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Veröffentlicht am 23.04.2023

In Perfektion ausgearbeitete Persönlichkeiten

Kleine Grausamkeiten
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Inhalt:

„Drei Brüder bei einer Beerdigung, einer von ihnen liegt im Sarg, betrauert von seinen Geschwistern. Aber welcher? Und warum? Nur jeweils ein Jahr sind die Drumm-Brüder William, Brian und Luke ...

Inhalt:

„Drei Brüder bei einer Beerdigung, einer von ihnen liegt im Sarg, betrauert von seinen Geschwistern. Aber welcher? Und warum? Nur jeweils ein Jahr sind die Drumm-Brüder William, Brian und Luke auseinander und doch könnten sie unterschiedlicher nicht sein. William hat als Filmproduzent Karriere gemacht und glaubt, ihm stehe einfach alles zu, Brian, der mittlere Bruder, Lehrer und Künstleragent betätigt sich als wenig selbstloser Friedensstifter, Luke, psychisch instabiles Nesthäkchen, ist ein international gefeierter, sehr einsamer Popstar. Aber keiner von ihnen ist der, der er zu sein scheint. Vom Tag ihrer Geburt an hat ihre narzisstische, ziemlich abgefeimte Mutter die Brüder darauf abgerichtet, um ihre Aufmerksamkeit zu buhlen. Sie spielen Spielchen, doch im Laufe der Jahre werden diese Spiele – die kleinen Grausamkeiten – immer unheimlicher, gnadenloser und gefährlicher. Toxisch geradezu, denn nur zwei der Brüder werden überleben.“





Schreibstil/Art:

Ich kann kaum in Worte fassen mit wie viel Liebe, Feingefühl und Präzision die Autorin die Charaktere erschaffen hat. Sowohl die Brüder als auch die Nebencharaktere wurden für mich zu realen Personen, so bildhaft und realistisch sind ihre Beschreibungen.



Der Aufbau ist nicht fortlaufend und das macht den Reiz aus. Man springt zwischen den Jahren hin und her, erfährt mehr über ihre Person, ihre Ansichten und die Grausamkeiten untereinander. 
Hier wird klar; es gibt kein Rauch ohne Feuer. Die Zündschnur ist kurz, jede Feindseligkeit könnte jeder Zeit zu einer Explosion führen. Die Stimmung ist vergiftet, ungesund und ständig geladen. Der Lesende wird in eine irrsinnige Spirale voller Grausamkeiten, Kriegserklärungen und Spöttereien hineingezogen, die berührend, abscheulich und verstörend gleichermaßen ist.





Fazit:

Ein intensiver Blick in die Dunkelheit! 

Eine Tragödie, die sich stringent zuspitzt und unfassbar gut geschrieben ist. Drei Brüder, die sich gegenseitig ihre Leben ruinieren, Sätze/Worte, die wie Giftpfeile abgeschoßen werden und narzisstische Misshandlungen, die an der Tagesordnung stehen.
Der psychologische Tiefgang ist heftig, kaum auszuhalten aber auch faszinierend zugleich.

Ein absolutes Highlight!

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Veröffentlicht am 20.04.2023

Queere Liebe in den 50er Jahren

Last night at the Telegraph Club
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Inhalt:
„Was, wenn deine Liebe verboten ist?

Die 17-jährige Lily wächst in der chinesischen Community von San Francisco auf. Als sie bei einem Schulprojekt Kathleen kennenlernt, wird ihr klar, dass sie ...

Inhalt:
Was, wenn deine Liebe verboten ist?

Die 17-jährige Lily wächst in der chinesischen Community von San Francisco auf. Als sie bei einem Schulprojekt Kathleen kennenlernt, wird ihr klar, dass sie anders ist – und anders fühlt – als die anderen Mädchen. Die beiden freunden sich an und besuchen nachts heimlich eine verbotene Lesbenbar, den Telegraph Club. Hier taucht Lily in eine Welt ein, die sie maßlos fasziniert. Und ihr wird klar, dass sie mehr für Kath empfindet. Doch das Amerika des Jahres 1954 ist kein sicherer Ort für zwei Mädchen, die sich verlieben, schon gar nicht in Chinatown. Als ihre nächtlichen Besuche des Telegraph Club auffliegen, hat dies Folgen für Lilys Familie. Dennoch kann und will sie ihre Liebe zu Kath nicht aufgeben.“


