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Veröffentlicht am 31.10.2017

Düster und spannend

Young Elites (Band 1) - Die Gemeinschaft der Dolche
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Zuerst hatte ich ja gar nicht unbedingt vor, das Buch zu lesen. Es ist der Auftakt zur neuen Trilogie von Marie Lu, die mit ihrer "Legend"-Reihe einige Fans gewonnen hat. Ich hatte die Bücher ebenfalls ...

Zuerst hatte ich ja gar nicht unbedingt vor, das Buch zu lesen. Es ist der Auftakt zur neuen Trilogie von Marie Lu, die mit ihrer "Legend"-Reihe einige Fans gewonnen hat. Ich hatte die Bücher ebenfalls gelesen, aber nach dem ersten Band nahm meine Begeisterung für die Reihe irgendwie ab, weswegen ich bei dem Buch jetzt etwas skeptisch war. Als ich dann sah, dass jemand auf "Was liest du?" eine Wanderbuchrunde dazu startete, hab ich nicht lange gewartet und mitgemacht. Und bin jetzt ziemlich begeistert von dieser neuen Reihe.
"Young Elites - Die Gemeinschaft der Dolche" entführt den Leser in eine ganz neue Welt. Von der Zeit, in der es spielt, hat es mich an die Renaissance erinnert und vor allem bei Kenettra (dem Land, in dem die Handlung stattfindet), der Mode dort und den Dolchen musste ich an den venezianischen Karneval denken. Die Welt von "Young Elites" ist in drei Länder unterteilt: Die Sonnenlande im Süden, die Himmellande im Norden und die Seelande dazwischen, bestehend aus mehreren größeren und kleineren Inseln. Wie schon gesagt ist Kenettra, ein Inselstaat der Seelande, der Schauplatz der Geschichte. Eine Karte dieser Welt findet man auch ganz vorne und nochmal ganz hinten im Buch, so kann man immer wieder nachschauen, wo man gerade ist oder von was gesprochen wird. Ich konnte mir damit und mit den Beschreibungen der Autorin diese Welt auf jeden Fall ziemlich gut vorstellen, auch die Feste, die gefeiert wurden. Genauso gelungen finde ich die Namen. Einerseits die der verschiedenen Länder und Städte (auch wenn ich "Petra" als Namen für eine Stadt ein wenig seltsam finde), aber auch die Namen der Personen, die, wie ich finde, auch gut widerspiegeln, wer woher kommt.
Auch der Schreibstil passt sehr gut zu der Zeit, in der die Geschichte spielt. Die Sätze und auch die Worte an sich wirken gleich viel altertümlicher als in anderen Büchern, was die Stimmung sehr gut rüberbringt. Was aber nicht bedeutet, dass sich Beschreibungen oder Dialoge geschwollen anhören. Marie Lu schafft es in ihrem Schreibstil hier, die altertümliche Stimmung einzufangen, aber gleichzeitig gut lesbar zu bleiben. Es ist schon ein bisschen unglaublich, wie schnell ich den Jugendroman gelesen habe! Nur manchmal fand ich die ein oder andere Beschreibung ein wenig seltsam und die meist langen Kapitel lassen einen davor zurückschrecken zu lesen, wenn man nicht so viel Zeit hat. Ansonsten verfliegen die Kapitel aber nur so. An dem Schreibstil finde ich ja besonders bemerkenswert, wie die Autorin die Gedanken der Personen darstellt. Teilweise scheinen die Charaktere in Gedanken Unterhaltungen zu führen und das fand ich interessant gemacht.
