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Veröffentlicht am 06.08.2017

Auf der Suche nach Will

Heartware
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Adam Eli erhält eines Tages eine Mail, die für ihn alles verändert. Seit einiger Zeit schlägt er sich nach dem Abbruch diverser Studiengänge als Ghostwriter durch. Doch nun wird er aufgefordert, Will zu ...

Adam Eli erhält eines Tages eine Mail, die für ihn alles verändert. Seit einiger Zeit schlägt er sich nach dem Abbruch diverser Studiengänge als Ghostwriter durch. Doch nun wird er aufgefordert, Will zu suchen. Ausgerechnet Will, die er vor neun Jahren in Bolivien kennen- und lieben lernte und von der er bis heute nicht weiß, ob sie ihn auf fatale Weise verraten hat. Er bleibt skeptisch und möchte erst einmal erfahren, warum sie überhaupt gesucht wird. Dazu führt ihn die Reise nach Dubai und mitten hinein in ein gefährliches Kräftemessen von einigen der mächtigsten Menschen der Welt mit einem ungewöhnlichen Gegner…

Das Cover von „Heartware“ gefällt mir mit seiner mattgoldenen Schrift und den Hochhäusern, die aus Datenströmen zu bestehen scheinen, sehr gut. Das Internet spielt in der Geschichte eine große Rolle – das wird spätestens im Prolog klar, wo auf zwei Seiten vom Tag der Zerstörung des Internets berichtet wird. Wie konnte es dazu kommen? Diese Frage wird erst einmal nicht beantwortet und neugierig startete ich in die Geschichte, die sieben Tage vor diesem Ereignis und mit Adam Eli beginnt.

Über Adam Eli erfährt der Leser gleich zu Beginn, dass er sich eine Zeit lang in bolivianischer Gefangenschaft befand, was zuerst gar nicht zu meinem ersten Eindruck des nerdigen Ghostwriters passte. Durch die Aufforderung, Will zu suchen, kommen bei ihm viele alte Erinnerungen hoch – er konnte sie neun Jahre lang nicht vergessen, obwohl er nicht einmal wusste, ob sie noch lebt. Im Gespräch mit seinem mysteriösen Auftraggeber erhält man eine ganz kurze Zusammenfassung von Elis Vergangenheit, die mir half, einen Überblick zu gewinnen.

Abwechselnd zu den Kapiteln aus Elis Perspektive gibt es Kapitel aus der Sicht von Mariel Marigny. Diese wurde damit beauftragt, Eli bei der Suche nach Will zu begleiten. In ihr steckt mehr als eine hübsche Reisebegleiterin, wie Eli zunächst denkt. Sie ist eine Hackerin, die pragmatisch denkt und bereit ist, Risiken einzugehen. Über sie selbst erfährt man wenig, sondern erhält durch ihre Augen vor allem einen Eindruck davon, wie Eli auf andere wirkt. Außerdem gibt es immer wieder Kapitel, die mit „Y“ übertitelt sind. In diesen begleitet man angebliche Interpol-Mitarbeiter bei der Jagd sowie eine Frau auf der Flucht und wird Zeuge von merkwürdigen Vorfällen im Netz. Während Eli und Marigny sich Will suchen enthalten diese eingestreuten Kapitel Hinweise darauf, worum es im Kern eigentlich bei all dem geht.

Eli und Marigny sind ein ungleiches Duo, das mir zusammen sehr gut gefallen hat. Die beiden trauen sich nicht über den Weg, müssen aber notgedrungen zusammenhalten und sich aus so manch brenzliger Situation retten. Aus Elis Perspektive erfährt man in dieser Zeit auch immer mehr über die gemeinsame Zeit mit Will, das mich verstehen ließ, warum er von dem Gedanken an sie nicht loskommen kann. Warum Will aber überhaupt gesucht wird, das bleibt lange unklar. Elis Auftraggeber behauptet lediglich, sie habe etwas gestohlen. Wie das die Vorkommnisse aus den Y-Kapiteln erklärt bleibt lange unklar, während der Fokus auf Elis Suche liegt. Auch wenn es immer wieder spannende Momente gab, hat sich diese für mich etwas hingezogen. Ich hätte mir früher mehr Erklärungen gewünscht. Auch die digitalen Ungereimtheiten und ihre Folgen hätten noch stärker thematisiert werden können.

