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Veröffentlicht am 05.11.2020

Making Faces – eine Geschichte die mit Charakteren überzeugt

Making Faces
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Ich habe Making Faces in einer Leserunde gelesen und war positiv überrascht, obwohl ich die Leseprobe bereits sehr gut fand.
Das Buch ist sehr fesselnd geschrieben und ich konnte mich (meistens zumindest) ...

Ich habe Making Faces in einer Leserunde gelesen und war positiv überrascht, obwohl ich die Leseprobe bereits sehr gut fand.
Das Buch ist sehr fesselnd geschrieben und ich konnte mich (meistens zumindest) echt gut in die Situationen hineinversetzen.
Besonders interessant wird das Buch durch die vielen unterschiedlichen Charaktere, welche sich im Laufe des Buches sehr verändern.
Da ist zum einen Fern, die schüchterne Pfarrerstochter und Protagonistin. Sie ist die Cousine und beste Freundin von Bailey, außerdem immer hilfsbereit und nicht zu vergessen in Ambrose Young verliebt.
Bailey sitzt im Rollstuhl, ist ein riesen Ringerfan und würde alles dafür tun, um selbst auf der Matte stehen zu können. Er ist klug und sieht die Welt mit anderen Augen. Seine Ansichten haben mich sehr oft zum Nachdenken gebracht und einige meiner Buch-Lieblingszitate stammen von ihm.
Und dann ist da noch Ambrose, welcher mich von den Charakteren am meisten fasziniert hat. Ich weiß nicht mal genau, was mich so sehr an ihm fasziniert, aber seine Ausdrucksweise, sein Mut, seine Weise, wie er sich Fern gegenüber verhält und vor allem die Art wie er Bailey gegenübertritt, werden ihren Teil dazu beigetragen haben.
Den Schreibstil der Autorin finde ich echt gut. Ich habe das Buch verschlungen, habe bis tief in die Nacht gelesen und konnte mich kaum bremsen, wenn ich einen Leseabschnitt beendet hatte. Insgesamt ist das Buch sehr fesselnd geschrieben und ich konnte es sehr flüssig durchlesen. Was ich an dem Stil ebenfalls sehr besonders finde, waren die Zeitsprünge, durch welche man immer wieder einen Einblick in die Kindheit der Protagonisten gewinnt.
Die Handlung des Buches ist mit einem komplett anderen Thema gespickt, als in anderen New Adult Büchern. Ich war darüber sehr überrascht, weil ich es zuvor nicht geahnt habe, fand es aber sehr gut, gerade weil es mal was Anderes ist. Jedoch ging mir das Ende teilweise etwas zu schnell, was ich sehr schade finde, da ein paar Seiten mehr das Buch vervollständigt und für mich zu einem 5-Sterne Buch gemacht hätten.

Achtung Spoiler! (Das Fazit ist wieder spoilerfrei und ich habe es kenntlich gemacht)

Als ich mit dem Lesen begonnen habe, habe ich erwartet, dass es hauptsächlich um Baileys Krankheit und seinen Tod dreht. Dass er im Laufe des Buches sterben würde, war für mich klar, jedoch dachte ich, er würde einfach irgendwann keine Kraft mehr haben.
Dass er jedoch ertrinkt und zuvor eine wilde Verfolgungsjagd mitmacht, um den Sohn einer Freundin zu retten, hätte ich nicht erwartet. Aber ich war positiv überrascht und habe mich für ihn gefreut: Er hat es geschafft, als Held zu sterben, so wie er es sich als kleines Kind gewünscht hat.
Danach hat die Handlung meiner Meinung nach jedoch ein paar Lücken aufgewiesen. Irgendwie fehlten mir die Gefühle, die Trauer war nicht deutlich genug und Fern kam viel zu schnell über seinen Tod hinweg.
Auch die Verhaftung von Becker Garth ging für mich zu schnell und es war für mich nicht nachvollziehbar, wie genau die Polizei nun herausgefunden hat, was passiert ist.
Allerdings habe ich auch einiges an Lob für die Autorin!
Dass Ambrose und seine Freunde als Soldaten in den Irak ziehen, hatte ich nicht erwartet und war deshalb sehr überrascht und fragte mich, ob dieses Buch unter diesen Umständen das Richtige für mich ist. Jedoch waren diese Zweifel schnell beseitigt. Die Sichtwechsel und Sprünge zwischen den USA und dem Irak fand ich sehr gelungen und haben es geschafft, dass ich mich gut in die Situation hineinversetzen konnte, auch wenn das in so einer Situation nie zu 100% der Fall sein kann.
Ein weiterer Pluspunkt ist meiner Meinung nach Ambroses Rede auf Baileys Beerdigung. Ich war sehr überrascht, dass er sich vor die Trauernden gestellt hat, obwohl er dafür über seinen Schatten springen musste und auch seine Wortwahl hat mich sehr berührt.

