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Veröffentlicht am 14.05.2018

Erinnerungsfetzen gesucht –Düsteres Psychothrill-Debüt mit interessanten Protagonisten

ESCAPE - Wenn die Angst dich einholt
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Eigentlich hat Laine Moreno längst aufgegeben. Seit zehn Jahren versucht die 23-Jährige zu vergessen, was man ihr angetan hat: Wie sie als Kind entführt und drei Jahre lang missbraucht wurde, bis ihr hochschwanger ...

Eigentlich hat Laine Moreno längst aufgegeben. Seit zehn Jahren versucht die 23-Jährige zu vergessen, was man ihr angetan hat: Wie sie als Kind entführt und drei Jahre lang missbraucht wurde, bis ihr hochschwanger die Flucht gelang. Dass man ihren Peiniger nie gefasst hat, weil sie sich nicht erinnern konnte. Dass ihre Tochter zur Adoption freigegeben wurde.

Doch als Laine eines Tages an einem Vermisstenplakat vorbeistolpert, starrt ihr die Vergangenheit mitten ins Gesicht: Die Gesuchte – Olivia Shaw, 10 Jahre alt – ist praktisch ihr Ebenbild. Um Olivia zu retten, muss Laine sich ihren Dämonen stellen – und einer Wahrheit über die Entführung, die sie zerstören könnte.

Die Autorin:

Nina Laurin, zweisprachige Kanadierin, studierte Creative Writing an der Concordia University in Montreal, wo sie derzeit auch lebt. Sie hat verschiedene Short Stories in Magazinen und Anthologien veröffentlicht. Ihre Gedanken über Bücher sind zu lesen unter: https://thrillerina.wordpress.com/blog/.

Reflektion:

Erst beim Schreiben der Rezension wird mir noch mal bewusst, dass es sich bei dem Psychothriller ESCAPE um ein Debüt handelt. Das erklärt, dass dieses Buch zwar recht spannend unterhält, aber der Feinschliff des Stils noch etwas auf der Strecke bleibt. Insgesamt aber, hat mich dieser Psychothriller sehr gut unterhalten, so dass ich mit Vorfreude einem weiteren Roman der kanadischen Autorin entgegensehe.

ESCAPE spielt fast ausschließlich in einer düsteren Stimmung. Diese entspricht gänzlich nachvollziehbar den Gedanken der Hauptfigur Laine, die drei Jahre lang in einem Keller gefangen gehalten und missbraucht worden ist. Heute, zehn Jahre nach ihrem Entkommen, quält sie sich beziehungslos regelrecht durch den Alltag. Sie versteckt ihre körperlichen Narben, lebt zurückgezogen und hinterlässt bei jedem dem sie begegnet einen äußerst unsympathischen Eindruck. Dies ist auch ein Schutzmechanismus, um niemanden zu nah an sich heran zu lassen. Die gewollt unsympathisch und menschenscheu gezeichnete Figur schleicht sich also nicht in die Herzen der Leser, doch mit voranschreiten der Handlung begreift man, warum die Tablettensüchtige Ella auch emotional derart vom Leben gezeichnet ist.

Laine ist überzeugt, dass ihr Entführer eines Tages wieder zuschlagen wird und sie im Keller ersetzen wird. Daher wälzt sie Vermisstenanzeigen, tummelt sich in Internet-Chats vergleicht Merkmale der Vermissten, bis sie sich sicher ist, dass er es nicht war.

Und dann plötzlich gibt es einen neuen Vermisstenfall. Laine ist sich sicher, dass er es war. Die von ihr angelegten Merkmale stimmen überein und sie weiß, dass nur sie dieses Mädchen retten kann.

