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Veröffentlicht am 21.04.2017

Ein nicht ausgeschöpftes Potenzial

In unserem Chaos
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Ich habe, trotz dass das Buch nur knapp 200 Seiten umfasst, ziemlich lange für „In unserem Chaos – Grenzen ziehen wir später“ gebraucht. Als Grund dafür spielen mehrere Dinge zusammen.
Fangen wir mal mit ...

Ich habe, trotz dass das Buch nur knapp 200 Seiten umfasst, ziemlich lange für „In unserem Chaos – Grenzen ziehen wir später“ gebraucht. Als Grund dafür spielen mehrere Dinge zusammen.
Fangen wir mal mit der Handlung an. Die Idee hinter der Geschichte finde ich interessant, so eine Geschichte findet man nicht überall. Nur wird fast der gesamte Plot schon im Klappentext enthüllt. Der Tod des Vaters, die Vergewaltigung durch den Freund und die angehende Liebesgeschichte zwischen besten Freunden...das alles wird schon verraten und viel mehr umfasst die Geschichte auch nicht. Was bedeutet, dass man von vornherein gespoilert ist und einen kaum mehr etwas überraschen kann. Das Einzige, was mich ein bisschen gewundert hat, ist der Ausgang der Geschichte, damit hätte ich nicht unbedingt gerechnet. Aber ansonsten? Selbst der Großteil dessen, was nicht schon im Klappentext erwähnt wurde, war für mich sehr vorhersehbar, abgesehen eben vom Ende.
Das Zweite, was mich an der Handlung gestört hat, ist, wie sie auf ein knapp 200 Seiten langes Buch gequetscht wurde. Es ist ja schon einiges, was dieser Roman erzählen möchte, was die Autorin vermitteln will, aber das geht meiner Meinung nach einfach nicht bei einer so kurzen Länge. Patricia Dohle hat der Geschichte wie ich finde nicht genügend Zeit gegeben sich zu entfalten. Weder die Freundschaft zwischen Emily und ihren beiden Freundinnen Vicky und Isabell und nicht mal die zwischen Emily und Mason bekommt viel Tiefe. Wobei letzteres echt wichtig gewesen wäre, denn um die Entwicklung dieser Beziehung geht es doch in dem Buch! Stattdessen wird die Freundschaft nur angeschnitten, sodass sie auf mich nicht annähernd so bedeutend wirkte, wie sie wahrscheinlich wirken sollte.
Genauso wenig nachvollziehbar waren für mich ein paar der Wendungen. Es kam mir vor, als hätte auf Teufel komm raus noch etwas passieren müssen, was mir in der Geschichte irgendwie fehl am Platz vorkam. Und fast am Schlimmsten: Die Vergewaltigung, die ja schon im Klappentext angesprochen wird und deswegen nicht überraschend kommt, wird auch noch sehr schnell wieder abgehakt. Emilys Gefühle während sie missbraucht wird und besonders danach kamen sehr unplausibel rüber, schon bald denkt sie kein bisschen mehr an das, was ihr geschehen ist und sie scheint in keinster Weise ein Trauma dadurch davonzutragen. Wo man doch davon ausgehen müsste, dass so ein schrecklicher Vorfall seine Spuren hinterlässt, oder?
Aber gut, so viel zur Geschichte an sich. Als nächstes zu den Charakteren. Auch hierzu kann ich leider nicht allzu viel Gutes sagen, denn der Großteil der Figuren ist sehr blass und flach. Bei den Nebencharakteren brauche ich nicht viel zu sagen, die sind eigentlich alle entweder sehr klischeehaft und könnten in beschriftete Schubladen gesteckt werden oder sie haben kaum etwas, das Persönlichkeit genannt werden kann. Die Hauptpersonen, zu denen ich eigentlich bloß Emily und Mason zähle, haben schon etwas mehr Farbe. Was in meinem Fall jedoch auch nicht viel besser ist, denn ihre Persönlichkeiten waren mir unsympathisch. Emily ist oft zickig und überemotional, Mason führt sich an vielen Stellen auf wie ein riesiger Idiot. Die Idee dahinter, unangepasste