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Nancy0705

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Veröffentlicht am 19.06.2022

Die Dorfschullehrerin ist zurück! Mit neuen Problemen, großen Gefühlen und viel Liebe.

Die Dorfschullehrerin
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1964:
Als Helene das Angebot erhält, an die Schule in Kirchdorf als Direktorin zurückzukehren, kann sie dieses schlecht ablehnen, denn solch eine Chance wird sie wohl angesichts ihres noch jungen Alters ...

1964:
Als Helene das Angebot erhält, an die Schule in Kirchdorf als Direktorin zurückzukehren, kann sie dieses schlecht ablehnen, denn solch eine Chance wird sie wohl angesichts ihres noch jungen Alters so schnell nicht wiederbekommen.
Auch wenn ihre Rückkehr ein Widersehen mit dem Landarzt Tobias bedeutet und die Gefahr mit sich bringt ihre Gefühle erneut durcheinanderzuwirbeln, da sie immer noch nicht über die Trennung hinweg ist.
Aber das ist nur eins der Probleme, die Helene vor Ort begegnen.
Ihre Tochter Leni beginnt zu rebellieren und ist oft dickköpfig und griesgrämig, ihre Freundin Isabella ist ungeplant schwanger von einem schwarzen GI und dann wird Helene auch noch von ihrer Vergangenheit in Form einer unheilvollen Offenbarung eingeholt.
Allmählig scheint Helenes mühsam neu geordnetes Leben wieder aus den Fugen zu geraten, doch Helene gibt nicht auf, bewahrt Haltung und kämpft!

Der Fortsetzungsroman "Die Dorfschullehrerin - Was das Schicksal will" von Eva Völler ist wieder ein toll zu lesender Roman mit sympathischen Charakteren, einer ereignisreichen und reellen Handlung und jeder Menge Spannung, auch wenn der Teil im Vergleich zu Band Eins mich nicht in allen Punkten hundertprozentig überzeugen konnte.

Der Schreibstil ist, wie von Eva Völler gewohnt, wieder einmal absolut angenehm und extrem bildreich.
Sie beschreibt die Szenen so detailliert und packend, dass man selbst das Gefühl hat, Teil der Handlung zu sein.

Auch die geschichtliche Authentizität ist wieder bemerkenswert - obgleich mir einige Denk- und Handlungsweise zu modern erschienen. Wünschenswert ja, aber damals wirklich Realität? Das bezweifele ich.

Gestört haben mich außerdem so Kleinigkeiten wie, dass von "Sachunterricht" die Rede ist, den es tatsächlich zu dieser Zeit noch nicht gab, da hieß es noch "Sachkunde". Der Umbruch zum Sachunterricht und damit die Etablierung dieses Begriffes fand erst Ende der 60er Jahren statt.

Ansonsten ist aber die Darstellung der damaligen Zeit wirklich gut gelungen und man merkt, dass sehr viel Recherchearbeit hinter dem Buch steckt.
Es war wieder mal extrem interessant die sozialen, kulturellen und politischen Gegebenheiten von damals im Gegensatz zu heute zu betrachten.

Auch die Charaktere sind wieder überaus sympathisch und hervorragend dargestellt.
Allesamt sind sie super ausdifferenziert und besitzen das nötige Profil, um sich mit ihnen als Leser*in identifizieren und in sie hineinversetzen zu können.
Zudem gewinnt das Buch durch den ständigen Perspektivwechsel und den damit verbundenen, vielzähligen Erzählsträngen enorm an Dynamik und Realität. So war ständig von der ersten bis zur letzten Seite Spannung.

Allerdings lag mir der Fokus teils zu sehr auf den persönlichen Konflikten und ich hätte mir an der ein oder anderen Stelle mehr historischen Kontext und Konflikt gewünscht.
Außerdem wurden mir die Konflikte, die es gab, teils zu schnell bewältigt.

Auch das Ende hat mir leider weniger gut gefallen.
Es war mir einfach zu überladen - zu viel, zu kitschig, zu weltfremd (?).
Es passiert viel zu viel und auch hier lösen sich alle Probleme zu schnell.
Gestört hat mich zu dem, dass die Konflikte, sich teilweise dadurch klären, dass die Männer das Problem erkennen und dem entgegensteuern. Hier fehlte mir irgendwie die Frauenpower.
Außerdem empfand ich das Ende als zu dramatisch. Das hat es für mich nicht gebraucht.
Hier passt ganz klar, dass Motto weniger ist mehr!