Die Handlung wird von einem knisternden Spannungsfaden durchzogen. Nur kleinere, kaum nennenswerte Längen stören den Lesefluss, aber immer wieder hat man das Gefühl, es würden Dinge nicht harmonisch zu Ende erzählt. Dadurch erscheint die Story etwas unausgeglichen, aber dennoch habe ich dieses Buch fast wie einen Pageturner empfunden, da der Nervenkitzel, wohin die Reise geht einfach so angenehm geheimnisvoll und unvorhersehbar erschien. Für einen richtig guten Psychothrill fehlen diesem hier noch etwas Tempo und einige Nuancen Spannung und Thrill, aber dennoch gelingt es der Autorin, den Leser durch einen geschickten psychologischen Aufbau bis zum Schluss zu fesseln.

Fazit und Bewertung:

ESCAPE ist das Debüt der kanadischen Autorin Nina Laurin. Für einen richtig guten Psychothriller fehlen zwar noch einige Nuancen Thrill und Spannung, dennoch darf man einen psychologisch geschickt aufgebauten Thriller in düsterer Stimmung erwarten, der auf Grund der Unvorhersehbarkeit und interessanter Charaktere bis zu Letzt fesselt.

©nisnis-buecherliebe.de

Veröffentlicht am 30.04.2018

Geheimnisse – Lovestory, Drama und Krimi in einem

Kleine Feuer überall
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Es brennt! In jedem der Schlafzimmer hat jemand Feuer gelegt. Fassungslos steht Elena Richardson im Bademantel und den Tennisschuhen ihres Sohnes draußen auf dem Rasen und starrt in die Flammen. Ihr ganzes ...

Es brennt! In jedem der Schlafzimmer hat jemand Feuer gelegt. Fassungslos steht Elena Richardson im Bademantel und den Tennisschuhen ihres Sohnes draußen auf dem Rasen und starrt in die Flammen. Ihr ganzes Leben lang hatte sie die Erfahrung gemacht, »dass Leidenschaft so gefährlich ist wie Feuer«. Deshalb passte sie so gut nach Shaker Heights, den wohlhabenden Vorort von Cleveland, Ohio, in dem der Außenanstrich der Häuser ebenso geregelt ist wie das Alltagsleben seiner Bewohner. Ihr Mann ist Partner einer Anwaltskanzlei, sie selbst schreibt Kolumnen für die Lokalzeitung, die vier halbwüchsigen Kinder sind bis auf das jüngste, Isabel, wohlgeraten. Doch es brennt. Elenas scheinbar unanfechtbares Idyll – alles Asche und Rauch?

Die Autorin:

Celeste Ng (sprich: Ing) wuchs auf in Pittsburgh, Pennsylvania und in Shaker Heights, Ohio. Ng studierte in Harvard und machte ihren Master an der University of Michigan. Sie schrieb Erzählungen und Essays, die in verschiedenen literarischen Magazinen erschienen und mit dem Hopwood Award und dem Pushcart Prize ausgezeichnet wurden. 'Was ich euch nicht erzählte', ihr erster Roman, war ein New York Times-Bestseller, der, vielfach prämiert, in 20 Sprachen übersetzt wurde und auch verfilmt wird.

Reflektionen:

Shaker Heights in Ohio ist ein auf dem Reißbrett skizzierter Ort, in dem gut situierte amerikanische Familien wohnen und ein mehr als angenehmes Leben leben. Doch plötzlich steht Familie Richardsons vor ihrem brennenden Haus und ihre jüngste Tochter Izzy ist spurlos verschwunden.

Die Geschichte beginnt rückblickend ein Jahr zuvor. Im gemäßigten, aber angenehmen Tempo führt Celeste Ng den Leser in das Familienleben der Richardsons ein. Auch wenn in Shaker Heights das Zusammenleben aller harmonisch erscheint, sorgt die jüngste Tochter der Familie dafür, dass der Familienfrieden immer wieder erschüttert wird. Die tatsächlich zunächst unsympathisch wirkende 14jährige Izzy hat die Rolle des schwarzen Schafs in der Familie eingenommen. Sie tickt einfach anders, hält sich kaum an Regeln, sagt was sie denkt und reizt damit die Nerven der Familienmitglieder bis aufs Letzte.