Protagonisten zu erschaffen, finde ich gut, ich bin auch kein Fan von diesen netten, freundlichen Hauptfiguren, aber hier ist das, zumindest was mich betrifft, in die Hose gegangen, was auch daran liegt, dass die beiden Charaktere doch nicht gut genug ausgearbeitet sind, dass man alle ihre Handlungen nachvollziehen kann. Und wegen der Namen der Figuren hab ich mich ein ums andere Mal gefragt, wo die Geschichte eigentlich spielen soll. In England? Den USA? Oder doch in Deutschland? Emily, Mason, Jace…und dann noch die Nachnamen. Eigentlich wirkt das Buch auf mich eher, als würde es in Deutschland spielen, aber dann würden diese Namen ja nicht wirklich passen. Aber das nur so nebenbei…
So, jetzt noch zu dem, was mich am meisten meine Haare hat raufen lassen: der Schreibstil. An sich ist der Stil von Patricia Dohle ganz nett. Locker, in Umgangssprache geschrieben, was gut zu der jugendlichen Protagonistin passt. Ich hätte das Buch flüssig lesen können. Wenn nicht eine Sache gewesen wäre. Wenn nicht die Rechtschreibung und Grammatik gewesen wäre.
Das hört sich jetzt vielleicht kleinlich an. Und mir ist auch klar, dass sich in so ziemlich jedem Buch ein paar Fehler einschleichen können, auch hier in meiner Rezension finden sich bestimmt einige Fehler. Aber so eine Hülle und Fülle, wie ich sie in "In unserem Chaos" gesehen habe, kam mir in einem Buch noch nie unter die Augen. Das fängt mit einer Tatsache an, die mir sofort ins Auge gesprungen ist, nämlich, dass Absätze komplett fehlen. Nicht einmal, wenn eine wörtliche Rede auftaucht, wurde vorher ein Absatz gesetzt. Das hat bei mir nicht nur so manches Mal zu Verwirrung geführt sondern auch dazu, dass die Seiten auf mich wie ein Berg aus Wörtern wirkte, den es zu erklimmen gilt, was manchmal dazu geführt hat, dass mich eine gewisse Unlust beschlich, das Buch weiterzulesen. Also sorry, aber Absätze müssen sein, die sorgen schließlich für Ordnung! Dann die Interpunktion. Ich weiß ja, Kommasetzung ist nicht immer einfach, manchmal finde ich es auch schwer, herauszufinden, wo dieser kleine Strich den hinkommen muss. Aber hier wurde das so durcheinander geworfen, dass die Sätze teilweise eine andere Bedeutung erhielten und mich damit verwirrt haben ergo den Lesefluss behindert haben. Und dann noch Rechtschreibung und Grammatik! Heieiei, das war - und das ist noch gelinde ausgedrückt - mangelhaft. Da wurden Sätze konstruiert, die so vom Aufbau her ganz einfach nicht richtig waren, simple Dinge wie 'den' und 'denn' sowie 'das' und 'dass' wurden verwechselt und manche Wörter wurden ganz, ganz falsch geschrieben.
Ich weiß, ich reite gerade sehr auf dem grammatikalischen Stil der Autorin rum, aber das ist einfach etwas, das mir hier besonders aufgefallen ist und sooo leicht hätte verbessert werden können, schon durch einmaligem Durchlesen einer anderen Person. Denn so, wie der Roman jetzt geschrieben ist, verliert er viel von dem Lesefluss, der hätte entstehen können, was echt schade ist.
So konnte mich das Buch leider nicht so richtig mitreißen, was an den oben genannten Punkten liegt. Wirklich schade, denn ich hatte schon das Gefühl, dass die Geschichte Potenzial hat.

Veröffentlicht am 15.04.2017

Solider zweiter Band mit sympathischer Protagonistin, aber nicht richtig überzeugend

Schwestern des Mondes - Die Katze
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Auch der zweite Teil der „Schwestern des Mondes“ – Reihe kann mich noch nicht so wirklich überzeugen… Na gut, ich muss sagen, dass mir der zweite Band der Reihe besser gefällt als der erste. Was sehr wahrscheinlich ...