Der Großteil der Geschichte ist aus Adelinas Sicht geschrieben, erste Perspektive, und es war unglaublich spannend zu verfolgen, wie sie zur Gemeinschaft der Dolche findet und ihre Fähigkeit immer mehr entdeckt. Ein paar der Kapitel sind aber auch aus dritter Perspektive von anderen geschrieben, von Teren oder auch von Raffaele. Das hat es nochmal ein bisschen interessanter gemacht, weil man so die verschiedenen Sichten auf die Charaktere hatte und ein paar Hintergrundgeschichten erfahren hat, die man nur aus Adelinas Sicht so nicht bekommen hätte. Ich muss zwar sagen, dass mich der Anfang des Buches noch nicht ganz in seinen Bann geschlagen hat, die Geschichte jedoch mit jeder Seite spannender wurde und in einem unglaublichen Showdown endet. Vor allem da die Pläne von Angriffen und so weiter nicht schon vorher verraten werden, war es immer wieder extrem spannend, die Situationen dann mitzuverfolgen, weil es so die ein oder andere Überraschung gibt. Apropos Überraschungen, von denen gibt es besonders zum Finale hin die ein oder andere, es kommt zu Wendungen, die ich nicht wirklich erwartet hätte.
Sehr gut gefallen hat mir auch die eher düstere Stimmung des Buches, die vor allem durch die Protagonistin Adelina kommt. Ich mochte sie als Charakter ja sehr gerne, fand sie als Hauptperson richtig gut gewählt, auch wenn sie nicht unbedingt die sympatischsten Züge hat. Eigentlich hat sie ein gutes Herz, aber durch die schlimmen Ereignisse aus ihrer Vergangenheit trägt sie auch viel Dunkelheit mit sich herum. Dass sie sich oft einsam fühlt, konnte ich gut nachvollziehen, genauso wie ihr Misstrauen gegenüber anderen. Was ich ein wenig krass finde aber gleichzeitig auch sehr interessant bei einer Protagonistin, sind ihr Ehrgeiz, der manchmal schon in Machthunger übergeht, und ihre Freude am Leid anderer Menschen. Solche Eigenschaften findet man nicht oft bei Hauptpersonen in Jugendbüchern und es hat mich positiv überrascht, dass sich die Autorin getraut hat, so eine ambivalente Protagonistin zu erschaffen. Adelinas Fähigkeiten haben mich sowieso begeistert. Aber ganz ehrlich: Illusionen? Einfach nur mega!
Was die anderen Charaktere angeht, weiß ich nicht genau, was ich davon halten soll. Ich fand die meisten richtig interessant, da die Figuren vielschichtig sind, wie zum Beispiel Teren, Enzo oder Rafaelle, andere hingegen kann ich noch nicht so gut einschätzen, vor allem Lucent. Da hoffe ich einfach mal, dass diese Personen im nächsten Band mehr beschrieben werden, damit ich mir ein besseres Bild von ihnen machen kann. Noch ein bisschen zwiegespaltener bin ich hinsichtlich der anderen Fähigkeiten, die in "Young Elites - Die Gemeinschaft der Dolche" erwähnt werden. Insgesamt finde ich jede Fähigkeit sehr cool, aber bis auf wenige Ausnahmen kamen sie mir nicht sehr innovativ vor. Aber gut, es ist heutzutage auch schwer, eine magische Fähigkeit zu erfinden, die es noch nicht gibt.
Auf jeden Fall bin ich aber schon sehr gespannt auf den zweiten Teil, denn mit Ausnahme von ein paar Sachen, auf die ich hoffe, habe ich keine Ahnung, wie sich diese Reihe weiterentwickeln wird. Na ja, mit dem Release des zweiten Bands, "Young Elites - Das Bündnis der Rosen", weiß ich dann mehr.