FAZIT

Nichtsdestotrotz mochte ich das Buch alles in allem.
Die Handlung ist - trotz einiger Ecken und Kanten - super mitreisend und packend.
Auch wenn man Teil eins nicht gelesen hat, kommt man sofort in die Story rein.

Die Charaktere muss man einfach lieben und das Setting und das Feeling sind super.

Auch wenn dieser Teil für mich dem ersten aufgrund einiger Schwächen nicht das Wasser reichen konnte, ist er allemal das Lesen wert!
Vor allem, wenn man mehr Wert auf die persönlichen Geschichten und Schicksale als auf den geschichtlichen Hintergrund legt, ist dieses Buch perfekt geeignet.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 11.06.2022

Der Kampf der Frauen geht weiter!

Die Hafenärztin. Ein Leben für das Glück der Kinder (Hafenärztin 2)
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Hamburger Hafen, März 1911:
Die Ärztin Anne Fitzpatrick und die angehende Pädagogin Helene Curtius arbeiten in Deutschlands größten Auswandererhafen und kümmern sich dort um die durchreisenden Familien.
Doch ...

Hamburger Hafen, März 1911:
Die Ärztin Anne Fitzpatrick und die angehende Pädagogin Helene Curtius arbeiten in Deutschlands größten Auswandererhafen und kümmern sich dort um die durchreisenden Familien.
Doch als sich plötzlich unnatürliche Krankheiten und damit einhergehend Todesfälle, vor allem unter den Kindern, häufen, sind die beiden sofort alarmiert und vermuten Schlimmstes. Schnell steht fest, die Opfer wurden vergiftet und Kommissar Berthold Rheydt beginnt zu ermitteln.
Doch wer sollte ein Motiv haben diesen Menschen scheinbar wahllos zu schaden und besteht eventuell ein Zusammenhang zu einem anderem Fall, bei dem ein Zuhälter erschlagen und in dessen Wohnung ein Giftkoffer gefunden wurde?
Es steht fest, die Lösung wird nicht einfach werden, zumal der Fall die drei auch schnell persönlich involviert und bedroht.

Der zweite Band der Saga von Henrike Engel „Die Hafenärztin – Ein Leben für das Glück der Kinder“ schafft es nahtlos an den ersten Teil anzuknüpfen und genau so zu begeistern und zu überzeugen!

Die Art der Autorin zu Schreiben ist schlichtweg grandios. Sie beschreibt die Szenen und Charaktere so lebendig und authentisch, dass man den Eindruck bekommt, selbst vor Ort und ein Teil der Handlung zu sein.
Ihr Schreibstil ist elaboriert und dadurch super ansprechend, aber teils auch sehr anspruchsvoll. Viele verschachtelte Sätze - die man, zugebener Weise, manchmal zweimal lesen muss, um sie zu begreifen -, ein umfangreicher Wortschatz – mit einer Palette an Fach-, Fremd- und veralteten bzw. eher seltenen Wörtern.
Zudem passt die Sprache zu der Zeit und zu Hamburg, was die ganze Atmosphäre umso realistischer macht.

Wieder einmal super gefallen, hat mir die Handlung.
Wie schon der erste Teil, ist die Geschichte keinesfalls typisch für das Genre der historischen Romane. Neben den eher dezenten Liebesgeschichten geht es vielmehr erneut um einen mysteriösen Kriminalfall sowie weiterhin um den – zunehmend auch radikalisierten – Kampf der Frauen um Recht, Emanzipation, Anerkennung und Akzeptanz.
Henrike Engel zeigt dabei abermals ein Feingefühl für eine glaubhafte und kraftvolle, emotionale Darstellung der historischen Umstände, Entwicklungen und Szenen.

Super finde ich, endlich auch mal die verletzlichere, persönliche Seite der Ärztin Anne Fitzpatrick kennenzulernen.
Im ersten Band schien sie noch ziemlich unnahbar und unantastbar zu sein. Wohingegen sie jetzt auch ihre Verletzlichkeit offenbart.
Trotz dessen behält sie stets Haltung. Negativen und denunzierenden Kommentaren oder Verhaltensweisen ihrer selbst oder ihren Ansichten gegenüber steht sie selbstbewusst entgegen. Sie behält zu meist die Oberhand über die Situation. Zudem gibt sie nie auf und hält an ihrem Standpunkt und ihren Zielen fest. Ihre Stärke und ihr Kampfgeist sind einfach bewundernswert.