Alle Ereignisse führen schließlich zum großen Moment der Enthüllung, der viele Fragen beantwortet und Erlebtes in neuem Licht erscheinen lässt. Ohne das Stichwort künstliche Intelligenz, das der Klappentext vorweg nimmt, hätte ich bis zu diesem Moment höchstens eine vage Vermutung gehabt, dass es sich um dieses Thema dreht. Die Dialoge rund ums Thema liefern viel Stoff zum Nachdenken, ob ein Szenario wie das Beschriebene möglich ist und ob man selbst das Thema eher als Chance oder Bedrohung sieht. Gleichzeitig wird es noch einmal richtig spannend und dramatisch, denn das Leben aller steht auf dem Spiel. Hier wurde das Potential der endlich voll ausgeschöpft und dem Leser ein starker Abschluss geboten.

In „Heartware“ wird Adam Eli von einer einflussreichen Person aufgefordert, sich auf die Suche nach seiner alten Liebe Will zu machen, die neun Jahre zuvor verschwand und ihn vielleicht verraten hat. Die Suche wirft zunächst mehr Fragen auf, als sie beantwortet, während eingeschobene Y-Kapitel brisante Hinweise liefern, wie alles zusammenhängt. Ich hätte mir erste Antworten noch früher gewünscht. Die letzten Kapitel liefern schließlich Spannung und Aha-Erlebnis zugleich und runden das Buch gelungen ab. Ich kann Euch deshalb empfehlen, Euch selbst auf die Suche nach Will zu machen!

Veröffentlicht am 06.08.2017

Ferien, nichts als Ferien!

Bretonisches Leuchten
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Für Kommissar Dupin stehen zwei Wochen Strandurlaub an der Côte de Granit Rose gemeinsam mit Claire auf dem Programm. Doch die verordnete Ruhe wird für ihn schnell zur Geduldsprobe. Seine Anrufe auf dem ...

Für Kommissar Dupin stehen zwei Wochen Strandurlaub an der Côte de Granit Rose gemeinsam mit Claire auf dem Programm. Doch die verordnete Ruhe wird für ihn schnell zur Geduldsprobe. Seine Anrufe auf dem Kommissariat ändern an seiner Langeweile nichts, denn Nolwenn verweigert ihm jegliche Information. Doch dann kommt es in seinem Ferienort Trégastel zu einer Reihe von Vorfällen: Erst gibt es einen Diebstahl und einen Einbruch, dann wird eine Abgeordnete durch einen Steinwurf verletzt und schließlich verschwindet ein anderer Feriengast spurlos. Gibt es Zusammenhänge? Heimlich stellt Dupin Nachforschungen an, bei denen er sich weder von Claire noch vom ansässigen Kommissar erwischen lassen sollte…

Auf den ersten Seiten des inzwischen sechsten Falls für Kommissar Dupin scheint ein neuer Fall ganz weit weg zu sein. Dupin befindet sich im Sommerurlaub und soll den Tag mit Schwimmen, Sonnen und Essen verbringen. Zumindest gegen letzteres hat er nichts einzuwenden, doch das Nichtstun setzt ihm schnell zu. Er verweist zwar immer wieder auf seine Ferien, kann aber Anrufe im Kommissariat nicht sein lassen und hört auch bald bei den Gerüchten über merkwürdige Vorfälle genauer hin, die die Runde machen. Der recht ruhige Start hielt einige amüsante Momente bereit, doch ich wartete noch auf mehr Schwung und einen „richtigen“ Fall, der gelöst werden will.