Veröffentlicht am 31.10.2017

Zu sehr wie die Vorgänger

Schwestern des Mondes: Hexenküsse
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Achje, wirklich gut finden kann ich diesen vierten Teil der Reihe leider nicht. Die Handlung ist eigentlich genauso aufgebaut wie auch in den vorigen der "Schwestern des Mondes"-Reihe: Eine neue Bedrohung ...

Achje, wirklich gut finden kann ich diesen vierten Teil der Reihe leider nicht. Die Handlung ist eigentlich genauso aufgebaut wie auch in den vorigen der "Schwestern des Mondes"-Reihe: Eine neue Bedrohung taucht auf, auf die sich die Schwestern einstellen müssen. Gleichzeitig kommen aber auch neue Verbündete auf sie zu, die ihnen helfen, gegen diese Bedrohung anzukämpfen. Außerdem gibt es Hinweise zu einem weiteren Geistsiegel, denen nachgegangen werden muss und am Ende fallen alle möglichen Ereignisse aufeinander und es gibt einen finalen Kampf um eben jenes Geistsiegel. Dazwischen gibt es übrigens immer und überall Sex oder zumindest Gedanken daran. Yasmine Galenorn weicht also nicht von ihrem Schema ab und bleibt damit ziemlich vorhersehbar. Gut, ein paar Dinge passieren schon, die einigermaßen spannend sind und die ich nicht ganz so erwartet habe und vor allem das Ende fand ich doch ziemlich überraschend, aber an sich ist es eben immer dasselbe.
Der vierte Band der Reihe ist wieder aus der Sicht der ersten Schwester, Camille D'Artigo, geschrieben und ich musste nur ein paar Seiten lesen, um wieder zu wissen, wieso ich sie von den drei Schwestern am wenigsten leiden kann. Sie ist so überdramatisch und vor allem denkt sie andauernd an Sex. Einmal bekommt sie allein davon einen Orgasmus, weil sie auf dem Schoß eines Kerls sitzt! Ääääh...nein!
Die ganzen Beziehungen stehen in der Geschichte sowieso im Vordergrund, in diesem Teil löst Camille ja auch ihre Schuld bei Smoky dem Drachen ein, nach der sie ihm zur Verfügung stehen soll, heißt, sie schlafen miteinander. Zumindest wird die Handlung in "Schwestern des Mondes - Hexenküsse" ein wenig komplexer. Die Autorin hält wie schon gesagt ihr Schema ein, aber sie baut ein paar Elemente in die Story mit ein, die es doch ein wenig spannender machen. Zum Beispiel eine kleine Gruppe Feen, die ihr eigenes Ding durchziehen und von denen man nicht weiß, was man halten soll... Was mich andererseits jedoch genervt hat, waren die "Hauptgegner" in diesem Buch. Es erinnert mich einfach an ein Computerspiel, bei dem mit jedem Level die Endgegner schwerer zu besiegen sind. Genau dasselbe hat man hier. War in Teil 1 Bad Ass Luke der ultimativ krasse Gegner, in Teil 2 der Schamane und in Teil 3 der Obervampir Dredge, so toppt der Dämon, gegen den die Schwestern hier kämpfen müssen, nochmal alle. Ich weiß nicht, mir kam das irgendwie...seltsam und leicht lächerlich vor. Und Schattenschwinge, den Drahtzieher dahinter, hat man immer noch nicht kennengelernt. Ja, in gewisser Weise ist es ein bisschen wie bei Mario Bros., wenn Bowser erst seine Schergen vorschickt und erst in der allerletzten Schlacht Bowser auch wirklich auftaucht...
Was den Schreibstil angeht, habe ich mich mal wieder ärgern müssen. Yasmine Galenorn kann mich wirklich nicht von sich und ihren literarischen Fähigkeiten überzeugen. Was sie zu Papier bringt ist nicht komplett Müll, aber es gab einige Stellen, da war ich einfach richtig genervt von der Art, wie sie schreibt. Das hat schon damit angefangen, dass sie am Anfang des Romans Camille nochmal vorstellt. Und zwar auf genau die gleiche Weise wie in Teil 1, mit wirklich seeehr ähnlichen Worten. Dazu kommt, dass sie Erlebnisse nochmal Revue passieren lässt oder Sachen erklärt, die einfach unnötig sind. Inzwischen sind die Leser doch beim vierten Teil der Reihe angekommen, da kann man ein gewisses Grundwissen über die Geschichte voraussetzen und muss nicht jeden Pups erläutern. Aber auch sonst hat der Schreibstil noch Schwächen. Yasmine Galenorn schreibt nicht nur gerne Sexszenen, sie sind meiner Meinung nach auch nicht besonders gut, wirken eher wie aus einem billigen Porno. Und Actionszenen empfand ich als nicht sonderlich spannend. Das Einzige an dem Schreibstil, was einigermaßen geht, sind die Dialoge, aber die sind auch nur okay und in keiner Weise besonders.
Mir war der vierte Teil der Reihe wieder zu sehr wie seine Vorgänger, er läuft nach demselben Schema ab. Nur ein paar kleine Neuerungen gibt es, die die Story ein wenig interessanter machen. Jedoch nervt mich besonders eben hier, wo aus ihrer Sicht geschrieben wurde, Camille wieder ganz besonders mit ihrer Sexsucht und einem Charakter, auf den ich einfach nicht klar komme, und auch der Schreibstil haut nichts raus, hat das Buch mit unnötigen Wiederholungen der Handlung aus den vorigen Bänden in die Länge gezogen.

