk geht der Autor Josef H. Reichholf der Frage nach, ob die bisher aufgestellten Thesen hinsichtlich der Domestizierung des Wolfes und seiner Hund-Werdung aktuellen Erkenntnissen und neuesten Forschungsergebnissen standhalten können.
Wurde der Wolf vom Menschen domestiziert oder fand gar eine Selbstdomestizierung des Wolfes statt? Die Beantwortung dieser Frage, der sich der Autor im 1. Abschnitt des Buches auf dem Weg einer evolutionsgeschichtlichen Exkursion in die Zeit der Steinzeitjäger und Beutegreifer nähert, setzt er in Bezug zu des (inzwischen) Menschen liebstem Haustier und widmet sich dieser ganz besonderen Mensch-Tier-Beziehung im 2. Abschnitt des Buches auf einer sehr persönlichen Ebene, nämlich anhand seines eigenen Hundes. Im dritten und letzten Abschnitt des Buches widmet Reichholf sich in zwei kurzen Kapiteln der Beziehung Hund-Mensch-Katze, den Gemeinsamkeiten und Unterschieden.

Durchaus nicht uninteressant, bleibt Reichholfs neueste Abhandlung über die Geschichte und Entwicklung unseres „besten“ Tier-Freundes vor allem eines: subjektiv. Zwar in wissenschaftlicher, doch durchaus verständlicher Sprache gehalten, empfand ich beim Lesen das Fehlen von Fußnoten-Verweisen als störend. Zwar verfügt Reichholfs Werk über ein Literaturverzeichnis und ein Stichwort-Register, jedoch sind die Ausführungen, Erkenntnisse und Behauptungen des Verfassers nicht mit entsprechenden Fußnoten versehen, so dass der Leser die im Buch gemachten Aussagen nicht den entsprechenden Quellen zuordnen und deshalb auch nicht unterscheiden kann, welches die Thesen des Verfassers sind oder die anderer Wissenschaftler und Autoren. Es bleibt, überspitzt formuliert, nichts anderes übrig, als bei Interesse an der Vertiefung oder gar Verifizierung einer Aussage das komplette Verzeichnis nachzulesen. Häufige Hinweise auf Vorausschauen oder Rückblicke stören gleichzeitig den Lesefluß oder führen zu unnötigen Wiederholungen.

Der zweite Teil des Buchs mag zwar persönlich und streckenweise auch sympathisch erscheinen, man hat all das und einiges mehr aber schon an anderen Orten und von Verhaltensforschern und Hundetrainern auch schon besser gelesen. Selbstredend erkennt man stellenweise sich und die eigenen Fellnasen wieder, das ist jedoch nicht außergewöhnlich und die daraus gewonnenen Erkenntnisse sind es ebenfalls nicht.

Auch das Fazit des 3. Abschnitts, dass Hund und Katze verschieden sind, und bei den Samtpfoten eine Selbstdomestizierung der des Hundwolfs aufgrund der Verschiedenartigkeit der Verhaltensweisen und Nahrungs“quellen“ nicht vergleichbar sein kann, ist nicht neu.

Zusammenfassend bietet „Der Hund und sein Mensch“ dem Leser, der sich noch nicht eingehend mit der Domestizierung des Wolfes befasst hat, eine akzeptable Übersicht über die verschiedenen Theorien zu diesem Thema. Demjenigen, der tiefergehende, neue, gar einem Wissenschaftskrimi gleichende Erkenntnisse (wie vom Klappentext suggeriert) erwartet, wird dieses Buch aber nicht gerecht.

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Veröffentlicht am 08.09.2020

Neid kennt kein Gebot… aber Spannung in einem Krimi schon…! Ohne geht es leider nicht…

Neid kennt kein Gebot
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Eine Bergwanderin stürzt bei einem gemeinsamen Ausflug mit ihrem Ehemann in die Tiefe. Menschliche Gliedmaßen werden gefunden, an merkwürdigen Orten, zu merkwürdigen Zeiten. Viele Menschen ermitteln: Commissarion ...

Eine Bergwanderin stürzt bei einem gemeinsamen Ausflug mit ihrem Ehemann in die Tiefe. Menschliche Gliedmaßen werden gefunden, an merkwürdigen Orten, zu merkwürdigen Zeiten. Viele Menschen ermitteln: Commissarion Fabio Fameo, Carabiniere Tommaso Caruso, Staatsanwältin Claudia Trebo, Oberstaatsanwalt Hagen Bös aus Deutschland, letzterer inoffiziell und in allererster Linie eigentlich, um seine südtiroler Kollegin zu beeindrucken.

