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Norbert_H

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.02.2021

Spannender Dritter Teil

NEBEL
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Ich habe mich auch auf den dritten Teil gefreut und bin nicht enttäuscht worden. Nochmal zur Erinnerung, wird diese Trilogie rückwärts erzählt, was es für mich anfangs nicht ganz einfach gemacht hat, ...

Ich habe mich auch auf den dritten Teil gefreut und bin nicht enttäuscht worden. Nochmal zur Erinnerung, wird diese Trilogie rückwärts erzählt, was es für mich anfangs nicht ganz einfach gemacht hat, die Zeitstränge und Handlungen in die richtige Reihung und gedanklich gleich zu erfassen. Gerade in Band zwei fand ich es Anfangs verwirrend. Aber hier in Teil III gelingt mit dies quasi optimal.

Ich bin absolut ein Fan von dieser Trilogie, denn es ist wie mit einem Puzzle; man hat viele verschiedene Teile und doch geben sie gemeinsam zum Schluss ein Bild; das große Ganze.

Ragnar Jónasson schafft es wieder, mich durch seinen unaufgeregten und ruhigen und trotzdem spannenden Schreibstil zu fesseln. An dieser Stelle auch einmal ein großes Dankeschön an den Übersetzer Andreas Jäger.
Die kurzen Kapitel liegen mir total und Stück für Stück, wie auch in den ersten beiden Teilen, wird die Geschichte spannender. Gerade durch die mit- und in sich verwobenen Handlungs- und Zeitstränge und durch die, mir ans Herz gewachsene Protagonisten Hulda bleibt der Fall um den es hier im dritten Teil geht, meines Erachtens bis zuletzt undurchsichtig, spannend und dubios. Manche Informationen in der ersten Hälfte des Buches erscheinen zunächst wieder belanglos und unwichtig und ich habe mich gefragt, was ich mit der Information anfangen soll, aber diese Infos sind dann in der zweiten Hälfte wiederum wichtig und somit geht das für mich voll in Ordnung.

Ich mag die Kommissarin Hulda Hermannsdóttir, den Schreibstil von Ragnar Jónasson und die anfängliche Unaufgeregtheit dieses Buches. Für mich ein wirkliches das beste Buch dieser Trilogie und im Gesamtbild eine wirklich empfehlenswerte, rückwärts erzählte Trilogie. Eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 18.02.2021

Insgesamt gut, aber mit Schwächen

Long Bright River
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Ich muss sagen, daß mich kaum ein Buch so hin- und hergerissen hat, wie dieser Roman. Einerseits wollte ich schon bei der Hälfte abbrechen, aber Dank einer lieben Blogger-Freundin, welche mich zum Durchhalten ...

Ich muss sagen, daß mich kaum ein Buch so hin- und hergerissen hat, wie dieser Roman. Einerseits wollte ich schon bei der Hälfte abbrechen, aber Dank einer lieben Blogger-Freundin, welche mich zum Durchhalten ermutigte, habe ich es dann fertig gelesen und bin nicht ganz so enttäuscht, als zu Beginn. Allerdings blieb der Roman ein Stückweit hinter meinen Erwartungen.

Aber erst einmal zur Story:

Es geht um zwei Schwestern in Philadelphia, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch sind die beiden scheinbar durch ein unsichtbares Band eng miteinander verbunden. Die eine ist Mickey, eine Streifenpolizistin, alleinerziehend und die andere ist Kacey, drogenabhängig, verdient ihr Geld mit Prostitution und lebt auf der Straße. Kacey steht in Mickeys Revier auf der Straße und so kann Mickey während ihres Dienstes immer ein Auge auf ihre Schwester werfen, auch wenn beide so gut wie keinen Kontakt mehr zueinander haben. Doch plötzlich ist Kacey verschwunden und gleichzeitig häufen sich die Morde an jungen Prostituierten. Grund genug für Mickey, sich auf die Suche nach ihrer Schwester zu machen, die sich aber scheinbar gar nicht finden lassen will.

