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Nadines_Buecher

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.07.2018

Wiener Krimi mit clever gelegten falschen Fährten

Die edle Kunst des Mordens
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Liebesroman-Autorin Clara Annerson will dem gewohnten Genre abschwören und stolpert auf der Suche nach dem perfekten Schauplatz für ihren ersten Kriminalroman in die Rudolph-Gesellschaft und gleich zwei ...

Liebesroman-Autorin Clara Annerson will dem gewohnten Genre abschwören und stolpert auf der Suche nach dem perfekten Schauplatz für ihren ersten Kriminalroman in die Rudolph-Gesellschaft und gleich zwei Morde. Und schon springt Claras Miss-Marple-Gen an und sie versucht, inmitten gutaussehender und offenbar wohlhabender Männer mit dem ein oder anderen dunklen oder aus süßen Geheimnis zu ermitteln. Allerdings gerät sie dadurch selbst in Lebensgefahr, denn als Amateurin ist Clara auf Hilfe angewiesen. Wird sie von Adonis Raffael lediglich charmant um den Finger gewickelt und eingelullt, von dessen Assistent Andreas geschickt ausgehorcht, von Direktor Bischoff als amouröses Abenteuer anvisiert und von Sicherheitsmann Leon und Maler Nicholas verfolgt und bedroht? Oder doch ganz anders?
Es macht Spaß, der Ich-Erzählerin zu folgen und mitzuerleben, wie sie sich auf der Suche nach dem roten Faden im Labyrinth der Rudolph-Gesellschaft orientiert.
Ich bin gespannt, welches Abenteuer Clara als nächstes erleben wird und ob sie den Mann für ihre Seite finden wird.
Das Cover ist so malerisch wie der Titel des Kriminalromans, macht Spaß.

Veröffentlicht am 10.05.2018

Manipulation

Krokodilwächter
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Manipulation, ein großes Thema im skandinavischen Kriminalroman „Krokodilwächter“. Die ältliche Ex-Dozentin Esther, dem Rotwein und ausschweifenden Parties mit illustren Gästen aus der Kunstszene zugetan, ...

Manipulation, ein großes Thema im skandinavischen Kriminalroman „Krokodilwächter“. Die ältliche Ex-Dozentin Esther, dem Rotwein und ausschweifenden Parties mit illustren Gästen aus der Kunstszene zugetan, arbeitet an einem Thriller, dessen Mordszene auf grausige Weise in ihrem eigenen Haus Wirklichkeit wird. Die Studentin Julie, scheinbar in die Stadt gekommen um endlich das Leben zu genießen und um sich wie Esther schriftstellerisch zu betätigen, die fatalerweise Esther als Vorlage für ihre Protagonistin diente, ist nicht nur auf Papier das Opfer. Die beiden sich in ihrer Art ergänzenden, und deshalb oft auch annervenden, Polizisten Jeppe und Anette, deren Nachnamen sich so herrlich reimen, decken ein wahnsinniges Konstrukt an Macht aufgrund von Geld aber auch aufgrund von Charaktereigenschaften auf, das Opfer produziert und Täter hervorbringt. Denn schicksalhaft sind Personen miteinander verbunden, von denen man es zunächst nicht ahnt. Genau das macht für mich einen guten Krimi aus.

Veröffentlicht am 26.12.2017

Historische Figuren, politische Ränkespiele, Familienehre und ein Mord

Grimms Morde
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Jacob und Wilhelm Grimm, Jenny und Annette von Droste zu Hülshoff als hessisch-westfälisches Ermittlerquartett, denen ihre gemeinsam bearbeiteten Hausmärchen zum Verhängnis werden.

Jacob und Wilhelm ...

Jacob und Wilhelm Grimm, Jenny und Annette von Droste zu Hülshoff als hessisch-westfälisches Ermittlerquartett, denen ihre gemeinsam bearbeiteten Hausmärchen zum Verhängnis werden.

Jacob und Wilhelm Grimm haben nach dem Sieg über Napoleon in Kassel einen schweren Stand, da sie als franzosenfreundlich gelten. Dennoch leben die Brüder ihren Beruf als Hofbibliothekare und die Freiheit die ihnen dies beschert, sich der deutschen Sprache und ihren Hausmärchen widmen zu können. Der sensible und kränkliche Wilhelm steht in Kontakt mit der adligen Jenny von Droste, die er aus der Ferne anschmachtet. Sie und ihre Schwester, die intelligente und damit verpönte Nette, haben sich an der Sammlung der Hausmärchen der Brüder beteiligt, allerdings auf andere Art und Weise als die beiden Männer glauben. Als dann eine der abgelegten Mätressen des verstorbenen Kurfürsten auf gleiche Art und Weise ermordet wird wie in einem von den Schwestern beigesteuerten Märchen, gerät der schroffe und unnahbare Jacob in Verdacht. Dies können die Damen nicht auf sich sitzen lassen, reisen nach Kassel und ermitteln, so wie es ihrem Stand und ihrer Zeit möglich ist, in der Kasseler Gesellschaft. Dabei kommt einiges ans Licht, was kein gutes Bild der politischen und Herrschersituation in Deutschland zur Zeit der vier wirft.