Ein weiterer positiver Aspekt ist Helenes Charakterentwicklung im Laufe der zwei Bücher. Im ersten Band ist sie noch recht naiv, unbedarft und abhängig von ihrem Elternhaus.
In diesem Band hingegen entwickelt auch sie immer mehr eine eigene, starke Persönlichkeit. Auch sie kämpft für sich und ihre Emanzipation, aber auch für die Rechte der anderen. Sie ist keinesfalls mehr blauäugig den gesellschaftlichen Umständen gegenüber, sondern viel mehr realistisch. Sie sieht die Probleme und Missstände und versucht dagegen anzukämpfen.

Ein kleiner Kritikpunkt ist für mich der Charakter von Kommissar Rheydt. Ich hatte das Gefühl, dass man sich bei seiner Geschichte im Kreis dreht und nicht wirklich vorankommt. Man erfährt nicht viel Neues von ihm, sondern immer und immer wieder das gleiche. Zwar scheint am Ende auch er endlich sich zu entwickeln und sich der Liebe zu öffnen, jedoch hätte ich mir hier viel eher eine Veränderung gewünscht. Allerdings hoffe ich hierfür auf den nächsten Band.
Nichtsdestotrotz ist er ein sehr sympathischer Zeitgenosse. Er zeigt wieder einmal wie fortschrittlich und weltoffen er doch ist. Er passt gut zu den zwei anderen Charakteren, auch wenn seine Geschichte bislang etwas blass bleibt.

Komisch fand ich auch die, an manchen Stellen mal mehr, mal weniger, angedeutete Dreiecksbeziehung. Der Kommissar und Anne scheinen stellenweise sehr voneinander angezogen, zum Ende entwickeln sich jedoch scheinbar Gefühle zwischen Helene und dem Kommissar. Und auch zwischen Anne und Helene scheint zwischenzeitlich eine Art Anziehung zu herrschen. Diese Gefühle empfand ich teils als etwas verworren.

Im Laufe der Geschichte werden einige neue Handlungsstränge eröffnet, welche zum Teil am Ende offenbleiben und somit ganz klar der Intention dienen, im nächsten Band aufgegriffen zu werden.
Dadurch bleibt es nicht nur bis zum Ende, sondern auch darüber hinaus spannend.
Ich für meinen Teil, freue mich bereits jetzt auf die Fortsetzung!

FAZIT

Eine grandiose Anknüpfung, die dem ersten Band in nichts nachsteht.
Spannung von der ersten bis zur letzten Seite, mit einigen unerwarteten Wendungen und Entdeckungen.
Das Ende ist so keinesfalls vorhersehbar. Ich mag es, wie man das ganze Buch über mit grübelt und eigene Theorien aufstellt und dann doch immer wieder überrascht wird.
Auch der Kampf der Frauenrechtsbewegung und der der Charaktere selbst um Anerkennung ist wieder einmal so authentisch, greifbar und emotional dargestellt.
Das Buch ist einfach absolut dynamisch, lebendig und schafft es beim Lesen, den/die Leser*in gedanklich und emotional in eine andere Zeit an einen anderen Ort zu katapultieren.
Auch, wenn es für mich hier und da minimal ein paar Anmerkungen gab, schmälert dies nicht den Gesamteindruck des Buches.
Für mich überzeugt Henrike Engel mal wieder in allen Maßen und somit ist auch der zweite Band der Hafenärztin eine absolut Empfehlung meinerseits!

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.05.2022

Drei unterschiedliche Frauen, die das Leben zusammen führt!

Der Sommer der Blütenfrauen
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Drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die dennoch das Leben zusammenführt.

Rose – aus Deutschland – hadert mit ihrem Leben. Rastlos und ohne einen Platz bzw. einen Sinn für sich in ...

Drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die dennoch das Leben zusammenführt.