Ruhelos wandert Dupin umher und macht so schnell neue, interessante Bekanntschaften in Trégastel. Sein erster Kontakt in Sachen Neuigkeiten und Gerüchte ist Rosmin Bellet. Der eifrige Hotelbesitzer erzählt Dupin von den aktuellen Vorfällen wie dem Diebstahl einer Heiligenstatue, einem Einbruch ohne dass etwas entwendet wurde und schließlich dem Steinwurf auf eine Abgeordnete. Das gibt Dupin den entscheidenden Schubs, sich mal etwas umzuhören, zum Beispiel bei Élodie Riou, der nicht weniger redseligen Besitzerin des Presseladens, die ihm auch sagen kann, wann man Verdächtige bei ihr im Laden „zufällig“ abpassen kann. Spätestens als auch noch eine Frau vor seinen Augen verschwindet und Dupin dem nachgehen will ist nicht mehr zu leugnen, dass er auch in den Ferien das Ermitteln nicht sein lassen kann.

Dupins Versuche, seine Aktivitäten geheim zu halten, sind wirklich unterhaltsam. So kauft er zum Beispiel ein blaues Clairefontaine statt eines roten für seine Notizen und schlägt euphorisch Ausflüge zu Orten vor, die in möglicher Verbindung zu den Vorfällen stehen. Claire scheint von seinen Ermittlungen nichts zu merken – oder kommen ihr Dupins Ausreden, die Zeit nicht auf dem Liegetuch zu verbringen, etwa gelegen? Trotzdem muss Dupin Informationen für seine Ermittlungen vor allem aus zweiter Hand beziehen und Befragungen unter dem Deckmantel harmloser Plaudereien vornehmen. Das geht alles nicht sonderlich schnell und ich vermisste die echte, heißt unmittelbare Ermittlungsarbeit.

Mit dem Fund einer Toten wird die Geschichte schließlich interessanter. Wer war die Frau? Was hatte sie am Fundort zu suchen? Auch hier wird Dupin von seinen Kontakten auf dem Laufenden gehalten, zu denen immer mehr Personen zählen. Ob trotzdem geheim halten kann, was er da macht? Der ansässige Kommissar scheint zumindest eine Vermutung zu haben, dass da etwas im Busch ist. Derweil ferien-ermittelt Dupin weiter in verschiedene Richtungen. Es gibt viele Fragen und einige Verdächtige, die wenn nicht in den Steinwurf und den Mord, dann zumindest in andere krumme Machenschaften verwickelt sind. Die Auflösung ist schließlich plausibel, doch die Art und Weise der Offenbarung ist selbst für Dupin schräg und konnte mich nicht so recht überzeugen.

In „Bretonisches Leuchten“ macht Dupin gemeinsam mit Claire Strandurlaub. Doch Ruhe ist für den Kommissar ein Fremdwort, und so beginnt er schnell, sich bezüglich verschiedener Vorkommisse in der Gegend umzuhören. Als eine Tote gefunden wird ist Dupins Lust, Ermittlungen anzustellen, endgültig geweckt. Seine Versuche, die Nachforschungen geheim zu halten, waren sehr amüsant. Doch insgesamt kam die Geschichte nicht so recht in Schwung. Die neuen Charaktere sind interessant, doch ich hätte mir mehr unmittelbare Ermittlungsarbeit und überraschende Entwicklungen gewünscht. Die Idee, Dupin in die Ferien zu schicken, hat mir gut gefallen, doch in der Umsetzung reicht es bei mir nur für gute drei Sterne.

Veröffentlicht am 06.08.2017

Viele Themen, wenig Antworten

Das Licht und die Geräusche
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Boris ist neu in Johannas Kurs, und die beiden werden schnell enge Freunde. Wenn es nach Johanna geht, dann dürfte zwischen den beiden auch mehr sein. Doch Boris hat eine Freundin in Portugal, die Johanna ...

