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Veröffentlicht am 28.03.2023

Der Tod zu Besuch

Jetzt ist Sense
0

Was ist, wenn plötzlich der Tod persönlich vor der Tür steht?
Genau das passiert Liv Bentele ausgerechnet an ihrem 50. Geburtstag.
Doch zum Glück hat der sympathische, attraktive Mann sich nur in der Tür ...

Was ist, wenn plötzlich der Tod persönlich vor der Tür steht?
Genau das passiert Liv Bentele ausgerechnet an ihrem 50. Geburtstag.
Doch zum Glück hat der sympathische, attraktive Mann sich nur in der Tür geirrt.
Belustigt und eine Spur nachdenklich tut Liv diese seltsame Begegnung ab.
Doch dann stirbt plötzlich die nette alte Dame von gegenüber und Liv muss sich fragen, ob der „Sensenmann“ ein psychopathischer Killer oder wirklich Thanatos, der Gott des Todes, ist.
Und was ist, wenn er sich doch nicht in der Tür geirrt hat?

„Jetzt ist Sense“ von Hans Rath nähert sich dem Tod auf eine ganz neue, humorvolle Weise und eröffnet eine neue Sicht auf den Tod.
Gibt es im Hintergrund jemand, der über unser Leben und unseren Tod bestimmt?
Ist unser Schicksal von Anfang an vorher bestimmt, ohne, dass wir es, egal was wir tun, ändern können?
Und gibt es jemanden, den Gott des Todes, der in unseren letzten Stunden bei uns ist und uns hilft, in das Jenseits, wie auch immer das aussehen mag, zu gelangen?

Der Roman regt zum Nachdenken an, lässt einen das Leben hinterfragen und gibt Denkanstöße, was man mit seinem Leben eigentlich anfangen will.
Wozu leben wir überhaupt?
Worauf streben wir zu?
Und gibt es jemals einen passenden Zeitpunkt zum Sterben?

Mit genau diesen Fragen wird auch Protagonistin Liv Bentele durch Thanatos, dem Gott des Todes, konfrontiert.
Liv hat ihr Leben bisher fast nur mit Arbeiten verbracht und war immer für andere da.
Hat sie ihr Leben wirklich richtig gelebt?
Was würde sie tun, wenn sie jetzt stirbt? Was, wenn sie noch weiterleben kann?
Kann man den Tod austricksen?
Was ist sie bereit zu tun, um ihr eigenes Leben zu retten?

Livs innerer Konflikt und ihre Auseinandersetzung mit dem Tod - vor allem als Psychologin, von der man denkt, die Psyche zu kennen - ist super interessant und authentisch.
Sie hat mich selbst dazu gebracht, über jene Dinge nachzudenken und das Leben zu hinterfragen.

Auch Thanatos ist ein sehr interessanter Charakter.
Wie stellt man sich so einen Gott des Todes vor?
Sicher nicht so wie unser Charakter hier in der Geschichte.
Entgegen der Erwartungen ist Thanatos nicht etwa düster und gefährlich, sondern ein doch überaus sympathischer, charismatischer und wortgewandter Geselle.
Schlagfertig, nie auf den Mund gefallen und sehr selbstüberzeugt erzählt er Anekdoten aus seinem Alltag als Gott des Todes, der ihm gar nicht mal so zu gefallen scheint.
Mir gefällt diese „neue“ konträre und humorvolle Darstellung des Gottes sehr gut - überaus erfrischend.

Die Handlung selbst ist ebenfalls super unterhaltsam - absolut spannend, dynamisch, unvorhersehbar und immer für eine Überraschung gut.
Witzig und schräg und doch auch nachdenklich.
Hans Rath schafft die perfekte Balance zwischen Komik und Philosophie.

Dazu noch der passende Schreibstil von Hans Rath, der absolut lebendig, nachdenklich, aber auch lustig ist und eine passende, angenehme Atmosphäre schafft, sodass man stets den Protagonisten ganz nah ist und mit ihnen gemeinsam die Story lebt und immer wieder auch ein Schmunzeln auf den Lippen hat.