Rose – aus Deutschland – hadert mit ihrem Leben. Rastlos und ohne einen Platz bzw. einen Sinn für sich in der Welt gefunden zu haben, hangelt sie sich von einem zum nächsten Job bis sie eines Tages als Saisonkraft auf einem Biobauernhof anfängt und sich langsam endlich angekommen fühlt.
Nachdem sie ein altes Buch mit lauter Blütenrezepten einer verstorbenen, ehemaligen Mitarbeiterin findet, macht sie es sich zum Ziel den Traum der alten Frau zu erfüllen und die Rezepte publik zu machen.
Marguerite führt zusammen mit ihrem Mann ein Restaurant in Paris.
Als dieser sie sitzen lässt, ist sie plötzlich gezwungen ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und ihre eigenen Vorstellungen zu verwirklichen.
Viola arbeitet als Foodjournalistin für ein bekanntes Magazin in Italien.
Sie strotzt nur so vor Selbstbewusstsein und Eleganz. Doch hinter der Fassade ist auch ihr Leben bei weitem nicht perfekt.
So hadert sie mit ihrer Familie, insbesondere ihrer Mutter, die es sich zum Ziel gesetzt hat ihre Tochter unter die Haube zu bringen, ganz zum Missfallen von Viola.
Als sich die Wege der drei zufällig kreuzen, geben sie sich ein Versprechen: Immer für einander da zu sein und sich zu unterstützen, ohne zu wissen, dass diese Hilfe schneller als erwartet benötigt würde.

Lea Santanas Roman „Der Sommer der Blütenfrauen“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert.

Der Einstieg fiel mir extrem leicht. Ich war direkt in der Geschichte und in den Charakteren drin.

Die Kapitel hören genau an der richtigen Stelle auf, sodass man quasi zum Weiterlesen gezwungen wird.

Zudem mag ich die Dreiteilung extrem gerne. Der Perspektivwechsel zwischen den drei Protagonistinnen macht das Buch noch dynamischer, lebendiger und letztlich auch realer.
Man ist als Leser*in damit jeden Charakter nah und bekommt kein einseitigen Blick auf die Geschichte und die Gefühle.

Außerdem ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung perfekt.
Während des Lesens keimen noch einmal mehr Frühlingsgefühle und Freude auf.
Die Atmosphäre ist einfach herrlich wohlig und angenehm.
Es macht schlichtweg Spaß dieses Buch zu lesen, es schafft ein so wunderschönes positives Gefühl, was zuletzt auch dem Schreibstil der Autorin zu verdanken ist.
Der Schreibstil transportiert so viel Herzenswärme und Energie.
Lea Santana zaubert mit ihrer Art zu Schreiben die schönsten mentalen Bilder und lässt die Charaktere, die Orte sowie die Handlung real und greifbar werden.

Die drei Frauen sind alle so unterschiedlich, aber jede auf ihre Art besonders und liebenswert.
Rose ist eine kleine Rebellin, die Gefühle nicht so ganz zu lassen kann und eher zu der mürrischen Art Mensch zählt.
Sie ist stets realistisch und hinterfragt die Dinge gerne mehrmals, um nicht unverhofft enttäuscht werden zu können.

Im Gegensatz dazu steht Marguerite. Sie ist die pure Lebensfreude und Herzlichkeit in Person.
Wo sie ist, strahlt die Sonne.
Eine Person, die man einfach mögen muss und jeden mit ihrer positiven Art für sich einnimmt.
Auch wenn sie sicher manchmal etwas zu naiv ist und das Leben zu blumig sieht.
Dennoch, auch bei herben Rückschlägen, steckt sie den Kopf nicht in den Sand, fängt sich rasch wieder und versucht stets das Beste daraus zu machen, was ich total toll finde!

Und dann ist da noch Viola.
Sie ist der „perfekte“ Mensch. Erfolgreich, immer topgestylt und stets mit einer selbstbewussten, fast arroganten Haltung.
Doch, wenn man hinter ihre Fassade blickt, entdeckt man auch einen sehr feinfühligen, sensiblen Mensch. Anders als es manchmal scheint, liebt sie ihre Familie über alles und möchte, dass es ihnen gut.
Sie ist eine Person, auf die man sich vollkommen verlassen kann.
Und die, ebenso wie die anderen Charaktere, manchmal an sich zweifelt.

Die Handlung ist entspannt, aber nie langweilig.
Die Themen sind extrem vielseitig und reichen von Liebe, Freundschaft, Familie, über Ängste, Sorgen, Selbstzweifel hin zu Zusammenhalt, Zukunft und Selbstvertrauen.
Das Ende ist zwar in meinen Augen etwas zu vorhersehbar, dennoch perfekt für das Buch und rundet diese wunderschöne Geschichte hervorragend ab.
Obwohl mir manche Handlungsstränge zum Schluss teils zu schnell abgehandelt wurden.