FAZLIT

Insgesamt konnte mich das Buch überzeugen, auch wenn die Handlung etwas ausführlicher sein könnte. Besonders die Charaktere und der Schreibstil haben es mir angetan und die Rückblicke in die Kindheit der Protagonisten wurden sehr geschickt eingesetzt.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 16.03.2020

Someone Else - eine gelungene Fortsetzung mit wichtiger Message

Someone Else
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Ich muss gestehen, dass ich nicht mal den Klappentext gelesen habe, als ich „Someone Else“ gekauft habe. Nachdem Laura Kneidl mich mit „Someone New“ bereits zum Weinen gebracht hatte, war für mich klar, ...

Ich muss gestehen, dass ich nicht mal den Klappentext gelesen habe, als ich „Someone Else“ gekauft habe. Nachdem Laura Kneidl mich mit „Someone New“ bereits zum Weinen gebracht hatte, war für mich klar, dass ich den zweiten Teil der Reihe ebenfalls lesen muss. Und ich muss sagen, es hat sich gelohnt!

Da ich die Charaktere schon aus dem ersten Teil kannte, war es für mich, als ich die ersten Sätze gelesen hatte, wie ein Wiedersehen. Auri und Cassie waren für mich schon in „Someone New“ das Traumpaar schlägt hin und ich habe mich immer geärgert, dass die Zwei es nicht auf die Kette bekommen haben. Alle die sich mit dem zweiten Teil jedoch Besserung erhoffen, werden jedoch enttäuscht. Das ständige Hin und Her geht weiter und ich war nicht selten kurz davor auszurasten. Am liebsten hätte ich ins Buch gegriffen und den zweien Mal vor Augen geführt, dass sie das perfekte Paar abgeben.

Ich habe während des Lesens in einer anderen Welt gelebt, bin in das Buch eingetaucht und habe erst aufhören können, nachdem auch die letzte Seite beendet war. Durch den sehr empathischen Schreibstil fiel es mir sehr leicht, mich auf die Figuren und das Geschehen einzulassen und wer es liebt, sich so sehr in Geschichten einzutauschen, dass er nichts mehr mitbekommt, sollte „Someone Else“ auf jeden Fall in seinem Regal stehen haben.

Die Geschichte die Laura Kneidl erzählt beschreibt das ständige Hin und Her in der Beziehung der beiden Protagonisten, die verschiedener nicht hätten sein können. Eine schüchterne Literaturstudentin und ein begabter Footballspieler, verbunden durch ihre Liebe zu Tolkiens „Herr der Ringe“ und ihr gemeinsames Hobby, das Cosplay. Nicht zu vergessen, die gemeinsame Wohnung, durch welche sie sich erst kennenlernten und nach und nach zu besten Freunden wurden.

Die auf den ersten Blick sehr klischeehafte Romanze entwickelt sich still und leise und erst nach viel Leid schaffen Auri und Cassie es, sich auszusprechen. Ich für meinen Teil habe mitgefiebert bis zur letzten Seite und gerade, weil ich die Personen schon aus dem ersten Teil kannte, war es umso schöner, von allen wieder zu hören und zu erfahren, was zum Beispiel aus Julian und Micah geworden ist.

Aber nicht nur die Geschichte an sich, macht das Buch für mich besonders: Laura Kneidl spricht auch diesmal ein sehr wichtiges Thema an, welches in unserer Gesellschaft Tag für Tag ansteigt, den Rassismus. Auri, welcher eine dunkle Hautfarbe hat, wird immer schief angeschaut, vor allem, wenn er mit der blassen Cassie unterwegs ist. Als Footballspieler ist er vielen Klischees ausgesetzt, „für einen Schwarzen ist er zu weiß und für einen Weißen zu schwarz“. Sein Team verurteilt ihn und er fühlt sich gezwungen, sich zu verstellen, um ins System zu passen. Rassismus ist in unserer Gesellschaft immer da und wird von vielen gar nicht mehr sonderlich beachtet. Gerade deshalb ist es wichtig, dass dieses Thema thematisiert wird. Laura Kneidl stellt dies geschickt an. Sie verwebt das Thema mit der Geschichte, bringt den Leser dazu, mitzufühlen und regt somit zum Nachdenken an. Sie setzt ein Zeichen gegen Rassismus!