FAZIT

Alles in allem ein wirklich tolles Buch mit einer super spannenden und interessanten Storyline, die einen zum Nachdenken anregt und die Sicht auf das Leben und den Tod verändert.
Die Charaktere sind überaus erfrischend, sympathisch und humorvoll.
Mich hat das Buch von Anfang gefesselt und nicht wieder losgelassen und darüber hinaus ein paar spannende, nachdenkliche und witzige Lesestunden bereitet.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.12.2022

Die Freiheit der 60er

Der Salon
1

München, 1963:
Seit Hans Tod sind mittlerweile einige Jahre vergangen. Das Leben geht weiter, doch sein Tod hat Spuren hinterlassen.
Leni hat ihren Traum einen eigenen Salon zu eröffnen auf Eis gelegt, ...

München, 1963:
Seit Hans Tod sind mittlerweile einige Jahre vergangen. Das Leben geht weiter, doch sein Tod hat Spuren hinterlassen.
Leni hat ihren Traum einen eigenen Salon zu eröffnen auf Eis gelegt, um ganz für ihre Familie da zu sein.
Als sie jedoch plötzlich die einmalige Möglichkeit bekommt, ein Praktikum bei Starfriseur Vidal Sassoon in London zu machen, wird für sie ein Traum wahr.
Doch sie muss sich entscheiden: Folgt sie ihrem Traum oder bleibt sie bei ihrer Familie und macht das Versprechen wahr, das sie ihrer Mutter gab…
Charlotte, die mit ihrem einsamen Leben im kleinen Hebertshausen hadert, nimmt unterdessen eine Stelle im Münchner Modehaus Bogner an, wo sie endlich wieder sie selbst sein kann.
Und dann lernt sie dort auch noch den charismatischen Fotografen Walter kennen, der sie magisch anzieht. Doch ein Geheimnis aus seiner Vergangenheit und seine Zukunftspläne führen schon bald zu Konflikten…

„Der Salon – Ein hoffnungsvoller Aufbruch“ ist der zweite Band von Julia Fischers berührender Familiensaga und meiner Meinung nach sogar noch besser als der erste!
Julia Fischer hat sich hier wirklich selbst übertroffen!

Der Schreibstil ist abermals absolut brillant.
Emotional, packend und mitreisend. Farbenfroh und lebendig, mit so vielen Details, dass man direkt wieder Teil der Handlung ist.

Julia Fischer spielt mit den Gefühlen der Leser_innen. Von Liebe, Freude über Trauer, Angst und Wut ist einfach alles dabei. Ein Gefühlschaos, das man hautnah miterlebt.

Die meisten Charaktere kennt man bereits aus dem ersten Band, umso schöner diese wiederzusehen.
Es fühlt sich wie ein nachhause kommen an.
Aber auch die neuen Charaktere sind absolut toll geschrieben und sofort liebenswert.
Jede Person hat ihre eigene Geschichte, die auf wunderbar einfühlsame und passende Art und Weise erzählt wird.

Ein weiterer riesiger Pluspunkt sind die Charakterentwicklungen.
Jeder Charakter wächst an seinen Problemen und geht am Ende gestärkter und selbstsicherer (und nicht zuletzt glücklicher) hervor.

Lenis Entwicklung gefällt mir dabei besonders gut.
Am Anfang lebt sie in ihrer kleinen Schneeballkugelwelt. Doch Stück für Stück bricht sie aus, geht ihren eignen Weg, findet ihr Glück und wird zu einer jungen, starken, selbstbewussten Frau, die genau weiß, was sie will.
Sie lässt sich von niemanden hereinreden und zieht ihren Plan durch.
Ihre innere Stärke finde ich einfach bewundernswert.

Die historische Authentizität ist zudem erneut unschlagbar.
Es steckt einfach wieder so unglaublich viel Recherchearbeit und Liebe zum Detail in dem Buch, das ist der Wahnsinn.
Julia Fischer scheut auch nicht, real existierenden Personen eine Stimme zu geben und diese aktiv – aber auch passiv – in ihre Handlung einzubauen. Einfach großartig.

Die Handlung ist dynamisch, abwechslungsreich und stets spannend.
Das Ende war genau richtig. Emotional, berührend, voller Spannung und Selbsterkenntnissen.
Die verschiedenen Handlungsstränge finden alle ein passendes, rundes Ende, ohne offene Fragen oder das Gefühl, dass noch etwas fehlt.
Für mich ein wirklich gelungener Abschluss!

FAZIT
Ein absolutes Highlight!
So viele Gefühle, so viel Leidenschaft und Tragik, wunderbare Charaktere und eine wirklich tolle, spannende Handlung!
Dazu die kaum zu übertreffende geschichtliche Authentizität.
Ein Buch, was für mich einfach perfekt ist!
Es war ein wirklich tolles Leseerlebnis!