FAZIT
Ein Roman zum Fallenlassen und Wohlfühlen.
Perfekt nach einen stressigen Tag um abzuschalten, herunterzukommen und den Tag gemütlich ausklingen zu lassen.
Die Stimmung, die Charaktere, die Handlung alles ist einfach total angenehm, entspannend und in sich rund.
Von mir daher eine absolute Leseempfehlung!
Ich freue mich auf weitere Romane der Autorin!

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Veröffentlicht am 07.04.2022

Super einfühlsam und sinnlich

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
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Robert liebt die Natur und die elsässische Küche.
Am liebsten verbringt er deshalb seine Zeit am Herd oder in seinem geliebten, prächtigen Gemüsegarten. Dort redet er liebevoll mit seinen Möhren, Tomaten ...

Robert liebt die Natur und die elsässische Küche.
Am liebsten verbringt er deshalb seine Zeit am Herd oder in seinem geliebten, prächtigen Gemüsegarten. Dort redet er liebevoll mit seinen Möhren, Tomaten und seinen anderen Schätzen.
Währenddessen kümmert sich seine Schwester Elsa im Gasthof um die Gäste, die Robert eher lästig als willkommen sind.
Bis eines Tages die temperamentvolle Maggie aus England auf dem Hof steht, die Roberts ruhiges, beschauliches Leben mächtig durcheinanderwirbelt.

„Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach“ von Julia Mattera ist ein absolut sinnlicher, ruhiger und herzerwärmender Roman.
Die Kraft des Buches – der Zauber – liegt im Stillen, im Unaufgeregten, im Nachdenklichen.

Der Schreibstil ist zwar sehr ruhig, geht aber dennoch unter die Haut und berührt.
Die Emotionen, Gefühle, Handlungen, Menschen etc. sind so feinfühlig und poetisch beschrieben, dass sie einem sehr nah sind und man regelrecht sentimental und nachdenklich wird.

Roberts Art und (Denk-)weise ist anders als die der meisten.
Für ihn hat die Natur – die Tiere, die Pflanzen – ihren eigenen Charakter, eigene Gefühle.
Auch wenn dieser Gedanke für mich anfangs etwas befremdlich wirkte, mochte ich den Ansatz sehr gern.
Es ist definitiv wert, auch mal über die kleinen Dinge im Leben nach zu denken, diese wertzuschätzen und nicht als selbstverständlich anzusehen.

Robert mag zwar im ersten Moment etwas rau, brummig und eigensinnig rüberkommen, aber eigentlich ist er ein extrem sensibler und feinfühliger Mensch.
Besonders gut gefällt mir seine Charakterentwicklung.
Im Laufe der Handlung kommt er immer mehr aus sich heraus, löst sich von seinen Prinzipien los und öffnet sich einer anderen, neuen Welt – neuen Dingen, neuen Menschen, einer neuen Umgebung.

Auch die anderen Charakteren sind allesamt super erfrischend und bereichernd mit ihrer positiven und offenen Art.

Die Handlung ist genau wie der Schreibstil recht ruhig und unspektakulär.
Die Geschichte erzählt viel und ohne viel zu brauchen.
Man spürt Roberts Gefühle und die Last bzw. Kraft, die es ihn kostet, über seinen Schatten zu springen.
Genau das macht die sanfte Handlung stark.
Auch wenn mir zum Ende, die Geschichte zu schnell ging und zu abrupt endete.

FAZIT

Eine eher kurzweilige, ruhige, unspektakuläre, aber dafür sinnige und einfühlsame Geschichte.
Das Buch lädt dazu ein, Dinge einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten und vielleicht über das ein oder andere näher nach zu denken und zu sinnieren.

Ich mochte die Idee sehr gern und konnte mich beim Lesen entspannen.
Ohne großartige Spannungsmomente ist das Buch perfekt für ein paar ruhige Lesestunden nach einem stressigen Tag.

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Eine pure Enttäuschung!

Die kleine literarische Apotheke
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Bücher auf Rezept. Für jede Stimmung, für jede Gefühlslage das passende Buch mit der entsprechenden Anwendung, Dosierung sowie Neben– und Wechselwirkungen.
Die Idee eines Fremden wird für die 30-Jährige ...