Boris ist neu in Johannas Kurs, und die beiden werden schnell enge Freunde. Wenn es nach Johanna geht, dann dürfte zwischen den beiden auch mehr sein. Doch Boris hat eine Freundin in Portugal, die Johanna ein Rätsel ist. Ein Vorfall während der Kursfahrt bringt sie ebenso ins Grübeln wie Boris‘ Verhalten. Und dann ist Boris plötzlich verschwunden…

Der Titel des Buches hat mich neugierig gemacht und basierend auf der Buchbeschreibung erwartete ich einen Roman über das Erwachsenwerden. Im ersten Kapitel habe ich mich schwer getan, in die Geschichte hineinzufinden, denn sie springt hin und her und ich brauchte eine Weile, um alles gedanklich zu sortieren.

Johannas Handeln und ihre Motivation war fürm ich zu Beginn nicht nachvollziehbar. Sie steht in der Wohnung eines wildfremden älteren Mannes und überlegt, ob sie mit ihm schlafen soll, während der betrunkene Boris und seine schweigsame Freundin im Nebenzimmer sitzen. Erst im Laufe der Zeit konnte ich etwas besser verstehen, was in ihr vorgeht. Sie grübelt viel über das Erlebte nach und macht dabei viele Gedankensprünge, wodurch die Geschichte unruhig blieb.

Der Leser erlebt Johanna in einer bunten Mischung ganz verschiedener Situationen rund ums Thema Erwachsenwerden. Dabei werden sehr viele Themen angerissen, aber kaum eins vertieft. Gerade bei sensiblen Themen habe ich das nötige Fingerspitzengefühl vermisst. Gleichzeitig fehlten mir Einblicke in die Handlungsmotivation der Personen. Insbesondere Thema Suizid kam für mich zum einen aus heiterem Himmel und wurde zum anderen nicht wirklich aufgearbeitet.

„Das Licht und die Geräusche“ kann mit seinem Schreibstil punkten, doch durch den unstrukturierten Aufbau konnte ich nicht so recht in die Geschichte hineinfinden. Zudem fand ich es schade, dass Themen dem Leser vorgesetzt, aber kaum vertieft werden. Insgesamt lässt mich das Buch vor allem ratlos zurück. Um es mit Johannas Worten zu sagen: „Aber dann denke ich, dass man vielleicht auch nicht immer alles verstehen muss.“ (S. 29)

Veröffentlicht am 06.08.2017

Emotionale Geschichte über einen Neuanfang

Nachtblumen
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Die neunzehnjährige Jana trägt auch im Sommer lange Kleidung, nimmt ihre Fischermütze nie ab und schläft am liebsten unter dem Bett. Auf Sylt erhält sie eine wertvolle Chance: Sie kann dort eine Ausbildung ...

Die neunzehnjährige Jana trägt auch im Sommer lange Kleidung, nimmt ihre Fischermütze nie ab und schläft am liebsten unter dem Bett. Auf Sylt erhält sie eine wertvolle Chance: Sie kann dort eine Ausbildung als Bauzeichnerin machen und während der Zeit mit vier anderen jungen Erwachsenen in einem Wohnprojekt im Haus ihres neuen Chefs wohnen. Jana ist von so viel Unterstützung ohne Hintergedanken zunächst überfordert und lebt sich nur langsam ein. Auch auf ihre neuen Mitbewohner muss sie sich erst einstellen. Ihre Gedanken kreisen immer häufiger ausgerechnet um Collin, der am liebsten schweigt, zeichnet und niemanden so recht sich heranlässt. Was wird Jana aus ihrer Chance machen?

Zu Beginn des Buches lernt der Leser Jana kennen, für die gerade ein ganz neuer Lebensabschnitt beginnt. Sie hat alles hinter sich gelassen, um auf Sylt eine Ausbildung zu beginnen. Nach wenigen Seiten lernt sie ihre neue Therapeutin Dr. Flick kennen, die auf Jana viel nahbarer und herzlicher wirkt als ihre Vorgänger. Auch die Völkners, bei denen Jana für die nächsten drei Jahre wohnen soll, sind von Beginn an herzlich. Ich fand die Vorstellung klasse, dass sie in ihrer Firma jungen Erwachsenen eine Chance geben, die auf den ersten Blick nicht die perfekten Bewerber sind, in denen sie aber Potential sehen. Gleichzeitig konnte ich gut verstehen, dass Jana von so viel Freundlichkeit erst einmal überwältigt ist.