Celeste Ng baut zuverlässig, Seite um Seite, eine psychologisch gut durchdachte Spannung auf, die den Leser in einen unwiderstehlichen Sog entführt, der immer wieder mit Wendungen einhergeht. Auf sanfte Weise und mit einer ansprechenden Portion Humor, entführt sie in das Leben dieser amerikanischen Familien, die letztendlich vor den tragischen Trümmern ihres Lebens stehen. Bis dahin aber, zeichnet Celeste Ng ein bewegendes Jahr.

Mia, Künstlerin und Fotografin, zieht mit ihrer Tochter Pearl fast rastlos von einem Ort zum anderen. Kaum sind sie irgendwo angekommen, packen sie schon wieder ihre sieben Sachen. Doch nach Ankunft in Shaker Heights verspricht sie ihrer jugendlichen Tochter, dass sie dieses Mal bleiben würden. Obwohl sie weder gesellschaftlich noch sozial in diesen beschaulichen Ort passen, knüpfen Mia und Pearl bald einen engen Kontakt zur Familie Richardson. Während Mia für die Richardsons arbeitet, schließt Pearl innige Freundschaften zu den drei jugendlichen Richardson Kindern.

Das Leben von Mia und Pearl unterscheidet sich extrem von dem der betuchten Richardsons. Langsam beginnen Konflikte zu schwelen, die beider Leben zunächst durcheinanderwirbeln, bis sie sie letztendlich erschüttern und in Tragik umwandeln.

Celeste Ng nimmt sich Zeit, den Leser langsam in die Geschichte hineinzuführen. Es gelingt ihr scheinbar spielend leicht, die Unterschiede der beiden Familienleben herauszuschreiben, so dass sie mit einer gesunden Portion Dramatik, die daraus entstehenden zwischenmenschlichen Konflikte, glaubwürdig erzählt. Die Prosa nimmt es mit einer emotionalen Lovestory, knisterndem Krimi und spannendem Drama auf. Der psychologische Aufbau ist gekonnt und mündet im Nervenkitzel und trotz, dass die Story eine Sogwirkung besitzt, kämpft man ab und an gegen Längen, die nur die interessanten Perspektivwechsel kaschieren können.

Celeste Ng besitzt einen angenehm flüssigen Schreibstil, der federleicht zu lesen ist. Die Figuren sind liebevoll bis detailliert gezeichnet und so umfassen sie interessante und facettenreiche Charakterzeichnungen.

Im Mittelpunkt stehen vor allem die Tochter-Mutter-Beziehungen, in denen Celeste Ng verdeutlicht, wie unterschiedlich die Herangehensweise von Konfliktlösungen sein können, die entsprechend des sozialen Umfelds und der jeweiligen Vergangenheit der Mütter nicht unterschiedlicher hätten sein können. Innerhalb der Perspektiven gewährt Celeste Ng immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit von Mia, die Pearl bis heute verschwiegen hat, wer ihr Vater ist und einige weitere Geheimnisse mit sich herumträgt.

Fazit und Bewertung:

Kleine Feuer überall ist ein beschaulicher, schöner und eher ruhiger Roman mit angenehmer Sogwirkung. In gemäßigtem Tempo taucht man ein in die Leben zweier amerikanischer Familien, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Die Prosa nimmt es mit einer emotionalen Lovestory, knisterndem Krimi und spannendem Drama auf. Der psychologische Aufbau ist gekonnt und mündet im Nervenkitzel. Einzig ein paar Längen stören die Spannung.

©nisnis-buecherliebe.de

Veröffentlicht am 08.04.2018

Handlettering Quick-Start-Block – Learning by doing oder ideales Geschenk für Handlettering-Anfänger

Handlettering. Der Quick-Start-Block
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Learning by doing! Dieses Kreativbuch vereint das Erlernen von Handlettering, das direkt im Buch ausprobiert werden kann, und die Umsetzung auf Karten, Anhängern und Postkarten. Vielfältige detaillierte ...

