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Nadines_Buecher

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.07.2017

So viele Themen

Swing Time
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Sind es zu viele Themen, die Zadie Smith in ihren Roman packt, in die Geschichte der Ich-Erzählerin, deren Namen wir nicht erfahren, wohl weil sie sich ausnahmslos über andere - ihre Freundin Tracy aus ...

Sind es zu viele Themen, die Zadie Smith in ihren Roman packt, in die Geschichte der Ich-Erzählerin, deren Namen wir nicht erfahren, wohl weil sie sich ausnahmslos über andere - ihre Freundin Tracy aus Kindheitstagen, ihre Chefin Aimee, den Ehrgeiz ihrer Mutter, den Wunsch nach familiärer Harmonie ihres Vaters, den Ideologien ihrer Studienfreunde, der Afrikanerinnen und Afrikanern denen sie in deren Heimatland begegnet - definiert und abgrenzt. In einem Londonder Sozialbau aufgewachsen liebt das Mischlingsmädchen das Tanzen und Musicalfilme, doch ihre Freundin Tracey - ähnlich und doch wiederum anders aufgewachsen - hat das Talent, ihre Passion beruflich auszuüben. Zumindest eine zeitlang. Unsere Protagonistin dagegen stolpert durch die 1990er, Gruftiphase und Kiffen, studiert, wird schließlich und alles irgendwie zufällig Assistentin eines Popstars, einer australischen Tänzerin und Sängerin, deren Leben deutliche Parallelen zu Madonna aufweist. Das Interesse von Aimee an Afrika ermöglicht der Erzählerin, das Land und ihre Mutter, deren politische Ambitionen, wenn auch nicht zu verstehen, so doch ein wenig nachzuvollziehen. Dies wiederum, indem sie sich gegen vieles was ihr begegnet innerlich wehrt statt es zuzulassen. So auch die Liebe. In zahlreichen Rückblicken werden Themen wie Sklaverei, Apartheid, soziale Misstände in Großbritannien und an Schulen, Musik, Mode und Lebensgefühl, der 90er Jahre, die Auflösung der Kernfamilie, sexueller Missbrauch, Ehrgeiz in all seinen Facetten, die Maschinerie der Musikindustrie und ihrer Göttinnen und Götter, die Privilegien der Reichen bis hin zu krassen Adoptionen afrikanischer Babys, Radikalisierung, der Menschen als Produkt ihrer Erziehung, Bildung und ihres Umfeldes, Tod, Zurückweisung, Bindungsunfähigkeit, Einsamkeit, Jetsetleben, Manipulation, Verblendung und immer wieder das Tanzen, einziger Rückzugsort für die Protagonistin, wenn auch nicht durch dessen Ausübung sondern durch die Beschäftigung mit ihren Heldinnen und Helden aus Musicals ihrer Kindheit, beleuchtet.
Es entsteht ein Kaleidoskop aus Szenen eines Lebens, das gleichzeitig auch das Leben derer beschreibt, die Teil der eigenen Welt sind. Doch sind nach Ende des Romans einige Enden noch unverbunden, bleiben unverbunden. So die erste, weiße Familie des Vaters der Erzählerin, die Geschichte von Traceys Eltern, wie es zum Sinneswandel der Afrikanerin Hawa kam, um nur einige Beispiele zu nennen. Auf diese Weise endet das Buch recht unversöhnlich.
Entsprechend der Tiefe, Emotionalität und schonungslosen Wahrheit, die oftmals jedoch auch zwischen den Zeilen gelesen werden muss, fordert diese Sozialstudie, die zwischen Milieus die unterschiedlicher nicht sein können hin und her wechselt, volle Konzentration von Leserin und Leser. Das Geschriebene plätschert niemals nur so dahin, jeder Satz hat seine Bedeutung und muss genau so an dieser Stelle stehen. Insofern eine Meisterleistung, bedenkt man auch die Länge der Geschichte.
Das Cover ist ähnlich gestaltet wie auch die Cover der Vorgänger-Bücher der Autorin. Und dennoch ist es anders durch die Buchstabengestaltung des Namens der Autorin und des Titels, was erneut die komplette Seite einnimmt, und den einheitlich in gelb gehaltenen Hintergrund. Kennt man den Inhalt des Buches, kann das Cover gar nicht anders gestaltet sein, jede andere Idee wäre kitschig und würde dem gehaltigen Inhalt nicht gerecht werden.

Veröffentlicht am 29.06.2017

Wunderschöne Szenen

Was man von hier aus sehen kann
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Selten habe ich etwas so Schönes gelesen wie dieses zunächst recht unauffällig daherkommende Buch. Selten habe ich eine so schöne Stelle in einem Buch gelesen wie die tröstenden Worte der kleinen Luise ...