Jana lernte ich als unsicher und zurückhaltend kennen. Was in ihrer Vergangenheit vorgefallen ist bleibt vorerst im Dunkeln. Sie will auf Sylt unbedingt alles richtig machen und auf keinen Fall negativ auffallen. Doch es gibt verschiedene Situationen, in denen sie sich unwohl fühlt und ihr das auch anzumerken ist, zum Beispiel in der Berufsschule. Von Collin erhält sie dazu den Ratschlag, keine Schwäche auszustrahlen. Ansonsten schweigt dieser sie meist an, selbst wenn sie zu zweit an einem versteckt gelegenen Ort am Strand sitzen. Er legt ein widersprüchliches Verhalten an den Tag und ist ein undurchschaubares Rätsel. In die Ich-Erzählerin Jana konnte ich mich hingegen sehr gut hineinversetzen. Durch die Therapiesitzungen mit Dr. Flick erfuhr ich allmählich auch mehr über ihre Vergangenheit, was mich besser verstehen ließ, welche Erinnerungen sie verfolgen.

Wie auch für Jana war für mich als Leser zu Beginn des Buches alles neu und aufregend. Mit der Zeit wird die Geschichte etwas ruhiger und die Beziehungen zu den anderen Mitbewohnern und den Völkners rücken in den Mittelpunkt. Hier war es interessant zu erleben, wie Jana mit den ganz unterschiedlichen Charakteren zurechtkommt. Insbesondere ihr kompliziertes Verhältnis zu Collin wird immer wichtiger. Hier gibt es viele schöne, aber auch nachdenkliche und erschütternde Momente. Insbesondere wenn es um die beiden geht wählt die Autorin ihre Worte behutsam und trifft den richtigen Ton. Die Zeit rast unterdessen weiter, die Monate fliegen geradezu dahin und man erlebt mit, wie Jana an ihren Aufgaben wächst. Auf den letzten 60 Seiten wurde für mich zu viel Story zu wenig Platz gegeben. Die Ereignisse wurden sehr schnell abgehandelt, weshalb mich das emotional passende Ende trotzdem nicht voll überzeugen konnte.

In „Nachtblumen“ wagt die Protagonistin Jana auf Sylt einen kompletten Neustart. Ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen und fand es interessant, ihre Entwicklung mitzuerleben. Der Fokus des Buchs liegt auf ihrer Beziehung zu den anderen Mitbewohnern, insbesondere dem verschlossenen Collin, zu dem sie sich hingezogen fühlt. Emotional und authentisch erzählt die Autorin eine starke Geschichte mit Höhen und Tiefen. Lediglich vom Ende hätte ich mir mehr erhofft. Ich vergebe vier Sterne für diese Geschichte über das Erwachsenwerden und Sich-selbst-finden mit Charakteren, deren Vergangenheit Schatten birgt.

Veröffentlicht am 06.08.2017

Von der Suche nach der Liebe, einem Vater und dem legendären Töveree Fisk

Wenn die Wellen leuchten
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Rhea ist auf der Nordseeinsel Amrum aufgewachsen, die sie nur selten verlassen hat. Als Kind wurde sie von ihren Mitschülern gehänselt, weil sie ihren Vater nicht kennt und ihre Mutter Filine die Erinnerung ...