Bücher auf Rezept. Für jede Stimmung, für jede Gefühlslage das passende Buch mit der entsprechenden Anwendung, Dosierung sowie Neben– und Wechselwirkungen.
Die Idee eines Fremden wird für die 30-Jährige Blu der Rettungsanker. Ihr kleiner Buchladen in Florenz steht kurz vor dem Ende, doch mit der „kleinen literarischen Apotheke“ ändert sich alles und Blu wird zu einer kleinen Berühmtheit.
Doch wer war eigentlich dieser geheimnisvolle Fremde, der Blu diesen Tipp gab?

Das Cover „der kleinen literarischen Apotheke“ von Elena Molini ist super schön und lädt zum Träumen ein.
Das italienische Flair ist teilweise ganz nett und macht Lust auf einen Besuch.
Allerdings sind das auch die einzigen zwei positiven Aspekte, die ich dem Buch abgewinnen kann.

Der Schreibstil ist anstrengend.
Viele verschachtelte, verworrene Sätze, die man oft zweimal lesen muss.
Zudem Beleidigungen und Schimpfwörter, die in keinem Buch etwas zu suchen haben!
Außerdem passt der derbe Ton auch kaum zu erwachsenen Charakteren.

Ich habe mich auf die Gründung, den Weg und die Umsetzung der literarischen Apotheke gefreut und gehofft den ein oder anderen Buchtipp zu bekommen.
Stattdessen habe ich mich in der chaotischen Welt einer 30- Jährigen wiedergefunden, die versucht ihr verworrenes Leben auf die Reihe zu bekommen und oft eher wie ein Teenager agiert.

Hier und da gab es zwar vereinzelt Buchzitate und Hinweise auf andere literarische Werke, der Kern der Geschichte war jedoch leider ein anderer.

Keiner der Charaktere ist wirklich sympathisch, noch besitzen sie die nötige Tiefe.

Blu ist egozentrisch, zynisch, naiv und undankbar. Im ganzen Buch gibt es kein Umdenken, keine Charakterentwicklung, absolut nichts. Einfach schade.

Die anderen Charaktere spielen eher eine nebengeordnete Rolle und haben kaum Profil, wodurch eine Identifizierung oder Hineindenken kaum möglich ist.

Die Freundschaften und Beziehungen im Buch wirken eher recht oberflächlich, teils nicht glaubhaft und echt.
So wie Blu mit ihren „Freunden“ umgeht oder über sie spricht bzw. diese beurteilt und beschreibt hat das nichts mit Freundschaft zu tun.
Die eine Liebesbeziehung verläuft ohne weitere Ausführungen einfach im Sand, eine andere wiederum erwächst einfach aus dem Nichts. Einfach unglaubhaft.

Am schlimmsten ist aber der lieblose, unreflektierte Umgang mit ernsten Themen wie Panikattacken, Krebs und psychischen Problemen.
Die Themen werden angesprochen und dann wieder mit einem Wink abgetan, als wären sie nicht weiter nennenswert. Alles einfach zu überwinden, was soll schon schlimm daran sein?

Das Ende lässt essentielle Handlungsstränge offen und Fragen unbeantwortet. Eine kritische, reflektierte Auseinandersetzung fehlt gänzlich.

Und dann ist es der Protagonistin auch noch peinlich mit ihren „Freunden“ über ihr ernsthaftes Problem zu reden?! Das ist ja eine super Botschaft für alle, die mit Ähnlichen zu kämpfen haben!

Ein Buch sollte Spaß beim Lesen machen, Spannung erzeugen und/oder einen positiven oder nachdenklichen Effekt haben.
Alles was dieser Roman nicht schafft!

FAZIT

Unsympathische & lieblose Charaktere, chaotische Handlung, fehlende Empathie und ein oberflächlicher Umgang mit ernsten, diskussionswürdigen Themen!

Das Buch vermittelt absolut falsche Werte und macht einfach kein Spaß zu Lesen.
Definitiv nicht das Lesen wert. Eine pure Enttäuschung.

Sicher eine großartige Idee, die in der Umsetzung leider überhaupt nicht gelungen ist.

Einziger Lichtblick ist der Anhang mit einer Auswahl des „Sortiments“ der kleinen literarischen Apotheke.

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