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Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine tragische, wie auch berührende Familiengeschichte mit unglaublicher Tiefe... Ein erstklassiger Roman!

Vom Ende der Einsamkeit
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Benedict Wells beschreibt in „Das Ende der Einsamkeit“ eine sehr berührende und tiefgründige Geschichte eines Geschwistertrios, dessen Leben sich nach dem plötzlichen Unfalltod der Eltern schlagartig ändern ...

Benedict Wells beschreibt in „Das Ende der Einsamkeit“ eine sehr berührende und tiefgründige Geschichte eines Geschwistertrios, dessen Leben sich nach dem plötzlichen Unfalltod der Eltern schlagartig ändern wird. Noch Kinder, doch gezwungen von jetzt auf gleich erwachsen zu werden und mit dem zurückbleibenden Schmerz zu leben.
Was, wenn das Leben anders spielt, als erwartet? Für Jules, aus dessen Perspektive wir den Roman durchleben, und seine Geschwister Liz und Marty beginnt nach dem Schicksalsschlag ein neues, unerbittliches Leben. Der Umzug ins staatliche Internat und Heim. Die Trennung der Kinder. Der nackte Überlebenskampf. Benedict Wells zeichnet hier ein wahres Psychogramm der Protagonisten, zeitgleich aber auch unglaublich feingliedriges Zeugnis dessen, wie sich Entscheidungen auf das Leben eines Jeden auswirken. Jules, Liz und Marty schlagen völlig unterschiedliche Wege ein, entwickeln sich auf ihre Weise und versuchen, mit der Situation umzugehen. Zwischen den Zeilen blicken wir tief in das Innenleben von Jules, durch dessen Augen auch auf Liz und Marty. Die einzelnen Episoden der Geschwister, sowie deren weitere kleinen Schicksalsschläge und Abzweigungen im Leben werden detailreich und fesselnd geschildert. Es ist unglaublich ergreifend und berührend, wie die Entwicklung der Dinge hier dargestellt wird. Anhand der Beziehung von Jules und dem Mädchen Alva, das ihm als Freundin während der gesamten Schulzeit zur Seite steht, wird deutlich, wie sehr das Leben sich doch in die eine oder andere Richtung entwickeln kann. Tragik, Liebe, Zuversicht und Hoffnungslosigkeit – all diese Momente arbeitet Benedict Wells in seinem Roman beinahe virtuos und äußerst empathisch heraus. Der Einfluss der Freunde, der verbliebenen Familie und die Macht der Erinnerungen sind immer Teil der Erzählung. Der Roman ist neben der großen Emotionalität durchweg subtil spannend. Wir erfahren mehr und mehr aus dem Leben der Protagonisten, Puzzleteile fügen sich nahtlos ineinander, verstörende Szenen und Inhalte in der Retrospektive. Freundschaft, Liebe und Hoffnung – aber auch die Vergänglichkeit, Sinnhaftigkeit und natürlich der Tod spielen eine zentrale Rolle. Sprachlich bleibt es dabei eher durchgängig unaufgeregt. Doch in der Sprache liegt hier die Kunst und untermalt durch die Genauigkeit und Tiefgründigkeit die Ausmaße des gesamten tragischen Spektrums. Metaphern und Wortspiele gibt es zur Genüge. Diese lassen permanent neue Bilder und Vernetzungen der Szenen entstehen, bringen beinahe eine philosophische Nuance in die Verknüpfungen. Der Roman ist bestens durchdacht, logisch konzipiert und lässt sich mehr als flüssig lesen. Ich war bereits nach den ersten Seiten wie gebannt von der Geschichte und konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Zumal es viele unerwartete Wendungen und Elemente gibt, die immer wieder überraschen. Für mich war der Roman eine perfekte Darstellung der möglichen Tragik des Lebens. Es stimmt ein wenig nachdenklich und wird definitiv noch länger nachklingen! Ein tolles Buch und sicherlich eines der Highlights in 2016. Absolut empfehlenswert! 5 Sterne

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannend und ziemlich "scary"...

Trust
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Ein eigentlich normaler Tag. Ein kleines Dörfchen namens Thatcham. Der übliche Trott. Und dann plötzlich ein unbekanntes Flugobjekt am Himmel. Was tun, wenn der unglaublichste aller Fälle eintritt und ...