Veröffentlicht am 08.10.2017

Viel zu steif und farblos

Morgen ist es Liebe
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Das Cover lässt einen ja an eine wunderschöne Liebesgeschichte, mit der man sich an einem kalten Winterabend unter der Decke verkriechen möchte, eine Tasse Tee in der Hand. In der Realität sieht das leide ...

Das Cover lässt einen ja an eine wunderschöne Liebesgeschichte, mit der man sich an einem kalten Winterabend unter der Decke verkriechen möchte, eine Tasse Tee in der Hand. In der Realität sieht das leide anders aus. Und das hat mich nicht nur gewundert, sondern auch wirklich enttäuscht, denn ich hatte zumindest erwartet, dass ich eine schöne, vielleicht auch seichte, unterhaltsame Liebesgeschichte lesen würde.
Was hat mich denn konkret gestört? Also das fängt ja schon mit der Handlung an. An sich hörte sich die Idee der Geschichte so gut an mit dem Mann, der sich eigentlich umbringen möchte und dann eine Frau nach einem Unfall rettet - und seinen Abschiedsbrief bei ihr vergisst. Hat mich ein wenig an "Die Liebe deines Lebens" von Cecelia Ahern erinnert und das Buch mag ich ja auch wirklich gerne. Nur hören die Ähnlichkeiten mit der Idee leider auf. Die Geschichte ist unfassbar vorhersehbar, sehr vieles habe ich mir schon seit dem ersten Hinweis denken können. Spannung hat es meiner Meinung nach quasi gar nicht gegeben. Das Ende war so richtig schlimm konstruiert, sodass plötzlich auf magische Weise alles zusammengepasst hat. Und das obligatorische Happy End hat es natürlich auch geben müssen und zwar nicht nur im Groben, sondern auf der ganzen Linie, für niemanden ging es in diesem Buch schlecht aus!
Wenn es das schon gewesen wäre, hätte ich es aber sogar noch verkraftet. Doch der Schreibstil ist sogar noch schlimmer als die Handlung! Monika Maifeld schreibt unglaublich steif, es gibt keinen Moment, in dem sie mal von dieser Förmlichkeit wegkommt. Es liest sich so, wie wenn sie beim Schreiben einen Stock im Arsch gehabt und der sich auf ihren Stil ausgewirkt hätte. Was noch eine Schippe drauflegt, sind die vielen Perspektiven, die die Autorin anscheinend unterbringen musste. So erfährt man die Geschichte nicht nur aus Alexandras und Martins Augen, nein, so ziemlich jeder, der mal in der Geschichte vorkommt, darf seinen Senf dazugeben. Was mich auch gar nicht so sehr stören würde, wenn es dafür verschiedene Kapitel gäbe oder zumindest ein Absatz zwischen den Sichtweisen, aber manchmal kam es mir so vor, als würde die Perspektive sogar noch während eines Satzes wechseln und das fand ich so ungünstig, dass es mich richtig genervt hat. Und Gefühle? Sorry, die kamen auch so gar nicht bei mir an. Von einem Liebesroman erwarte ich dann doch, dass ich mal ein wenig Kribbeln verspüre, aber hier null, dafür sind die jeweiligen Beschreibungen viel zu ungelenk und ungünstig. Denn ganz ehrlich, wenn eine Hauptperson denkt, dass sie gerne die Arme erotisch um jemandes Hals schlingen würde, löst das bei mir nicht gerade Bauchkribbeln aus, das hört sich doch einfach nur blöd an! Und das ging mir leider mit allen Gefühlen so.
Auch was die Charaktere betrifft, gibt es kaum etwas Gutes zu sagen, die meisten haben mich eher genervt und kamen mir sehr unrealistisch vor. Martin, den ach so edlen Lebensretter, fand ich wegen seiner Samariter-Art und dem elenden Selbstmitleid sowieso ganz schlimm. Martha, Alexandras Mutter, war mir zu nett zu jedem und zu froh und gekünstelt, besonders wegen ihres Hut-Ticks. Das war doch auch nur ein gewollt lustiges Detail, das meiner Meinung nach total in die Hose ging, weil es ganz einfach nicht lustig war! Und ihr Verhalten wurde vor allem zum Ende hin sowieso so gedreht, wie es der Autorin gerade passte. Genau dasselbe dann auch bei Alexandra, die mir anfangs wegen ihrer eher distanzierten Art noch ganz okay und aushaltbar vorkam, am Ende jedoch auch nur Null-Acht-Fünfzehn war. Noch schlimmer waren aber fast die Figuren, die so richtig überspitzt dargestellt wurden, einfach grauenvoll, wie hier übertrieben wurde und nicht, wie wahrscheinlich von der Autorin geplant, humorvoll und lustig.
Insgesamt bin ich einfach enttäuscht von diesem Buch. Was sich nach einer netten Geschichte für Zwischendurch anhörte, hat sich als gestelzt, vorhersehbar und am Ende einfach nur noch nervig herausgestellt.