Schreibstil/Art:
Malinda Lo ist in diesem Roman äußerst bedacht vorgegangen. Darlegungen über den Kommunismus, Beschreibungen über die verbotene Liebe, die aufwühlenden (unbekannten/neuen) Gefühle und dessen Folgen, sind sehr präzise und eingehend. Im Nachwort weist die Autorin auch nochmal darauf hin, dass sie sich bewusst für den einen oder anderen Ausdruck entschieden hat, um sich der Sprache der damaligen Zeit anzupassen. Die Atmosphäre wurde deshalb durchweg der Zeit gerecht, eröffnete aber auch neue Sichtweisen und Gefühle meinerseits und legte (unbewusst) dar, wie viel sich seitdem positiv und in die richtige Richtung verändert/entwickelt hat.

Ab und zu begegneten mir Zeitleisten mit wichtigen Fakten zur Historie – dies klärt auf und erzählt ein wenig Geschichte, raffiniert gemacht.


Fazit:
Die beiden Mädels hab ich in mein Herz geschlossen, fühlte mit ihnen, verbrachte die Nächte gerne mit im Club und durchlebte eine schwierige Zeit. Es wurde zu keiner Zeit kitschig oder klischeehaft, sondern ausnahmslos authentisch und ergreifend.

Grundsätzlich habe ich wenig Kritik, was mich nur störte, ist die ziemlich detaillierte Art. Ich hätte mir stellenweise weniger ausschweifende Ausführungen gewünscht und dafür mehr Fahrt. Das ist aber fast schon jammern auf hohem Niveau, denn diese Geschichte ist und bleibt bewegend.

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Veröffentlicht am 16.04.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Good Girl, Bad Blood
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Inhalt:

„Seit sie den Mordfall an Andie Bell aufgeklärt hat, ist Pip geradezu berühmt. Vom Ermitteln hat sie trotzdem erst mal genug - lieber erzählt sie in einem True-Crime-Podcast mehr darüber, wie ...

Inhalt:

„Seit sie den Mordfall an Andie Bell aufgeklärt hat, ist Pip geradezu berühmt. Vom Ermitteln hat sie trotzdem erst mal genug - lieber erzählt sie in einem True-Crime-Podcast mehr darüber, wie sie geholfen hat, den wahren Mörder Andies zu finden. Doch dann erfährt sie, dass ein Bekannter aus der Nachbarschaft verschwunden ist. Und weil die Polizei erst mal nichts unternimmt, fängt Pip doch wieder an, Fragen zu stellen. Schon bald sind die Fans ihres Podcasts live dabei, wie sie nicht nur dem Verschwinden von Jamie Reynolds auf den Grund geht. Es scheint, dass Pip mal wieder an den dunklen Geheimnissen von Little Kilton rührt. Und das bringt erneut auch sie selbst in große Gefahr ...


"


Schreibstil/Art:

Wie bereits in Band 1 bezieht die Autorin viele aktuelle Medien in ihre Bücher ein - das macht das Ganze modern, fortschrittlich und reizvoll. Auszüge aus Pips Podcast, Befragungen mit Zeugen und das Festhalten ihrer Gedanken, gestalten das Lesen interessanter und schließen den Leser:in komplett in die Geschehnisse mit ein. 
Da ich viele der Charaktere bereits aus dem ersten Band kannte, freute ich mich über das Wiedersehen, ihre persönlichen Entwicklungen und die vertraute Beziehung untereinander.





Fazit:

Die lückenlose Fortsetzung ist gefüllt mit Spannung, Drama, Nervenkitzel, ernsten Themen, gemischten Gefühlen und der nötigen Empathie rundum die Charaktere. Ich fühlte mich zu jeder Zeit wohl, genoss den Zusammenfluss der Ereignisse und verfolgte gebangt den Showdown.

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Veröffentlicht am 01.04.2023

Idylle mit Rissen

One of the Girls
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Inhalt:

„Es sollte der perfekte Kurzurlaub werden: Lexi reist mit fünf Freundinnen auf eine griechische Insel, um ihren Junggesellinnenabschied zu feiern. Von der abgelegenen Villa mit Meerblick bis hin ...