Gerade das Frauenbild zu dieser Zeit lässt einen erleichtert aufatmen, in einer späteren Zeit geboren zu sein. Die Auflösung, weshalb Nette bei ihrer Familie und in der adligen Gesellschaft in Ungnade gefallen ist, ist jedoch für das Niveau, auf dem sich die Story bewegt, fast zu profan.

Wer gerne in vergangene Zeiten eintaucht und gerne Fiktion über historisch belegte Figuren liest, ist hier sehr gut aufgehoben und wird auf hohem Niveau unterhalten.

Das Cover ist künstlerisch sehr hübsch gestaltet, passt in die Zeit des Settings.

Veröffentlicht am 26.12.2017

Dämonen des Krieges, Dämonen der Nachkriegszeit

Echo der Toten. Ein Fall für Friederike Matthée (Friederike Matthée ermittelt 1)
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Friederike Mathée, geflohene ostpreußische Gutsbesitzertochter, ergreift die Gelegenheit, dem Auffanglager Friedland durch eine Stelle als Polizeianwärterin bei der weiblichen Polizei in Köln zu entgehen, ...

Friederike Mathée, geflohene ostpreußische Gutsbesitzertochter, ergreift die Gelegenheit, dem Auffanglager Friedland durch eine Stelle als Polizeianwärterin bei der weiblichen Polizei in Köln zu entgehen, mit der auch ein Zimmer für sie und ihre Mutter in der Stadt verbunden ist. Zunächst erledigt Friederike ihren Dienst nur halbherzig, sie leidet unter ihrer strengen Vorgesetzten. Doch als sie dem britischen Lieutnant Richard Davies zugeteilt wird, um mit ihm einen kleinen Jungen der den Mord an einem Schrott- und Schwarzmarkthändler beobachtet hat, findet sie Gefallen an der Polizeiarbeit und wagt sich, auch selbständig zu ermitteln und Schlüsse zu ziehen, was ungewöhnlich ist für eine Frau zu dieser Zeit und ihr wiederum die Ungnade der Vorgesetzen jedoch das Lob des Lieutnants einbringt. Während der Aufklärung des Falls, der einige Wendungen nimmt die alle mit dem Schrecken des Dritten Reiches zu tun haben, melden sich auch Friederikes Dämonen, die ihrer Mutter, auch die von Richard Davies. Rache und Reue, zwei starke Motive, die auf unterschiedliche Weise ausgelebt bzw. unterdrückt werden in diesem starken Kriminalroman aus einer mehr als harten Zeit. Deshalb so lesenswert.
Das Cover zeigt eine fast zu adrette Friederike für die Nachkriegszeit, den Schrotthändler Küppers jedoch, als dem Betrachter abgewandt, kann man sich durchaus so vorstellen.

Veröffentlicht am 03.10.2017

Interessante Charaktere

Die Schlange von Essex
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... trifft man in diesem viktorianischen Roman. Allen voran die aus einer lieblosen, von Misshandlungen geprägten Ehe durch Tod des Ehegatten befreiten Cora, die sich in ihrem Witwenjahr von der High Society ...

... trifft man in diesem viktorianischen Roman. Allen voran die aus einer lieblosen, von Misshandlungen geprägten Ehe durch Tod des Ehegatten befreiten Cora, die sich in ihrem Witwenjahr von der High Society in London verabschiedet und ihrem undamenhaften Forscherdrang, dem sie bereits in ihrer Jugend fröhnte, in Essex nachgeht, wo angeblich ein Nessie-ähnliches Reptil sein Unwesen treibt. Sie wird mit dem Pfarrer Will, der als Kind vom Ingenieurswesen träumte, sich aber dem Glauben verschrieben hat, bekannt gemacht, der auch sie - wie Glaube und Wissenschaft - als sein Gegenstück erkennt. Doch Will ist mit der elfenhaften Stella verheiratet, hat drei Kinder und ist fest davon überzeugt, dass das Reptil Einbildung seiner abgergläubischen Gemeinde ist. Nicht nur ihn bringt Cora durcheinander, ähnlich wie die Schlange im alten Testament erscheint sie für viele als Verführerin. Für Joanna, älteste Tochter von Will und Stella, ist sie Vorbild, dass auch Frauen wissenschaftlich interessiert und gebildet sein können. Für Dr. Luke Garrett, einen talentierten, experiementierfreudigen Chirurgen, ist sie die unerreichbare Liebe. Ebenso für ihr Hausmädchen Martha, das sich dem Sozialismus und dem Kampf gegen die sozialen Missstände in London verschrieben hat, dafür wiederum die Liebe zweier Männer, die sie mit Geld und gestalterischen Ideen unterstützen, ausnutzt. Gibt es einen Pfad der Tugend für die wilde, freiheitsliebende, entdeckungsfreudige Cora oder wird sie egoistisch zerstören - so fragt man sich, und muss nach der Lektüre des Romans selbst entscheiden.
Jeder Charakter ist so detailliert und in sich schlüssig mit allen Fehlern und positiven Seiten, dass es eine Freude ist, wie sie sich entfalten, entwickeln und ihre Einstellungen ändern.
Das Buch präsentiert ein anderes viktorianisches Zeitalter als es oftmals portraitiert wird, und ist deshalb so lesenswert. Die Schlange auf dem Cover, versteckt zwischen Blumen, passt gut zur Protagonistin und hat mich zum Lesen des Buchs animiert.

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