Ein eigentlich normaler Tag. Ein kleines Dörfchen namens Thatcham. Der übliche Trott. Und dann plötzlich ein unbekanntes Flugobjekt am Himmel. Was tun, wenn der unglaublichste aller Fälle eintritt und Aliens die Erde „besuchen“? Was ist zu tun? Was passiert? Was wird aus der Menschheit?
Tom Winter, der Hauptprotagonist des Sci-Fi- und Dystopie-Thrillers „Trust“ von David Moody, wird mit genau diesen Fragen konfrontiert. Er ist bzgl. der Außerirdischen und deren Absichten skeptisch und hat eine recht klare Meinung zu den Geschehnissen - steht damit aber ziemlich allein. Sein Bruder Rob, seine Freundin Siobhan, Freunde und Bekannte bewerten die Situation gegenteilig. Alle vertrauen den „Aliens“, sind sofort begeistert von ihnen. Tom scheint mit seinem eigenen Standpunkt isoliert da zu stehen. Die Dinge im Ort und auf der gesamten Erde laufen weiter, es tritt ein gewisser Gewöhnungseffekt ein – bis zu dem Moment, an dem sich alles rasant und unausweichlich ändert!
Für mich war die Geschichte super zu lesen: spannend, flüssig geschrieben und in ihrer Wirkung sogar ziemlich realistisch! Sprachlich bleibt es zwar, trotz durchweg hohem Spannungs-Niveau, im gesamten Roman eher unaufgeregt / ruhig. Aber man mag das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Ich war gebannt von dem Plot, wollte wissen wie es weitergeht und war neugierig, ob denn noch etwas Gravierendes geschieht. Denn, dass noch etwas "Unerwartetes" passiert, ist eigentlich klar! Viele subtile Feinheiten und Andeutungen beleben immer wieder die Spannung. Man hat permanent ein ungutes Gefühl und wird von einer bösen Vorahnung durch den Roman getrieben. Gerade die zwischenmenschlichen Inhalte oder Szenen, die einen Schwerpunkt des Romans bilden, wirken schaurig. Die empfundene Normalität der Leute kann man gut nachempfinden, obwohl sie im Kontext der „Alien-Invasion“ eigentlich kaum logisch wirken kann. Tom und die anderen Figuren sind durchweg normal und sympathisch beschrieben. Auch der Ort Thatcham ist passend / realistisch dargestellt, die Beschreibung der Aliens glaubwürdig und die beschriebene fremde Welt der Besucher bildlich vorstellbar. Alles in allem fand ich den Roman wirklich bestens durchdacht und gut konstruiert, bzw. konzipiert. Spannend, schaurig und vorstellbar! Sollten in Zukunft also Aliens landen: Man ist gewappnet!
Ein absolut lesenswerter und somit empfehlenswerter Dytopie- / Sci-Fi-Thriller, deswegen 5 Sterne!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein tolles (Sach-) Buch über das 20. Jahrhundert, unkonventionell und spannend!

Alles ist relativ und anything goes
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John Higgs hat mit seinem Sachbuch „Alles ist relativ und anything goes – Eine Reise durch das unglaublich seltsame und ziemlich wahnsinnige 20. Jahrhundert“ eine sehr umfassende, aber auch interessant ...