Learning by doing! Dieses Kreativbuch vereint das Erlernen von Handlettering, das direkt im Buch ausprobiert werden kann, und die Umsetzung auf Karten, Anhängern und Postkarten. Vielfältige detaillierte Erklärungen zu verschiedenen Aspekten der Schrift- und Buchstabengestaltung sowie zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten im Layout und viele weitere wichtige Informationen rund um das Trendthema Lettering machen den Quick-Start-Block Handlettering zu einem anschaulichen Grundlagenbuch für jeden, der auf kreativem Wege das Handlettering kennenlernen möchte. Learning by doing ergeben sich die Grundtechniken fast wie von selbst, sodass Sie schon bald eigene einzigartige Handlettering-Stücke anfertigen können. (Frech Verlag)

Die Autorin:

Ludmila Blum sitzt als Mutter von drei Kindern häufig mit Stift und Papier zwischen Bergen von Kinderspielzeug – sie kann einfach nicht von ihrer kreativen Ader lassen. Mit ihrem Blog Bunte Galerie (bunte-galerie.de) möchte sie nicht nur inspirieren, sondern auch zum Mitmachen motivieren. Sie beschäftigt sich dort mit den vielfältigen Aspekten des Letterns und zeigt anhand zahlreicher Tutorials und Anleitungs-Videos, wie originelle Handlettering-Unikate entstehen. (Quelle: Amazon)

Reflektionen:

Autorin und Bloggerin Ludmila Blum hat mit ihrem Handlettering Quick-Start-Block ein schönes Buch veröffentlicht, dass den Handlettering-Anfänger dazu einlädt, direkt mit dem Handlettering zu beginnen. Aber dieses Buch macht nicht nur den Einstieg in die Kunst der schönen Buchstaben leicht, sondern eignet sich hervorragend als Geschenk-Idee für Schriftkunst-Begeisterte. Es enthält zahlreiche Vorlagen, wie Lesezeichen, Postkarten und Geschenkanhänger, die man aus dem Buch zum Verschenken heraustrennen kann.

Ludmilla Blum beginnt darin mit sogenannten Aufwärmübungen, um das Muskelgedächtnis für Stift-Haltung und Führung zu trainieren. Es folgen drei Druckschrift-Alphabete und ein Beispiel, wie man Schriftgrößen miteinander kombiniert. Kurz wird das Buchstaben-Skelett erklärt und es folgen wunderschön gezeichnete Buchstaben, die Ludmilla Blum mit Schmuckelementen verziert hat. Dreidimensionale Buchstaben oder eine Serifenschrift laden dazu ein, aus seinem Vornamen ein Kunstwerk zu zeichnen.

Aufwärmübungen für das Schreibschriftalphabet, Beispiele für elegante Buchstaben und ein Monoline-Skript-Alphabet führen auf den folgenden Seiten zu Schattenbuchstaben und Ideen für selbstkreierte Postkarten. Im Kapitel Faux Calligraphy (falsche Kalligrafie) zeigt Ludmila Blum anhand von Schritt für Schritt Beispielen, wie man die Faux Calligraphy anwendet, bevor ein paar Füllmuster und Hintergründe für Buchstaben & Co., sowie lustige Buchstaben die nächste Seite zieren.

Auch Zahlen und eine kurze Einführung ins Brush Lettering wird man in diesem kleinen Buch nicht missen. Ludmila Blum erklärt Aufwärmübungen mit dem Brushpen und zeigt ein Klein- und Großbuchstaben-Brush Alphabet.

Schriftzüge der Monats- und Tagesnamen, Beispiele für Einladung, Gutschein, Glückwunsch, Urkunde, Schattenbuchstaben, Schnörkel, Schmuckelemente und Co. bieten dem Handlettering-Newbie viel Inspiration.