Selten habe ich etwas so Schönes gelesen wie dieses zunächst recht unauffällig daherkommende Buch. Selten habe ich eine so schöne Stelle in einem Buch gelesen wie die tröstenden Worte der kleinen Luise und dem Optiker, der ihr nach dem Unfalltod ihres Freundes Martin sagt, er und Luises Großmutter Selma seien einzig für Luise erfunden.
Luises Geschichte, angesiedelt in einem Dorf im Westerwald in dem jeder jeden kennt, und das seit jeher, in dem der Einzelhändler eben der Einzelhändler und der Optiker der Optiker ist – wundervoll: trotz dass der Optiker eine zentrale Rolle in Luises Leben spielt, erfahren wir seinen Namen erst ganz zu Ende der Erzählung – erzählt von Freundschaft und Familie, Verlust und Einsamkeit, unausgesprochenen Wahrheiten und der Ordnung, die sich fast wie von selbst herstellt, wenn Eltern beispielsweise aus Selbstfindungsgründen in ihrer Rolle als Erziehende ausfallen. Dennoch ist Luises Welt keine heile Welt. Martin bezieht regelmäßig Prügel von seinem alkoholkranken Vater, ihre Mutter hat eine Affäre mit dem Eisdielenbesitzer, die Kinder machen die ein oder andere prägende skurrile Erfahrung mit der miesepetrigen Marlies und der esoterischen Elsbeth. Fels in der Brandung ist Oma Selma, früh verwitwet aber mit beiden Beinen fest im Leben stehend, mit all ihren Stärken und Fehlern. Und einer ihrer großen Fehler ist, dass wenn sie von einem Okapi träumt, dem exotischsten Tier das man sich im Westerwald nur vorstellen kann, jemand aus dem Dorf sterben wird. Dies sorgt für einigen Aufruhr, bis es schließlich den kleinen Martin trifft. Luise kann sich danach nur noch schwer auf Menschen einlassen, doch als sie den buddhistischen Mönch Frederik trifft, muss sie ihm entbehrliche zehn Jahre lang beibringen, sich auf sie einzulassen.
Eine Erzählung voller eindringlicher, wundervoller und manchmal auch wundersamer Gegebenheiten, die die Welt gleich viel logischer aber auch im Gleichgewicht von Freude und Leid erscheinen lassen. Kein Wunder, dass das unheilbringende Okapi auf einem westerwälder Apfelbaum auf dem Cover nicht fehlen darf.

Veröffentlicht am 21.05.2017

Dem Rauch sei Dank

Smoke
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Was zunächst anmutet wie ein viktorianischer Roman um zwei Jungen adliger Herkunft, die in einem Internat aufeinandertreffen und unterschiedlcher nicht sein können - Charlie, Sproß einer wohlhabenden Adelsfamilie, ...

Was zunächst anmutet wie ein viktorianischer Roman um zwei Jungen adliger Herkunft, die in einem Internat aufeinandertreffen und unterschiedlcher nicht sein können - Charlie, Sproß einer wohlhabenden Adelsfamilie, wohlerzogen und gutherzig und Thomas, Sohn einer verarmten Adelsfamilie, nach dem Tod des Vaters, der als Mörder verhaftet wurde, und der an Krebs erkrankten Mutter leicht verwahrlost und wild aufgewachsen, dementsprechend düster und aufbrausend - entpuppt sich jedoch bald als sozial- und systemkritischer Roman, in dem es darum geht, Freund und Feind zu erkennen, aber auch die feinen Nuancen dazwischen zu entdecken, sich eine eigene Meinung zu bilden und zwischen eigenen, aber auch visionären und die Gesamtheit betreffenden Entscheidungen abzuwägen. Über allem schwebt der Rauch, den man bei der Lektüre beinahe schmecken, riechen, seine ölige Konsistenz fühlen kann. Der Rauch, der beim bloßen Gedanken an eine Sünde entsteht und dem Menschen entweicht. Doch sollte der Rauch, den es offenbar nicht bereits seit Anbeginn der Menschheit gibt - oder ist dies auch bloß erfunden? - nicht doch etwas sein, was es zu akzeptieren gilt, um sich anderen Problematiken - der sozialen Situation in London zu dieser Zeit beispielsweise - anzunehmen? Ist er nur Symbol oder greifbar, um auf andere Missstände hinweisen zu können, Mittel zum Zweck? Dies müssen Thomas, Charlie und Livia, die Tochter der Revolutionärin Lady Naylor und mit Thomas weitläufig verwandt, auf einem Langen Weg der Irrungen, Wirrungen, inneren und äußeren Herausforderungen und Gewissensprüfungen herausfinden.