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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 11.01.2022

Ein bewegender, starker Auftakt

Der Friesenhof
0

Ostfriesland, 1949:
Nach dem Tod von Onno de Vries steht es nicht gut um den Friesenhof, der nun keinen Bauern mehr hat.
Doch seine beiden Töchter Hanna und Gesa setzen alles daran, dass ihr Zuhause nicht ...

Ostfriesland, 1949:
Nach dem Tod von Onno de Vries steht es nicht gut um den Friesenhof, der nun keinen Bauern mehr hat.
Doch seine beiden Töchter Hanna und Gesa setzen alles daran, dass ihr Zuhause nicht verkauft wird und in die falschen Hände gerät!
Dafür nimmt Gesa sogar einen Job in einer großen Teehandelfirma an und entdeckt bald eine ganz neue Leidenschaft für sich. Und dann ist da auch noch der Juniorchef Keno, der ihr Herz höherschlagen lässt.
Derweil übernimmt Hanna das Kommando auf dem Hof und tritt damit in die Fußstapfen ihres Vaters!
Doch können zwei Frauen sich in einer männerdominierten Welt durchsetzen und den Friesenhof retten?

Fenja Lüders konnte mich mit dem Auftakt ihrer neuen Saga „Der Friesenhof – Auf neuen Wegen“ wieder einmal absolut begeistern!

Die Geschichte rund um die Frauen und die Mitarbeiter des Friesenhofs ist absolut spannend und fesselnd.

Die Sprache ist gewohnt nostalgisch und authentisch zur damaligen Zeit und der Region des Friesenlandes.
Fenja Lüders schreibt sehr detailliert, sodass sich die beschriebenen Landschaften, Handlungsorte und Personen vor dem geistigen Auge abzeichnen und damit lebendig werden.
Sie hat mich als Leserin auf eine Reise geschickt, in eine andere Zeit, an einen anderen Ort, zu wunderbaren Charakteren, denen man emotional ganz nah kommt.

Die Charaktere sind alle sehr liebevoll und authentisch gestaltet.

Gesa und Hanna sind äußerst gegensätzliche Persönlichkeiten, aber beide auf ihre Art liebenswert und für die Familie (und die Handlung) von größter Wichtigkeit.

Gesa mag ich persönlich besonders gern, da ich mich mit ihr sehr gut identifizieren kann.
Sie ist, für ihr doch noch recht junges Alter, eine starke Persönlichkeit, die weiß was sie will und die mit Herz für ihre Träume und ihre Familie kämpft und dabei kein Blatt vor den Mund nimmt.
Sie sagt, was sie denkt und lässt sich von nichts kleinkriegen.

Hanna hingegen ist eher der ruhige Gegenpol zu ihrer Schwester, was die beiden perfekt ergänzt.
Sie ist sensibel, feinfühlig und probiert Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen, doch wenn es drauf ankommt, dann kann sie genau so stark sein und sich behaupten.

Aber auch die Nebencharaktere wie Kruse Senior, Frau Becker, Henrike de Vries, Keno, Tomek usw. sind alle sehr prägnant, ausdifferenziert, besitzen die nötige Tiefe und bekommen damit ein Profil.
So hat jeder Charakter seinen Platz in der Geschichte und wirkt nicht überflüssig.

Besonders gut gefällt mir außerdem die Darstellung der damaligen Zeit mit ihren Ansichten und Erwartungen und wie Gesa und Hanna sich den gegenüberstellen und behaupten.
Die beiden kämpfen für ihre Anerkennung und ihre Akzeptanz in einem männergeführten Gewerbe und zeigen, dass es nicht immer einen Mann braucht, der die Zügel in die Hand nimmt und der alleinig dazu berechtigt ist einen Hof und eine Familie zu managen, sondern, dass eine Frau dem genauso gerecht werden kann!

Der Familienzusammenhang ist so stark, dass einem ganz warm ums Herz wird.

FAZIT

Alles in allem eine super schöne, nostalgische und herzliche Familiengeschichte, die mich gepackt und nicht mehr losgelassen hat und das Lesen allemal wert ist!
Die Geschichte transportiert so viel Liebe, Herzlichkeit und Wärme, sodass man sich beim Lesen einfach wohlfühlen muss!
Gleichzeitig strahlt das Buch aber ebenso viel Mut, Kampfgeist und Entschlossenheit aus!