Trotz allem muss ich sagen, dass mir der erste Teil besser gefallen hat, einfach weil die Geschichte von Micah und Julian außergewöhnlich ist.

Letztendlich ist „Someone Else“ für mich ein sehr gutes Buch und wer im ersten Teil schon mit Auri und Cassie mitgefiebert hat, sollte nicht lange zögern und auch dieses Werk der talentierten Autoren verschlingen. Ich kann den Roman mit gutem Gewissen empfehlen und warte schon gespannt auf den dritten Teil!

Veröffentlicht am 10.05.2022

Hinter den Wolken leuchtet ein neuer Tag – eine süße Geschichte über das Verzeihen

Hinter den Wolken leuchtet ein neuer Tag
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Das Hörbuch „Hinter den Wolken leuchtet ein neuer Tag“ hat mir gut gefallen. Die Geschichte war sehr süß und gefühlvoll und ich fand es besonders toll, dass vermittelt wurde, dass es okay ist, Fehler zu ...

Das Hörbuch „Hinter den Wolken leuchtet ein neuer Tag“ hat mir gut gefallen. Die Geschichte war sehr süß und gefühlvoll und ich fand es besonders toll, dass vermittelt wurde, dass es okay ist, Fehler zu machen und dass man sich irgendwann selbst verzeihen darf, um wieder glücklich zu werden. Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich die Sprecherin des Hörbuches echt gut fand. Ihre Stimme klang sehr angenehm, ich mochte es, ihr zuzuhören und sie hat es geschafft, mit den Worten der Autorin Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen und mich so direkt an die Nordsee zu entführen. Gut fand ich außerdem, dass Dialekte und Akzente bei den Dialogen immer gut und nicht zu extrem und dadurch realistisch interpretiert wurden.
In der Geschichte geht es um Fee, welche ihren Freund mit einer anderen im Bett erwischt und daraufhin Hals über Kopf ein Jobangebot in ihrer alten Heimat annimmt, um etwas Abstand zu gewinnen. Dass sie dabei nicht nur mit schönen Erinnerungen konfrontiert wird, erschwert ihr das klare Denken jedoch enorm. Als dann auch noch ihre erste große Liebe Jasper wiederauftaucht, an seiner Seite eine kleine Französin, ist das Gefühlschaos perfekt.
Erzählt werden die Geschehnisse in der Ich-Perspektive, wodurch die ganzen Gefühle der Protagonistin besser vermittelt und nachempfunden werden können. Irritiert haben mich dabei jedoch die Zeitsprünge. Da sowohl das Geschehen von vor 17 Jahren als auch das „Heute“ beschrieben werden und die Kapitelüberschriften nicht auf die Zeitsprünge hinweisen, fiel es mir oft schwer, dem beim Hören zu folgen. Oft passten die Sätze so gut zusammen, dass es mir erst nach ein paar Minuten auffiel, weshalb ich dann noch einmal zurückspulen musste, um der Geschichte wieder richtig folgen zu können. Abgesehen davon fand ich es jedoch sehr interessant immer stückchenweise mehr über die Vergangenheit und die damaligen, für die Protagonistin sehr prägenden, Ereignisse zu erfahren.
Die Protagonistin Fee selbst kam sympathisch rüber, jedoch hatte ich ab und an das Gefühl, dass sie sehr Ich-bezogen denkt und handelt. Gerade im Hinblick auf ihre Vergangenheit und ihr „heutiges“ Verhalten gegenüber ihren alten Freunden. Das dieses etwas störende Verhalten nach und nach weniger wurde hat jedoch die Entwicklung der Protagonistin gut verdeutlicht. Gut fand ich an ihr, dass sie sich ihre Fehler eingestanden hat und vor allem gelernt hat, sich selbst zu verzeihen. Dies ist eine tolle Botschaft, die in diesem Buch vermittelt wird.
Auch die anderen Charaktere waren sehr gut gezeichnet. Insbesondere Fees Kolleginnen und ihre Mitbewohnerin haben die Geschichte gut ergänzt und Fee immer helfend zur Seite gestanden.
Die Handlung hingegen hat mich zwiegespalten… zum einen mochte ich Fees Umgang mit ihrem gescheiterten Leben in Hamburg sowie ihren Neustart an der Nordsee sehr. Andererseits jedoch war ich sehr vor den Kopf gestoßen als plötzlich ein Thema auftauchte, mit welchem ich nicht gerechnet hatte. Genauer werde ich darauf in dem Teil mit Spoilerwarnung eingehen. Das Ende wiederrum fand ich gelungen, jedoch habe ich es beinahe genauso erwartet, weshalb ich nicht sonderlich überrascht war.