Was auf dem Klappentext vollmundig als Fall, der ‚die Ermittler an die Grenzen des Erträglichen und ihrer Ermittlungstechnik‘ bringt, angekündigt wird, kann den mit dieser Ankündigung geweckten Erwartungen leider nicht gerecht werden. Zu viele irrelevante Handlungsstränge (die letztendlich nichts mit dem Fall zu tun haben), zu viele mindestens genauso irrelevante Personen nehmen den Hauptraum des Plots ein, der offensichtlich als eine Bühne für ein Setting dient, das dem Autor besonders am Herzen zu liegen scheint. Hinzu kommen eine Vielzahl von Ortsbeschreibungen, Restaurantaufzählungen und deren Menükarten, regionale Speckmanufakturen, Winzer und Käsereien, sehr detailliert, bunt und reise-anregend… nur eben in dieser Fülle und Ausführlichkeit dem Krimi nicht dienlich.

Der Plot selbst birgt keinerlei Überraschungen und ist zudem auch sprachlich sehr eigen. Streckenweise wirken die Formulierungen steif und unpersönlich, die Dialoge förmlich und unecht. Ab ca. Seite 170 wird´s ein wenig runder, von Spannung aber bis zum Ende keine Spur.

Insgesamt sind die Beschreibungen des Autors von Land, Leuten, Restaurants, Wanderrouten, Speisekarten und regionalen Köstlichkeiten durchaus sympathisch und gehen mit ein bisschen gutem Willen als etwas anderer Reiseführer durch… auch die Charaktere verraten mir, die ich die vorhergehenden Fälle der Ermittler Fameo und Caruso noch nicht gelesen habe, dass sie sich im Laufe der Südtirol-Krimi-Reihe entwickelt haben müssen. Das ist im 8. Fall der Reihe aber leider nur ansatzweise zu erahnen.

Wer also einen gemütlichen Regional-Krimi mit viel Lokalkolorit mag, ist hier einigermaßen gut aufgehoben, wer einen rasanten Krimi mit außergewöhnlicher Handlung und viel Spannung erwartet, leider nicht.
Ich für meinen Teil gebe Commissario Fameo noch eine Chance und werde voraussichtlich ganz neu starten – mit dem ersten Teil der Reihe … weil jeder eine zweite Chance verdient…

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Veröffentlicht am 31.08.2020

Intensive Seelenstudie auf hohem Niveau

Die Wahnsinnige
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Johanna von Kastilien, geb. 1479, gestorben 1555 war die Tochter von Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón (auch bekannt als die katholischen Könige). Ursprünglich nachrangig in der Erbfolge ...

Johanna von Kastilien, geb. 1479, gestorben 1555 war die Tochter von Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón (auch bekannt als die katholischen Könige). Ursprünglich nachrangig in der Erbfolge rückte sie nach dem Ableben der eigentlichen Thronanwärter und deren Kinder auf den Platz der Thronfolge, einer Position, die sie nie ersehnte.
Von Zeitgenossen als außergewöhnlich schön beschrieben, war Johanna sehr sprachbegabt und äußerst musisch veranlagt. Gleichzeitig galt sie bereits als Kind als introvertiert und melancholisch, als außergewöhnlich ernsthaft und sensibel.
Aufgrund ihrer religiösen Verhaltensauffälligkeiten, ihrer Weigerung sich standesgemäß zu verhalten und in Stille zu leiden, ihrer Temperamentsausbrüche und offensichtlichen Leidenschaft für ihren Ehegatten machte Johanna sich angreifbar und „untragbar“ als Regentin. Spielball der machtpolitischen Intrigen ihres Vaters, ihres Ehegatten (mit dem Johanna, gerade 17 Jahre alt, im Zuge einer machtstrategischen Verbindung mit dem Hause Habsburg verheiratet worden war und der bereits 1506 verstarb) und später auch ihres Sohnes Karl I., verstarb Johanna von Kastilien 1555 im Palast von Tordesillas, wo sie bereits 1506 nach dem Tod ihres Ehemanns Phillips des Schönen festgesetzt worden war.

Wer mit dem Roman Alexa Hennig von Langes eine Biografie oder einen romantisch-historische Aufarbeitung über die Frau erwartet hatte, die Geschichtsschreiber und Mediziner rätselnd zurückließ, geht fehl.
Vielmehr ist dieses Buch der Versuch einer Seelen- und Charakterstudie einer missverstandenen und macht-missbrauchten Frau, über die zeitgenössische Aufzeichnungen nur sehr widersprüchliche Auskunft geben.

Die Autorin nähert sich dem Inneren Johannas provokant und von Frau zu Frau.
Intensive gezeichnete Studien beleuchten nicht nur die inneren Kämpfe Johannas mit sich selbst, sondern auch mit ihrer Umwelt und ihrer Zeit.
Durchaus spekulativ angelegt, merkt man Alexa Hennig von Langes Roman jedoch auch die intensive Recherche zu Johannas Leben an. Immer wieder ist sie bemüht, verleumderische Historie in ein Licht zu rücken, dass der wirklichen Motivation Johannas, ihrem tatsächlichen Charakter gerecht(er) werden könnte.