An Hand der liebevoll gestalteten Lettering-Bilder, kann man Ludmila Blums kurzgefassten Erläuterungen gut folgen, so dass man als Newbie erste Letterings zeichnen kann und einen ersten Eindruck von den vielfältigen Möglichkeiten der Handlettering-Kunst erhält. Wer es gern etwas ausführlicher mag, wird mit diesem Buch jedoch nicht ganz glücklich.

Fazit und Bewertung:

Der Handlettering Quick-Start-Block, mit vielen Vorlagen zum heraustrennen, ist ein guter learning by doing Einstieg für Handlettering-Interessierte und Anfänger und eine schöne Geschenk-Idee. Die kurz gefassten Texte und die liebevoll gestalteten Lettering-Bilder liefern einen ersten Eindruck von den vielfältigen Möglichkeiten der Handlettering-Kunst.

©nisnis-buecherliebe.de

Veröffentlicht am 05.04.2018

Champagne Room - Authentischer Ermittler-Krimi mit beklemmendem Bezug zu skrupelloser Schleuser-Kriminalität

In eisiger Nacht
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London, an einem frostigen Wintermorgen. Bei einem Einsatz erwartet Detective Max Wolfe ein schrecklicher Anblick: In einem Kühllaster liegen zwölf erfrorene Frauen. Offenbar hatten sie noch versucht, ...

London, an einem frostigen Wintermorgen. Bei einem Einsatz erwartet Detective Max Wolfe ein schrecklicher Anblick: In einem Kühllaster liegen zwölf erfrorene Frauen. Offenbar hatten sie noch versucht, sich aus ihrem eisigen Gefängnis zu befreien – vergeblich. Alles deutet darauf hin, dass sie von Schleusern illegal ins Land geschafft wurden. Doch warum mussten sie sterben? Als man im Führerhaus des Lasters nicht zwölf, sondern dreizehn Pässe entdeckt, schöpft Max Hoffnung: Wo ist die dreizehnte Frau? Lebt sie vielleicht noch? Auf der Suche nach ihr tauchen Max und seine Kollegen tief in die dunkle, gefährliche Welt des Menschenhandels ein – und nicht jeder von ihnen wird lebend zurückkehren ...

Ein neuer Fall für Max Wolfe aus der Feder von SPIEGEL-Bestsellerautor Tony Parsons

Der Autor:

Tony Parsons wurde am 6. November 1953 in Romford, Essex (UK), als einziges Kind einer Arbeiterfamilie geboren. Nach seinem Schulabschluss begann er seine Freizeit für seine literarische Begabung zu nutzen und veröffentlichte eine Untergrundzeitung, die er „Skandalblatt“ nannte.

1974 schrieb er seinen ersten Roman The Kids der im Jahr 1976 bei New English Library Ltd. erschien. Der gewünschte Erfolg trat nicht mit der ersten Buchveröffentlichung ein und so bewarb sich Tony Parsons 1976 bei NME, um in der Folge drei Jahre über neue Musikerscheinungen und Bands zu schreiben (darunter The Clash, Sex Pistols, Blondie, David Bowie, u.v.m.). In den 1980er Jahren schlug sich Parsons als freiberuflicher Autor durch, bis er 1990 Bare (Penguin Books Ltd), eine Autobiographie über den Sänger Goerge Michael veröffentlichte. In den 90er Jahren begann er für einige britische TV-Formate zu arbeiten und startete bei The Daily Telegraph als Kolumnist.

Er lebt mit seiner Frau, ihrer gemeinsamen Tochter und ihrem Hund in London. Sein erster Kriminalroman Dein finsteres Herz mit Detective Constable Max Wolfe wurde von der Presse frenetisch gefeiert. (Quelle: Bastei Lübbe)

Reflektionen:

In eisiger Nacht ist der zweite Kriminalroman um Max Wolfe, den ich von Tony Parsons gelesen habe. Meine Erwartung an einen neuen Fall für den sympathischen Ermittler war recht hoch, doch hinsichtlich der Spannung hat es Tony Parsons diesmal nicht geschafft, mich mit Haut und Haaren zuverlässig zu fesseln.