Achtung Spoiler! (Das Fazit ist wieder spoilerfrei und ich habe es kenntlich gemacht)

Wie bereits erwähnt hatte ich mit einem plötzlichen Thema zu kämpfen. Und zwar stellte sich ungefähr nach einem drittel des Buches ansatzweise heraus, was genau in Fees Vergangenheit Schreckliches passiert ist. Ihre damals beste Freundin Bente hatte Krebs und ist daran verstorben. Als ich das Hörbuch begonnen habe, habe ich nicht gewusst, dass dieses Thema behandelt wird und es hat mich in diesem Moment sehr überrascht und unvorbereitet getroffen… Ich konnte mich damit recht schnell arrangieren, aber es blieb ein bitterer Nachgeschmack. Aus persönlichen Gründen ist das Thema Krebs momentan etwas heikel für mich und ich fand es in dem Moment blöd, dass ich so unvorbereitet damit konfrontiert wurde, obwohl ich doch eigentlich nur entspannt einer Geschichte lauschen wollte. Jetzt ging es also nicht mehr nur um die Liebe und die damit verbundenen Probleme, sondern auch noch um Krankheit, Unheilbarkeit, Therapien, Krankenhaus und Trauer… an dieser Stelle hätte ich mir einfach eine kleine Vorwarnung gewünscht, damit ich mich hätte wappnen können.

FAZIT

Letztendlich fand ich das Hörbuch als solches gut, da mir die Idee und die Protagonistin sympathisch waren. Ich hätte mir jedoch eine Triggerwarnung gewünscht, da ein Thema angesprochen wurde, welches mich unvorbereitet aus persönlichen Gründen etwas durcheinandergebracht hat. Insgesamt dennoch eine süße Geschichte, die Nordseefieber aufkommen lässt und nebenbei noch vermittelt, dass es ist okay ist, anderen und auch sich selbst zu verzeihen.




Veröffentlicht am 06.04.2022

Die Liebe tanzt barfuß am Strand - eine nette Nordseegeschichte

Die Liebe tanzt barfuß am Strand
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Das Hörbuch „Die Liebe tanzt barfuß am Strand“ hat mir insgesamt gut gefallen, auch wenn ich anfangs ein paar Kapitel gebraucht habe, bis ich mit den Charakteren warm geworden bin. Das Hörbuch als solches ...