John Higgs hat mit seinem Sachbuch „Alles ist relativ und anything goes – Eine Reise durch das unglaublich seltsame und ziemlich wahnsinnige 20. Jahrhundert“ eine sehr umfassende, aber auch interessant gestaltete Analyse von den zentralen, bzw. wichtigen geschichtlichen Teilereignissen, wissenschaftlichen Durchbrüchen oder künstlerischer Neuerfindungen des 20. Jahrhunderts vorgelegt. Schon der Titel lässt vermuten, dass es sich hierbei um ein etwas unkonventionelles und außergewöhnliches (Sach-)Buch handelt! Die Anordnung der Kapitel wirkt auf den ersten Blick überraschend bis unsinnig. Doch beim Lesen ergibt sich immer ein logischer und entsprechender Kontext. Zudem werden zwischen den einzelnen Themenbereichen (z.B. Allgemeine Relativitätstheorie, Kunst, Quantenphysik, Philosophie, etc.) anekdotenartige Verknüpfungen geschaffen, die sich auf verständliche Weise wie ein roter Faden durch das Buch ziehen und einen vollkommen neuen Blick auf das Gesamtgeschehen geben. Higgs zeigt wunderbar auf, wie sehr manch unauffällige Szene an einem beliebigen Ort dieser Erde drastische oder nachhaltige Auswirkungen auf ein ganzes Jahrhundert haben konnte. Wie verkannt mancher Wissenschaftler, Künstler oder Bürger zu Lebzeiten noch sein konnten.. Und welch verheerende Konsequenz so mancher Zufall haben konnte. Unwichtig wirkende Szenen erhalten im veränderten Blickwinkel und Kontext plötzlich eine vollkommen andere / neue Bedeutung. Davon, so könnte man sagen, erzählt dieses Buch. Sprachlich ist es sehr modern gehalten und in einem stark erzählerischem Ton verfasst. Ich würde es als „lockeren Erzählstil“ bezeichnen. Der Autor nutzt viele Metaphern oder vereinfachte, bildhafte Beispielszenen um dem Leser z.B. die Relativitätstheorie oder auch Quantenphysik näher zu bringen, oder gar zu erklären, ohne dabei auf Details oder den Tiefgang zu verzichten! Nach Beendigung eines Kapitels kommt es gut und gerne vor, dass die Thematik oder Figuren in den Folgekapiteln erneut (wenn auch manchmal nur im Nebensatz) aufgegriffen werden. Zu den einzelnen Kernthemen gesellen sich permanent eindrückliche und ausdrucksstarke Bildszenen und halten die eigentlich „trockenen Inhalte“ spannend. So werden auch sehr unübersichtliche oder schwierige Themen auf wenigen Seiten sinnhaft und witzig beschrieben. Trotz aller Raffinesse der Darstellungen sollte das Buch aufmerksam gelesen werden, damit man den Überblick über die Komplexibilität der Themen nicht verliert. Ich fand den Aufbau und das Konzept des Buches gut durchdacht und ansprechend. Vielleicht waren einige (wenige) Geschichten zu „fantasiereich“ erzählt, insgesamt ergibt sich aber ein gut lesbares, interessantes Werk. Der Blickwinkel wird so manches Mal neu ausgerichtet und das Buch hinterlässt einen positiven Gesamteindruck! Hier ist nicht das 20. Jahrhundert „unglaublich seltsam und ziemlich wahnsinnig“, sondern das Buch! :) Absolut empfehlenswert: 5 Sterne!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein äußerst imposanter Roman!

Der Ort, an dem die Reise endet
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Der Roman „Der Ort, an dem die Reise endet“ von Yvonne Adhiambo Owuor bringt uns die afrikanische und wohl insbesondere die kenianische Welt näher. Die Autorin schildert in ihrer Erzählung eindrucksvoll, ...