Grundsätzlich ein guter Stoff für einen Roman. Das Cover finde ich ansprechend, und hat mich u.a. mit dazu bewegt, das Buch zu kaufen. Die Kapitel sind aufgrund ihrer Länge ok. Der Roman spielt zeitlich in zwei Ebenen und danach sind auch die Kapitel benannt, nämlich ganz einfach in „damals“ und „jetzt“. Wie die Namen schon sagen, wird die Geschichte der beiden Schwestern von Damals und Jetzt im Wechsel erzählt, was gut ist, denn so erfahre ich Stück für Stück, warum sie so sind, wie sie sind. Der Schreibstil ist flüssig und gut, konnte mich aber dennoch nicht begeistern. Gerade in der ersten Hälfte war mir zu wenig los und für mich määnderte die Geschichte so durch das Tal der Langatmigkeit und ich musste mich immer wieder aufraffen um weiterzulesen. Die Morde an den jungen Prostituierten werden eher beiläufig behandelt und ermittelt, denn im Vordergrund steht tatsächlich die (Familien)Geschichte der Beiden. Das hat mich etwas genervt. Allerdings, wenn man das Buch geduldig weiterliest, ergeben die vielen Puzzleteile eben das große Ganze.

In der zweiten Hälfte nimmt der Roman für mich endlich an Fahrt auf, und auch die zu Anfangs vermisste Spannung nimmt stetig zu.

Gut gefallen haben mir die Wendungen in der zweiten Hälfte, mit denen ich so nicht gerechnet hatte und die mich dann doch noch etwas begeistern konnten.

Im Großen und Ganzen ist der Roman ok hatte aus meiner Sicht in der ersten Hälfte so seine Längen, hat mich aber ab der zweiten Hälfte gut unterhalten. Es ist für mich aber leider kein Pageturner.

Danke nochmal an Tatjana, die mich dazu ermutigt hat bis zum Schluss durchzuhalten😉!

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Veröffentlicht am 11.02.2021

Eine ruhige liebenswerte Geschichte

Nonna
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Ich habe mich für dieses Buch entschieden, da ich lange in Italien gelebt habe und gerade in dieses Zeiten meine Sehnsucht nach Italien sehr groß ist. Ich habe wieder einmal Fernweh und zugleich etwas ...

Ich habe mich für dieses Buch entschieden, da ich lange in Italien gelebt habe und gerade in dieses Zeiten meine Sehnsucht nach Italien sehr groß ist. Ich habe wieder einmal Fernweh und zugleich etwas Heimweh nach Italien. Nie habe ich mich irgendwo wohler gefühlt als dort.

Kurz zum Inhalt:

Thomas De Padova verbrachte seine Sommer stets in einem Dorf am Meer in Apulien, dort wo schon sein Vater, sein Großvater und sein Urgroßvater geboren wurden. Alle verließen jedoch das Dorf in Italien auf der Suche nach einer neuen Existenz. Lediglich seine Oma, die Nonna ist geblieben. Aber warum? Ganz allein sitzt sie in ihrem dunklen Haus, ganz in schwarz gekleidet und wartet jeden Sommer auf den Besuch ihres Enkels Thomas de Padova.

Das Cover gefiel mir gleich sehr gut, weckt es doch Erinnerungen in mir. Dem Autor gelingt durch seinen wunderbaren Schreibstil eine bezaubernde Geschichte. Ich spüre gleich bei der Beschreibungen des Dorfes, der Gegend und der Menschen dort, die Verbundenheit des Autors mit der Heimat seiner Väter.

Auch ist die Nonna sehr gut und detailliert, mit viel Empathie beschrieben und ich sehe sie quasi vor mir, kann den Geruch, welcher sich durch das kleine Haus zieht riechen, die Stimmung dort regelrecht spüren, höre die Geräusche im und um das Haus und doch fühle ich etwas Bedrückendes.

Die Nonna passt nicht mehr in diese Zeit, so glaubt man. Doch wer sich einmal auf den Weg in den Süden Italiens macht und auch mal fernab der Touristenströme das Land erkundet, wird merken, dass es sie wirklich gibt. Diese Menschen, die allein vor ihren Häusern sitzen, sinnieren und dennoch mit sich scheinbar im Reinen sind und in ihrer eigenen kleinen Welt doch zufrieden wirken.

Zunächst war mir die Nonna nicht wirklich sympathisch, was sich aber im Verlauf der kurzen Geschichte bald legt. Ich mag sie, je weiter ich lese. Und es schweben die ganze Zeit die Fragen über der Geschichte: Warum ist sie allein in Italien zurück geblieben, warum ist sie mit ihrem Mann zusammen geblieben, ja warum haben sie damals überhaupt geheiratet? Thomas de Padova versucht in Gesprächen mit seiner stets wortkargen Nonna all diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Wir erfahren die Geschichte seiner Vorfahren, vieles über das Leben im Dorf der Nonna und auch über die Nonna selbst.