Inhalt:

„Es sollte der perfekte Kurzurlaub werden: Lexi reist mit fünf Freundinnen auf eine griechische Insel, um ihren Junggesellinnenabschied zu feiern. Von der abgelegenen Villa mit Meerblick bis hin zu den malerischen Tavernen und weiß getünchten Straßen scheint der Urlaub zu schön, um wahr zu sein. Und tatsächlich bekommt die Idylle bald Risse, denn abgesehen von ihrer Freundschaft mit Lexi haben die Frauen nur eines gemeinsam: Sie alle haben etwas zu verbergen. Nach und nach kommen versteckte Absichten ans Licht, Geheimnisse werden enthüllt und die Masken fallen – bis eine Leiche auf den Klippen unterhalb der Villa liegt…“





Schreibstil/Art:

Nicht nur die überschaubare Anzahl der Charaktere sondern auch die verschiedenen Perspektiven, gestalten das Lesen einfach und sorgen für mehr Dynamik. Jede einzelne der sechs Freundinnen hat ein Geheimnis, etappenweise kommt man der Tragödie immer näher und näher und blickt dabei immer tiefer in den jeweiligen Charakter. Fiese Cliffhanger runden das Ganze ab und sorgen für den nötigen Nervenkitzel. 



Die Auflösung wirkt in sich sehr schlüssig und das Herantasten bis dahin ist logisch und sehr durchdacht beschrieben. 





Fazit:

Ein Junggesellinnenabschied, den man sich so nicht wünscht. Die Tatsache, dass es eine Leiche geben wird, hat mich die ganze Zeit miträtseln lassen wer ist denn nun sein wird. 



Ein Roman über komplizierte Freundschaften, gutversteckte Gefühle, verborgene böse Absichten und einem spannenden Blick hinter die Fassade.

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Grandiose Spannung

Stranded - Die Insel
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Inhalt:
„Für Maddy wird ein Traum wahr: Sie nimmt an einem neuartigen Fernsehexperiment teil, in dem acht Fremde auf einer einsamen schottischen Insel überleben müssen, ein Jahr lang, mit nur minimaler ...

Inhalt:
„Für Maddy wird ein Traum wahr: Sie nimmt an einem neuartigen Fernsehexperiment teil, in dem acht Fremde auf einer einsamen schottischen Insel überleben müssen, ein Jahr lang, mit nur minimaler Ausrüstung und ohne Kontakt zur Außenwelt.

18 Monate später ist Maddys Traum zum Albtraum geworden. Die Behörden greifen die junge Frau in einem Fischerdorf auf dem Festland auf. Verzweifelt berichtet sie, wie das Boot, das die Teilnehmer nach einem Jahr abholen sollte, nicht kam. Und davon, wie in den folgenden Wochen einer nach dem anderen starb, nicht durch Hunger oder Krankheit, sondern durch menschliche Hand. Doch was verschweigt Maddy? Und wie schaffte sie es, die Insel lebend zu verlassen?“


Schreibstil/Art:
Dieses Buch ist das Debüt der jungen Autorin und diese Tatsache überrascht mich wirklich sehr, denn sie ist total talentiert und hat ein gutes Gespür für ihre Figuren.

Die Beschreibungen sind präzise, eindringlich und unmissverständlich. Das blanke Überleben in dieser Extremsituation ist in Perfektion ausgearbeitet. Ich hatte durchgehend das Gefühl als würde ich selbst hungern, nach Nahrung suchen und den Überlebensmodus einschalten müssen. Ich bin sehr froh, dass sich die Autorin für Maddy als Protagonistin entschieden hat. Ich hatte einen guten Draht zu ihr, konnte sie greifen und ihr Handeln nachvollziehen.


Fazit:
Der Aufbau, der Ablauf, die Wendungen, die Auflösung – alles passt einfach zusammen.
Ich hatte das Gefühl als hätte die Autorin wirklich an alles gedacht: Ekel, Ängste, Selbstversorgung, Hass und Neid, Kenntnisse und Fertigkeiten, praktische und/oder geringe Hilfsmittel, minimale grundlegende Ausrüstung und natürlich Nervenkitzel.

Abschließend kann ich sagen, dass diese Geschichte das perfekte Paradebeispiel dafür ist, wenn Menschen plötzlich zu Tieren werden. Für mich rundum gelungen. Dieser Thriller spielte sich die ganze Zeit wie ein Film in meinem Kopf ab. Mega!

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