Auch der zweite Teil der „Schwestern des Mondes“ – Reihe kann mich noch nicht so wirklich überzeugen… Na gut, ich muss sagen, dass mir der zweite Band der Reihe besser gefällt als der erste. Was sehr wahrscheinlich an der Protagonistin beziehungsweise Erzählerin im Buch liegt. Vorher war es Camille, jetzt ist es Delilah, ihre Schwester, die mir gleich viel sympathischer ist. Camille hat mich wirklich unglaublich genervt mit ihrer Art, zum Glück ist Delilah da anders. Sie hat nicht so einen Anführer-Drang, sondern hält sich auch mal zurück, ist optimistisch, hat noch sowas wie Mitleid und ist auch ganz allgemein menschlicher. Zwar hat sie nach Band 1 auch damit angefangen, sich sexuell auszutoben, und man kommt auch hier nicht um die ein oder andere Sexszene herum, aber es kommt mir noch längst nicht so übertrieben vor wie bei Camille. Okay, dass sie sofort nach einem Kampf mit einem Kerl schläft, während wirklich jeden Moment jemand hätte reinplatzen können, fand ich schon wieder übertrieben, aber wie schon gesagt, das hält sich noch in Grenzen.
Die Handlung ist einigermaßen interessant. Nach den Dämonen, die die Schwestern und ihre Freunde im letzten Teil besiegt haben, folgen auch schon die nächsten, die für Schattenschwinge, den Oberbösewicht, arbeiten. Diesmal scheinen sie es vor allem auf ein Rudel von Werpumas abgesehen zu haben, die die D'Artigo-Schwestern um Hilfe bitten. Ja, es ist schon auch spannend, wie man herausfindet, was hinter den Angriffen auf das Rudel steckt und überhaupt die ganze Situation, es wirkt alles sehr düster. Aber mich hat gestört, wie offensichtlich manches ist. Es gibt einen Hauptverdächtigen und natürlich ist es der. Dann gibt es noch einen Hauptverdächtigen in einer anderen Sache und auch der Verdacht entpuppt sich als richtig. Was mich daran stört, ist, dass es keine Überraschungen gibt à la "Ich hatte nie damit gerechnet, dass er/sie hinter all dem steckt!". Nein, stattdessen ist eigentlich von Anfang an alles klar. Ansonsten war es auch ein wenig seltsam, wie reibungslos eigentlich alles verläuft. Gut, es gibt schon auch mal kleine Problemchen und schwere Aufgaben, die gemeistert werden müssen, aber wirkliches Scheitern gibt es in diesem Buch nicht, alles wird auf Anhieb geschafft. Ein bisschen ätzend, wenn man mal drüber nachdenkt. Es wird doch erst interessant, wenn nicht jeder Kampf auf Anhieb gewonnen wird.
Der Schreibstil ist... in Ordnung. Der Roman lässt sich lesen und das auch ziemlich flüssig, aber mich haben doch ein paar Sachen gestört. Vor allem, dass die Autorin manche Begriffe dauernd wiederholt. Ist ja schön, dass alle beim Sex den Abgrund runterstürzen, aber jedes Mal? Wieso? Weshalb? Warum? Und was genau soll das jetzt bedeuten?!? Und die Charaktere wiederholen sich auch ständig. Delilah denkt zum Beispiel am Anfang schon, dass sie weniger Mitleid mit ihren Feinden haben sollte, weil sie im Krieg sind. 200 Seiten später denkt sie das immer noch, nachdem sie sich mindestens tausendmal gedanklich daran erinnert hat! Erstens: Wieso wird das so oft in genau der gleichen Weise erwähnt? Und zweitens: Es vergehen Tage, wenn nicht sogar Wochen, da könnte man doch meinen, dass jemand, der sich das andauernd ins Gedächtnis ruft, auch mal anders beziehungsweise danach eben handelt. Sprich, dass Delilah weniger Mitleid mit ihren Feinden hat. Gut, dass sie nicht so mitleidlos ist wie ihre Schwestern macht sie schon ein wenig netter, aber diese Gedanken dazu nerven irgendwann einfach.
Aber sonst ist das Buch ja ganz in Ordnung. Ich mag, wie Delilah denkt - also bis auf die Wiederholungen natürlich -, es ist nicht so angepasst, nein, es wird auch mal geflucht und manchmal ist es sogar ganz witzig. Nur leider kann das auch nicht viel rausholen.