Das Hörbuch „Die Liebe tanzt barfuß am Strand“ hat mir insgesamt gut gefallen, auch wenn ich anfangs ein paar Kapitel gebraucht habe, bis ich mit den Charakteren warm geworden bin. Das Hörbuch als solches hat mir gefallen, da die Sprecherin eine sehr angenehme Stimme hat, welcher ich gern zugehört habe.
In der Geschichte geht es um Lina Hansen, welche in dem kleinen Ort Lütteby an der Nordsee wohnt. Sie ist eine sympathische Frau, arbeitet im Reisebüro der Stadt, wohnt bei ihrer Großmutter und trauert noch immer ihrem Ex-Verlobten hinterher, welcher sie kurz vor der Hochzeit hat sitzen lassen. Nicht zu vergessen ist die historische Fehde zwischen Lütteby und der Nachbarstadt, wessen Bürgermeister den Bewohnern Lüttebys das Leben nicht gerade erleichtert. Als dann auch noch ein neuer, sehr attraktiver, aber sehr fordernder Chef auftaucht, ist das Chaos vorprogrammiert.
Besonders gut gefallen hat mir das Setting der Geschichte. Die kleine Stadt wird sehr malerisch und gemütlich beschrieben und erinnert mich an den Ort, in dem ich aufgewachsen bin. Eine große Gemeinschaft, alle halten zusammen und jeder kennt jeden… Fluch und Segen zugleich. Das I-Tüpfelchen ist hier der „Kleinkrieg“ zwischen den beiden Nachbarorten, welcher seinen Ursprung in der großen Flut vor hunderten von Jahren hat. Dass dies auch durch die Zeitsprünge zu der früheren Liebesgeschichte einer jungen Frau aus Lütteby und eines jungen Mannes aus Grotersum thematisiert wird, finde ich schön, auch wenn ich etwas gebraucht habe, bis ich den Hintergrund verstanden habe.
Ebenfalls gut fand ich die Aufmachung der Geschichte mit den verschiedenen Mottos. Ich habe zwar etwas gebrauch, bis ich gemerkt habe, dass diese Überschriften an das Buch von Linas Mutter angelehnt sind, welches Lina gefunden hat und nun fortführt, aber die Idee fand ich sehr schön und es hat einen gewissen Wiedererkennungswert.
Ein bisschen schwierig fand ich hingegen die Protagonistin Lina. Sie ist zwar sympathisch, jedoch fand ich ihre dramatische Art ab und an zu übertrieben. Besonders problematisch fand ich das Lügenkonstrukt, welches sie im Laufe der Geschichte gesponnen hat, da es immer wieder Szenen gab, in welchen sie sich deshalb unmöglich verhalten hat. Allerdings kann ich sie auch etwas verstehen. Sie sehnt sich nach Zuneigung, fragt sich, was aus ihrer verschwundenen Mutter geworden ist und sucht nach ihrem Platz in der Welt, da sie nicht wirklich weiß, wer sie wirklich sein möchte.
Der neue Chef Jonas war mir von Anfang an etwas suspekt. Irgendwie wusste er zu viel, war zu bestimmt dafür, dass er den Job nur als Vertretung macht und zu sehr davon überzeugt, alles neu zu machen. Die Art und Weise wie er bei den ersten Begegnungen mit Lina und ihrer Kollegin umgegangen ist, war sehr respektlos und dass er sich dann von einem auf den anderen Tag in einen freundlichen, zuvorkommenden, interessierten Menschen verwandelt, ging mir zu schnell.
Trotz meiner Probleme mit den beiden Protagonisten mochte ich die Spannung die zwischen ihnen herrschte und war sehr gespannt, wie sich das Verhältnis zwischen den Beiden entwickeln sollte. Der Handlungsstrang, welcher sich mit dieser Romanze beschäftigt, war gut durchdacht. Er stand nicht durchgehend im Vordergrund, was ich sehr schön fand, da so die restliche Handlung nicht zu kurz kam, ist aber trotzdem gut zur Geltung gekommen.
Wie bereits angedeutet geht es in der Geschichte nicht ausschließlich um das Verhältnis zwischen Lina und Jonas, sondern auch um das alltägliche Leben in Lütteby. Da ist die Pastorin Sinje, welche Linas beste Freundin ist, bald heiratet und unbedingt eine alte Villa kaufen und restaurieren möchte. Sie steht Lina immer zur Seite, ist eine fröhliche, hilfsbereite Person und war neben Henrikje meine Lieblingsfigur. Henrikje ist Linas Großmutter, welche sie aufgezogen hat, und so eine Art alte Seele der Stadt ist. Mit ihren guten Ratschlägen und ihren Kräutermittelchen hat sie mich des Öfteren zum Lächeln gebracht. Ein Charakter der mir hingegen nicht so gut gefallen hat, war der Bürgermeister der Stadt Grotersum. Zum einen weil er sehr egoistisch wirkt, zum anderen, weil er sehr wenig beschrieben wird, obwohl er häufig vorkommt. Ich hatte einfach das Gefühl, dass er ein sehr klischeehafter Antagonist ist, welcher da ist, weil es spannender ist. Er war mir zu grob gezeichnet und es war schwer seinen Charakter zu erfassen. Insgesamt ist das Leben in der Geschichte einfach nicht zu kurz gekommen. Der Alltag hat noch stattgefunden, es gab normale Probleme und ich habe es genossen, dass es nicht nur eine Romanze war.