Ich kann es kaum erwarten, die Familie, insbesondere die Schwestern wieder zu treffen und sie auf ihren weiteren Weg zu begleiten

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Veröffentlicht am 26.12.2021

Ein Kampf um Emanzipation

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen (Hafenärztin 1)
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1910
Als eine der ersten Ärztinnen Deutschlands eröffnet Anne Fitzpatrick ein Frauenhaus in Hamburg um andere Frauen zu unterstützen und kämpft voller Leidenschaft für deren Rechte und die Emanzipation.
Dabei ...

1910
Als eine der ersten Ärztinnen Deutschlands eröffnet Anne Fitzpatrick ein Frauenhaus in Hamburg um andere Frauen zu unterstützen und kämpft voller Leidenschaft für deren Rechte und die Emanzipation.
Dabei bekommt sie neben viel Unterstützung – unter anderem von der couragierten Pastorentochter Helene – auch ebenso viel Hass.
Als dann auch noch im Hafen in der Nähe ihres Frauenhauses zwei Frauenleichen gefunden werden, spitzt sich die Lage zu und obwohl Kommissar Berthold Rheydt auf Hochtouren ermittelt, gerät schnell auch Anne Fitzpatrick selbst ins Visier des Mörders…

Das Buch „Die Hafenärztin - Ein Leben für die Freiheit der Frauen“ von Henrike Engel finde ich echt großartig – nicht zuletzt, da es sich von sonstigen historischen Romanen abhebt.
Im Gegensatz zu anderen Büchern, dieses Genres, stehen in diesem Buch nicht die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Liebe im Fokus, sondern viel mehr der Kampf der Frauenbewegung und die erschütternde Mordserie sowie die damit verbundene Suche nach dem Täter – ohne dabei allerdings in die Krimischiene abzudriften.

Besonders gut gefällt mir, wie glaubhaft und authentisch das ganze Thema der Frauenrechtsbewegung und die Umstände zur damaligen Zeit dargestellt sind.
Man bekommt einmal mehr vor Augen geführt, was Frauen das letzte Jahrhundert bereits erreicht haben und wie weit wir mittlerweile in dieser Hinsicht sind, auch wenn der Weg dahin steinig und der Kampf dafür extrem hart & zermürbend war.

Außerdem finde ich super, die Handlung aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt zu bekommen. Das hat die Geschichte noch dynamischer und greifbarer gemacht.

Die drei Protagonisten find ich erstklassig, da sie allesamt extrem facettenreich, ausdifferenziert und sympathisch sind.

Helene finde ich allerdings am besten.
Sie führt ein wohlbehütetes Leben, in dem es ihr an nichts fehlt und trotz dessen - oder gerade deswegen - möchte sie sich für die einsetzen, den es nicht so gut geht und den Kampf um Emanzipation unterstützen.
Sie ist eine echte Kämpfernatur mit starken Willen, die weiß was sie will und sich von ihren Zielen nicht abbringen lässt.

Anne Fitzpatrick ist ebenfalls eine extrem starke, junge Frau, die bereits vom Leben gezeichnet ist. In London hat man ihr anscheinend übel mitgespielt, sodass sie fliehen musste und nun keinen mehr so recht über den Weg traut. Ich hoffe sehr in Band Zwei noch mehr über sie, ihr „altes“ Leben in London und ihre Familie zu erfahren, da diese Themen mir noch zu kurz kamen.

Auch bei dem Kommissar Rheydt wünsche ich mir im zweiten Band noch mehr persönliche Einblicke in sein Leben.
Ansonsten finde ich auch sein Charakter echt super. Er vertritt für die damalige Zeit sehr moderne – speziell auch den Frauen gegenüber – Ansichten. Er ist keineswegs „angepasst“, sondern sticht mit seiner etwas eigensinnigen Art sowie Denk- & Handlungsweisen heraus.

Der Schreibstil hat schließlich das Buch für mich perfekt gemacht.
Henrike Engel schreibt passend zum Jahr 1910 und zum Handlungsort Hamburg.
Die Geschichte wird durch ihre Art zu Schreiben lebendig, glaubwürdig und extrem spannend. Das Buch hat mich mitgerissen und nicht mehr losgelassen. Es hat mich emotional total eingebunden.