Es ist ein einfühlsames Werk, das leise und sehr emotional geschrieben ist und mich mitnimmt in eine ganz bezaubernde Gegend Italiens. Allerdings erschließt sich mir des Rätsels Lösung nicht wirklich und auch der Schluß lässt mich etwas ratlos und allein zurück.

Ich bin noch hin und hergerissen ob des Schlusses im Buch. Auch wenn ich am Ende nicht hundertprozentig zufrieden zurückbleibe, hat mich der Autor ein Stück weit mit nach Italien genommen und ich bin dankbar dafür, aber mein Heimweh ist dadurch wieder etwas größer geworden.

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Veröffentlicht am 09.02.2021

Spannend, wie geniale Geschichte

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
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Auf dem Anwesen der Familie Hardcastle. Soll ein Maskenball stattfinden. Geladen sind Gäste aus der High Society mit all ihren dunklen Geheimnissen. Kurios ist, dass am Ende des Tages, Evelyn Hardcastle, ...

Auf dem Anwesen der Familie Hardcastle. Soll ein Maskenball stattfinden. Geladen sind Gäste aus der High Society mit all ihren dunklen Geheimnissen. Kurios ist, dass am Ende des Tages, Evelyn Hardcastle, die Tochter der Gastgeber sterben wird. Und dies geschieht, ähnlich wie beim Murmeltiertag, nicht nur einmal, sondern immer und immer wieder, bis…..tja bis wann? Das erfahrt ihr, indem ihr das Buch lest. 😉

Soviel erstmal zur Geschichte. Ich dachte ja zunächst, ja klar – eine Kopie des Murmeltiertages – nur mit Tod am Ende. Aber weit gefehlt.

Dem Autor Stuart Turton gelingt hier mit seinem Debüt eine absolut phantastische und spannende, völlig irre Geschichte, denn Evelyn Hardcastle stirbt nicht nur jeden Tag, sondern Aiden Bishop erlebt diesen Tag auch jedes Mal wenn er einschläft und wieder aufwacht neu, allerdings dann jedesmal in dem Körper eines anderen Gastes. Und nun hat er nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Aufgabe den Tod aufzuklären; jeweils aus der immer anderen Sichtweise und mit immer anderen Informationen, denn die betreffenden Personen in denen er erwacht, wahren scheinbar alle ein eigenes Geheimnis, oder haben scheinbar etwas zu verbergen und alle haben ein ganz eigenes Verhältnis zur Familie Hardcastle. Es beginnt eine spannende und rasante Jagd nach Informationen zur Klärung des Todes, denn Aiden Bishop hat nur eine bestimmte Anzahl an „Gästen“, die ihm zur Verfügung stehen und nicht unendlich viel Zeit um den Fall aufzuklären und nicht alle Personen in denen er erwacht, erweisen sich auf den ersten Blick als hilfreich.

Ich muss sagen, die anfängliche Skepsis musste gleich nach wenigen Seiten der Spannung und meiner Neugierde Platz machen. Ich hab das Buch verschlungen. Es ist für mich von vorn bis hinten spannend und wirklich clever. Es ist genial durchdacht, treibt mich in den Wahnsinn ob der Sprünge durch Zeit und Raum, aber lässt mich beharrlich und fasziniert dran bleiben, da ich ja wissen will, in welcher Person erwacht er als nächstes oder evtl. ein zweites Mal und welche Informationen erhält er auf seiner Suche nach der Wahrheit. Wer ist ihm wohl gesonnen und wer würde ihn am liebsten beseitigen? Und warum ist er überhaupt vor Ort und wer hat ihn überhaupt dorthin geschickt?

Der Schreibstil ist kurzweilig und sehr flüssig, die Kapitel sind auch recht kurz, was mir immer sehr gut gefällt. Die Sprache passt zu einem scheinbar britischen, adeligen Schauplatz, und holt mich absolut gut und glaubwürdig ab und durch die Überschriften der einzelnen Kapitel, weiß ich sofort, wo ich mich befinde.

Ja ich gebe zu, es ist etwas anstrengend mit der Geschichte und den Zeitsprüngen mitzuhalten, da es auch wirklich sehr sehr viele Protagonisten sind, die mir im Buch begegnen und ebensoviele Schauplätze, denn so ein Anwesen ist scheinbar recht groß.