Veröffentlicht am 24.07.2017

Unglaublich süße Geschichte mit menschlichen Charakteren

Fangirl
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Ich habe „Fangirl“ eigentlich innerhalb zweier Tage gelesen, beziehungsweise innerhalb zweier langer Busfahrten, und das liegt vor allem daran, dass ich das Buch vor allem zum Ende hin kaum mehr aus der ...

Ich habe „Fangirl“ eigentlich innerhalb zweier Tage gelesen, beziehungsweise innerhalb zweier langer Busfahrten, und das liegt vor allem daran, dass ich das Buch vor allem zum Ende hin kaum mehr aus der hand legen wollte.
Dass ich den Roman so gut finde, fängt schon bei der Handlung an. Cath und ihre Zwillingsschwester Wren kommen aufs College, aber statt dass die beiden zusammen in ein Zimmer ziehen, möchte Wren nun mal von ihrer Zwillingsschwester loskommen und zieht ein wenig ihr eigenes Ding durch. Während Wren also das College-Leben mit seinen Partys etc auskostet, fühlt sich Cath hintergangen und kämpft sich mehr oder weniger durch den Uni-Alltag. Nur der Kurs für Kreatives Schreiben und ihre eigenen Fanfictions machen ihr wirklich Spaß.
Dass Cath im Laufe der Handlung aus ihrer Comfortzone herausgerissen wird, ist absehbar. Schließlich wäre es langweilig, wenn sie im gesamten Verlauf des Buches bloß in ihrem Zimmer hocken und Fanfictions schreiben würde. Aber statt viele übertriebene Dramen aneinandezureihen, wie es vielleicht bei anderen Büchern der Fall ist, bringt Rainbow kleine Dramen aus dem alltäglichen Leben in die Geschichte hinein. Nichts da übertrieben, nichts da nervig. Stattdessen kam es mir so vor, als könnte diese Geschichte jedem so passieren, als wäre es vielleicht sogar wirklich so passiert, so authentisch wirkte es auf mich.
Etwas, das mir am Buch auch gefallen hat, waren die Auszüge aus "Simon Snow" (das Buch im Buch) oder aus Caths Fanfictions. Manchmal gab es richtig lange Stellen daraus, was ich schon wirklich cool fand. Und nach jedem Kapitel kam ein solcher Auszug. Bei denen fand ich aber manchmal die Auswahl seltsam, denn auch wenn manche irgendwie zum vorigen Kapitel passten, war es bei anderen gar nicht so und ich habe mich gefragt, warum diese Stelle dann gewählt wurde.
Einzig und allein gestört hat mich, wie die ein oder andere Person (die ich nicht nennen möchte, da sonst Spoiler-Gefahr besteht) zum Ende hin eine meiner Meinung nach zu kleine Rolle zukam, obwohl ich dachte, die Personen würden noch wichtiger werden. Aber ansonsten wirklich top, auch, wie die Autorin bewusst nicht diese Klischees bedient.
Was den Schreibstil angeht, kann ich eigentlich auch nur Gutes sagen. Zwar bin ich kein ganz so großer Fan von der dritten Perspektive, vor allem nicht in Jugendromanen, die auch über die Liebe handeln, aber hier machte es mir wirklich kaum etwas aus, da sich das Buch einfach toll lesen lässt. Ranbow Rowell beschreibt die Gedankenwelt von Cath einfach super, besonders die Gedanken von ihr, die ab und an mit einfließen, sind herrlich. Dadurch und auch durch die tollen Dialoge saß ich öfter da und musste lachen oder das Lachen unterdrücken. Allerdings ist es auch nicht so, dass ich den Schreibstil absolut genial finde. Er lässt sich super lesen, weil er so locker flockig ist, aber total begeistern konnte er mich nicht. Dazu hat noch ein klitzekleines bisschen gefehlt.