Veröffentlicht am 15.04.2017

Gute Hintergrundgeschichte, doch vor allem der STÄNDIGE Sex nervt

Schwestern des Mondes - Die Hexe
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Das Buch hat bei mir nicht ganz so für Spannung gesorgt und das liegt meiner Meinung nach zum großen Teil am Schreibstil, denn die Handlung ist eigentlich ziemlich spannend und actiongeladen. Es ist ja ...

Das Buch hat bei mir nicht ganz so für Spannung gesorgt und das liegt meiner Meinung nach zum großen Teil am Schreibstil, denn die Handlung ist eigentlich ziemlich spannend und actiongeladen. Es ist ja nicht mal so, dass die Autorin schlecht schreibt. Das Buch lässt sich ganz gut lesen, manchmal - aber wirklich nicht sehr oft - brachte es mich sogar zum Schmunzeln. Aber irgendwie beschreibt Yasmine Galenorn spannende Szenen so seltsam, dass die Spannung einfach nicht überspringen will. Da werden Worte verwendet, die nicht hinpassen, oder es wird noch ewig etwas beschrieben, was da echt nicht hin sollte, oder, am schlimmsten, die Hauptpersonen denken darüber nach, dass sie jetzt unglaublich gerne Sex hätten. Hallo? Du wirst von Dämonen angegriffen, ist da wirklich das erste, worüber du nachdenkst, dass du es gerne mit jemandem treiben würdest?
Sex an sich ist sowieso ein Riesenthema in diesem Roman. Ständig - und mit ständig meine ich STÄNDIG - ist Camille, die Protagonistin, entweder angeturnt, hat Sex mit jemandem oder denkt darüber nach, mit jemandem Sex zu haben. Echt jetzt? Muss das denn sein? Die Autorin liefert als Erklärung zwar, dass Camille und ihre Schwestern Feenblut in sich tragen, die dafür bekannt sind, in solchen Dingen ziemlich rege zu sein, aber mir kommt es so vor, als hätte sie das nur mit eingebaut, um einen Erotikstreifen aus dem Büchlein zu machen...
Na ja, wenn man davon absieht, ist die Handlung tatsächlich ganz interessant: Drei Schwestern aus einer anderen Welt, nicht ganz menschlich, die nun auf der Erde sind. Dämonen kommen und greifen an und auf einmal stehen die Schwestern dieser Bedrohung gegenüber, der sie eigentlich nicht gewachsen sind. Ist alles ganz okay und vor allem passiert auch viel, ich konnte nicht viel Unnötiges in dem Buch finden. Was ich an der Geschichte ja total interessant finde, ist einerseits, dass die Menschen von übernatürlichen Wesen wissen, vor ein paar Jahren gab es ein großes Outing. Es ist also nicht das typische "Wir leben unter ihnen, retten die Welt, müssen uns aber bedeckt halten" und auch kein "Ach, wir waren schon immer da, die wissen das sowieso", sondern so eine Art Übergang zwischen den beiden, was ganz interessant ist :) Außerdem hat sich die Autorin einiges einfallen lassen für diese Welt der Übernatürlichen. Feen, Elfen, Dämonen und sooo viel, was man nicht schon aus anderen Fantasy-Romanen kennt und echt cool ist. Alle Arten haben ihre Eigenheiten und Geschichte und auch die Politik und Gesellschaft in der Anderwelt, also der Welt, in der die Übernatürlichen leben, sind total gut beschrieben. Dafür hat die Autorin wirklich Lob verdient!
Die Charaktere würde ich weitestgehend als in Ordnung bezeichnen. Ich mag Delilah, sie erinnert mich ein wenig an mich selbst, und auch Menolly ist mir sympathisch, genauso wie die meisten ein bisschen weniger wichtigen Charaktere. Oder zumindest sind sie mir einigermaßen egal, bei manchen, wie Iris zum Beispiel, hab ich nämlich das Gefühl, sie überhaupt nicht zu kennen, obwohl sie öfters mal auftauchen... Aber mit Camille werde ich irgendwie nicht so richtig warm. Von den drei Schwestern mag ich sie eindeutig am wenigsten. Wie schon gesagt geht mir dieses ständige Gerede und Nachgedenke über Sex ein wenig auf die Nerven und es ist auch einfach ihre ganze Art. Zum Beispiel sagt sie auch dauernd, wie oft ihre Sprüche doch nach hinten losgehen, aber komischerweise klappt es dann doch meistens, wenn sie in der Handlung zaubert. Oder es geht zumindest nicht so phänomenal in die Hose, wie gesagt wird. Außerdem ist sie bei Gruppendingern immer so chef-like, geht immer vorneweg, redet für alle und so weiter und so weiter. Keine Ahnung, sie ist mir eben einfach nicht sympathisch und das, obwohl sie einen gewissen Sinn für Humor hat.
Das Ende des Teils finde ich auch eher so la la. Es endet zwar spannend oder zumindest mit einem Kampf und es wird was gesagt von wegen "Es kommen noch mehr Bedrohungen auf euch zu", aber irgendwie hat das Ende mich dann nicht so richtig mitgerissen und das totale Interesse für den nächsten Band geweckt. Deswegen finde ich das Buch auch nur mittelmäßig.