Die Handlung dreht sich um illegale Einwanderer und skrupellose Schleuser. Ein zeitaktuelles, brisantes Thema, das uns fast täglich in den Nachrichten begegnet, so dass wir alle emotional berührt und auch geistig vorbelastet sind. Bereits während des Prologs bündelt Tony Parsons diese beklemmenden Emotionen und nutzt sie, als ein Kühltransporter mit Flüchtlingen an Bord entdeckt wird und nur eine junge Frau den Kältetod überlebt.

Schockiert und mit der kaltblütigen Gleichgültigkeit der Schleuser konfrontiert, die Menschen wie Vieh transportieren und nur rein wirtschaftliche Interessen haben, gelingt der Einstieg in die beklemmende Geschichte zunächst voller Tempo. Die Spannung ist hoch und sie knistert, da die dramatischen Geschehnisse nicht packender und authentischer hätten erzählt werden können. Neben den gesellschaftskritischen Aspekten gewährt Tony Parsons mit seiner glaubhaft inszenierten Geschichte tiefe Einblicke in die Welt und Denkweisen der widerwärtigen Kriminellen, die die Menschlichkeit nur für sich in egoistischer Weise beanspruchen, niemals aber für ihre Flüchtlingsfracht.

Die Handlung beziehungsweise das Thema dieses Ermittler-Krimis Handlung verbirgt schon viel Potenzial für Spannung und Brisanz, doch die Spannungskurve agiert leider nicht durchgängig auf einem hohen Niveau.

Abseits typischer Ermittlerklischees ist die angenehme Figur des Detective Max Wolfe sympathisch, feinfühlig und verantwortungsbewusst. Es gibt um ihn kaum Aufregung. Keine Alkohol- und Drogenprobleme und auch keine Beziehungskrise und doch gelingt es dem Autor Max Wolfe als interessanten, lesenswerten Charakter darzustellen. In diesem Band jedoch, ist ein wenig zu viel Privates präsent, das weder der Spannung noch der Handlung dienlich wäre. Trotzdem, oder besser, genau deswegen erscheint Max Wolfe viel blasser als andere Figuren, die Tony Parson in gewohnter Manier sehr fein und ausführlich gezeichnet hat.

In eisiger Nacht ist ein etwas komplexer Kriminalroman, da die Aktion reichen Szenen durch die Perspektiven springen. Wer da nicht am Ball bleiben kann, der könnte den Faden schnell verlieren. Die Sprache Tony Parsons ist bildhaft, reich an Details und sehr lebendig, so dass ein flüssiges Lesen für jedermann möglich ist. Sein Stil ist mit zahlreichen Metaphern gesegnet, die in vielen Sätzen zum literarischen Augenschmaus werden.

Für mich persönlich ist der Kriminalroman In eisiger Nacht ein guter, lesenswerter Ermittler-Krimi mit einer interessanten Handlung und einem gut inszenierten klaren Bezug zur Realität, doch insgesamt wird er keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen und das Gelesen wird leider bald in meinen Gedanken verpuffen.

Fazit und Bewertung:

Lesenswerter Ermittler-Krimi, der sich thematisch mit skrupellosen Schleusern und illegalen Einwanderern befasst und eine beklemmende Stimmung projiziert. Die Spannung, die anfangs geschickt aufgebaut wird, kann jedoch nicht gehalten werden. Insofern geht es deutlich gemäßigter zu, als in den Vorgänger-Bänden Tony Parsons um den sympathischen Ermittler Max Wolfe.

©nisnis-buecherliebe.de

Veröffentlicht am 04.04.2018

Ein Netz aus Lügen und eine Spirale der Gewalt - Das soll ein Debüt sein? Unfassbar gut, äußerst intelligent, authentisch und verdammt brutal.