Anders ging es mir da mit den Charakteren, die ich einfach zu lieben gelernt habe. Rowell hat es geschafft, dass mir die Personen total ans Herz gewachsen sind, weil sie so authentisch und menschlich beschrieben sind.
Cath, die Protagonistin, ist dafür das beste Beispiel. Vor allem am Anfang wirkt sie so schüchtern, dass es fast schon menschenfeindlich ist. Sie vergräbt sich lieber in ihrem Zimmer, anstatt zum Beispiel in die Mensa zu gehen, weil sie neue Situationen verabscheut. Genau wegen ihrer Unangepasstheit konnte ich mich sehr gut in Cath hineinversetzen. Ich fand es toll, wie emotional sie manchmal wurde und ihre Verrücktheit hat sie mir richtig sympathisch gemacht. Dass mir eine Protagonistin so, so sympathisch war, hatte ich schon etwas länger nicht mehr. Was mir an ihr außerdem noch gefallen hat, war die Entwicklung, die sie durchgemacht hat. Sie kam zwar nur in kleinen Schritten, aber nachvollziehbar und sehr schön.
Genauso toll dargestellt sind die anderen Figuren. Wren, Caths Zwillingsschwestern, die sich immer weiter von Cath abkapselt, ihr eigenes Ding durchzieht. Wegen der Art und Weise, wie sie ihre Schwester dabei manchmal behandelt hat, hätte ich sie wirklich das ein oder andere Mal schütteln können, aber trotzdem sind ihre Handlungen irgendwo auch verständlich. Da war es wirklich schwer, sie nicht zu mögen. Auch der Vater der beiden (ich glaube, er heißt Arthur) ist mir ans Hertz gewachsen. Er war so weit entfernt vom typischen Vater, war dabei aber immer liebenswert, dass ich ihn am liebsten aus dem Buch rausgeholt hätte. Der einzige wichtigere Charakter, mit dem ich nicht wirklich warm geworden bin, war Nick. Meine Lieblinge in der Geschichte sind hingegen eindeutig Reagan und Levi. Ach ja, die beiden. Zwei so tolle Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Reagan, Caths Mitbewohnerin, mit ihrer oft so brüsken Art, bei der man aber trotzdem merkt, dass sie sich kümmert. Und die mich mit ihren spitzen Bemerkungen oft zum Schmunzeln gebracht hat. Und Levi, der einfach so nett und locker ist, der schon fast abartig nett ist, zu jedem. Sooo knuffig die beiden^^
Was mir an den Charakteren außerdem sehr gut gefallen hat, ist, dass sie nicht als das Nonplusultra beschrieben wurden. Denn nicht nur, was ihre Persönlichkeit betrifft, haben sie Macken, sie sehen noch dazu nicht überirdisch toll aus. Das ist ja etwas, das mich öfter mal bei Jugendromanen oder auch allgemein bei Büchern nervt: Die Charaktere werde beschrieben, als könnten sie einem Modemagazin entspringen. Ist doch total unrealistisch! Rainbow Rowell hingegen beschreibt ihre Charaktere in "Fangirl" als nicht perfekt, mit allen Fehlern, ob das jetzt soziale Angst ist oder eine allzu breite Hüfte.
Der Roman war für mich also fast perfekt.