Veröffentlicht am 15.04.2017

Interessante Geschichte zur Frage, wer man eigentlich ist

Die zwei Leben der Florence Grace
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Geschichtliche Romane findet man bei mir im Bücherregal eher weniger, trotzdem hat mich die Leseprobe dieses Buches hinreichend überzeugt, dass ich es haben wollte.
Die Handlung an sich ist schon sehr ...

Geschichtliche Romane findet man bei mir im Bücherregal eher weniger, trotzdem hat mich die Leseprobe dieses Buches hinreichend überzeugt, dass ich es haben wollte.
Die Handlung an sich ist schon sehr interessant: Ein Mädchen, das in einem kleinen Dorf in Cornwall aufgewachsen ist und die Natur dort liebt, erfährt kurz vor dem Tod seiner Großmutter, dass es einer reichen Familie angehört, und soll nun nach London ziehen, um dort mit dieser zu leben. Das sagt die Schwierigkeiten doch schon voraus! Ich jedenfalls hatte meinen Spaß daran, zu verfolgen, was alles passiert. Zwar hat mich die "Vorgeschichte" in Cornwall noch nicht ganz so sehr mitreißen können, dafür die Geschehnisse in London umso mehr. Trotzdem weiß ich, dass die Zeit in Cornwall nötig ist, um zu erfahren, wie Florrie eigentlich aufgewachsen ist, denn, wie der Titel schon sagt, geht es hier um zwei Leben einer Person und diese zwei Leben könnten unterschiedlicher nicht sein, es gibt hier viele Kontraste und beide haben ihre Vor- und Nachteile. In der Zeit in London passiert dann auch mehr. Florrie muss sich in das Leben eingewöhnen, mit der Familie Grace zurechtkommen, gegen die aufkeimenden Gefühle für ihren Cousin kämpfen. Und gleichzeitig gibt es da noch ein paar Geheimnisse und kleinere Intrigen, die alles spannender machen. Ich mag besonders, dass der Ausgang des Buches nicht so vorhersehbar ist - einzelne Sachen konnte ich mir zwar schon denken - , nicht nur die guten Seiten aufzeigt, sondern auch sehr viele schlechte, sowohl von Geschehnissen als auch von Personen.
Letzteres erkennt man deutlich an Florrie beziehungsweise Florence, der Protagonistin. Sie ist auf jeden Fall eine starke Persönlichkeit, weiß sich durchzusetzen und ist es deswegen gewohnt, das zu bekommen, was sie möchte. Schon allein dadurch wurde sie mir sympathisch. Außerdem ist sie auch ein wenig besonders, kann Menschen auf den ersten Blick durchschauen und manchmal Einblicke in ihre Zukunft erhaschen. Was ich aber am besten umgesetzt finde, ist ihr Wandel von Florrie Buckley, dem wilden Mädchen aus dem Moorland, hin zu Florence Grace, der Dame aus London. Es ist ganz eindeutig kein leichter Weg dorthin, aber er ist unglaublich interessant und kommt sehr authentisch rüber. Und oft habe ich mich gefragt, welche Florence mir lieber ist. Das ist auch eins der großen Themen in diesem Roman, wer Florence denn eigentlich ist, was sie ausmacht. Das ist etwas, dass die Protagonistin sehr oft beschäftigt. Aber gerade weil Florence sich selbst so unsicher ist und auch öfters mal Schwächen zeigt, mochte ich sie.