Alexa Hennig von Lange war es zu wenig, Johanna als eine verzweifelte liebende Frau zu zeichnen, sie macht vor allem ihren inneren Kampf, den Widerstreit zwischen den Ansprüchen der damaligen Zeit und ihren tatsächlichen Wünschen und Bedürfnissen, auch ihrem intellektuellen Potential und ihren musischen Fähigkeiten, sichtbar.

Zwar nicht vergleichbar mit Christa Wolfs Kassandra oder Christine Brückners „Wenn du geredet hättest, Desdemona“ bietet „Die Wahnsinnige“ doch eine beeindruckende literarische Leistung, in der immer wieder wunderschöne Formulierungen gelingen.
Einzig die Tatsache, dass ein wenig Vorkenntnis zu Johannas Leben, den ihr gemachten Vorwürfen, den ihr entgegengebrachten Vorurteilen für die Lektüre dieses Buches notwendig ist, um den Versuch der Rehabilitierung durch die Autorin in Gänze zu verstehen, lässt mich einen Stern in Abzug bringen.
Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 29.08.2020

Authentisch und ambitioniert – da schaut man schon mal über den Stil hinweg

Zweite Chance verpasst
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Alexander Wieser, 1977 geboren in Österreich, gerät nach einer ungeschützten und ungeliebten Kindheit auf die schiefe Bahn. Des ständigen gepeinigt werdens und Opfer seins im Zuhause wie in der Schule ...

Alexander Wieser, 1977 geboren in Österreich, gerät nach einer ungeschützten und ungeliebten Kindheit auf die schiefe Bahn. Des ständigen gepeinigt werdens und Opfer seins im Zuhause wie in der Schule überdrüssig, vollzieht er die Kehrtwende und wird vom Opfer zum Täter. Durchtrainiert und gewaltbereit, schließt er sich den falschen Leuten an und randaliert und schlägert was das Zeug hält. Zwar kann er seine Ausbildung als Automechaniker beenden, doch stürzt ihn die falsch empfundene Loyalität zu seinem Vater, geboren aus dem verzweifelten Verlangen nach Liebe und Anerkennung, in große finanzielle Schulden und so sieht er sich gezwungen, bis zu vier Jobs gleichzeitig nachzugehen. Schließlich weiß er sich nicht mehr anders zu helfen, als sich mittels Kriminalität die notwendigen finanziellen Mittel zur Schuldenbegleichung zu besorgen.
Es kommt, wie es kommen muss: er wird verhaftet. Eine erste Verurteilung zu einer Bewährungsstrafe bleibt ungenutzt, weil ihn die finanzielle Bestrafung erneut mit hohen Schulden belastet, aber auch, weil er die Falschheit seines Tuns noch immer nicht wahrnehmen will. Weiterhin bleibt er seinem Weg der Kriminalität verhaftet. So erfolgt eine erneute Verhaftung, die dieses Mal nicht mehr mit einer Bewährungsstrafe endet. Glücklicherweise ist da seine Freundin Conny, die sich nach kurzer Besinnungspause und Neuorientierung gemeinsam mit den beiden Kindern entschließt, ihm eine Chance zu geben und emotionalen Halt zu bieten.
Und Alexander Wieser nützt diese dritte Chance in seinem Leben in vielerlei Hinsicht: Da ist zum einen das Reflektieren über Ursache und Wirkung, die schlussendlich zu der Erkenntnis führt, dass es nicht sinnvoll ist, weiterhin ein Opfer der Umstände zu sein und die Verantwortung für sein verkorkstes Leben einzig anderen zuzuweisen. Da ist auch seine Haltung, die ihm selbst im Gefängnis Freundschaften ermöglicht, ihn Schwierigkeiten aus dem Weg gehen und Toleranz auch jenen entgegenbringen lässt, die aus der Gesellschaft ausgestoßen sind. Da ist zum anderen die Bereitschaft, Hilfe anzunehmen: von Therapeuten, Psychologen, seiner Beziehungspartnerin und auf seine innere Stimme zu hören, die eigentlich ein ganz anderes Leben will, was ihm sogar die Sympathie einiger Wärter einbringt. Und so geht er nach seiner Entlassung einen neuen Weg, der anfänglich steinig ist und ihn immer wieder an seine Grenzen bringt, schlussendlich aber dazu führt, dass Alexander Wieser eine berufliche Entwicklung durchlebt, die ihm ermöglicht innerhalb der nächsten Jahre seine Schulden zu begleichen und seiner Familie vorzustehen. Seine Liebe und tief empfundene Verbundenheit zu seiner Familie lässt ihn Verantwortung übernehmen, seine Vergangenheit und die Entwicklung seiner Persönlichkeit aber wecken in ihm den Wunsch, seine Erfahrungen weiterzugeben, Präventionsarbeit und Hilfe denen zu leisten, die Gefahr laufen, ähnlich abzustürzen wie er.