Veröffentlicht am 22.07.2017

Beginnt recht gut, verläuft sich dann aber irgendwo im Sand

Die Tochter des Seidenhändlers
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Als ich „Die Tochter des Seidenhändlers“ das erste Mal gesehen habe, hat mich der Klappentext ziemlich angefixt. Familienkonflikte, Widerstände, eine Liebesgeschichte - und das alles verbunden mit einer ...

Als ich „Die Tochter des Seidenhändlers“ das erste Mal gesehen habe, hat mich der Klappentext ziemlich angefixt. Familienkonflikte, Widerstände, eine Liebesgeschichte - und das alles verbunden mit einer Reise zurück in die Geschichte, ins Vietnam Anfang der 1950er Jahre.
Leider bin ich nicht ganz so begeistert von dem Roman, wie ich es gehofft hatte, was wohl auch daran liegt, dass die Handlung sich anders entwickelt als erwartet und das nicht unbedingt auf eine gute Weise.
Die Geschichte fand ich vor allem anfangs sehr spannend. Man merkt gleich den Konflikt von Nicole sowohl mit ihrem Vater, aber auch besonders mit ihrer Schwester. Ebenfalls taucht Mark (ja, Mark und nicht Marc, wie es im Klappentext steht) auf den ersten Seiten schon auf und die Liebesgeschichte beginnt sich zu entwickeln. In der ersten Hälfte steht dann vor allem der Familienkonflikt und das Seidengeschäft im Vordergrund, was ich sehr interessant fand, da man hier auch einen guten Einblick in die vietnamesische Kultur bekommt. Jedoch verläuft sich die Thematik irgendwann und mir kam es so vor, als wäre vor allem der Seidenhandel im späteren Verlauf des Buches zu kurz gekommen. Zwar wird das durch andere Themen abgelöst wie die politischen Konflikte zwischen Frankreich und Vietnam, was auch spannend ist, aber ich habe die Seide am Ende einfach vermisst, weil ja das Buch danach benannt ist. Die Liebesgeschichte in "Die Tochter des Seidenhändlers" hat mich irgendwie nicht richtig packen können. Ich fand sie ganz nett zu lesen, hatte jedoch nicht das Gefühl, dass Nicole und Mark auf besondere Weise zusammengehört hätten, da fehlte bei mir das Gefühl. Zum Ende hin kam es mir außerdem so vor, als wären zu viele kleine Dinge zu schnell passiert beziehungsweise zu abrupt aneinandergereiht worden. Und ein paar der Handlungsstränge, von denen ich dachte, sie würden im späteren Verlauf noch weitergeführt werden und wichtig sein oder zumindest noch einmal Erwähnung finden, sind einfach im Sand verlaufen.
Welche Thematik ich allerdings gut gelungen fand, ist die des Schwesternkonflikts, also das gespannte Verhältnis zwischen Nicole und Sylvie. Wie das dargestellt ist, finde ich sehr schön und auch realistisch. Außerdem hat es mir auch viel Spaß gemacht, die geschichtlichen und kulturellen Infos zu Vietnam zu lesen. Zwar fließen nicht ganz so viele davon mit in die Geschichte ein wie ich dachte, aber auf den letzten Seiten wird noch einmal ein historischer Abriss Vietnams gegeben. Das fand ich sehr spannend, da ich vorher noch nicht sehr viel über das Land wusste. Gut dargestellt war auch, wie der Krieg zu dieser Zeit verlief. Ich finde es toll, dass nicht eine Seite als gut und die andere als böse abgestempelt wurde, sondern die Grenzen fließend verlaufen, was gleich viel realistischer rüberkam.
