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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2018

Gelungenes Kunstwerk

Tel Aviv by Neni. Food. People. Stories.
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Hier von einem Kochbuch zu sprechen, wäre eindeutig eine Untertreibung. Der Untertitel „Food People Stories“ trifft es wunderbar. Ich war schon begeistert, als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hielt. ...

Hier von einem Kochbuch zu sprechen, wäre eindeutig eine Untertreibung. Der Untertitel „Food People Stories“ trifft es wunderbar. Ich war schon begeistert, als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hielt. Es wirkt wie ein Bildband und macht wirklich etwas her. Eigentlich ist es fast zu schade für die Küche, da ich keine Fettspritzer riskieren möchte. Bilder, Geschichten und Rezepte bilden eine tolle Mischung, wobei ich gerne noch mehr Fotos gesehen hätte.

Die Rezepte erfordern viele und zum Teil für uns sicher exotische Zutaten, die nur im orientalischen, indischen oder internationalen Supermarkt erhältlich sind. Aus diesem Grund hätte ich mir das eine oder andere Einstiegsrezept gewünscht, mit leichter verfügbaren und weniger Zutaten. Mein Mann war jedoch sofort begeistert. Er kocht generell eher intuitiv und ersetzt fehlende Zutaten einfach durch etwas anderes. Die Gerichte sind sehr abwechslungsreich, umfassen Gemüse, Fisch, Fleisch und Desserts, und stammen zum Teil auch von den Interview-Partnern. Für mich eignen sie sich sicher nicht für jeden Tag, liefern aber neue Anregungen und sind einfach mal was ganz Neues. Ich kann mir durch das Buch vorstellen, wie bei NENI gekocht wird. Mit viel Gefühl und Beachtung einer guten Qualität der Produkte.

Insgesamt gefällt mir das Buch mit kleinen Einschränkungen sehr gut, wobei der Preis durchaus ein klein wenig niedriger ausfallen dürfen hätte

Veröffentlicht am 04.09.2018

Emotionale Lebensgeschichte

Das rote Adressbuch
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Doris ist eine alte Dame, die alleine lebt und außer von ihrer Pflegerin keinerlei Besuch erhält. Der einzige Lichtblick sind die wöchentlichen Skype-Telefonate mit ihrer einzigen verbliebenen Verwandten ...

Doris ist eine alte Dame, die alleine lebt und außer von ihrer Pflegerin keinerlei Besuch erhält. Der einzige Lichtblick sind die wöchentlichen Skype-Telefonate mit ihrer einzigen verbliebenen Verwandten Jenny, die mit ihrer Familie in den USA lebt. Mit 96 Jahren ist Doris klar, dass sie nicht mehr all zu lange zu leben hat und so beschließt sie, dass sie Jenny etwas hinterlassen möchte – ihre Erinnerungen an ein bewegtes Leben, die sie anhand der Namen in einem alten roten Adressbuch Revue passieren lässt.

Zu Beginn fand ich das Buch schön, aber es hat mich nicht mitgerissen. Dies geschah erst in dem Moment, als Doris von ihrer großen Liebe Allan berichtet. Einer sehr tragischen Geschichte, die mich immer noch verfolgt, auch wenn es sich um einen fiktiven Roman handelt. Ich habe mit Doris mitgelitten, gehofft, gebangt und alles miterlebt. Der Roman zeigt sehr schön, wie Menschen in unser Leben kommen und auch wieder gehen. Manche bleiben in den Gedanken für immer. Auch der zweite Weltkrieg ist zwar nur am Rande, aber mit seinen Folgen doch sehr gut eingearbeitet.

Da ich komplett in das Buch eingetaucht bin, hat es mich hin und wieder gestört bzw. herausgerissen, wenn nur für wenige Seiten wieder in die Gegenwart zurückgesprungen wurde. Der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart an sich ist gut gelungen. Manchmal kam er für mich einfach unnötig und an der falschen Stelle. Vor allem, da die Vergangenheit von Doris als Ich-Erzählerin geschildert, die Gegenwart dagegen sehr neutral von außen betrachtet wird.

Nichts desto trotz handelt es sich für mich bei diesem Roman um ein wunderschönes Buch, das ich gerne weiterempfehlen möchte.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Genau mein Geschmack

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren
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Suzy ist ein 12-jähriges Mädchen, das gerade seine beste Freundin Franny verloren hat. Sie ist ein kluges Mädchen, aber gerade deshalb kann sie es nicht akzeptieren, dass eine gute Schwimmerin wie Franny ...

Suzy ist ein 12-jähriges Mädchen, das gerade seine beste Freundin Franny verloren hat. Sie ist ein kluges Mädchen, aber gerade deshalb kann sie es nicht akzeptieren, dass eine gute Schwimmerin wie Franny einfach ertrinkt. Zudem sind die Beiden im Streit auseinander gegangen und Suzy möchte etwas gut machen, indem sie den wirklichen Grund für Frannys Tod findet.

Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an begeistert, obwohl ich vom Alter her sicher nicht mehr ganz dem Zielpublikum entspreche. Suzy ist einfach wunderbar. Speziell, wissbegierig, stark, eigenständig, aber auch stur, wenn sie zum Beispiel beschließt, nicht mehr zu reden. Nichts zu sagen ist aus ihrer Sicht besser als Small Talk zu machen. Als Leser erlebt man alles aus Sicht von Suzy, der Ich-Erzählerin. Gegenwart und Vergangenheit sind dabei durch unterschiedliche Schriftarten gut voneinander getrennt, da immer wieder Kapitel eingestreut sind, die die Freundschaft der beiden Mädchen beschreiben. Franny wirkt in manchen Dingen wie ein Gegenpol zu Suzy. Die Sichtweise einer 12-jährigen ist für mein Gefühl gut dargestellt. So findet sie es beispielsweise völlig unnötig, dass sie zu einer Psychologin gebracht wird, nur weil sie nicht mehr spricht. Ganz nebenbei erfährt man sehr viel über Quallen.

Ein Zitat, das mir gut gefällt und Suzys Klugheit verdeutlicht, ist: „Da begriff ich: Jeder hat seine eigene Geschichte, immerzu, und keine zwei Geschichten sind gleich. Man ist nie wirklich beieinander.“

Fazit: Ein tolles und intensives Buch, das sich für Jugendliche, aber auch für Erwachsene, die sich einen offenen Blick bewahrt haben, gut eignet.

Veröffentlicht am 28.07.2018

Zum Genießen und Mitfühlen

Helle Tage, helle Nächte
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Anna ist todkrank. Sie hat Krebs und ihr bleibt nicht mehr viel Zeit, eine Lüge, die sie seit Jahrzehnten begleitet, aufklären zu können. So schreibt sie einen Brief, den ihre Nichte Frederike für sie ...

Anna ist todkrank. Sie hat Krebs und ihr bleibt nicht mehr viel Zeit, eine Lüge, die sie seit Jahrzehnten begleitet, aufklären zu können. So schreibt sie einen Brief, den ihre Nichte Frederike für sie nach Lappland bringen soll. Frederike steht gerade selbst an einem Scheideweg in ihrem Leben, macht sich aber trotzdem auf, den Wunsch ihrer Tante zu erfüllen. Doch auch sie selbst erhält einen Brief von ihr.

Hiltrud Baiers Schreibstil ist sehr angenehm und nimmt den Leser direkt mit in die Geschichte hinein. Man sitzt oder steht unmittelbar bei Anna und Frederike, teilt ihre Gefühle und blickt durch ihre Augen. Ich habe das Gefühl, beide persönlich zu kennen.

Die Gegend, in der Anna lebt, ist mir bekannt, da ich selbst auf der Schwäbischen Alb lebe. Ich kann es nicht begründen, aber Anna repräsentiert die Menschen dieser Gegend für mich vollkommen und spiegelt einen ganz typischen Charakter wider. Dies zeigt für mich die Verbundenheit der Autorin zu ihrer Heimat. Es hat mich ganz persönlich gefreut, dass ein Teil des Romans hier angesiedelt ist. Gleichzeitig hat es die Autorin geschafft, mir Lappland näher zu bringen, zu dem ich bisher keinerlei Bezug hatte.

Dieser Roman ist einfach wunderschön. Er kommt eher mit ruhigen, leisen Tönen aus, ist aber auf keiner Seite langweilig, da man als Leser mitleidet, nachdenkt und sich einfühlen kann.

Veröffentlicht am 28.07.2018

Probleme und viel Information

Die Kunst, einfache Lösungen zu finden
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Christian Ankowitsch fasst die Lösung aller Probleme ganz kurz zusammen. „Machen Sie etwas anders als bisher“. Manches schleicht sich einfach ein, wird zur Gewohnheit und gleichzeitig zum Problem. Hier ...

Christian Ankowitsch fasst die Lösung aller Probleme ganz kurz zusammen. „Machen Sie etwas anders als bisher“. Manches schleicht sich einfach ein, wird zur Gewohnheit und gleichzeitig zum Problem. Hier kann so ein Störmanöver sehr viel bewirken, auch wenn es auf den ersten Blick viel zu simpel und banal wirkt. Es geht erst einmal darum, Muster zu durchbrechen.

War es das jetzt schon? Ein Satz fasst alles zusammen, was in diesem Buch steht? Sicher nicht. Der Autor liefert viele interessante Ansätze und Ideen zum Umgang mit Problemen. Dies ist seiner Ansicht nach wichtig in einer Welt, in der wir nur in Problemen denken. Seine Aussagen belegt er mit Beispielen und wissenschaftlichen Zitaten. Gleichzeitig betont er, dass jeder selbst handeln muss. Doch ganz so einfach ist es manchmal nicht. Der Titel spricht entsprechend auch von der Kunst, einfache Lösungen zu finden. Im dritten Teil weist der Autor noch darauf hin, dass es gar nicht immer gut ist, Probleme zu lösen. Manchmal zieht man auch einen Gewinn aus Problemen und verliert etwas, wenn sie weg sind. Es geht also nicht immer um die Lösung.

Ich finde das Buch sehr interessant. Es sind jedoch zum Teil zu viele Informationen hineingepackt, so dass man am Schluss überwältigt ist und gerade deshalb eher weniger für sich mitnimmt. Zudem eignet sich das Buch aus meiner Sicht nicht für die Lösung existentieller Probleme.

Fazit: Alles in allem ein interessanter Ansatz und eine Sammlung wissenschaftlicher Aspekte, die man sich durchaus anschauen kann.