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Veröffentlicht am 20.01.2019

Bringt ins Nachdenken über die Möglichkeiten grenzenloser Überwachung

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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Was wäre passiert, wenn die Digitalisierung schon deutlich früher stattgefunden hätte? In „NSA“ zeichnet Andreas Eschbach das Bild einer NS-Zeit, in der die Kommunikation bereits mithilfe von Komputern ...

Was wäre passiert, wenn die Digitalisierung schon deutlich früher stattgefunden hätte? In „NSA“ zeichnet Andreas Eschbach das Bild einer NS-Zeit, in der die Kommunikation bereits mithilfe von Komputern und tragbaren Telephonen funktioniert. Helene arbeitet in Weimar beim Nationalen Sicherheits-Amt als Programmstrickerin – so was ist reine Frauensache. Von den Analysen bekommt sie Anweisungen und erstellt Programme, um beispielsweise untergetauchte Juden anhand der durchschnittlich pro Haushalt gekauften Kalorienmenge zu finden. Dabei tut sie alles, damit ihr eigenes Geheimnis nicht auffliegt. Der Analyst Eugen Lettke nutzt die zugänglichen Informationen, um seine perversen Neigungen und Rachegelüste zu befriedigen. Der Roman zeichnet ein erschreckendes Bild, was mit nahtloser Überwachung möglich ist und zu welch fatalen Entwicklungen diese im Dritten Reich hätten führen können. Bei diesem Gedankenspiel wurde mir kein Charakter wirklich sympathisch und nach einer Weile begann die Geschichte, sich in die Länge zu ziehen. Zum Ende hin geht es schließlich ganz schnell. Der Autor führt sein Szenario konsequent zu Ende und gibt dem Leser Stoff zum Nachdenken über die Möglichkeiten und Gefahren der grenzenlosen Vernetzung und Überwachung.

Veröffentlicht am 20.01.2019

Schönes Jugendbuch für gemütliche Leseabende

Wolkenschloss
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In „Wolkenschloss“ von Kerstin Gier macht die siebzehnjährige Fanny ein Jahrespraktikum in einem noblen, aber in die Jahre gekommenen Hotel in den Bergen. Nach dem normalen Trubel der ersten Wochen geht ...

In „Wolkenschloss“ von Kerstin Gier macht die siebzehnjährige Fanny ein Jahrespraktikum in einem noblen, aber in die Jahre gekommenen Hotel in den Bergen. Nach dem normalen Trubel der ersten Wochen geht es in den Weihnachtsferien hoch her. Zahlreiche illustre Gäste reisen für den Silvesterball an und halten das Personal mit Sonderwünschen auf Trab. Dabei versucht Fanny, dem fiesen neunjährigen Don nicht auf den Leim zu gehen, den Zicken von der Hotelfachschule aus dem Weg zu gehen, die unter Liebeskummer leidende Amy aufzuheitern und herauszufinden, warum Tristan gerne die Fassade entlangklettert. Gemeinsam mit Ben, dem Lebenspraktikanten, dessen Vater einer der Hotelbesitzer ist, versucht sie herauszufinden, was eigentlich vor sich geht. Das Buch eignet sich perfekt zum Wegträumen in die verschneiten Berge und bietet eine süße, wenn auch nicht allzu ereignisreiche Story. Ich habe es genossen, Fanny zu begleiten, die sich durch die Höhen und Tiefen des Hotelalltages kämpft. Zum Ende hin wird es doch noch spannend und die Charaktere müssen beweisen, was in ihnen steckt. Ein schönes Jugendbuch für gemütliche Leseabende.

Veröffentlicht am 20.01.2019

Ein magisches Abenteuer

Der Welten-Express 1 (Der Welten-Express 1)
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In „Der Welten-Express“ von Anca Sturm kehrt Flinn Nachtigall immer wieder zu dem Bahnhof zurück, an dem zwei Jahre zuvor ihr Bruder Jonte verschwunden ist. Er war die einzige Person, bei der sie das Gefühl ...