So, nun aber mal weiter zum Schreibstil. Von dem bin ich ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht, aber erst einmal zum Allgemeinen und dem, was mir gefallen hat. Die Autorin Dinah Jefferies schreibt aus dritter Perspektive von Nicole und lässt den Leser an den Gefühlen der Protagonistin teilhaben. Das Ganze ist in der Vergangenheitsform geschrieben, was ich eigentlich nicht so sehr mag, aber das Buch ließ sich angenehm lesen. Sehr schön fand ich die bildlichen Beschreibungen, die mir wirklich ein schönes Bild in den Kopf gezaubert haben. Schade nur, dass diese Beschreibungen mit dem Verlauf des Buches immer weniger oft vorkommen.
Und das war es leider auch schon an Positivem, das ich am Schreibstil finden konnte. Denn eines hat Dinah Jefferies bei mir nicht erreicht, nämlich dass ich mitfiebere. Ich habe das Buch, vor allem anfangs, gerne gelesen, aber die Gefühle sind bei mir so gar nicht angekommen. Und das, obwohl Nicole eigentlich eine Vielzahl an Emotionen verspürt! Doch die Autorin beschreibt diese so ungünstig, so distanziert, dass ich einfach nicht gefesselt wurde. Hier wäre das Potenzial wirklich immens gewesen, deswegen finde ich es besonders schade, dass es nicht genutzt wurde.
Die Charaktere fand ich an sich alle ziemlich interessant. Besonders Nicole mochte ich anfangs sehr, sie wirkte auf mich authentisch und vielschichtig. Doch je weiter ich gelesen habe, desto unsympathischer wurde sie mir leider. Das liegt zum einen daran, dass sie ihre Persönlichkeit nicht einhält. Zum Beispiel wird sie gleich zu Beginn als schwarzes Schaf der Familie dargestellt, als abenteuerlustig und rebellisch, hat auf mich jedoch eigentlich gar nicht so gewirkt. Eher war sie sehr leicht von anderen zu beeinflussen. Zum anderen macht Nicole so gut wie keine Entwicklung durch, was aber bei den vielen Geschehnissen, die sie durchlebt, nur logisch gewesen wäre. Aber nein, Nicole scheint einfach auf ihrer Entwicklungsstufe festzustecken! Das fand ich sehr ungünstig von der Autorin dargestellt.
Die anderen Charaktere konnten mich letzten Endes ebenfalls nicht von sich überzeugen. Entweder waren sie mir zu stereotypisch, zu willkürlich oder zu undurchschaubar. Und bei keiner der Figuren hatte ich das Gefühl, dass sie sich im Verlauf der Geschichte verändert hätte. Vor allem von Nicoles Vater bin ich enttäuscht, der meiner Meinung nach viel zu wenig vorkam dafür, dass er im Klappentext und im Titel so groß erwähnt wurde. Der Charakter, den ich als am besten dargestellt empfand, war Sylvie, Nicoles große Schwester. Sie fand ich bis zum Ende sehr interessant, auch wenn sie nicht wirklich sympathisch wurde.
Alles in allem hat mich das Buch also nicht wirklich begeistern können und hat nach einem guten Start eine ziemliche Bruchlandung hingelegt.

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