Aber da muss ich sagen, bitte haltet durch, denn es lohnt sich wirklich. Das Buch bleibt spannend bis zum Schluss, hat soviel verschiedene Charaktere, so viele Wendungen, dass es mir zuweilen schwindlig wird und ich auch genauso erschöpft zu sein scheine, wie Aiden Bishop. Ich fühle auf jeder Seite mit ihm, zitter mit ihm, fürchte mich mit ihm und bin der Wahrheit mit ihm zusammen auf der Spur.

Das Ende ist ebenso unerwartet wie genial, denn dies ist ebenso durchdacht und in sich schlüssig. Mich lässt das Buch etwas erschöpft aber total positiv überwältigt zurück.

Ich verstehe gar nicht, wie mir dieses Buch nicht schon viel eher aufgefallen ist. Hier eine großes Dankeschön an Phil für die Empfehlung auf deinem YouTube-Kanal. Ohne dich hätte ich das Buch nie gelesen!

Und es ist nicht nur meine klare Leseempfehlung sondern wird definitiv eins meiner Lesehighlight in 2021 sein!!

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Veröffentlicht am 03.02.2021

Ein leises, wortgewaltiges Meisterwerk

Winterbienen
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Zur Geschichte:

Es geht um Egidius Arimond, ein Schullehrer in den Jahren 1944/45. Mitten in den Wirren des 2. Weltkrieges in Kall; ein kleiner beschaulicher Ort irgendwo in der Eifel. Hier wohnt Egidius ...

Zur Geschichte:

Es geht um Egidius Arimond, ein Schullehrer in den Jahren 1944/45. Mitten in den Wirren des 2. Weltkrieges in Kall; ein kleiner beschaulicher Ort irgendwo in der Eifel. Hier wohnt Egidius und darf aufgrund seiner Epilepsie nicht mehr unterrichten. Mit seiner Krankheit taugt er nicht einmal für den Kriegsdienst, wie sein Bruder Alfons, der ein erfolgreicher Kampfpilot ist und so widmen er sich eben seinen Bienen, die er von seinem Vater nach dessen Tod übernommen hat. Egidius schmuggelt aber auch Flüchtlinge mit Hilfe seiner Bienenkästen über die Grenze und findet auch an den Frauen im Dorf gefallen, deren Ehemänner in den Krieg ziehen mussten. Ein gefährliches Unterfangen, da er sich eines Tages auch noch mit Charlotte, der Ehefrau des NSDAP-Kreisleiters einlässt.

Norbert Scheuer gelingt hier ein großartiger Roman, der mit ganz leisen Tönen auskommt und als Tagebuch geschrieben ist.

Ich habe die Lizenzausgabe der Büchergilde Gutenberg und der Einband ist aus feinem Leinen gearbeitet. Lesekultur pur. Der honigfarbene Schutzumschlag ist einfach aber ansprechend gestaltet.

Da der Roman als Tagebuch und dazu in der „Ich-Form“ geschrieben ist, habe ich schon nach wenigen Seiten das Gefühl, dass ich selbst der Verfasser bin. Einfühlsam, wortgewaltig und mit Liebe zum Detail beschreibt er den täglichen Ablauf unseres Protagonisten ohne jemals langweilig oder langatmig zu wirken.

So z.B.:

„Der Himmel ist grau wie Zement, die Wolken hängen tief, sodass man fürchtet, sich irgendwo weit entfernt am Horizont den Kopf zu stoßen“ (S. 26).

Großartig beschreibt Norbert Scheuer auch wie sich die krankheitsbedingten Anfälle seines Protagonisten ankündigen:

„Gestern hatte ich nach langer Zeit wieder einen epileptischen Anfall; er kündigte sich an wie ein Windhauch, als triebe ich an einem Sommertag auf einem Segelboot langsam aufs Meer hinaus“. (S. 39)

Er beschreibt die für Egidius immer schlechter und schwieriger werdende Situation im Dorf und den damit verbundenen Anfeindungen, parallel dazu das Leben seiner Bienen, so detailliert und kräftig, ja gefühlvoll und das Ganze völlig unaufgeregt und mit einer ganz leisen Stimme, dass es eine wahre Freude ist, es zu lesen. Wir tauchen tief ein in das Leben des Protagonisten und die damalige Situation zusammen mit den damit verbundenen Sorgen und Nöten der Menschen.

Mehr will ich über den Inhalt nicht verraten.

Die Danksagung am Ende ist meines Erachtens wichtig gelesen zu werden. Am Ende lässt mich das Buch nachdenklich, ja sogar ein wenig melancholisch, aber keineswegs traurig zurück. Ich wäre gern länger geblieben.

Eine ganz klare Leseempfehlung.

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