Keine leichte Lektüre, sowohl thematisch als auch vom Aufbau der Geschichte her gesehen nicht. Leserin und Leser lernen viele verschiedene Perspektiven kennen, wobei nicht immer durch eine Kapitelüberschrift sofort klar wird, wer die nächste Sequenz erzählt. Kommen doch die meisten Charaktere, die im Buch auftauchen, zu Wort. Hinzu kommen inhaltsschwere Einleitungen zu den einzelnen Teilen des Buchs, Zitate aus historischen Werken und von bedeutenden Persönlichkeiten, fiktional und real. Daneben werden nicht alle losen Enden verknüpft, das Ende bleibt offen. Was zum Nachdenken anregen soll, lässt einen jedoch an einigen Stellen (leider) an eine Wand aus Rauch stoßen.

Keine leichte Lektüre zur bloßen Unterhaltung, der Rauch möchte, dass man sich mit ihm auseinandersetzt. Ebenso wie dies die handelnden Charaktere einfordern. Ein arbeitsintensives Werk, Respekt an den Autor.

Veröffentlicht am 13.05.2017

Ein Frauenroman: Gefundene Geschichten

Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge
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Verloren – hat Anthony die Frau seines Lebens, die er heiraten wollte, am gleichen Tag wie er auch das Medaillon mit der heiligen Therese der Rosen, das ihm seine Therese zum Dank für den für sie angelegten ...

Verloren – hat Anthony die Frau seines Lebens, die er heiraten wollte, am gleichen Tag wie er auch das Medaillon mit der heiligen Therese der Rosen, das ihm seine Therese zum Dank für den für sie angelegten Rosengarten schenkte, so dass es ihn immer an sie erinnert, verloren hat.
Verloren – hat Laura ihr Selbstbewusstsein, als die Ehe mit Dandy Vince scheitert, für den sie auf ein Studium verzichtete und immer mehr Kompromisse einging.
Verloren – wenn auch im übertragenen Sinne, hat Eunice an ihrem 21. Geburtstag den Mann, den sie Zeit ihres Lebens lieben wird.
Gefunden – hat Anthony seither eine Menge Dinge, die er liebevoll aufbewahrt, um sie irgendwann an ihre Besitzer zurückzugeben. Dies in der Hoffnung, dass er selbst irgendwann auch Thereses Anhänger zurückbekommen wird. In der Zwischenzeit schreibt der Schriftsteller Geschichten rund um die gefundenen Gegenstände.
Gefunden – hat Laura eine Anstellung bei Anthony, die ihr Leben verändern, ihr neue Freunde und eine Aufgabe bescheren wird.
Gefunden – hat Eunice den für sie wunderbarsten Job der Welt beim charismatischen Verleger Bomber.
Zwei Handlungsstränge, die Sequenzen aus dem Leben von Anthony, Laura, Eunice und Bomber nachzeichnen, kapitelweise nicht zu viel verraten, so dass immer wieder lose Enden zusammenfinden. Eingestreut sind die Momente des Verlusts der Gegenstände, die Anthony akribisch verwahrt, und die einen Einblick in die Schicksale ihrer Besitzerinnen und Besitzer geben.
Themen wie – unter anderem – Freundschaft, Behinderung, Homosexualität, ältere Frau liebt jüngeren Mann, unerwiderte Liebe, Krankheiten, Tod und Verlust in allen möglichen Facetten sind Teil der Geschichte.
Emotional, wunderhübsch erzählt, mit runden und interessanten Charakteren.

Veröffentlicht am 08.04.2017

Auftakt einer Mafia-Bad-Boy-Trilogie

Dark Mafia Prince
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Die Triologie um die Erben eines albanischen Mafia-Königs der Chicago beherrschte beginnt mit der Geschichte des ältesten Sohnes Aleksio. In den folgenden Bänden wird über Viktors und Kiros Geschichte ...

Die Triologie um die Erben eines albanischen Mafia-Königs der Chicago beherrschte beginnt mit der Geschichte des ältesten Sohnes Aleksio. In den folgenden Bänden wird über Viktors und Kiros Geschichte berichtet. Nach dem Mord an den Eltern durch den eigentlichen Freund der Familie, dem Mafioso Aldo Nikolla, werden die Jungen getrennt. Aleksio wird vom Mafia-Jünger Konstantin zur Kampfmaschine ausgebildet, um sich eines Tages seinen Thron zurückzuholen. Viktor, in einem russischen Waisenhaus aufgewachsen und von der dortigen Mafia rekrutiert, wird von Aleksio gefunden und folgt ihm nach Chicago. Um auf Kiros Spur zu kommen, kidnappen die Brüder Mira, die Tochter Aldos und einstige Spielgefährtin Aleksios. Doch der Mafia-Prinz hat die Lady und seine Gefühle für sie unterschätzt. Auch Mira, die mit einigen brutalen Wahrheiten konfrontiert wird, wird von Aleksio magisch angezogen. Die Story ist ok, wäre würde sie zu einem anderen Genre gehören ausgearbeiteter und runder dahergekommen. Doch schließlich geht es hier ja um die knisternde Erotik zwischen Aleksio und Mira.
Das Cover passt zum Titel und zur Beschreibung von Aleksio; man weiß also, was man bekommt.