Rhea ist auf der Nordseeinsel Amrum aufgewachsen, die sie nur selten verlassen hat. Als Kind wurde sie von ihren Mitschülern gehänselt, weil sie ihren Vater nicht kennt und ihre Mutter Filine die Erinnerung an ihn nur langsam mit ihr teilt. Gleichzeitig war sie fasziniert von der Legende des Töveree Fisk, der früher mit seinem blauen Leuchten Schiffe gerettet hat. Ob sie eine magische Schuppe von ihm im Watt finden kann? Als Erwachsene betreibt sie gemeinsam mit ihrer Mutter eine Minigolfanlage auf der Insel. Noch immer hofft sie, irgendwann ihren Vater zu finden. Als sie eines Tages ein verlockendes Angebot erhält, wagt sie den Sprung ins Ungewisse…

Nachdem mich die Ostsee-Trilogie der Autorin begeistern konnte, habe ich mich riesig über die Nachricht gefreut, dass das nächste Projekt eine Nordsee-Trilogie ist. Der Prolog nimmt den Leser mit ins 18. Jahrhundert: Im Sturm gerät ein Schriff in Seenot und wird von einem blau leuchtenden Fisch gerettet – dem Töveree Fisk? Als einziger Beweis für dessen Eingreifen bleibt dem Kapitän eine blau schimmernde Schuppe. Eine schöne Legende, auf die auch im Titel angespielt wird und die mich neugierig darauf machte, welche Rolle der Töveree Fisk in der Geschichte spielt.

Die Protagonistin Rhea lernt man zuerst als Kind kennen, dass von den anderen wegen ihres unbekannten Vaters geärgert wird und die Strandkrabben als ihre Freunde betrachtet. Vierzehn Jahre später, im Jahr 1979, ist aus Rhea eine starke Frau geworden, die fest mit der Insel verbunden ist und der dennoch etwas fehlt: Das Wissen, wer ihr Vater wirklich war. In Rückblenden aus der Perspektive von Filine erfährt man genau wie Rhea als Kind Stück für Stück alles, was sie über ihn weiß. Ich mochte Rheas besonnenes Wesen von Beginn an sehr. Auch Filine verstand ich mit jeder Rückblende besser.

Besonders interessant fand ich Filines Begabung, Minigolf-Hindernisse zu bauen und mit ihnen eine Geschichte zu erzählen. Daraus ergibt sich für sie auch eine tolle Gelegenheit, nur für eine Weile die Insel zu verlassen, wodurch Schwung in die Geschichte kam. Sie macht neue Bekanntschaften, die sie darum bitten, Geschichten zu erzählen. Dadurch erfuhr man noch mehr über ihre Kindheit und andere Inselbewohner. Dieses Eintauchen machte Spaß, ich lernte die bezaubernde Insel Amrum und dessen Bewohner immer besser kennen und nicht selten kannte ich danach ein neues Geheimnis.

Der Leser begleitet Rhea und Filine über mehrere Jahrzehnte durch Höhen und Tiefen. Die Jahre flogen beim Lesen geradezu dahin. Schön fand ich, dass es auch ein Wiedersehen mit Henny Badonin aus der Ostsee-Trilogie gab. Auch Kalle aus „Die eine, große Geschichte“ spielt eine Rolle. Dieses Buch kenne ich leider noch nicht und ich hatte das Gefühl, dass mir dadurch Vorwissen fehlte, um ihn besser verstehen zu können.

Im Buch gibt es immer wieder entscheidende Momente, die Rhea oder Filines weiteren Weg nachhaltig bestimmen. Diese waren mal schön oder bittersüß und mal dramatisch und machten die Handlung abwechslungsreich. Für meinen Geschmack neigten aber zu viele Personen dazu, wortlos die Insel zu verlassen. Zum Ende hin kam mir die Wendung in Richtung Happy End außerdem zu abrupt. Trotzdem hat mir der Abschluss gefallen, denn die drängendsten Fragen wurden geklärt. Gleichzeitig warten weitere Geheimnisse darauf, gelüftet zu werden, sodass ich mich schon sehr auf die Fortsetzung freue.

„Wenn die Wellen leuchten“ erzählt die Geschichte von Rhea und Filine, die auf der Nordseeinsel Amrum leben. Der Leser begleitet die beiden durch abwechslungsreiche Jahre, in denen sie nach der Liebe und dem legendären Töveree Fisk suchen. Mir hat es Spaß gemacht, mich gedanklich in diese schöne Geschichte fallen zu lassen. Sehr gern empfehle ich das Buch weiter.