Auch die anderen Charaktere sind gut beschrieben, wobei manche Charaktere natürlich wichtiger sind als andere. So kamen mir beispielsweise Hesta und Stephan, Lacey und auch Rebecca immer ein wenig blass vor, obwohl sie doch - zumindest in Abschnitten - eine größere Rolle gespielt haben. Andere Charaktere wiederum haben bei mir einen stärkeren Eindruck hinterlassen und irgendwie kann ich von keiner Person am Ende sagen, dass ich sie so gar nicht mochte. Sie alle hatten ihre Beweggründe für das, was sie getan haben und oft kam es auch zu Entwicklungen, die ich so wirklich nicht geahnt hätte. Welche Figuren ich besonders interessant fand, waren Turlington und Sanderson, die Brüder und gleichzeitig Cousins von Florrie. Sie sind zwar total unterschiedlich vom Wesen her, aber beide sehr sympathisch.
Sanderson ist eigentlich immer nett zu allen, versucht es allen recht zu machen und stellt seine eigenen Wünsche dabei hintenan. Dabei vergisst man selbst als Leser, dass er vielleicht eigene Wünsche hat und es ihm schlecht gehen kann, was erst wieder auffällt, wenn Sanderson das explizit sagt. Er ist eine Konstante in Florries Leben und war irgendwie auch eine schöne Konstante in diesem Roman.
Turlington ist da ganz anders. Da, wo Sanderson versucht, es allen recht zu machen, streut er noch Salz in die Wunde, bringt auch öfter mal einen bissigen Kommentar und ist allgemein als das schwarze Schaf der Familie Grace bekannt und das, wo er doch der Erbe ist. Turlington bringt sich oft in Schwierigkeiten und man kann sich nicht wirklich auf ihn verlassen, obwohl er oft versucht, sich zu ändern.
Was den Schreibstil angeht, finde ich ihn für das Genre passend und auch gut zu lesen. Es ist so, dass Florence ihre Geschichte quasi im Nachhinein erzählt, heißt, das Buch ist aus der Ich-Perspektive in der Vergangenheit geschrieben. Ich würde nicht sagen, dass der Schreibstil unglaublich spannend ist, aber trotzdem hat mich das Buch teilweise fesseln können. An anderen Stellen fand ich es dann wieder etwas langatmiger, aber meistens hat es viel Spaß gemacht, das Buch zu lesen, dadurch, dass der Stil so flüssig ist.
Insgesamt habe ich mich wirklich gefreut, "Die zwei Leben der Florence Grace" lesen zu können. Ein paar kleinere Dinge haben mich etwas gestört, wie der etwas langwierige Start in die Geschichte und dass die Spannung auch zwischendrin manchmal etwas abebbt. Aber ansonsten ist der Roman wirklich gut!

Veröffentlicht am 31.03.2017

Seichter Liebesroman

Eigentlich bist du gar nicht mein Typ
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Der Schreibstil der Autorin Anna Bell lässt sich schön leicht lesen. Man erfährt alles aus Abis Sicht und die Autorin hält sich nicht unnötig lange mit Beschreibungen auf, so hatte ich das Buch innerhalb ...