Achtung Spoiler! (Das Fazit ist wieder spoilerfrei und ich habe es kenntlich gemacht)

Wie bereits angedeutet war mir Jonas von Beginn an suspekt, was sich letztendlich auch irgendwie bewahrheitet. Auch wenn es bis zum Ende des ersten Teils unklar bleibt, ob er Leni nur zu seinem Nutzen verführt oder sie wirklich mag, ist klar, dass er einige Male gelogen hat und vermutlich nicht auf der Seite der Bewohner Lüttebys steht. Mein Gefühl hat sich also bestätigt und ehrlich gesagt macht es die Geschichte für mich sehr viel interessanter. Ich hoffe jedoch, dass Leni im zweiten Teil so selbstbewusst ist, sich nicht von Jonas einlullen zu lassen, so wie es im ersten Teil den Anschein erweckt. Denn auch trotz der Spannung und dem Kribbeln… irgendwie empfand ich es als unrealistisch, dass sie sich ihm dann doch so schnell anvertraut.

FAZIT

Letztendlich fand ich das Hörbuch gut, obwohl es mir manchmal schwerfiel mich auf die Denkweise der Protagonistin einzulassen. Besonders toll fand ich das Nordsee-Kleinstadt-Setting, welches die Autorin wunderbar beschrieben hat, und das Mysteriöse, welches durch die alte Fehde und ein paar nicht ganz ehrliche Charaktere entstanden ist. Ärgerlich fand ich den Cut am Ende des Buches… was aber ja auch irgendwie für die Geschichte spricht, da ich echt neugierig bin, wie es weiter geht und ich schon auf den zweiten Teil gespannt bin.

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Veröffentlicht am 01.03.2022

Viele Träume führen ans Ziel – eine süße Geschichte, die sich mit wichtigen Problemen befasst

Viele Träume führen ans Ziel
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„Viele Träume führen ans Ziel“ ist ein Roman von Gloria Trutnau, welcher von den vielen Problemen des Erwachsenwerdens erzählt. Leni hat gerade ihr Abitur bestanden und der eigentliche Plan war, dass sie ...

„Viele Träume führen ans Ziel“ ist ein Roman von Gloria Trutnau, welcher von den vielen Problemen des Erwachsenwerdens erzählt. Leni hat gerade ihr Abitur bestanden und der eigentliche Plan war, dass sie nun gemeinsam mit ihrer besten Freundin Jura studiert… aber das will sie nicht. Nur ist sie ich auch nicht sicher, was sie stattdessen machen will und ist echt überfordert mit dieser Entscheidung. Dann bekommt sie die Chance ein Praktikum als Setrunnerin bei einem Seriendreh zu machen und ergreift sie natürlich. Obwohl das Praktikum echt anstrengend ist, macht ihr das ganze echt Spaß, wäre da nicht diese blöde Situation mit Tom und Jonas, in welche sie hineingerät. Es erwartet sie ein Auf und Ab von Gefühlen, welche nicht nur eine ihrer Freundschaften gefährden.

Die Protagonistin Leni ist sehr gut gewählt, da sich viele Menschen mit ihr identifizieren können (ich eingeschlossen). So viele junge Erwachsene wissen nicht genau, was sie sich für ihre Zukunft wünschen, mache glauben es und stellen fest, dass es das Falsche war, andere wissen, dass es das Falsche ist, trauen sich aber nicht, etwas abzubrechen oder haben Angst davor, planlos umherzutappen. Leni ist eine von der mutigen Sorte und beschließt gegen den Wunsch ihrer Eltern, kein Jura-Studium zu beginnen. Dadurch setzt sie ein Zeichen und ich glaube, dass das Buch dadurch auch anderen den Mut geben kann, den eigenen Weg zu gehen.

Abgesehen davon ist Leni sehr sympathisch und authentisch: sie hat ihre Macken, hat Angst, stellt sich dieser, sieht ihre Fehler ein und lebt einfach.

Der Protagonist Jonas ist anders, als ich es zu Beginn erwartet habe. Ich dachte, dass er wegen seiner Probleme in eine rücksichtslose, asoziale Phase hineingeraten würde, aber dem war nicht so. Und das fand ich schön, denn so wurde die typische Bad Boy Lovestory vermieden. Stattdessen stellt sich heraus, dass er ein zuverlässiger Mensch ist, der sehr viel Wert auf seine Freundschaften legt und diese über seine Karriere als Schauspieler stellt.

Die wichtigen Nebencharaktere wirkten alle sehr authentisch, sodass ich nie das Gefühl hatte, dass sie nur als „Lückenfüller“ existieren. Sie hatten alle einen Hintergrund, Gefühle und wirkten realistisch und sorgten so dafür, dass das Buch an sich ebenfalls sehr authentisch rüberkam.