In „Der Welten-Express“ von Anca Sturm kehrt Flinn Nachtigall immer wieder zu dem Bahnhof zurück, an dem zwei Jahre zuvor ihr Bruder Jonte verschwunden ist. Er war die einzige Person, bei der sie das Gefühl hatte, verstanden zu werden. Eines Abends hält plötzlich ein merkwürdiger Zug am Bahnhof an, und Flinn steigt ein. Schnell muss sie feststellen, dass es sich um einen magischen Zug handelt, in dem Jugendliche ausgebildet werden, die eines Tages zu Helden werden. Doch sie hat kein Ticket! Als blinder Passagier räumt man ihr zwei Wochen an Bord ein, bevor man sie wieder zu Hause absetzt. Zwei Wochen, in denen sie die Chance hat, etwas über Jontes Verbleib herauszufinden. Dabei kommt sie jedoch nur langsam voran, da sie die Personen, die etwas wissen könnten, nicht einfach fragt. Stattdessen sucht sie bevorzugt zur Schlafenszeit nach Hinweisen und wird dabei ständig erwischt. Zum Glück findet sie bald Freunde, die ihr zur Seite stehen. Bei diesen hätte ich mir aber noch mehr Tiefe gewünscht, denn so viel erfährt man leider nicht darüber, was in ihnen vorgeht. Das Verhalten der Erwachsenen an Bord fand ich schließlich auch für ein Kinderbuch oft unglaubwürdig. So gelingt es dem Buch zwar, eine magische Atmosphäre zu schaffen, in die ich gerne eintauchte, die Umsetzung konnte mich jedoch nicht richtig fesseln.

Veröffentlicht am 20.01.2019

Absolut lesenswert!

Loyalitäten
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In „Loyalitäten“ von Delphine de Vigan bemerkt die Lehrerin Hélène, dass der zwölfjährige Théo sich merkwürdig verhält ein gefährliches Geheimnis zu haben scheint. Doch es gibt keine stichhaltigen Beweise, ...

In „Loyalitäten“ von Delphine de Vigan bemerkt die Lehrerin Hélène, dass der zwölfjährige Théo sich merkwürdig verhält ein gefährliches Geheimnis zu haben scheint. Doch es gibt keine stichhaltigen Beweise, dass etwas nicht stimmen sollte. Er ist ein stilles Scheidungskind, das immer eine Woche abwechselnd bei seiner Mutter und seinem Vater verbringt. Doch auch wenn Hélène niemand glauben mag, sie hat recht. Etwas ist ganz und gar nicht in Ordnung. Durch den häufigen Perspektivenwechsel kommt nicht nur Théos Umfeld, sondern auch er selbst zu Wort. Als Leser wird man so Zeuge einer Abwärtsspirale und hofft mit, dass jemand erkennt, was passiert. Der Buchtitel spiegelt gelungen wieder, worum es im Kern geht, denn das Verhalten der Beteiligten wird stark von ihrer Loyalität gegenüber bestimmten Personen beeinflusst. Die Autorin schreibt schnörkellos und mit einer emotionalen Wucht, die mich eiskalt erwischte und bis zur letzten Seite fesselte. Die Geschichte stimmt nachdenklich in Bezug auf all die unsichtbaren Verbindungen, die Menschen zueinander aufbauen und die inneren Konflikte, die daraus entstehen und sich in vielfältiger Weise äußern können. Absolut lesenswert!

Veröffentlicht am 20.01.2019

Wer ist Schuld an Emmas Selbstmord?

Das wirst du bereuen
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Emma Putnam ist tot, sie hat sich umgebracht. Deswegen wurde Anklage gegen Sarah und ihre Freunde erhoben. Sie sollen sie durch Mobbing und Stalking in den Selbstmord getrieben haben. Sara sieht sich in ...

Emma Putnam ist tot, sie hat sich umgebracht. Deswegen wurde Anklage gegen Sarah und ihre Freunde erhoben. Sie sollen sie durch Mobbing und Stalking in den Selbstmord getrieben haben. Sara sieht sich in erster Linie aber selbst als Opfer. Sie hat Emma schließlich nur von der Schule ekeln wollen, weil die ihr den Freund ausgespannt hat!