Der Schreibstil der Autorin Anna Bell lässt sich schön leicht lesen. Man erfährt alles aus Abis Sicht und die Autorin hält sich nicht unnötig lange mit Beschreibungen auf, so hatte ich das Buch innerhalb weniger Tage auch schon wieder durch. Echt, man kommt richtig schön voran, selbst wenn die Handlung an sich nicht übermäßig spannend ist! Das einzige, was mir beim Schreibstil ein wenig gefehlt hat, war der Humor. Es ist nicht so, dass Anna Bell todernst die Geschichte erzählt, aber irgendwie konnte sie mich nicht so oft zum Lachen bringen und das mag ich an so seichten Liebesromanen doch am meisten. Zwar konnte ich ein oder zwei Mal so richtig lachen, aber das war eher eine Seltenheit...
Die Handlung ist doch auch ziemlich interessant. Abi wird von ihrem Freund verlassen, findet eine Liste von ihm, auf die er geschrieben hat, was er alles gerne machen würde, und will ihn, indem sie die Liste abarbeitet, wieder zurückbekommen. Ein ziemlich verrückter Plan und wie ich finde einfach nur krass, weil Abi vor so vielen Dingen auf der Liste Angst hat und sie trotzdem machen will. Zum Beispiel sich trotz ihrer Höhenangst vom Spinnaker Tower abseilen. Trotzdem mag ich die Idee total. Also nein, nicht, dass man für einen Kerl durch die Hölle geht, sondern dass man eine Liste schreibt von Dingen, die man mal machen möchte und die dann abarbeitet.
Die Charaktere fand ich eigentlich durch die Bank alle ziemlich cool beschrieben und meistens auch sympathisch, sowohl Haupt- als auch Nebencharaktere. Die Freunde, auf die Abi sich verlassen kann - Sian, Giles und Ben zum Beispiel - waren mir alle sympathisch, hatten alle so ihre Fehler, aber waren doch ziemlich cool. Bei Rick und Linz von der Arbeit war ich mir ganz und gar nicht sicher, ob ich sie nett finden soll oder nicht. Wahrscheinlich eher nicht so, aber das war auf jeden Fall auch in Ordnung, das waren eben eher die nervigen Personen im Buch. Und Joseph konnte mir irgendwie auch nicht so richtig unsympathisch werden, obwohl er sich eigentlich schon ziemlich mies verhalten hat. Und Abi? Bei der bin ich ein bisschen geteilter Meinung, Wie schon gesagt, sympathisch ist sie schon mit ihren ganzen irrationalen Ängsten, aber ihr Plan, Joseph zurückzubekommen, war doch nah dran an erbärmlich. Klar, viele Menschen schmieden verrückte Pläne, um die vermeintliche Liebe ihres Lebens zurückzuholen, aber das war mir doch ein wenig zu krass. Ansonsten fand ich es aber ziemlich cool, wie sie sich verändert hat, durch die Liste mehr zu sich gefunden hat und was sie denn gerne machen würde. Es war wirklich gut beschrieben, wie sie die Abenteuerlust in sich entdeckt, über sich hinauswächst...
Jetzt werdet ihr euch vielleicht denken: "Moment, ist das nicht ein Liebesroman? Und wo ist denn die Lovestory?" Da kommt ein ganz dicker Pluspunkt von "Eigentlich bist du gar nicht mein Typ" zum Vorschein, nämlich dass die Liebesgeschichte hier nicht so offensichtlich und vorhersehbar ist. Anders als bei anderen Büchern des Genres liest man sich nicht den Klappentext durch und weiß, wie die Geschichte endet. Klar, irgendwann wird es dann schon auch offensichtlich, aber eben nicht schon nach den ersten zehn Seiten und das fand ich auch mal ganz schön. Die Liebesgeschichte an sich wird zwar eindeutig zu keiner meiner liebsten, dafür hat mir einfach dieses Kribbeln im Bauch gefehlt, aber es war trotzdem schön zu lesen, es war eben eher die Liste und damit verbundenen Aktionen im Vordergrund.