Die Handlung selbst fand ich sehr gut, da die einzelnen Handlungsstränge gut miteinander verwoben waren und die Aufmerksamkeit in gleichen Teilen auf den Haupthandlungen lag. So hatte ich immer das Gefühl, dass das Leben der Protagonisten sehr vielseitig ist. Dadurch dass der Fokus nicht hauptsächlich auf der Liebesgeschichte lag, sondern auch die Arbeit, die Familie und Freunde eine große Rolle spielten, wurde vermittelt, dass das Leben eben nicht nur aus der einen Person besteht, wie es sonst häufig in Liebesromanen der Fall ist. Das fand ich sehr positiv und authentisch, da es im realen Leben schließlich auch so ist.

Zum Ende hin sind mir jedoch ein zwei Kritikpunkte aufgefallen. An diesen Stellen hätte ich mir mehr Details gewünscht, da ein paar Fragen offengeblieben sind. Auf diese Punkte würde ich später im „Spoilerteil“ nochmal eingehen.

Neben den authentischen Charakteren konnte mich besonders der Schreibstil der Autorin überzeugen. Er war fesselnd, flüssig und leicht, sodass ich quasi durch die Seiten geflogen bin. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und habe es an einem Stück durchgelesen.

Achtung Spoiler! (Das Fazit ist wieder spoilerfrei und ich habe es kenntlich gemacht)

Wie bereits erwähnt sind mir am Ende des Buches ein paar Dinge aufgefallen, bei denen ich mir gewünscht hätte, dass nochmal näher draufeingegangen wird.

Zum einen habe ich mich gefragt, wie Lenis Eltern auf ihre Beziehung mit Jonas reagieren. Dadurch dass die Fotos der Beiden in den Medien vertreten waren, kann ich mich nicht vorstellen, dass ihre Eltern nichts davon mitbekommen haben. Während Jonas direkt von allen mit Fragen bombardiert wird, wird Leni nur von Akira darauf angesprochen. Sie denkt zwar noch daran, dass ihre Eltern nun bestimmt in ihren Vorstellungen, dass sie von einem Mann abhängig wird, bestätigt werden, aber als Leser erfährt man nie, ob dies der Wahrheit entspricht. Gerade weil die Situation zwischen Leni und ihren Eltern angespannt ist, wäre es für mich wichtig gewesen, ob der Streit nun von vorne los geht ober ob sie ihre Tochter dennoch unterstützen.

Des Weiteren hab ich mich gefragt, ob Jonas Vater die Kündigung nun wirklich ohne Murren hinnimmt, denn so wie ich ihn während des Lesens kennengelernt habe, kann ich mir das eigentlich nicht vorstellen.

Dadurch das so viel offen bleibt und all die Probleme der Protagonisten so kurz hintereinander geklärt werden, hatte ich das Gefühl, dass die Handlungsstränge irgendwie „abgearbeitet“ wurden. Als Leserin habe ich viele Gefühle der Protagonisten nicht mitbekommen, sodass ich ziemlich überrascht war, dass sie Daniel so schnell abgeschreiben hatte. Hier hätte ich mir ein paar Seiten mehr gewünscht, in denen vor allem Lenis Gedanken ausführlicher erklärt worden wären.

Ich fand es sehr schade, dass das Ende der Geschichte so plötzlich und Schlag auf Schlag kam, dadurch sind Emotionen verloren gegangen, auf die ich mich zuvor bereits gefreut hatte, da der Schreibstil wirklich vielversprechend ist.

FAZIT

Insgesamt fand ich das Buch echt gut. Besonders gefallen haben mir die Protagonisten, welche sehr authentisch waren. Auch der Schreibstil konnte mich durch seine Leichtigkeit überzeugen. Ich fand es gut, dass der Fokus nicht ausschließlich auf der Lovestory lag, sondern auch Freundschaften eine große Rolle gespielt haben. Ich glaube, dass das Buch sehr viel Mut machen kann, da sich vermutlich einige in Leni wiederfinden und vermittelt wird, dass es immer wichtig ist, den Weg zu gehen, den man gehen will. Eine sehr schöne und wichtige Botschaft wie ich finde. Auch wenn mich das Ende schließlich nicht so ganz überzeugen konnte, habe ich das Lesen sehr genossen und fand die Geschichte süß.

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