FAZIT

Ein extrem starkes Buch mit starken Protagonisten.
Ein Buch, dass die Geschichte, vor allem die der Frauen, absolut authentisch darstellt und erzählt.
Es war jede Minute des Lesens wert.
Von mir - nicht nur für Fans von historischen Romanen - eine absolute Leseempfehlung!

Ich kann es kaum erwarten, endlich den zweiten Band "Die Hafenärztin - Ein Leben für das Lachen der Kinder" lesen zu können!

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Eine bewegende Story

Die Dorfschullehrerin
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1961
Als Helene ihre neue Stelle als Lehrerin in einem kleinen hessischen Dorf nahe der deutsch-deutschen Grenze antritt, ahnt keiner, dass die Ost-Berlinerin keinesfalls zufällig hier gelandet ist und ...

1961
Als Helene ihre neue Stelle als Lehrerin in einem kleinen hessischen Dorf nahe der deutsch-deutschen Grenze antritt, ahnt keiner, dass die Ost-Berlinerin keinesfalls zufällig hier gelandet ist und ihren ganz eigenen Plan verfolgt.
Ihre Flucht von Ost nach West lief nämlich eigentlich viel dramatischer ab, als sie zu gibt. Sie wurde von ihrer Tochter getrennt und setzt jetzt alles dran, sie endlich zu sich in den Westen zu holen.
Und dann ist da auch noch der junge Dorfarzt Tobias, der in Helene schnell Gefühle weckt.
Aber kann sie es wagen, sich auf ihn einzulassen ohne zu viel zu verraten und den Plan zu gefährden?

„Die Dorfschullehrerin“ war mein erster Roman von Eva Völler, aber garantiert nicht mein letzter.
Das Buch konnte mich von der ersten Seite an abholen und bis zur letzten begeistern.
Ich war enttäuscht, als es schon vorbei war.

Das (eigentlich recht schlichte) Cover find ich großartig.
Es wirkt durch die helle, leicht verblichene, Farbgebung einfach extrem nostalgisch und spiegelt den Geist der damaligen Zeit super wider.

Besonders gut gefällt mir außerdem die geschichtliche Authentizität.
Der historische Kontext und die Gegebenheiten der Zeit sind extrem realitätsnah dargestellt und in die Geschichte eingebunden, sodass man das Gefühl bekommt, dort – im Jahr 1961 – zu sein. Jedoch ohne, dass die eigentliche Story in den Hintergrund rückt. Man hat während des Lesens gemerkt, dass in der Geschichte extrem viel Recherche und Herzblut drinsteckt.
Zudem finde ich die Objektivität, in der stets erzählt wird super. Die DDR wird nicht gänzlich verteufelt und die BRD nicht in den Himmel gelobt, sondern es wird gezeigt, dass beide sowohl ihre guten als auch ihre schlechten Seiten hatten.

Das historische Flair spiegelt sich auch wunderbar in dem Schreibstil wider.
Die Sprache ist zeitgenössisch, ausdifferenziert und mit dem Dialekt an die örtliche Umgebung angepasst.
Eva Völler hat durch die Sprache und die vielen kleinen Details der Geschichte Leben eingehaucht und sie damit extrem lebendig und realistisch gemacht.
Ein weiterer Aspekt, der mir am Erzählstil extrem gut gefällt, ist dass die Geschichte so vielperspektivisch geschildert wird.
So bekommt man Einblicke in die Gefühls- & Gedankenwelt aller und ist ihnen so noch näher.

Helene ist eine super Protagonistin, die für diese Zeit schon sehr moderne Ansichten hat.
Sie ist eine bodenständige junge, starke Frau, die bereits einiges durchmachen musste, sich davon allerdings nicht beirren lässt und sich selbst treu bleibt.
Sie hat ein Herz aus Gold und steht jedem stets offenherzig gegenüber.
Mir hat besonders gefallen, wie sie sich trotz ihrer eigenen Sorgen, den Problemen anderer annimmt.
Aber auch die anderen Charaktere sind großartig gestaltet. Sie sind allesamt tiefgründig und vollkommen echt und authentisch.

Die Handlung ist durchweg spannend und herzzerreißend.
Vor allem das Ende war für mich super emotional, sodass meine Augen nicht trocken bleiben konnten.

Fazit
Das Buch ist im Gesamtpaket echt großartig.
Es hat mich absolut begeistert, mir neue geschichtliche Erkenntnisse beschert und die Personen sind mir allesamt ans Herz gewachsen.
Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Band!

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