Der Roman „Der Ort, an dem die Reise endet“ von Yvonne Adhiambo Owuor bringt uns die afrikanische und wohl insbesondere die kenianische Welt näher. Die Autorin schildert in ihrer Erzählung eindrucksvoll, mit kräftiger und visualisierter Sprache die Lebensumstände und politischen Entwicklungen, sowie Zustände eines von Korruption und Umbruchstimmung geprägten Landes.
Kern des Buches ist die Geschichte der Familie Oganda. Alles beginnt mit dem tragischen, doch hinterlistig herbeigeführten Tod des Sohnes Moses Ebewesit Odidi Oganda in den Straßen Nairobis. Seine Schwester (Arabel Ajany Oganda), die Kenia vor Jahren zugunsten besserer Bildungs- und Karrierechancen verließ, kehrt zur Trauerfeier aus Brasilien in ihre Heimat zurück. Gemeinsam mit ihrem Vater, Aggrey Nyipir Oganda, bringt sie den Leichnam nach Hause. Zurück auf der alten, heruntergekommenen Farm in Kenia holen sie jedoch Erinnerungen, Emotionen und Erlebnisse ihrer Kindheit wieder ein. Ein innerer Kampf, den es zu bestreiten gilt.
Der Leser erfährt hier viel über die landestypischen Traditionen, Lebensumstände und afrikanischen Weisheiten. Yvonne Adhiambo Owuor gibt ein sehr ehrliches und ungeschöntes Bild ihres Landes wider, zeigt aber auch gleichzeitig die Vielfalt und Herzlichkeit auf. Schon die Sprache spiegelt aber das Fremde dieses Landes für den herkömmlichen Europäer: Metapher über Metapher, stark emotional gefärbte und wortgewaltige Darstellungen führen uns durch das Buch. Für mich persönlich war der Roman anfangs schwer zu lesen und zu verarbeiten. Ganz ließ dieses, mit dem Aufbau und der Sprache fremdelnde Gefühl nicht nach. Dabei muss man ehrlich sagen, dass der Roman sehr gut konzipiert ist, sprachlich bewegend und inhaltlich durch die intensiven Schilderungen sehr eindrucksvoll ist. Die Erzählung war in sich stimmig und fesselnd und gefiel mir sehr gut! Als einziges Manko möchte ich hier (zumindest für alle „Afrika-Laien“) die Flut der afrikanischen Namen, Ausdrücke und Ausrufe nennen. Obwohl damit im vorliegenden Roman zu rechnen war, hat mich diese Menge beinahe „erschlagen“ und ich konnte dem Inhalt nicht immer sofort folgen. Einige Passagen musste ich noch einmal nachlesen, die Namen ein- oder zuordnen und Weiteres nachschlagen. Insgesamt hat mir das Buch trotzdem, gerade wegen des afrikanischen Hintergrundes und der sehr ehrlichen Darstellung gut gefallen! Man blickt tief in die afrikanische, bzw. kenianische Seele und erhält Eindrücke, die man einfach nur durch Schilderungen wie in „Der Ort, an dem die Reise endet“ erhalten kann. Wer sich also von fremden Begriffen und Namen nicht abschrecken lässt, dem sei dieses Buch absolut empfohlen! Lesenswert und deshalb 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Thriller mit hochbrisantem und aktuellem Thema! Spannung pur...

COLD EAST
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„Cold East“ von Alex Shaw ist ein top-aktueller, wie auch hochbrisanter Thriller, der durchweg viel Spannung im Gepäck hat. Schauplätze sind die USA, Russland, die Ukraine, London und weitere Destinationen, ...

„Cold East“ von Alex Shaw ist ein top-aktueller, wie auch hochbrisanter Thriller, der durchweg viel Spannung im Gepäck hat. Schauplätze sind die USA, Russland, die Ukraine, London und weitere Destinationen, zu denen ich nicht mehr verraten möchte. Was passiert? Eine Terrorgruppe soll im Besitz einer Atombombe sein. Sämtliche Geheimdienste sind in die verdeckten Ermittlungen zur Vereitelung eines geplanten und drohenden Anschlags involviert. Doch wie nicht anders zu erwarten, laufen die Dinge aus dem Ruder. Menschen sterben, Hochsicherheits-Gefangenen gelingt die Flucht, Identitäten sind unklar und die Ermittler und Geheimdienstler werden in die Irre geführt. Doch ihnen läuft die Zeit davon!

Terroristen, politische Strategie-Spielchen, brisante Eskalationen... Ich fand den Roman, insbesondere wegen der Aktualität des Themenkomplexes und aufgrund der rasanten Handlung sehr spannend und nervenaufreibend. Man wird zwar mit vielen Figuren / Charakteren konfrontiert und hat manchmal Mühe, alles auseinander halten zu können. Doch nach den ersten Seiten ist man „drin“ im Buch und kann es kaum aus der Hand legen. Es ist alles logisch aufgebaut und bestens durchdacht. Es gibt keinerlei Spannungsabbrüche und die Handlung nimmt immer weiter ihren Lauf – durchgängig auf sehr hohem Niveau. Der Leser wird, wie es sich für einen guten Thriller gehört, natürlich lange Zeit im Dunkeln gehalten und man fiebert permanent mit. Die Figuren – zahlreich, aber gut gezeichnet – lenken durch die Geschichte. Die vorkommenden Personen sind dabei sympathisch / unsympathisch, meist wie es sein soll, doch nicht immer konkret zuzuordnen. Die Erzählstränge wechseln permanent, es gibt reichlich „Action“ und unerwartete Wendungen. Für mich ein Top-Thriller „par excellence“: toll zu lesen, aktuell, hochbrisant und durchweg spannend! Lest selber.. Ich kann das Buch nur empfehlen! :D (5 Sterne)