Herzschlag der Gewalt
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Alexander Hartmann führt ein gefährliches Doppelleben: Vordergründig ein harmloser Frachtpilot, übernimmt er immer wieder riskante Aufträge für den deutschen Geheimdienst. Dann verliebt sich der Agent ...

Alexander Hartmann führt ein gefährliches Doppelleben: Vordergründig ein harmloser Frachtpilot, übernimmt er immer wieder riskante Aufträge für den deutschen Geheimdienst. Dann verliebt sich der Agent in die ahnungslose Valentina. Um sie nicht zu gefährden, will er aussteigen. Doch der Chef des Bundesnachrichtendienstes weiß von seiner kriminellen Vergangenheit und erpresst ihn: Knast oder Kooperation für einen letzten Fall.

Hartmann hat keine Wahl. Er muss den hochbrisanten Auftrag annehmen, um nicht für Jahre hinter Gittern zu verschwinden, und noch wichtiger, um nicht die Liebe der gesetzestreuen und pazifistischen Valentina zu verlieren. In Nairobi planen somalische Terroristen einen perfekt inszenierten Massenmord auf eine deutsche Einrichtung. Hartmann soll den Anschlag verhindern und die Drahtzieher überführen. Doch zu spät erkennt er die wirklichen Hintergründe des Anschlags. Die unglaubliche Wahrheit bringt auch Valentina in Gefahr. Es entbrennt ein Kampf gegen menschliche Gier und Machtgelüste. Ein Kampf ums nackte Überleben und um Gerechtigkeit.

Der Autor:

Matthias Soeder, geboren in Schweinfurt am 6. März 1962, hat mit dem Schreiben von Büchern seine neue Leidenschaft entdeckt.
Nachdem er 12 Jahre als Soldat diente, wurde er Verkehrspilot. Seit nunmehr 19 Jahren arbeitet er bei der Frachtfluggesellschaft Cargolux. Von Luxemburg aus fliegt der Kapitän den Jumbo im weltweiten Einsatz.

Bei der ‚Schule des Schreibens’ absolvierte er ein zweijähriges Fernstudium im Fach Belletristik. Dort wurde er mit einer Kurzgeschichte zum Förderpreis nominiert.

Im Sommer 2016 wurden in der Anthologie ‚Das letzte Date’ fünf seiner Kurzgeschichten veröffentlicht. In seinem ersten Buch ‚Herzschlag der Gewalt‘ vermischt Matthias Soeder persönliche Erlebnisse mit tatsächlichen weltpolitischen Ereignissen und einer gehörigen Portion Fantasie. In dem Thriller geht es um einen Frachtpiloten, der als Geheimagent einen Terroranschlag in Nairobi verhindern muss.

Beim Schreiben des Thrillers konnte Matthias Soeder auf seine Expertise als Frachtpilot zurückgreifen. Die im Buch erwähnten Schauplätze hatte er alle selbst besucht. Er verbrachte viel Zeit in Kenia, dem Land, in dem ein Großteil der Handlung spielt. Be der Recherche wurde er in Nairobi vom Militär verhaftet und er musste sich freikaufen. Im Somalierviertel ‚Eastleigh‘ konnte er im letzten Augenblick vor einer Horde betrunkener Somalier flüchten. Auch in ‚Kibera‘, einem der größten Slums der Welt, wurde er verfolgt. Doch der Einsatz hatte sich gelohnt. Soeder gewann einen tiefen Einblick in das Leben der Somalier in Nairobi. Das Ergebnis seiner Recherche konnte er gut in seinem Thriller "Herzschlag der Gewalt" verarbeiten. (Quelle: Amazon)

Reflektion:

Superlativen gehören tunlichst nicht in eine gute Rezension, denn eine Rezension sollte auf sachliche Weise Leser darüber informieren, was man inhaltlich von einem Buch erwarten darf. Bei Matthias Soeders Debüt-Thriller Herzschlag der Gewalt fällt es mir jedoch sichtlich schwer das Gelesene zu rezensieren, ohne meine persönliche Begeisterung für diesen Thriller durchklingen zu lassen. Also lassen wir mal eine gute Rezension eine gute sein.