„Zweite Chance verpasst“ ist kein literarisches Meisterwerk, aber das will dieses Buch auch nicht sein. Das nur 132 Seiten starke Büchlein ist eine Aufzeichnung von Erlebtem und Gegenwärtigem und oft vor allem zwischen den Zeilen stark. Alexander Wieser bleibt in manchem vage, er wird nicht zum Voyeur des Handelns und Leids seiner Gefängniskollegen, sondern konzentriert sich auf sich, und hätte man sich manchmal auch ein wenig mehr Details, z. B. hinsichtlich der Therapiearbeit oder seiner Beziehung zu den Wärtern, auch vielleicht zu seiner beruflichen und privaten Entwicklung (z. B. im Hinblick auf seine Schwester) und seinem Innenleben in dieser Zeit gewünscht, so bleibt die Absicht des Autors immer sichtbar: er will bewusst machen und Möglichkeiten aufzeigen, die jenseits der Kriminalität verlaufen, die zur Persönlichkeitsentwicklung von Menschen beitragen und die motivieren, den eigenen Weg zu gehen, auch wenn er steinig scheint und das tut er ambitioniert, mit ganzem Herzen und vor allem sehr authentisch.
Lesenswert!

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Veröffentlicht am 27.08.2020

Historisch, spannend und sehr unterhaltsam!

Der erste König
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Sabrina Qunajs Roman taucht tief ein das Britannien des 8. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte Offa von Merciens über eine Zeitspanne von rd. 26 Jahren (von 747 bis 773 n.Chr.).

In eine adlige Familie ...

Sabrina Qunajs Roman taucht tief ein das Britannien des 8. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte Offa von Merciens über eine Zeitspanne von rd. 26 Jahren (von 747 bis 773 n.Chr.).

In eine adlige Familie und eine Zeit erheblicher Thronwirren hineingeboren, wird Offa als noch junger Mann von 17 Jahren König von Mercia. Seine ganze Kraft widmet er fortan dem Bemühen, die verschiedenen Königreiche unter einem Machthaber zu einen und das durch viele Kriege geschwächte Britannien zu einer Stärke zu führen, die auch gegen die Stärke des überseeischen Frankenlandes Bestand haben kann.
Er baut Handelsbeziehungen aus und gestaltet das Münzwesen neu.
Ihm zur Seite steht Cynetryth (Drida), die auf Urkunden mit ‚Königin Mercias von Gottes Gnaden‘ zeichnet und deren Persönlichkeit in überbrachten Geschichten und Legenden sehr ambivalent dargestellt wird. Zweifelsohne war ihre Rolle in Offas Regentschaft aber eine bedeutende, war sie tatsächlich auf vielen Münzen dieser Zeit abgebildet. Auch ihre Unterschrift als Zeugin vieler von Offa verfasster Dokumente und Urkunden lässt auf ihre (für eine Frau dieser Zeit) herausgehobene Stellung schließen.

Der im Roman gezeichnete Zeitraum beschäftigt sich sehr unterhaltsam mit der Entwicklung Offas vom Adligen-Sohn hin zum Regenten Mercias, der sich nur ein Jahr nach dem im Roman umrissenen Zeitraum, ab dem Jahr 774 n.Chr. ‚Rex Anglorum‘ nennen wird.
Ausgesprochen gut recherchiert, gelingt es dem Buch sehr unterhaltsam, Fakten mit Überliefertem und Fiktivem zu verbinden, historische Lücken mit denkbaren Anworten zu füllen und dabei Empathie für die Akteure zu wecken.
Hier ist der Roman tatsächlich besonders stark: in dem, was sich zwischen den Zeilen abspielt, in der Zeichnung auch der Nebenfiguren, deren Geschichte nicht minder fesselnd ist wie die der Hauptcharaktere.
Der Autorin gelingt es, die Figuren nicht nur in Schwarz-Weiß zu zeichnen, sondern die Zerrissenheit der handelnden Personen sichtbar zu machen und Mitgefühl auch für den größten Bösewicht zu wecken.
Einzig die dem heutigen Zeitgeist geschuldete, doch sehr an unsere Zeit angepasste Sprache hätte ich mir ein wenig näher am Mittelalter gewünscht, dies aber nur als minimales „Schönheitsfehlerchen“ am Rande.
Insgesamt sticht dieser Roman aus der Vielzahl der (so scheint es manchmal) im Eiltempo verfassten historischen Schriftwerke unserer Zeit mehr als angenehm heraus und beschert spannende, stilvolle, kurzweilige und durchaus berührende Unterhaltung.
Absolut empfehlenswert!

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