Die Geschichte wird abwechselnd auf zwei Zeitebenen beschrieben. Emma hat sich im März umgebracht, und in der Vergangenheit werden von Januar bis März die Ereignisse kurz vor ihrem Tod beschrieben. In der Gegenwart begleitet der Leser Sara von Juli bis November bei den Nachwirkungen dieser Tat. Die Geschichte ist komplett aus Saras Sicht geschrieben, weshalb mal als Leser einen sehr subjektiven Eindruck des Geschehens erhält.

Der Einsatz der zwei Zeitebenen, um das „davor“ und das „danach“ zu beschreiben, hat mir gut gefallen. Weil Sara angeklagt wurde, muss sie mit ihrer Anwältin und mit ihrer Therapeutin das Geschehene immer wieder durchgehen, und durch die Rückblicke in die Vergangenheit erlebt man das Geschilderte unmittelbar. So kann man sich einen eigenen Eindruck davon verschaffen, was Sara und ihre Freunde getan haben.

Am meisten beeindruckt an diesem Buch hat mich, dass die Schuldfrage unglaublich schwer und definitiv nicht eindeutig zu beantworten ist. Sara redet Klartext und berichtet schonungslos von dem, was sie und ihre Freundin Brielle Emma angetan haben. Am meisten erschreckt hat mich dabei das Cybermobbing, die beiden haben Emma zum Beispiel über einen anonymen Facebookaccount beleidigt. Im Kontrast dazu stehen aber auch üble „Streiche“, welche die beiden Emma im wahren Leben gespielt haben.

Das klingt alles erst einmal sehr schockierend, und würde man nur diese Dinge wissen, so würde man Sara zweifellos einen großen Schuldanteil zuschreiben und das nicht weiter hinterfragen, so wie es vor allem die Medien in diesem Buch tun. Doch durch Saras subjektive Schilderungen erfährt man mehr über den Menschen, der hinter diesen Taten steckt. Sie erzählt von ihrer Freundschaft zu Brielle, die den Ton angibt und ihr das Gefühl gibt, dazuzugehören. Von ihrem Freund Dylan und ihrer Wut die sie packt, als dieser sie mit Emma betrügt. Nichts kann Saras Verhalten entschuldigen, und doch beginnt man, das Geschehen auch aus ihrem Blickwinkel zu betrachten.

Wie viel Schuld trägt Sara wirklich? Wie viel ihre Freundin Brielle? Und wie sehr hat Emma sich es selbst zuzuschreiben, dass sie von den beiden schikaniert wurde? Auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort, sie regt zum Nachdenken an und die Meinungen werden sicherlich auseinander gehen. Gerade dies macht das Buch so eindringlich. Außerdem wird nicht nur thematisiert, inwiefern Sara Emmas Leben zerstört hat, sondern auch, inwiefern ein Selbstmord die Leben der Personen beeinflusst, die weiterleben.

Neben dem Fokus auf die Anklage und die damit verbundenen Rückschauen blickt die Geschichte auch nach vorn. Sie berichtet von dem schwierigen Weg, den Sara gehen muss, um ins Leben zurückzufinden und sich selbst ihre Reue einzugestehen. Unter dem Strich können weder Emma noch Sara oder Brielle die Sympathien der Leser gewinnen, aber mit der Zeit lernte ich, die Beweggründe für ihr Handeln nachzuvollziehen.

„Das wirst du bereuen“ berichtet eindringlich von einem fiktiven Fall, in dem Mobbing zu weit gegangen ist, und seinen Konsequenzen. Durch die subjektive Sicht einer „Täterin“ sieht man die Ereignisse aber aus einem Blickwinkel, der auch ein gewisses Verständnis für das Handeln einfordert. Inwiefern man gegenüber Sara dieses Verständnis aufbringen kann, und welche Meinung man selbst zur Schuldfrage hat, ist sicherlich von Leser zu Leser unterschiedlich, und auch die Autorin selbst bezieht in der Geschichte keine klare Position. Lest dieses erschreckende und nachdenklich stimmende Werk, um euch selbst eine Meinung zu bilden.