Herzschlag der Gewalt ist einfach großartig, aber alles andere als einfach, sondern äußerst intelligent, komplex und anspruchsvoll. Knallhart und brutal, so dass Zartbesaitete besser die Finger von diesem Thriller lassen. Es ist nicht das Blutvergießen, dass man verdammt brutal empfindet, sondern das Paket von allgemeiner Gewaltbereitschaft, teils ganzer Gesellschaften, die durch die Seiten knistert.

Wer es versteht zwischen den Zeilen zu lesen und darauf brennt Tiefe in der Handlung und in den Charakteren zu erkennen, der wird mit authentischer Gesellschaftskritik und globalen Konflikten konfrontiert und vor allem mit Figuren, die durch ein schicksalsträchtiges Leben gebrandmarkt, gezeichnet und geformt sind.

Es gehört viel dazu, mich persönlich verlässlich auf jeder Seite zu fesseln und zu packen. Matthias Soeder ist es jedoch kontinuierlich gelungen, denn sein Handlungsaufbau empfand ich verdammt intensiv und unglaublich interessant. Äußerst intelligent spielt Matthias Soeder mit zunächst zwei parallelen Erzählsträngen. Er erzählt zwei Geschichten nebeneinander, während er seine beiden Hauptfiguren langsam und reich an Details entwickelt. Langsam aber nicht im Sinne von zu langsam, sondern im Sinne von intensiv, genau und tiefgründig. Als Leser wächst man auf diese Weise in die dynamische, gewissenhaft recherchierte Story hinein und erhält ein authentisches und glaubhaftes Gesamtpaket voller Wissen, Hintergründen und Tragödien, warum das Leben sie so und nicht anders geformt hat und das in rasantem Tempo.

Man kann erahnen, dass beide Erzählstränge ineinanderlaufen werden, man spinnt seine Ideen im Kopf und doch kommt es anders. Dadurch dass Matthias Soeder die Legenden in frühen Jahren der Figuren beginnt, erlebt man sie sehr existent. Auch wenn die Figuren teils eine hohe Gewaltbereitschaft besitzen, wecken sie auch zahlreiche feinfühlige Emotionen, vorausgesetzt man erfasst die Tiefe der Handlung und das hat mich unglaublich fasziniert.

Herzschlag der Gewalt ist, kaum zu glauben, ein Debüt. Unverständlich, dass nicht längst ein großer Verlag laut hiergeschrien hat, diesen brisanten Thriller zu verlegen, denn inhaltlich punktet dieser mit allen Elementen, die ein Thriller-Herz rasant pulsieren lassen. In angenehm flüssiger Sprache und mit einem guten Gespür für Ausdruck und Klarheit liest sich dieser Thriller äußerst süffig. An manchen Stellen würde ich mir noch einen sprachlichen Feinschliff wünschen, so dass Sätze etwas vollmundiger und noch runder werden, aber ich bin absolut sicher, dass Matthias Soeder bei seinem nächsten Buch sein literarische Potenzial voll ausschöpfen wird und aus diesem Grund ist Herzschlag der Gewalt für mich ein verdienter fünf Sterne Thrill.

Fazit und Bewertung:

Herzschlag der Gewalt von Matthias Soeder ist ein unglaublich spannender und packender Thriller, der gesellschaftskritisch, und globale Konflikte betrachtend, interessante Figuren formt und entwickelt, die durch den intelligenten Aufbau der Handlung bedeutsam existent sind. Dieses Debüt hat mich sehr gefesselt und in seiner Tiefe beeindruckt.

Leseempfehlung.

©nisnis-buecherliebe.de